Integration von ausländischen Studenten an der LMU München


Mémoire de Maîtrise, 2006

118 Pages, Note: 2,2


Extrait


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung
1. Vorwort
1.1. Forschungskontext
1.2. Struktur der Argumentation
1.3. Genaue Umstände, die bei dieser Arbeit geklärt werden
1.4. Eingrenzung des Gegenstandes

II. Integration von Bildungsausländern
1. Bildungsausländer - Bildungsinländer
2. Die Situation von Bildungsausländer-Studierenden
2.1. Daten zur internationalen Mobilität von Studenten
2.2. Schwierigkeiten beim Studium
2.3. Die Finanzierung des Studiums von Deutschen und Bildungsausländern
2.4. Die Bildungsausländer an bayerischen Hochschulen
2.5. Bildungsausländer an der Ludwig-Maximilians-Universität München
3. Ausgewählte Institutionen, die mit der Integration betraut sind
3.1. Rechtlicher und institutioneller Rahmen für Bildungsausländer an
Hochschulen
3.1.1. Der DAAD
3.1.2. Das Studentenwerk
3.1.3. Das Studienkolleg
3.2. Zusammenfassung
4. Integration
4.1. Der Begriff Integration
4.2. Politische Ansätze der Integration
4.3. Pädagogisch relevante Studien und Modelle der Integration
4.4. Interventionen
4.5. Identität
4.6. Soziologische Modelle der Integration
4.7. Integration und Partizipation
4.8. Zusammenfassung

III. Die eigene Untersuchung
1. Zur Methode
1.1. Stichprobe
1.2. Datenerhebung
1.3. Auswertung

IV. Ergebnisse der Untersuchung
1. Deskriptive Darstellung der sozialen Situation der Bildungsausländer
2. Die qualitative Auswertung der Interviews nach den aus den Interviews
generierten Kategorien
2.1. Erste Eindrücke und Erfahrungen in Deutschland
2.1.1. Kulturschock
2.1.1.1. Vergleich zur Kategorie Kulturschock
2.1.1.2. Diskussion
2.1.2. Herangehensweise zur Anmeldung bei der Einwohnermeldebehörde
2.1.2.1. Vergleich
2.1.2.2. Diskussion
2.1.3. Herangehensweise bei der Anmeldung zur Universität
2.1.3.1. Vergleich
2.1.3.2. Diskussion
2.2. Diskriminierung von Bildungsausländern
2.2.1. Vergleich
2.2.2. Diskussion
2.3. Die Einstellung Bayern gegenüber
2.3.1. Vergleich
2.3.2. Diskussion
2.4. Einstellung dem Studium Gegenüber
2.4.1. Vergleich und Diskussion
2.5. Studienkolleg
2.5.1. Vergleich
2.5.2. Diskussion
3. Theoriegeleitete Kategorien
3.1. Sozialstrukturelle Verortung
3.1.1. Vergleich
3.1.2. Diskussion
3.2. Soziopolitische Partizipation
3.2.1. Diskussion
3.3. Soziale Partizipation
3.3.1. Vergleich
3.3.2. Diskussion
3.4. Sozialkulturelle Partizipation
3.4.1. Vergleich
3.4.2. Diskussion

V. Schluss

Literaturverzeichnis

Erklärung, Lebenslauf

I. Einleitung

1. Vorwort

Als meine Frau im Jahr 2002 die Aufnahmeprüfung beim Studienkolleg machte und sich mit ca. 1.400 außereuropäischen Bewerbern um ca. 200 Plätze bewarb, wurde ich auf die hohen Anforderungen aufmerksam, die an ausländische Studenten und an das deutsche Hochschulsystem gestellt werden. Der Weg an eine deutsche Universität ist schwierig. Es können nur die Bewerber mit den besten Deutschkenntnissen und mit dem nötigen Sperrkonto in Höhe von 7020 € an den Hochschulen aufgenommen werden (vgl. Aufnahmeantrag Studienkolleg).

Integration ist in aller Munde. Es haben an den Integrationskursen 2004 allein in Bayern 12.555 Menschen teilgenommen, deutschlandweit 90.289 Menschen. Es gibt Sprachkurse mit Alphabetisierung, allgemeine Sprachkurse, Grundbausteinkurse und Intensivsprachkurse. Deren Träger sind vor allem Volkshochschulen und kommunale Einrichtungen. Für diese Kurse wurden bundesweit im Jahr 2004 21,1 Mio. € aufgewendet. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge fördert vor allem Projekte, die mit Ausländern arbeiten, die dauerhaft in Deutschland bleiben. Neben den Sprachkursen wird auf das Wohnumfeld bezogene Integration gefördert - also Maßnahmen, die den Aufbau von Kontakten zwischen Einheimischen und Zuwanderern fördern. Beispielsweise die Heranführung der Zuwanderer an Sport- und andere Vereine, Volkshochschulen und Jugendclubs. Ebenso gefördert werden Projekte deren Ziel die Stärkung der Persönlichkeit der Zuwanderer und der von ihnen mitgebrachten Kompetenzen ist, sowie präventive Maßnahmen zum Beispiel gegen Alkoholmissbrauch, Drogen und Kriminalität. Wohl an die Medien und Werbeagenturen richtet sich die Förderung von Maßnahmen zur Akzeptanzsteigerung bei der einheimischen Bevölkerung (vgl. Migration, Integration und Asyl in Zahlen, 2005; S. 84-95).

Die Förderung ist sehr breit, nur den ausländischen Studenten kommt keine spezielle Förderung zu, da diese nur auf Zeit hier sind und vom Studienkolleg und von den Studentenwerken an die Deutschen herangeführt werden sollen.

"Häufig wird das Gesamtziel der Integration in der Eigenständigkeit gesehen: Die Staaten möchten die Zuwanderer in die Lage versetzen, in bezug auf Wohnen, Arbeit, Bildung, soziale Netzwerke und Teilhabe an der Gesellschaft ein eigenständiges Leben zu führen. Der erste Jahresbericht über Einwanderung und Integration der Kommission macht deutlich, dass in allen Mitgliedstaaten der Zugang zum Arbeitsmarkt sowie die sprachliche Kompetenz und ein ausreichendes Bildungsniveau die wichtigsten Ziele für eine erfolgreiche Integration bilden" (Handbuch zur Integration, 2005; S.10).

Warum wollen so viele Ausländer aus Entwicklungsländern an bayerischen Hochschulen studieren?

Hauptgründe dafür sind der Mangel an Ausbildungsplätzen sowie die politische und ökonomische Lage im Heimatland. Außerdem sind akademische Zeugnisse aus den reichen Industrieländern immer noch sehr viel Prestigeträchtiger und verheißen bessere Berufsaussichten als Zertifikate aus dem Heimatland (Isserstett/Schnitzer, 2002). Und das, obwohl sie unter erheblich schwierigeren Bedingungen als ihre deutschen Mitstudenten, wie der Verfasser dieser Arbeit zeigen wird, ihr Studium aufnehmen und absolvieren.

Abu Laila, (1981) stellt fest, dass, welche Motive und Zwänge auch immer hinter der hohen Zahl an Bildungsausländern stehen, sie alle eine Abhängigkeit der so genannten Entwicklungsländer von den Industriestaaten auch in postkolonialer Zeit widerspiegeln. Obwohl das Studium kaum oder gar nicht auf die Bedürfnisse ausländischer Studenten zugeschnitten ist, verlassen sie ihr Heimatland, um in der Fremde in einer fremden Sprache, also unter besonders schwierigen Bedingungen, zu studieren.

Und das in einer Zeit, in der die Internationalisierung der Hochschulen hauptsächlich unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten vorangetrieben wird. Der Handel mit Hochschulbildung hat sich zu einem Wirtschaftsfaktor mit hohen Wachstumsraten entwickelt. Neben der studentischen Nachfrage beeinflussen die finanziellen Engpässe der Hochschulen und der steigende Bedarf an international erfahrenen Akademikern in wirtschaftlich relevanten Fachrichtungen die Internationalisierung der Hochschullandschaft (Hahn, 2005).

