Die Gestalt Filip Latinovicz als Künstlerfigur


Seminararbeit, 1999

16 Seiten, Note: 2-


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Aufbau und Fragestellung
1.2 Über die allgemeine Relevanz

2 Europäischer und kroatischer Kontext
2.1 Der Roman im Kontext anderer Künstlerromane
2.1.1 Parallele Filip Latinovicz und Leone Glembay
2.2 Künstler aus Krleža’s Sicht

3 Wortkunst und Bildkunst
3.1 Der Roman als ständige Bildausstellung
3.2 Fauvismus – Die Richtung in der bildenden Kunst
3.3 Filip als homo aesteticus – Kontrast zwischen der Berufung und der Gesellschaft
3.4 Filips unkontrollierbare Wahrnehmung der Welt
3.5 Realisierte, angefangene und nichtrealisierte Bilder

4 Philosophische Ansicht des Romans
4.1 Filips Künstlertum
4.2 Bobočka – Motiv zur Schaffenskraft
4.3 Kyriales – Motiv zur Schaffenskrise
4.4 Nietzsche‘s und Krleža‘s Künstlertypen im Vergleich

5 Malen oder nicht? – ein offenes Ende

Literaturverzeichnis

Bilderanhang

„Ja vjerujem u čistoću umjetničke spoznaje kao u jedinu još čistoću koja nam je preostala u ovom životinjstvu oko nas!“[1]

1. Einleitung

1.1 Aufbau und Fragestellung

Die vorliegende Bearbeitung des Romans Povratak Filipa Latinovicza ist zunächst als ein Spiegel gedacht worden, der dem Leser einen tieferen Einblick in die Seele eines jungen Künstlers gewährt. Dabei versuche ich die künstlerischen und philosophischen[2] Ansichten Krleža‘s Romans vorzustellen, wie im kroatischen so im euro-päischen Kontext. Vor allem aber orientiere ich mich am Maler selbst. Sein krankhaftes psychisches und physisches Wesen, die Ursachen und Wirkungen seiner Schaffenskrise und Schaffenskraft, sowie die positiven und negativen Einflüsse darauf, werden durch die Prisma des Autors und anderer bedeutenden Kritiker ans Tageslicht gebracht. Die wichtigste und meisterörterte Frage des Romans nach dem künstlerischen Dasein bleibt auch bei mir unbeantwortet.

1.2 Über die allgemeine Relevanz

Der dreißig Jahre nach seinem Erscheinen in zahlreiche Sprachen übersetzte Roman Povratak Filipa Latinovicza überraschte Kritiker mit der Frage: Wie könnte diese Suche nach der verlorenen Kindheit, diese suggestive Geschichte eines bildlichen Lyrismus unbeachtet bleiben?

Im Krleža‘s ausführlichen prosaischen Opus findet der Roman Povratak Filipa Latinovicza zweifellos eine der zentralen Stellen. Erschienen im Jahre 1932 bekommt er in der Literaturkritik nicht die Wertschätzung als Krleža‘s bestes Werk, weil er an jeglicher Sinn-gebung und Sinnfindung des Daseins zweifelt. Doch mit der Zeit wurde der Roman das repräsentative Kultwerk Krleža´s literarischer Kunst, sowie die richtige Herausforderung an zahlreiche, nicht nur kroatische, Kritiker und Literaturtheoretiker.

Die grundlegenden Beschäftigungen Krleža‘s mit Kunst, sowie die Überlegungen seines Helden über den Kunstsinn, sind hier das Hauptthema des Romans. Zählen wir dazu noch die stilistische Virtuosität, die ausdrücklich moderne Textstruktur, sowie die spezifische Erzähltechnik, dann ist es offensichtlich, daß dieser Roman zu den bedeutendsten Romanen kroatischer Literatur des 20sten Jahrhunderts gehört.

2. Europäischer und kroatischer Kontext

2.1 Der Roman im Kontext anderer Künstlerromane

Der Roman Povratak[3] Filipa Latinovicza ist nicht der einzige „Künstlerroman“ der Zwischenkriegszeit. Das gesamte 20. Jahrhundert ist durch zahlreiche Romane über Künstler (T. Mann, M. Proust, J. Joyce, A. Gide, A. Huxley, usw.) gekennzeichnet worden. Der Grund dafür ist nicht schwer zu erkennen: die Künstler sind empfindliche, psychisch sehr komplizierte Persönlichkeiten, die auf die sozialen, ethischen und existentiellen Probleme dieser Welt am sensibelsten reagieren.

