Angesichts der drei grundlegenden Urteile des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) zur Niederlassungsfreiheit – „Centros“ 1999, „Überseering“ 2002, „Inspire Art“ 2003 – erfreut sich die englische Private Company Limited by Shares (folgend kurz „Limited“ genannt) immer größerer Beliebtheit, wenn es darum geht, die Rechtsform eines Unternehmens zu wählen. Über die Limited wird in der Öffentlichkeit viel diskutiert und die Voraussetzungen hinsichtlich der Gründung erscheinen auf den ersten Blick sehr „attraktiv“: keine persönliche Haftung des Gesellschafters, kein Mindestkapital, wenig Gründungsaufwand, niedrige Gründungskosten und die Möglichkeit der Verwaltung der Gesellschaft von Deutschland aus.
Durch die „Überseering“-Entscheidung muss eine EU-Auslandsgesellschaft mit Verwaltungssitz in Deutschland als Gesellschaft ausländischen Rechts anerkannt werden. Nach „Centros“ und „Inspire Art“ gilt dies sogar dann, wenn keinerlei Geschäfte im Gründungsstaat getätigt werden.
Voraussetzung ist allerdings, dass das Auseinanderfallen von Satzungs- und Verwaltungssitz vom Gründungsstaat gebilligt wird. Das englische Recht lässt es zu, dass als Satzungssitz einer Limited London und der Verwaltungssitz in Deutschland gewählt werden können. Daher ist es zulässig eine Limited in Deutschland zu gründen, jedoch ohne verpflichtet zu sein, auch in England Geschäfte betreiben zu müssen.
Ist die Limited wirklich „attraktiver“? Dieser Frage soll anhand der Ausführungen dieses Buches mittels einer ökonomischen Analyse die Rechtsformwahl aus Sicht eines Unternehmers nachgegangen werden, wobei die deutsche Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) mit der englischen Limited verglichen wird.
Im Kapitel 2 werden zum einen die Grundzüge der GmbH und zum anderen die der Limited dargestellt. Auf einen umfassenden, ausführlichen Vergleich beider Rechtsformen sei in diesem Kapitel verzichtet, wobei allerdings trotzdem partiell explizit Unterschiede verdeutlicht werden.
Der Themenschwerpunkt der vorliegenden Arbeit liegt auf dem Vergleich der Kapitalerhaltung (Kapitel 3.1), welches grundsätzlich darstellend geschrieben ist, und den Interessen von Financiers (Kapitel 3.2) sowie Kunden und Lieferanten (Kapitel 3.3). Die beiden letztgenannten Kapitel stellen die Folgen der Kapitalerhaltungsvorschriften und einiger anderer wichtiger Aspekte dar. Die Arbeit endet mit einer Zusammenfassung und einem Ausblick, welches im Kapitel 4 abgebildet ist.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Grundstruktur der deutschen GmbH und der englischen Limited
- 2.1. Die deutsche GmbH
- 2.1.1. Rechtsrahmen und Allgemeines der GmbH
- 2.1.2. Gründung einer GmbH
- 2.1.3. Organe der GmbH
- 2.2. Die englische Limited
- 2.2.1. Rechtsrahmen und Allgemeines der Limited
- 2.2.2. Gründung einer Limited
- 2.2.3. Organe der Limited
- 2.1. Die deutsche GmbH
- 3. Kapitalerhaltung und Interessen von Financiers sowie Kunden und Lieferanten
- 3.1. Kapitalerhaltung
- 3.1.1. Allgemeines zur Kapitalerhaltung
- 3.1.2. Ausschüttungsregeln
- 3.1.3. Kauf eigener Anteile
- 3.1.4. Kapitalherabsetzung
- 3.2. Interessen von Financiers
- 3.2.1. Interessen von Eigenkapitalgebern
- 3.2.2. Interessen von Fremdkapitalgebern
- 3.3. Interessen von Kunden und Lieferanten
- 3.1. Kapitalerhaltung
- 4. Zusammenfassende Würdigung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Rechtsformwahl zwischen der deutschen GmbH und der englischen Limited aus der Sicht eines Unternehmers. Im Fokus stehen insbesondere die Kapitalerhaltung sowie die Interessen von Financiers und Kunden/Lieferanten.
- Vergleich der Rechtsformen GmbH und Limited
- Kapitalerhaltung und deren Auswirkungen
- Interessen von Eigen- und Fremdkapitalgebern
- Relevanz der Rechtsformwahl für Kunden und Lieferanten
- Ökonomische Aspekte der Rechtsformwahl
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2 befasst sich mit der Grundstruktur der deutschen GmbH und der englischen Limited. Es werden die Rechtsrahmen, die Gründungsprozesse und die jeweiligen Organe der beiden Rechtsformen dargestellt. Kapitel 3 untersucht die Kapitalerhaltungsvorschriften und deren Auswirkungen auf die Interessen von Financiers sowie Kunden und Lieferanten. Die Kapitel 3.1 bis 3.3 analysieren die Kapitalerhaltung, die Interessen von Eigenkapitalgebern und Fremdkapitalgebern sowie die Belange von Kunden und Lieferanten.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Rechtsformwahl, GmbH, Limited, Kapitalerhaltung, Eigenkapitalgeber, Fremdkapitalgeber, Kunden, Lieferanten, Interessenkonflikte, ökonomische Analyse.
- Arbeit zitieren
- Dipl.-Kaufmann/Dipl.-Volkswirt Jens Becker (Autor:in), 2006, Die englische Limited im Vergleich zur GmbH. Eine Analyse mit den Themenschwerpunkten Kapitalerhaltung, Interessen von Financiers sowie Kunden und Lieferanten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66268