1.1. Forschungskontext

Während in den Bereichen der Gesellschaft, Politik und Schulbildung, besonders mit dem Schwerpunkt Migrantenkinder, das Thema Integration umfangreiche Untersuchungen existieren, so wird die Integration von Bildungsausländern an Hochschulen weniger untersucht. Die Internationalisierung von Hochschulbildung hingegen im Zuge der Globalisierung sehr gut dargestellt. Ältere Studien untersuchen die Integration hauptsächlich im Hinblick auf die Probleme, die ausländische Studenten in Deutschland haben[1]. Während neuere Untersuchungen die Systematik genauer erfassen und Prozesse der Integration darstellen[2].

Auf die Notwendigkeit der Verbesserung der Integration weist schon Abu Laila (1981) hin, er untersucht die Motive und Gründe für das Studium in Deutschland und die Situation der ausländischen Studenten, mit einem besonderen Fokus auf die sozialen Kontakte zur deutschen Bevölkerung am Beispiel Clausthal - Zellerfeld und Göttingen. In dieser empirischen Studie wird ebenso die Problematik der Rückanpassung im Heimatland bei Beendigung des Studiums untersucht. Er betrachtet die Situation der Studenten hauptsächlich im Hinblick auf theoretische Anpassungsmodelle. Dies hat zur Folge, dass hauptsächlich der Anpassungsdruck der damaligen Zeit deutlich wird. Die Hypothesen, die aufgestellt werden, haben hauptsächlich allgemeinen Charakter, wie beispielsweise, dass Frustration die Integration negativ beeinflusst. Abu Laila geht nicht auf die praktische Umsetzung seiner Erkenntnisse ein.

Kotenkar (1980) beschäftigt sich mit dem Studium ausländischer Studenten am Beispiel der Universität Frankfurt. Er untersucht das Studium als einen Sozialisationsprozess und behandelt hauptsächlich die Konflikte der Studenten mit den Normen und Werten in Deutschland. Auch diese Arbeit fußt auf der Auffassung der Anpassung. Es werden Lernprozesse der Studenten unter demütigenden Bedingungen dargestellt. Auch Kotenkar verzichtet auf Verbesserungsvorschläge für die Praxis und stellt seine Ergebnisse dar, ohne sie weiter zu diskutieren oder sie in den Forschungsstand einzuordnen.

Deutschland gehört zu den Ländern, in denen sehr viele Bildungsausländer studieren. Der Internationale Studentenaustausch ist ein Grund dafür, obwohl das Studium mit großen Schwierigkeiten verbunden ist. Die Situation dieser Studenten soll genauer differenziert werden. Reschka/Tesch (1989), führten eine Untersuchung zur Situation ausländischer Studenten an der Gesamthochschule Siegen durch, um deren Situation an dieser Hochschule zu erfassen. Es werden die persönliche Situation, die Studienmotivation und der Studienverlauf erhoben. Weitere Schwerpunkte sind die Wohnsituation, die sozialen Kontakte und die finanzielle Situation der ausländischen Studenten. Es wird nach Bildungsausländern und Bildungsinländern differenziert. Leider erfolgten auch bei dieser quantitativen Studie keine handlungsrelevanten Schlüsse.

Die Arbeit von Kausar (1988) über das Auslandsstudium als kritisches Lebensereignis ist eine empirische Untersuchung zur psychosozialen Situation ausländischer Studenten in der Bundesrepublik Deutschland. Neben diesen werden psychische Beschwerden bei Asylbewerbern und bei ausländischen Arbeitnehmern thematisiert. Für die eigene Arbeit kann dieser Untersuchung entnommen werden, dass besonders Bildungsausländer, die Probleme im finanziellen und administrativen Bereich haben, dementsprechend psychisch gefährdet sind, dass Stipendiaten und finanziell abgesicherte Studenten das Auslandsstudium eher als unproblematisch erleben können. Diese Untersuchung ist sehr umfassend und thematisiert neben den oben genannten Themen auch die Rückkehrproblematik mit einer kleinen Befragung (N=12) in Pakistan. Des weiteren werden sehr konzentriert und zusammenfassend für das Ausländerstudium handlungsrelevante Schlussfolgerungen gezogen.

Während Sackmann (2004) das Thema der Integration durch eine analytische Gegenüberstellung darstellt. Es werden Ansätze unterschieden, die einerseits den Integrationserfolg von den Zuwanderern abhängig machen, andererseits solche, die den Integrationserfolg von den Aufnahmegesellschaften abhängig machen. Es wird der Frage nachgegangen, ob die kulturellen Differenzen zwischen Zuwanderern und Aufnahmegesellschaft die relevanten Faktoren im Eingliederungsprozess sind, oder ob diese vor allem von der institutionellen Ordnung abhängen[3].

Für die vorliegende Arbeit kann entnommen werden, dass keine allgemeinen Verlaufsmuster für die Integrationsprozesse anzugeben sind, da viele Faktoren den Prozess beeinflussen.

Eine Untersuchung, die die Partizipation junger Erwachsener mit ausländischer Herkunft erforscht ist die von Glatzer (2004). Hier wird dargestellt, wieweit die gesellschaftliche und die politische Partizipation junger Ausländer fortgeschritten ist. Es wird in einer quantitativen Untersuchung (N=3600) geklärt, von welchen Bedingungen es von der ethnischen Herkunft abhängt, ob sich die Nachkommen der ersten Ausländergeneration in Vereinen, Verbänden und Parteien einbringen.

Für die vorliegende Arbeit kann der Untersuchung von Glatzer das Modell der Integration entnommen werden, das diese nicht als einseitige Anpassung der Migranten an die Aufnahmegesellschaft versteht. Des weiteren wird zwischen der Partizipation und der Integration differenziert. Ein wesentliches Ergebnis dieser Untersuchung ist, dass die Kluft zwischen deutschen und ausländischen Jugendlichen geringer geworden ist und dass sich die Migrantengruppen aufgrund der positiven Einstellung Deutsche zu heiraten, immer mehr mit den Deutschen vermischen werden.

1.2. Struktur der Argumentation

Das Ziel der vorliegenden Forschung ist es, anhand einer qualitativen Studie sowie ihrer deskriptiven Darstellung geleitet von der aus 24 Interviews generierten und auf Vorannahmen basierenden Kategorien, die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Bildungsausländer-Studierenden aus lateinamerikanischen und asiatischen Ländern darzustellen.

Es werden neben der theoretischen Diskussion der Integration und Institutionen, die mit ausländischen Studenten zu tun haben, die aktuelle Situation der Integration von Bildungsausländer-Studierenden in Bayern, wie sie aus der eigenen Untersuchung hervorgeht, dargestellt.

Um den Umfang der Internationalisierung des Studiums zu erfassen, soll geklärt werden, wie viele Bildungsausländer in Deutschland sind und wie ihre Situation ist. Dies geschieht unter Zuhilfenahme aktueller Zahlen des Hochschulinformationssystems (HIS) und Wissenschaft-weltoffen. Wegen ihrer langjährigen Erfahrungen mit Integration von Bildungsausländern sollen ausgewählte Institutionen dargestellt werden. Ein besonderer Fokus liegt auf dem Studienkolleg München, das für bayerische Universitäten zuständig ist.

Um einen theoretischen Überblick zu bekommen, wird der Begriff der Integration diskutiert und ein Modell der Integration und Partizipation vorgestellt, das in der vorliegenden Arbeit Anwendung finden soll. Als Modell, das bestimmte Teilaspekte der Integration anzeigen soll, wird ein Konzept verwendet, das Integration in Integration und Partizipation aufschlüsselt.

1.3. Umstände, die bei dieser Arbeit geklärt werden.

In der vorliegenden Arbeit soll geklärt werden, wie mit Bildungsausländer- Studenten umgegangen wird, sowie an welchen Bereichen Bildungsausländer im Hochschulbereich partizipieren.

- Welche Institutionen gibt es, die wirklich Integration fördern ?
- Finden Bildungsausländer Anschluss an studentische Gruppen?
- An welchen Bereichen partizipieren die Bildungsausländer?
- Was sind die Unterschiede zwischen lateinamerikanischen und asiatischen Studenten, im Hinblick auf die Partizipation an Gesellschaft und Hochschule?
- Welche Unterschiede bestehen zwischen Studenten, die gerade das Studienkolleg besuchen, und solchen, die mitten im Studium stehen, die Integration betreffend?