Neben Filip Latinovicz macht Krleža auch andere Künstler zu Titelhelden seiner Werke. Das Bühnenwerk Michelangello Buonarrotti (1919), das Dramenzyklus Gospoda Glembajevi (1928) und Leda (1931) gingen dem Povratak voraus und machten somit die Basis für sein künstlerisches Meisterwerk.

Der Autor schreibt auch andere kunstbezogene Texte wie in der Zeitschrift Plamen[4] (1919), Hrvatska književna laž[5] (1919), Marginalije uz slike Petra Dobrovića (1921), den Essay Die Krise in der Malerei[6] (1924), Predgovor podravskim motivima Krste Hegedušića[7] (1933), den Essay O tendenciji u umjetnosti (1936) und viele andere.

2.2 Künstler aus Krleža‘s Sicht

Nach Krleža ist jeder Mensch von Geburt an ein Künstler, weil er noch in der Kindheit versucht, durch eigene Phantasievorstellungen eine heile und richtige Welt zu gestalten. Viele Kinder werden früher oder später durch Erziehung und bestimmte Trainings modelliert und deformiert, in den Kasernen gebrochen, hohen Mächten unter-worfen[8]. Es gibt auch solche, die den Einflüssen der Umwelt wider-stehen können, sie entwickeln sich natürlich und unbändig, sie werden Sonderlinge, manche auch Künstler. Hier hat Krleža an einige seiner Künstler gedacht, vor allem aber an Filip Latinovicz, der sich Jahre später an die Bilder seiner Kindheit erinnert:

“Te slike sa sivog starinskog paravana, to su zapravo bile jedine prave slike, što ih je ikada doživio u svom životu. Slikajući poslije i sam i pišući mnogo o slikarstvu, Filip je mnogo toga napisao i pročitao o problemima slikarske tehnike, ali, ipak, on je uvijek nejasno, duboko, negdje u nepoznatome sebi osjećao, kako bi slike, kada bi doista bile prave, žive slike, trebale da govore bar tako glasno, kao što su njemu govorile one sive poderane krpe u onim sumracima, tu, u toj smrdljivoj sobi.“ (S. 38)[9]

Die Kindheitserlebnisse werden bei Filip nicht bedrängt, sie werden in der Kunst sublimiert und umgesetzt.

[...]


[1] „Ich glaube an die Reinheit der künstlerische erkenntnis, als noch die einzige Reinheit, die uns in dieser Bestialität um uns noch geblieben ist!“ (M. Krleža, Povratak Filipa Latinovicza. Zagreb 1995, S. 192.)

[2] Die philosophische Seite des Romans habe ich auf die Beiträge von F. Lindemann und A. Leitner (siehe Literaturverzeichnis) gestützt.

[3] Die Bezeichnung „Künstlerroman“ verwendet Krešimir Nemec im Vorwort erwähnter Ausgabe für: „ [...] varijanta romana o umjetniku i umjetnosti.“

[4] Im „Plamen“ ist die Widmung an den kroatischen Maler Ljubo Babić erschienen.

[5] Kroatische Literaturlüge (1919)

[6] Der Essay ist Krlež‘s Anklage gegen die gesamte moderne avantgardistische europ.Kunst.

[7] Krsto Hegedušić (Petrinja 1901-Zagreb 1975) war der bekannte kroatische Maler.

[8] Leitner, A. Die Gestalt des Künstlers bei Miroslav Krleža. Heidelberg 1986, S. 127-128

[9] Die in Klammern stehende Ziffer stellt in folgendem Text die Seitenzahl dieser Ausgabe dar.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Die Gestalt Filip Latinovicz als Künstlerfigur
Hochschule
Universität Mannheim  (Slavisches Seminar)
Note
2-
Autor
Jahr
1999
Seiten
16
Katalognummer
V6614
ISBN (eBook)
9783638141505
Dateigröße
553 KB
Sprache
Kroatisch
Schlagworte
kroatisch, literatur, avantgarde, krleza
Arbeit zitieren
Ivanka Steber (Autor:in), 1999, Die Gestalt Filip Latinovicz als Künstlerfigur, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6614

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