1.4. Eingrenzung des Gegenstandes

In der vorliegenden Arbeit wird das Studium von Bildungsausländern vor allem als Ausbildung von Studenten aus asiatischen und südamerikanischen Ländern behandelt.

Da besonders der Anteil der Bildungsausländer an allen Studierenden steigt, soll sich die vorliegende Arbeit mit der Integration von Bildungsausländern beschäftigen, um deren besondere Stellung in der Hochschullandschaft zu klären und um aufzuzeigen, wie diese integriert werden und partizipieren oder eben nicht. Da sich die Arbeit mit der Sichtweise der Studierenden beschäftigt, wird interkulturelle Kompetenz nicht behandelt, dies wäre Gegenstand einer eigenen Untersuchung.

Es sollen, um spezifische Ergebnisse für asiatische und lateinamerikanische Studenten zu bekommen, nur diese untersucht werden. Da europäische Studierende in besonderen Programmen (z.B. ERASMUS) betreut werden und Studenten aus Osteuropa, obwohl sie eine große Gruppe darstellen, erstens eine bessere Ausbildung im Deutschen haben und zweitens über äußere Merkmale meist nicht als Ausländer auffallen, werden sie bei dieser Untersuchung ausgeschlossen. Ebenso wird die Thematik der Rückanpassung bei Rückkehr ins Heimatland wegen der eigenen Problematik und des Umfanges dieses Themas in der vorliegenden Arbeit nicht behandelt.

II. Integration von Bildungsausländern

1. Bildungsausländer – Bildungsinländer

In der vorliegenden Arbeit tauchen immer wieder diese Begriffe auf.

Am deutschen Hochschulsystem wird zwischen Bildungsausländern und Bildungsinländern unterschieden. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit Bildungsausländern. Griesbach/Fuchs (2004) definieren diese Begriffe folgendermaßen: Bildungsausländer sind Menschen, die ihre Hochschulzugangsberechtigung an einer ausländischen Schule – teilweise ergänzt durch den erfolgreichen Besuch eines deutschen Studienkollegs – erworben haben.

Bildungsinländer sind Staatsangehörige eines ausländischen Staates, die ihre Hochschulzugangsberechtigung an einer deutschen Schule erworben haben. Es handelt sich hierbei meist um die Kinder und Enkel der verschiedenen Migrantengruppen, die seit Mitte des vergangenen Jahrhunderts nach Deutschland gekommen sind[4].

2. Situation von Bildungsausländer-Studierenden

2.1. Daten zur internationalen Mobilität von Studenten

Seit 1997 wird vom Hochschulinformationssystem die Zahl der Bildungsausländer von den ausländischen Studenten[5] getrennt erhoben. 1997 waren insgesamt 1.838.099 Studierende in Deutschland immatrikuliert, 5,5 % davon waren Bildungsausländer. Während von 1997 bis 2000 die Zahl der Studenten sank, stieg die der Bildungsausländer konstant. Die Zahl aller Studierenden in Deutschland ist von 1.868.229 im Wintersemester 2001/2002 auf 1.938.811 im Wintersemester 2002/2003 gestiegen. Im Jahr 2004 wurde erstmals die zwei Millionen Grenze überschritten, mit einer Gesamtstudierendenzahl von 2.019.465 (vgl. Isserstedt/Schnitzer,1999; 2002; 2005).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Entwicklung der Anteile ausländischer Studierender an allen Studierenden in %

(Isserstedt/Schnitzer,2005; S. 406)

Die Zahl der Bildungsausländer steigt immer mehr und somit auch die Anforderungen, die an die Hochschule gestellt werden. China stellt die meisten Bildungsausländer an deutschen Hochschulen.

"2002 kamen die meisten StudentInnen aus dem Ausland - in den Zahlen nahe beieinander liegend - aus China und Polen. In größerem Abstand folgen die Russische Föderation und Bulgarien. Unter den 20 ausgewiesenen Staaten, sind 9 Staaten, in denen sich in den letzten 10 bis 15 Jahren politische, gesellschaftliche und/oder wirtschaftliche Transformationsprozesse vollzogen. Für die Bildungsausländer dieser Staaten sind die höchsten (73%) und die meisten überdurchschnittlichen Anteile an StudentInnen ausgewiesen" (www.his.de, 2003).

In der folgenden Tabelle werden die für die vorliegende Arbeit relevanten Studienanfängerinnen und Studienanfänger aus Amerika und Asien (Bildungsausländer) des Studienjahres 2001 erfasst.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

eigene Tabelle Daten: (www.his.de, 2003)

Der Anteil von Bildungsausländern in den einzelnen Bundesländern ist unterschiedlich hoch. Überdurchschnittlich viele Bildungsausländer studieren im Saarland, in Baden-Württemberg, Brandenburg, Berlin und Bremen (Griesbach/Fuchs, 2004).

Diese sind hauptsächlich Studenten aus den ehemaligen Ostblockstaaten.

Seit der Öffnung der ehemaligen Ostblockstaaten kamen viele Studenten aus diesen Ländern. "Dies ist eine besondere Gruppe, da sie als strenge Katholiken aus einem ehemaligen kommunistischen Land nicht auf den interkulturellen Dialog hin erzogen wurden" (Experteninterview, siehe Anhang). Ähnliches gilt für chinesische Studenten (Chong, 2005).

Die Gründe der Bildungsausländer für ein Studium in Deutschland sind nach der 16. Sozialerhebung besonders für Studierende aus Entwicklungsländern die besseren Studienbedingungen, die größeren akademischen Freiheiten und die Möglichkeit, die Kenntnisse der deutschen Sprache zu vertiefen. Weitere Gründe sind, dass Bildungsausländer andere Lehr- und Lernbedingungen kennenlernen möchten, spezielle Fachkenntnisse erwerben und Forschungserfahrung sammeln möchten. Ein größeres Studienangebot und ein ausländischer Abschluss waren ebenso hauptsächlich Gründe für Bildungsausländer-Studierende (Isserstedt/Schnitzer, 2002; S. 31).

Nicht nur ausländische Studenten kommen nach Deutschland, auch deutsche Studierende gehen ins Ausland, wie folgende Zahlen zeigen.

"Mehr als 50.000 deutsche Studierende haben im Jahr 2001 einen Studienaufenthalt an einer ausländischen Hochschule absolviert. Bevorzugte Zielländer sind, in absteigender Reihenfolge: Großbritannien, USA, Schweiz, Frankreich, Österreich, Niederlande, Spanien. In Deutschland findet das Erasmus-Programm weiter steigendes Interesse" (www.daad-magazin.de/ Studie).

Dennoch sind die Fremdsprachenkenntnisse der deutschen Studenten eher gering. 1997 konnten 55 % gut oder sehr gut Englisch sprechen, nur 10 % der Befragten Studenten konnten Französisch und nur 3 % verfügten über sehr gute oder gute Spanischkenntnisse. Was mit den bevorzugten Zielländern der Studenten zusammenfällt.

Kenntnisse in anderen Sprachen sind in noch geringerem Umfang verbreitet. Eine weitere Lücke auf dem Weg in eine globalisierte Welt stellt die Zahl der mehrsprachigen Studenten dar: nur 11 % der Studierenden geben an, gute oder sehr gute Kenntnisse in zwei oder mehr Sprachen zu haben (vgl. Isserstedt/Schnitzer, 1999).

Der Umstand, dass Auslandsaufenthalte für die meisten Studenten nicht zum Studium gehören (siehe eben da) und das mangelnde Wissen an Fremdsprachen könnte durch den Kontakt mit ausländischen Studenten verbessert werden. Für das Erlernen von Sprachen ist es eine große Hilfe, mit muttersprachlichen Studenten zu sprechen um sich das oft in der Schule teilweise erlernte wieder neu zu erarbeiten, da so die Effizienz des Lernens besonders hoch ist.

Um die sprachliche Kompetenz, die durch die Globalisierung gefordert wird, schon bei Schülern zu verbessern, wird von Allemann-Ghionda (2004) empfohlen, mehrere europäische Sprachen in den Lehrplan aufzunehmen.

2.2. Schwierigkeiten beim Studium

Die größten Schwierigkeiten, die Bildungsausländer beim Studium benennen, sind

für Bildungsausländer-Studierende aus Entwicklungs- und Schwellenländern die Arbeitserlaubnis, die Aufenthaltsgenehmigung bzw. das Visum und die Finanzierung des Studiums. Für Studierende aus Industrieländern hingegen ist die größte Schwierigkeit die Orientierung im deutschen Studiensystem. Der fehlende Kontakt zu Hochschullehrern und deutschen Studierenden wird von diesen als besonders belastend empfunden. Der Anteil der Bildungsausländer, die große Schwierigkeiten mit der Arbeitserlaubnis haben, steigt an. Weitere Probleme sind das Bemühen um Kontakte mit der einheimischen Bevölkerung, die Anerkennung der bisherigen Schul- und Studienleistungen, die Zimmer- bzw. Wohnungssuche, die Verständigung in deutscher Sprache, die Leistungsanforderungen im Studium und das Bemühen um eine Studienplatzzusage (Isserstedt/Schnitzer, 2002; S. 42).

Da aus der 16. Sozialerhebung hervorgeht, dass die Finanzierung des Studiums ein wesentliches Problem ist, soll im nächsten Kapitel diese genauer dargestellt werden.

2.3. Die Finanzierung des Studiums von Deutschen und Bildungsausländern

Bildungsausländern einen Status zu geben, ist neben dem Spracherwerb einer der wichtigsten Grundfaktoren für Integration (Esser, 2001). Dies ist ein weiterer Grund, warum Einnahmen und Ausgaben der Bildungsausländer genauer dargestellt werden.

Während deutsche Studierende im Jahr 2003 monatlich 767 € zur Verfügung hatten, wovon 51 % von elterlicher Unterstützung kamen, verfügten Bildungsausländer aus Entwicklungsländern nur über 607 €. Der Anteil der Elternunterstützung liegt bei 39 %. Der eigene Verdienstanteil liegt bei den Deutschen bei 27 %, bei den Bildungsausländern aus Entwicklungsländern bei 25 %. Da BAföG, das bei Deutschen immerhin 13 % der monatlichen Einnahmen ausmacht, nur an Studierende vergeben wird, deren Eltern in Deutschland Steuern bezahlen, liegt der Anteil bei Bildungsausländern aus Entwicklungsländern bei nur einem Prozent. Umgekehrt liegt bei Deutschen der Finanzierungsanteil durch Stipendien bei einem Prozent, bei Bildungsausländern aus Entwicklungsländern bei 9 %. Bildungsausländer aus Schwellenländern haben 601 € monatlich zu Verfügung, wovon 26 Prozent die Eltern tragen, 16 Prozent durch Stipendien, drei Prozent durch BAföG und 42 Prozent durch eigenen Verdienst getragen werden. Somit sind sie die Studenten, die am meisten arbeiten, um ihr Studium zu finanzieren. Bildungsausländer aus Industrieländern haben 721 € monatlich zu Verfügung. Die Eltern finanzieren zu 38 %, durch Stipendien werden 24 % getragen, BAföG 1 Prozent, eigener Verdienst 19 % und durch sonstige Quellen werden 19 % getragen (www.wissenschaft-weltoffen.de/Finanzierung; a).

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Bildungsausländer aus Entwicklungsländern 2003 im Vergleich zu ihren deutschen Kommilitonen 160 € weniger zu Verfügung hatten. Was hauptsächlich durch eine geringere Elternunterstützung und das Fehlen einer BAföG Förderung und einer nur eingeschränkten Arbeitserlaubnis zu erklären ist. Das hat zur Folge, dass sich Bildungsausländer weniger leisten können als ihre deutschen Kommilitonen. Und somit auch einen anderen Status als diese erlangen. Für die Jahre 2003 und 2004 wurden keine Daten über die Ausgaben der Studierenden erhoben, deswegen werden Zahlen von 2000 herangezogen.

Die monatlichen Ausgaben liegen bei deutschen Studenten bei 638 €. Die Miete ist mit 35 Prozent der Ausgaben der größte Posten. Gefolgt von 21 Prozent für sonstige Ausgaben. Die Ausgaben für Ernährung machen 20 Prozent aus und die für Fahrtkosten immerhin 10 Prozent. Für Kleidung, Wäsche und Körperpflege sind 9 Prozent veranschlagt, Lebensmittel mit 5 Prozent.

Bildungsausländer aus Entwicklungsländern geben monatlich 551 € aus. Hier macht der Mietanteil 34 Prozent aus, ebenso gefolgt von den sonstigen Ausgaben mit 27 Prozent, Ernährung 22 Prozent. Nur der Anteil für Fahrtkosten ist mit 4 Prozent geringer als bei den Deutschen. Für Kleidung, Wäsche und Körperpflege werden ebenfalls 9 Prozent veranschlagt und für Lebensmittel ebenfalls 5 Prozent.

Bildungsausländer aus Schwellenländer geben monatlich 520 € aus, wobei der Mietanteil bei 32 Prozent liegt. Für Ernährung und Lebensmittel sind 29 Prozent und für Fahrtkosten 5 Prozent veranschlagt. Für Kleidung, Wäsche und Körperpflege gibt diese Gruppe 11 Prozent ihrer Ausgaben aus. Die Ausgaben der Bildungsausländer aus Industrieländern deckt sich in etwa mit denen der Deutschen (www.wissenschaft-weltoffen.de/ Finanzierung, b).

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich die Tendenz, dass Bildungsausländer aus Entwicklungsländern weniger Geld zur Verfügung haben, hier noch mal bestätigt. Dementsprechend geben diese monatlich etwa 100 € weniger aus als ihre deutschen Kommilitonen.

Da die allgemeine Situation von Bildungsausländern in Deutschland jetzt geklärt ist, können wir uns jetzt Bildungsausländern an bayerischen Hochschulen zuwenden.

2.4. Die Bildungsausländer an bayerischen Hochschulen

Im Studienjahr 2004 waren in Bayern 22.147 Bildungsausländer immatrikuliert, im Vorjahr waren es 20.006. Dies bedeutet einen Anstieg um 10,7 Prozent.

Im Jahr 2004 führten 15.783 Bildungsausländer ein Erststudium in Bayern durch. Dies waren 10 Prozent mehr als im Jahr 2003. Für ein weiterführendes Studium waren 2.507 immatrikuliert. Dies waren 21,5 Prozent mehr als 2003.

Im Promotionsstudium waren 1.601 Bildungsausländer. Dies bedeutet im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg um 12 Prozent. Eine Besonderheit stellen 2.256 Bildungsausländer dar, die in Bayern keinen Abschluss angestrebt haben. Auch hier ein Anstieg im Vergleich zum Vorjahr, allerdings nur um 4,1 Prozent

(www.wissenschaft-weltoffen.de/Bayern, a).

Die zehn am häufigsten gewählten Studienbereiche in Bayern, von Bildungsausländern im Jahr 2003, die ihr Studium gerade begonnen hatten[6]: Germanistik (1.606), Wirtschaftswissenschaften (1.357), Elektrotechnik (416), Rechtswissenschaften(412), Informatik (412), Maschinenbau (399), Anglistik und Amerikanistik (241), Sozialwissenschaften (187), Agrarwissenschaften; Lebensmittel- u. Getränketechnologie (185), Politikwissenschaft (181). Für alle übrigen Studienbereiche entschieden sich 2.582 Studierende. Insgesamt waren es 7.978 Bildungsausländer die sich für diese 10 Bereiche entschieden haben (www.wissenschaft-weltofffen.de/2005/Bayern, b).

Um den drastischen Anstieg (20.006 auf 22.147) im Jahr 2004 zu verdeutlichen, sollen die zehn am häufigsten gewählten Studienbereiche von Bildungsausländer-Studierenden in Bayern kurz dargestellt werden. In diesem Jahr war das am häufigsten gewählte Studienfach Wirtschaftswissenschaften mit 3.679 Studierenden, ein Anstieg um 8,5 %. Germanistik mit 2.705 Studierenden folgt auf Platz zwei. Informatik mit 1.823 Studierenden auf Platz drei. Gefolgt von Maschinenbau (1.141), Elektrotechnik (1.088), Rechtswissenschaft (1.037), Humanmedizin (762), Politikwissenschaft (632), Anglistik und Amerikanistik (549), Sozialwissenschaften mit einem Anstieg von 25,7 Prozent (508). Auf die übrigen Studienbereiche entfallen 8.223 Studierende (www.wissenschaft-weltofffen.de/Bayern, c).

Dieser starke Anstieg zeigt auf, welchen enormen Anforderungen die Institute gegenüberstehen. Zwar haben einige Institute bereits auf die Situation reagiert und es werden teilweise spezielle Sprachtutorien angeboten[7], die Bildungsausländern helfen sollen, die komplexen Inhalte auch verstehen zu können. Dies ist aber mit erheblichen organisatorischen und finanziellen Schwierigkeiten verbunden. Im Hinblick auf die Integration ist die Frage offen, ob Institute die Aufgabe leisten können, die deutschen Studenten mit den Bildungsausländern in Kontakt zu bringen.

Im Wintersemester 2003/2005 waren an diesen fünf Hochschulen die meisten Bildungsausländer immatrikuliert.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: www.wissenschaft-weltofffen.de/Tabelle (in Tausend / in Prozent)

2.5. Bildungsausländer an der Ludwig-Maximilians-Universität München

Die stetige Zunahme des Anteils ausländischer Studenten von 6,83 % im Wintersemester 1993/94 an der LMU auf 12,24 % im Wintersemester 1999/ 2000 ist bemerkenswert. Im Wintersemester 1998/99 lag der Ausländeranteil bei 9,76% an der Universität München gegenüber 8,5 % Ausländeranteil in Bayern. Die Bildungsausländer verzeichnen ein deutlich überdurchschnittliches Wachstum. Im Wintersemester 1993/94 waren 3,94 % (2 447) der Studenten Bildungsausländer. Im Wintersemester 1998/99 waren 7,11 % Bildungsausländer (4230) die an der LMU immatrikuliert waren. Im WS 1999/00 waren 9,19 % (4073) der immatrikulierten Studenten, Bildungsausländer (vgl. Hochschulentwicklungsplan LMU, 2000 - 2004; S. 158).

Einen ähnlichen Anstieg verzeichnet die Zahl der immatrikulierten Studenten, die das Studienkolleg München besucht haben.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

eigene Tabelle; Daten Hochschulentwicklungsplan S. 158

3. Ausgewählte Institutionen, die mit der Integration betraut sind

3.1. Rechtlicher und institutioneller Rahmen für Bildungsausländer an Hochschulen.

Im folgenden wird dargestellt, welche Anforderungen an die außereuropäischen Studenten gestellt werden. Wie oben bereits angesprochen, ist der Aufwand, den Bildungsausländer betreiben müssen, sehr hoch. Um sich an einer deutschen Hochschule zu immatrikulieren, muss ein Nachweis über eine Hochschulzugangsberechtigung erbracht werden. Das heißt, die außereuropäischen Studienbewerber müssen ein in ihrem Heimatland zum Hochschulstudium berechtigendes Abschlusszeugnis erworben haben. In einigen Ländern müssen sie ein Jahr studiert haben oder eine Hochschuleingangsprüfung abgelegt haben.

Außerdem müssen sie nachweisen, dass sie Deutsch sprechen, was beispielsweise durch eine bestandene DAF - Deutsch Prüfung belegt sein muss. Andere Prüfungen, die Bildungsausländern den Hochschulzugang ermöglichen, sind:

- Das Deutsche Sprachdiplom der Kultusministerkonferenz - Zweite Stufe- (Beschluss der KMK vom 2. Juni 1995).
- Die Deutsche Sprachprüfung für den Hochschulzugang ausländischer Studienbewerber (DSH) ( Beschluss der KMK vom 16. März 1972).
- Das Grosse und das Kleine Deutsche Sprachdiplom des Goethe-Instituts.
- Die Zentrale Oberstufenprüfung (ZOP) des Goethe-Instituts.
- Das Zeugnis der Prüfung zur Feststellung der Eignung ausländischer Studienbewerber für die Aufnahme eines Studiums an Hochschulen der Bundesrepublik Deutschland ( Feststellungsprüfung).
- Das Bestehen der Feststellungsprüfung des Studienkollegs im Fach Deutsch, auch wenn die Feststellungsprüfung nicht als Ganzes abgelegt oder als Ganzes bestanden worden ist.
- Zertifikate gemäß bilateralen Abkommen mit anderen Staaten (hauptsächlich Industriestaaten).

(Merkblatt für die Zulassung zum Studienkolleg München, 2001; Schmidt, 1999).

Ob der Status der Vergleichbarkeit des Abiturzeugnisses erreicht ist, entscheidet die Zeugnisanerkennungsstelle. Diese stuft die Studienbewerber in der Regel auf Grund der Bewertungsvorschläge der Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen ein. Dabei haben die Hochschulen in den Ländern teilweise einen eigenen Ermessensspielraum. Die Zulassung ausländischer Studienbewerber soll nicht schematisch vorgenommen werden, sondern in einem Verfahren der Prüfung und Beurteilung von der Zeugnisanerkennungsstelle vorgenommen werden. Die Bewertungsvorschläge haben den Charakter von Empfehlungen, daher können die Länder diese flexibel Anwenden (Schmidt, 1999).

Die Hochschulzugangsberechtigung muss zusammen mit einem Nachweis über ausreichende Deutschkenntnisse bei dem zuständigen Auslandsamt eingereicht werden (Merkblatt für die Zulassung zum Studienkolleg München, 2001).

Wenn die Hochschulzugangsberechtigung nicht mit dem deutschen Abitur vergleichbar ist, müssen sich die Studienbewerber einer Feststellungsprüfung unterziehen, teilweise sogar bei einem im Heimatland abgeschlossenen Studium. Dies trifft vor allem Bildungsausländer aus Entwicklungsländern wie aus der 16. Sozialerhebung hervorgeht. Vor allem Studienbewerber aus Entwicklungsländern werden, bevor sie ihr eigentliches Studium antreten dürfen, verpflichtet, das Studienkolleg zu besuchen. Jeder dritte Studierende aus Entwicklungsländern, jeder fünfte Studierende aus Schwellenländern und jeder zehnte Studierende aus Industrieländern musste sich im Sommersemester 2000 der Feststellungsprüfung, der ein einjähriger Kurs beim Studienkolleg vorausgeht, unterziehen (vgl. Isserstedt/Schnitzer, 2002; S. 32).

Eine Grundbedingung für ein Studium in Deutschland ist außerdem die gesicherte Finanzierung des Lebensunterhalts, sei es durch Unterstützung durch Eltern oder durch Stipendien. Diese Finanzierung wird durch die deutschen Botschaften gesichert, wo bei Beantragung eines Studentenvisums ein so genanntes Sperrkonto mit 7020 € präsentiert werden muss. Selbstfinanzierung durch Erwerbstätigkeit ist grundsätzlich nicht vorgesehen. Für Bildungsausländer aus Nicht-EU-Ländern ist lediglich eine Beschäftigung mit einer Gesamtdauer von 90 Tagen oder 180 halben Tagen pro Jahr möglich, und es muss eine Arbeitserlaubnis beantragt werden (www.studentenwerk.de/Arbeitsrecht/ /Service).

Mit der Hochschulzugangsberechtigung bewerben sich Bildungsausländer bei der Hochschule um einen Studienplatz. Viele der ausländischen Studenten müssen das Studienkolleg nicht besuchen, da sie die Hochschulzugangsberechtigung bereits im Heimatland erwerben.

3.1.1. Der DAAD

Im Folgenden soll der DAAD dargestellt werden. Diese Institution ist von tragender Bedeutung für die Internationalisierung von deutschen Hochschulen. Es ist die Einrichtung, die im Ausland die meiste Werbung für den Hochschulstandort Deutschland macht und sehr viele ausländische Akademiker und Studenten nach Deutschland und Bayern holt. Die Entwicklung soll dargestellt werden, um aufzuzeigen, wie diese Institution mit Deutschland und Europa gewachsen ist und wie sie vor allem in der Zeit des zweiten Weltkrieges versucht hat die Internationalisierung zu etablieren. Ein weiterer Grund für diese Darstellung ist, das der DAAD sich stark für die Belange der ausländischen Studenten und Akademiker einsetzt und im weiteren Sinne deren Integration fördert.

Die folgenden geschichtlichen Daten wurden auf der Internetdarstellung http://www.daad.de/portrait/de/1.4.html gewonnen.

Der Akademische Austauschdienst e.V. wurde am 1. Januar 1925 in Heidelberg gegründet. Der Anstoß kam von einem Studenten, der es schaffte, von dem New Yorker Institute of International Education Stipendien für 13 deutsche Studenten der Sozial- und Staatswissenschaften zu organisieren. Der deutsch-amerikanische Studentenaustausch in diesen Fächern stand im Mittelpunkt der Arbeit.

1933 unterhält der Deutsche Akademische Austauschdienst e.V., wie sich die Organisation seit 1931 nennt, Beziehungen zu zehn Ländern und hatte über 100 Stipendien vergeben. In der Zeit des Nationalsozialismus gerät der DAAD unter Druck und der Geschäftsführer wird verhaftet. Bei den Bombenangriffen 1945 auf Berlin verbrennen alle Akten und die Arbeit kommt zum erliegen. Bei der Konstituierung der Republik 1950 wird der Akademische Austausch neu belebt und der DAAD nimmt seine Arbeit wieder auf. Im Mittelpunkt stehen die Bereitstellung von Geld für akademische Auslandsaufenthalte, Stipendien für Ausländer zum Studium in der Bundesrepublik und Auslandsstipendien für Deutsche. Ebenso wird Professorenaustausch mit Großbritannien betrieben. 1958 werden in einer neuen Satzung die Hochschulen und Studentenschaften Mitglieder des Vereins. Dieser erhält seine Mittel von staatlicher Seite. Der Haushalt beträgt 7,5 Millionen DM. Es werden Zweigstellen in Europa und Osteuropa, Afrika, Asien, Indien sowie Nord - und Südamerika eröffnet. 1975 beträgt der Haushalt: 87,7 Mio. DM. Die Zahl der Mitarbeiter ist auf 188 angestiegen. In der Folgezeit werden die Austauschprogramme mit China und der UdSSR ausgebaut. 1987 wird der DAAD zur Zentralen Agentur für die Hochschulprogramme der Europäischen Gemeinschaft. Der DAAD startet im selben Jahr ein neues Stipendienprogramm für Absolventen aus Entwicklungsländern. Sie nehmen in Deutschland an Aufbaustudiengängen teil, die sich mit Entwicklungsländern beschäftigen.

Der DAAD beginnt 1997 mit der Umsetzung eines ersten Aktionsprogramms, mit dem die internationale Attraktivität des Studienstandorts Deutschland verbessert werden soll. Zu diesem Programm gehören die Etablierung auslandsorientierter Studiengänge und die Förderung von Partnerschaften mit Hochschulen der dritten Welt. Ein weiterer zentraler Punkt des Programms sind längerfristige Gastdozenturen ausländischer Professoren an deutschen Hochschulen. Es wurde sich zum Ziel gesetzt die Zahl der Bildungsausländer von damals ca. 5% auf 10% also auf 200.000 zu verdoppeln.

Somit wurde es notwendiger, sich um die Integration dieser zu bemühen.

Wegen den steigenden Anforderungen an den akademischen Austausch und der Begrenzung der Finanzierungsmöglichkeiten werden mehrere Programme mit Spendenmitteln der deutschen Wirtschaft durchgeführt. Zu einer zentralen Aufgabe für den DAAD wird das internationale Hochschulmarketing. Im Jahr 2000 ist der DAAD auf 60 Messen vertreten, um die Werbetrommel für das deutsche Hochschulwesen zu rühren. Dies hatte zur Folge, dass z.B. in China die deutsche Botschaft in Peking mit der großen Anzahl von Visumanträgen für Studenten überfordert war. Deswegen wurde dort die akademische Prüfstelle des DAAD eingerichtet.

Im Jahr 2001 ist die Förderung auf 67.599 Studierende und Wissenschaftler angestiegen. Davon sind 28.059 Ausländer und 39.540 Deutsche

Seit 2002 stehen dem DAAD Mittel für den vertiefenden Dialog mit Hochschulen in islamischen Ländern zur Verfügung. Über 100 Deutsche und 400 Ausländer nahmen 2002 an dem Programm teil. 2003 werden 51.962 Studierende und Wissenschaftler gefördert. Die Ausgaben betragen 2004 etwa 237,5 Millionen Euro. Seit 2004 lassen rund 50 deutsche Hochschulen ihre internationalen Studienbewerbungen von uni - assist, einer neuen Servicestelle mit einer Internetseite für internationale Studienbewerbungen, auf Vollständigkeit und Zugangsmöglichkeit hin überprüfen (vgl.www.daad.de/Portrait/Geschichte/ Entwicklung/ Chronik).

Das zweite Aktionsprogramm zur Internationalisierung der Hochschulen, enthält Vorschläge für Studien- und Forschungsangebote um im internationalen Wettbewerb um die intelligentesten Köpfe konkurrieren zu können. Ebenso werden Vorschläge unterbreitet, die Integration fördern sollen. Es werden Ziele gesteckt, nach denen der DAAD seine Förderungspolitik ausrichten wird. Im Folgenden sollen nur für die Integration relevante Teile dieses Programms dargestellt werden. Das ganze Programm ist nachzulesen unter http://www.daad.de/portrait/de/1.4.html und den nachfolgenden Internetseiten.

Diese sieben Ziele sind:

- "Die deutschen Hochschulen müssen für gut qualifizierte ausländische Studierende (vornehmlich solche mit erstem Studienabschluss) wieder zu einer ersten internationalen Adresse werden."
- "Zum Ausbau ihrer Spitzenqualität braucht die deutsche Forschung mehr hoch qualifizierte Nachwuchswissenschaftler aus dem Ausland."
- "Der Lehrkörper an den deutschen Hochschulen muss internationaler werden."
- "Die (rechtlichen, finanziellen und kulturellen) Rahmenbedingungen für Einreise und Aufenthalt und wissenschaftliche Arbeit in Deutschland müssen gastfreundlicher gestaltet werden."
- "Trotz (und neben) Englisch als Lingua Franca: Mehr und bessere Angebote zum Deutschlernen im In- und Ausland."
- "Die Internationalisierung der Hochschulen braucht mehr Leistungsanreize für Hochschulen und ihre Mitglieder. "
- "Auch die deutschen Hochschulen müssen sich international professionell vermarkten" (http://www.daad.de/portrait/de/1.4.html).

An den deutschen Hochschulen werden von Seiten des DAAD Defizite vor allem in zwei Punkten ausgemacht: Einerseits ist die Ausstattung der akademischen Auslandsämter oft nicht ausreichend, um die hohen und steigenden Anforderungen zu bewältigen.

Die personelle Besetzung ließe sich auch in München verbessern. Andere bayerische Hochschulen wie z.B. Passau haben gar keine Auslandsämter Interview; Lateinamerikaner I. 3.).

Die steigende Anzahl der ausländischen Studenten stößt an verwaltungstechnische Grenzen. Es werden schon jetzt lange Wartezeiten in den Auslandsämtern beklagt. Deswegen müssen die Auslandsämter nach Vorschlag des DAAD unbedingt mehr Mittel bekommen.

Andererseits gehen durch die Trennung der Aufnahme an der Hochschule von Bildungsausländern in Akademisches Auslandsamt, Studienkolleg und Lehrgebiet DaF Synergieeffekte verloren, und es wird teilweise doppelte Arbeit geleistet. Außerdem wird es unübersichtlich für Verwaltung und Studenten. Um die rechtlichen, finanziellen und kulturellen Rahmenbedingungen zu verbessern, sollen die ausländerrechtlichen und arbeitsrechtlichen Schritte, die in den §§ 28/29 des Ausländergesetzes festgelegt sind, in den örtlichen Behörden umgesetzt werden (DAAD, 2000; www.daad.de/ Portrait).

Somit kümmert sich der DAAD auch um die Rahmenbedingungen der Integration. Durch gezielte Vorschläge und mahnende Worte macht er auf Missstände aufmerksam und zeigt auf, wie mit der steigenden Zahl an Bildungsausländern umgegangen werden soll. Da der DAAD über lange Erfahrung und die nötigen Mittel verfügt, werden diese Vorschläge auch angenommen und in die Tat umgesetzt.

Mit dem Hochschulinformationssystem (HIS) zusammen wurde Wissenschaft-weltoffen gegründet, um auch das nötige Datenmaterial rund um die Akademikerwanderung zu liefern. Dies ist unter www.wissenschaft-weltoffen.de zu finden und liefert Zahlen über deutsche Studenten im Ausland und ausländische Studenten im Inland.

3.1.2. Das Studentenwerk

Die Studentenwerke sind nach dem ersten Weltkrieg als Selbsthilfeorganisationen für mittellose Studenten entstanden. Es wurden Mensen aufgebaut, Freitische organisiert und Kassen für Darlehen eingerichtet. 1920 wurde das Studentenhaus München e.V. von dem Allgemeinen Studentenausschuss gegründet. 1929 wurde das erste überregionale Studentenwerk gegründet, das von den Nationalsozialisten in das Reichsstudentenwerk umgewandelt wurde. Während des zweiten Weltkrieges brach diese Struktur zusammen. 1948 wurde mit der Verordnung über die Einrichtung von Studentenwerken die Organisation, Aufgaben Finanzierung und Wirtschaftsführung neu festgelegt. Seit 1974 wird das vom Bayerischen Hochschulgesetz geregelt. Der Auftrag des Studentenwerks ist die wirtschaftliche Förderung der Studierenden und deren soziale und gesundheitliche Betreuung. Ebenso ist die Einrichtung von Kinderbetreuungsstätten und der Bau und das Betreiben von Studentenwohnheimen für die Studierenden staatlicher Hochschulen sowie die Bereitstellung von kulturellen und gesellschaftlichen Einrichtungen Teil der Aufgabe (Studentenwerk; Wegweiser, 2003/04 S. 12-13).

Das Studentenwerk bietet Studenten aus dem Ausland verschiedene besondere Dienstleistungen an. Um die Kosten, die auf einen Studenten zukommen transparent zu gestalten, hat das Studentenwerk ein Servicepaket zusammengestellt, deren Zahl jedoch begrenzt ist. Es beinhaltet die Vermittlung eines Zimmers im Studentenwohnheim, die Verpflegung, je nach Stadt ein Nahverkehrsticket, Informationen und Servicedienstleistungen, die leider nicht genauer definiert sind, die Vermittlung einer Kranken- Haftpflicht- und Pflegeversicherung. Die Kosten betragen zwischen 205 € und 375 € pro Monat (vgl.www.studentenwerke.de/ Servicepaket).

Das Tutorenprogramm der Studentenwerke wird in Wohnheimen angeboten. Für die ansteigenden Studentenzahlen muss nicht nur ausreichend Wohnraum zur Verfügung gestellt werden, es müssen auch ganz unterschiedliche Angebote an die ausländischen Studenten erbracht werden. Ein Angebot der Studentenwerke ist das Tutorenprogramm. Es wurden im Sommersemester 2002 deutschlandweit 330 Tutoren eingesetzt und 45 Prozent davon sind Ausländer, wie eine Studie, die die Studentenwerke Mitte 2002 durchgeführt haben, zeigt. Die Ergebnisse zeigen die hohe Nachfrage von ausländischen Studenten nach Hilfsangeboten. Tutoren werden um Hilfestellungen bei Problemen mit den Mitbewohnern des Studentenwohnheimes und bei Behördengängen gebeten. Außerdem wird nachgefragt wie die ausländischen Studenten Kontakte zu deutschen Kommilitonen bekommen können (Grießhammer/Kappus, 2003). Dies entspricht auch den größten Problemen die nach der 16. Sozialerhebung ausländische Studenten beim Studium benennen (Isserstedt / Schnitzer, 2002).

Des weiteren wird bei der Organisation von Kulturangeboten, Freizeitaktivitäten und Unterstützung im Studienalltag um Hilfe gebeten. Ebenso bei Diskriminierungen und Geldsorgen sind die Tutoren Ansprechpartner für ausländische Studenten. Es gab nur wenige Nachfragen nach Sprachkursen, Konversationstrainings, landeskundlichen Seminaren und nach dem Knüpfen von Kontakten zur deutschen Bevölkerung (vgl.Grießhammer/Kappus, 2003).

Dies ist besonders im Hinblick auf die Bemühungen der Bundesregierung interessant, da diese hauptsächlich landeskundliche Seminare und Sprachkurse als Integrationsmaßnahmen anbieten. Dies erscheint besonders im Bezug auf Ausländische Studenten als wenig notwendig. Dass wenig Sprachkurse nachgefragt werden, kann damit zusammenhängen, dass viele Tutoren Ausländer sind.

3.1.3. Das Studienkolleg

Das Studienkolleg ist eine der Institutionen in Deutschland, die am meisten mit Integration von Bildungsausländern betraut ist, da sie Studienbewerber ein Jahr lang auf die deutsche Hochschullandschaft vorbereiten.

Bewerbern, die sich einer Feststellungsprüfung zur Aufnahme an deutschen Fach- oder Hochschulen unterziehen müssen, wird als Hilfe zur Vorbereitung der Besuch eines Studienkollegs ermöglicht. Dort treffen Studierende verschiedener Nationalität, Sprache und Kultur zusammen. Das Studienkolleg hat die Aufgabe, ausländische Studienbewerber so vorzubereiten, dass sie ohne große Probleme studieren können.

Am Studienkolleg können Studienbewerber, die außer den Sprachkenntnissen auch fachliche Kenntnisse nachweisen müssen, seit 1961 sich auf die "Prüfung zur Feststellung der Eignung ausländischer Studienbewerber für die Aufnahme eines Studiums an Hochschulen der BRD " vorbereiten. 1961 wurde auf Beschluss der Kultusministerkonferenz das Studienkolleg institutionalisiert. In der Rahmenordnung der Studienkollegs für ausländische Studierende von 1961 wird dem Studienkolleg folgende Aufgabe zugeschrieben:

"Ausländischen Studierenden, deren Vorbildungsnachweis einem deutschen Reifezeugnis nicht voll entspricht, die erforderlichen Voraussetzungen für ein erfolgreiches Hochschulstudium in der Bundesrepublik zu vermitteln. Die ausländischen Studierenden erhalten in einem Vorbereitungsjahr eine wissenschaftliche Grundausbildung, die mit der Prüfung zu Feststellung der Hochschulreife abgeschlossen wird. Die Arbeit im Studienkolleg verlangt, daß Lehrende und Studierende in gegenseitiger Achtung vor der Persönlichkeit, der religiösen Überzeugung der Nationalität und der politischen Anschauung des anderen zusammenwirken" ( WUS 1971, S. 17 in Kotenkar,1980; S. 76).

In der Anfangszeit wurden G - Kurse für sprachliche, historische, philosophische Studienfächer, M- Kurse für Medizin, Pharmazie und Biologie, N - Kurse für naturwissenschaftliche Fächer und W. Kurse für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften angeboten.

Inzwischen gilt die Rahmenordnung für ausländische Studienbewerber für den Unterricht an den Studienkollegs und die Feststellungsprüfung (Schmidt, 1999) die in einem Beschluss der Kultus Minister Konferenz vom 15. April 1994 festgelegt wird. Seitdem verstehen sich die Studienkollegs als Servicedienstleister zur Studienvorbereitung für ausländische Studienbewerber in Deutschland. In einer Selbstdarstellung werden in der Zeitschrift für Pädagogik und Didaktik studienvorbereitender Kurse für ausländische Studierende als "einzigartige Einrichtungen für die Vorbereitung ausländischer Studienbewerber auf ein Studium an einer deutschen Hochschule, vor allem aus Ländern mit stark abweichenden Bildungsstrukturen und Studienmethoden" (Schmidt, 1999; S. 126) beschrieben. Da es keine einheitlichen Testverfahren für den Hochschulzugang gibt, ist es Aufgabe der Studienkollegs, die Fertigkeiten, Qualifikationen und methodischen Kenntnisse, die zum Einstieg in das deutsche Hochschulsystem erforderlich sind, zu verbessern. Studienbewerbern mit unzureichendem Sekundarschulniveau wird ein einjähriger Kurs und eine Feststellungsprüfung angeboten, die den Zugang zu allen deutschen Hochschulen erlaubt (Schmidt, 1999).

Neben den Studienkollegs gibt es an vielen Hochschulen Sprachzentren, die Sprachkurse für ausländische Studierende anbieten, die eine anerkannte Hochschulzugangsqualifikation haben, deren Deutschkenntnisse nachgewiesen durch die Deutsche Sprachprüfung für den Hochschulzugang ausländischer Studienbewerber (DSH) aber für ein erfolgreiches Studium nicht ausreichen.

Heute ist das Studienkolleg bei den Universitäten des Freistaates Bayern in München zuständig für ausländische Studienbewerber, die eine Studienberechtigung in ihrer Heimat haben, die nicht mit dem deutschen Reifezeugnis gleichwertig ist und damit eine Feststellungsprüfung für ausländische Studierende ablegen müssen (Schmidt, 1999).

Das Studienkolleg München ermöglicht den Zugang zu den Technischen Universitäten München und Freising, der Ludwig- Maximilians- Universität München, der Universität Augsburg, der Universität Bamberg, Universität Bayreuth, Universität Eichstätt, Universität Erlangen-Nürnberg, Universität Regensburg, Universität Passau und der Universität Würzburg (vgl. Merkblatt für die Zulassung zum Studienkolleg, 2001).

Die Studierenden müssen sich bei einer dieser Universitäten mit einem Anmeldebogen, der entweder über das Internet oder von der Universität direkt zu beziehen ist, mit einer amtlich beglaubigten und übersetzten Kopie der Hochschulzugangsberechtigung, einem Lebenslauf mit genauen Angaben über den Bildungsgang, bewerben. Wenn die Universität die Bewerbung akzeptiert, wird von dieser eine Aufforderung, den Aufnahmetest für das Studienkolleg München zu machen, verschickt. Dieser Test prüft im Deutschen, ob man zu den ca. 200 Studierenden zählt, die aufgenommen werden. Es bewerben sich über 1400 Studierende jedes Semester (Experteninterview I).

Von diesem Aufnahmetest ist befreit, wer das Deutsche Sprachdiplom der Kultusministerkonferenz II. Stufe oder ein gleichgestelltes Diplom oder Zeugnis besitzt. Sollte es Jahrgänge geben, in denen weniger Bewerber kommen, wirkt auch die Zentrale Mittelstufenprüfung des Goethe Instituts befreiend auf die Studierenden. Bewerber für ein technisches oder mathematisch- naturwissenschaftliches Studium müssen neben den Deutschkenntnissen elementare Kenntnisse in der Mathematik nachweisen (vgl. Merkblatt für die Zulassung zum Studienkolleg, 2001; Schmidt, 1999).

Wer den Aufnahmetest bestanden hat, nimmt je nach seinem Studienfach an einem der folgenden Kurse teil und wird an der Universität immatrikuliert. Die Kurse dauern zwei Semester und es herrscht Anwesenheitspflicht.

Studenten, die sich für technische, mathematische und naturwissenschaftliche Studiengänge beworben haben, besuchen den Kurs T. Hier werden etwa zehn Stunden Deutsch, zehn Stunden Mathematik und Informatik, zwölf Stunden Physik und Chemie und zwei Stunden Informatik, konstruktive Geometrie oder Elektrotechnik, wöchentlich, unterrichtet. Absolventen dieses Kurses haben nach Abu Laila (1981) die größten Schwierigkeiten, über soziale Belange zu sprechen.

Studenten, die sich für medizinische und biologische Studiengänge beworben haben, besuchen den Kurs M. In diesem Kurs werden Deutsch, Chemie, Biologie, Physik, Mathematik, und lateinisch-griechische Wortkunde unterrichtet.

Studenten, die sich für wirtschafts- oder sozialwissenschaftliche Studiengänge immatrikuliert haben, besuchen den Kurs W, in welchem Deutsch, Mathematik und Volks- und Betriebswirtschaftslehre sowie Sozialkunde gelehrt werden.

Studenten, die sich für geisteswissenschaftliche, künstlerische, sprachliche und gesellschaftswissenschaftliche Studiengänge interessieren, besuchen den Kurs G. Dort stehen Deutsch, Literatur, Geschichte, Sozialkunde und Latein oder Englisch auf dem Lehrplan. Jedes Semester kann nur einmal wiederholt werden. Studierende, die entweder ein Semester zweimal nicht bestehen oder den Unterricht nicht regelmäßig besuchen, werden exmatrikuliert und können an keiner deutschen Universität mehr studieren (Merkblatt für die Zulassung zum Studienkolleg München, 2001; Schmidt, 1999).

Der Direktor des Studienkollegs München teilte mir mit, dass er keine theoretischen Modelle zur Integration kenne: "wir machen Integration - praktisch" auf die Nachfrage, was er genau darunter versteht antwortete er "wir betreiben Enkulturation" (Telefongespräch, 09.01.06). Zur genaueren Informationsgewinnung führte der Verfasser ein Experteninterview[8] mit einer langjährigen Lehrerin durch. Ein wesentliches Ergebnis dieses Interviews ist, dass unter der Lehrerschaft des Studienkollegs zwei Positionen der stark schulischen Struktur betreffend vorherrschen. Einerseits, dass diese Struktur unterstützend auf die ausländischen Studenten wirkt, da sie stärkere Orientierung bietet. Andererseits, und dieser Position schließt sich der Verfasser an, dass die schulische Struktur eine schlechte Vorbereitung für das eigenständige organisieren und lernen an der Universität bietet.

Diese Expertin stellt eine der herausragenden Qualitäten des Studienkollegs, den freien Raum interkulturelle Erfahrungen zu machen und zu verarbeiten, der den Studierenden gegeben wird, dar. Dies bietet den Studenten die Möglichkeit, andere Kulturen kennenzulernen, was eine größere Flexibilität ermöglicht und damit den Integrationsprozess erleichtert. Ein weiterer großer Vorteil des Studienkollegs ist es, dass Bildungsausländer die Möglichkeit bekommen, sich in die Bildungskultur und in die ganz besonderen Studienanforderungen an der deutschen Hochschule einzugewöhnen und einzuarbeiten. Ebenso können kulturell bedingte Wissens- und Fähigkeitsdefizite aufgearbeitet werden, die sie im Studium behindern und benachteiligen würden (vgl. Experteninterview). Ein Ausschnitt aus dem Interview, der diesen interkulturellen Freiraum gut darstellt, ist folgender:

[...]


[1] siehe Kapitel Integration

[2] Um Wiederholungen zu vermeiden, sei auf das Kapitel 4. Integration hingewiesen, an dieser Stelle wird der Forschungskontext ausführlicher dargestellt. An dieser Stelle wird ebenfalls auf wichtige Arbeiten und Ergebnisse zum Thema verwiesen.

[3] Ergebnisse dazu werden im Kapitel

4. Integration dargestellt.

[4] Der Begriff der Integration wird im Kapitel Integration geklärt.

[5]. Der besseren Lesbarkeit halber wird nicht immer zwischen Studentinnen und Studenten unterschieden. Es sind bei Studenten auch weiblich Studenten gemeint, außer es wird explizit unterschieden

[6] In Klammern wird die Anzahl der Studierenden genannt.

[7] Dies geht aus der eigenen Untersuchung hervor.

[8] siehe Anhang.

Fin de l'extrait de 118 pages

Résumé des informations

Titre
Integration von ausländischen Studenten an der LMU München
Université
LMU Munich  (Pädagogik)
Note
2,2
Auteur
Année
2006
Pages
118
N° de catalogue
V66173
ISBN (ebook)
9783638584425
ISBN (Livre)
9783656620457
Taille d'un fichier
853 KB
Langue
allemand
Mots clés
Integration, Studenten, München
Citation du texte
Florian Postner (Auteur), 2006, Integration von ausländischen Studenten an der LMU München, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66173

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