Ein Besuch in Versen - Achmatovas 'Ja prišla k poetu v gosti' als Antwort auf Bloks 'Kra-sota strašna, Vam skažut'

Ein Vergleich der beiden Poetiken


Trabajo de Seminario, 2001

18 Páginas, Calificación: 1,7


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1.Einleitung
1.2.Intertextualtätstheorien
1.3. Bachtin vs. Kristeva
1.4. Text und Subtext

2.1. Aleksandr Blok
2.2. Anna Achmatova
2.3. Symbolismus vs. Akmeismus
2.4. Die Zeit vor dem ersten Treffen

3.1.Bloks „Madrigal“
3.2. Hispanisierung durch die Stilisierung
3.3. Formale Ebene von „Madrigal“
3.4. Heilige und Hure
3.5. Achmatovas Antwort-Gedicht
3.6. Der Dichter als Sonne
3.7. Prozorovas Analyse
3.8. Formalen Ebenen von Achmatovas Gedicht
3.9. Theatralisch Inszenierung vs. Flucht nach draußen

4.1. Was ist eine Poetik?
4.2. Achmatovas Poetik
4.3. „Schatten Bloks“ in Achmatovas Poetik
4.3. Bloks Poetik
4.4. Ergebnisse der Gegenüberstellung

Literaturverzeichnis

1.Einleitung

Gegenstand der Hausarbeit ist ein Vergleich der Poetiken zweier Dichter. Dies erfolgt am Beispiel von Bloks „Krasota strašna, Vam skažut“ und Achmatovas „Ja prišla k poėtu v gosti“, das als Antwort auf Bloks Gedicht entstanden ist. Zwar sind die Gedichte im Abstand von einem Jahr geschrieben – Bloks Gedicht ist bereits 1913 fertig – dennoch sind beide Gedichte mit dem Besuch Achmatovas in Bloks Wohnung im Dezember 1913 in der „Oficerskaja“-Straße verbunden.

Achmatova ist sicherlich eine der wenigen Dichter/innen, die ihr Widmungsgedicht persönlich bekommt. Denn an dem besagten Dezembertag 1913 besucht die noch recht unbekannte 24-jährige Anna Achmatova den großen, berühmten und von ihr schon seit langem verehrten Poeten Aleksander Blok. Sicherlich ein sehr aufregendes Erlebnis für die junge Dichterin. Achmatova bringt einige seiner Bücher mit, um sie signieren zu lassen. Nachdem die ersten Bücher recht unpersönlich und zurückhaltend mit „Für Achmatova – Blok“ signiert werden, schreibt Blok in das dritte Band das Widmungsgedicht „Krasota strašna, Vam skažut“, welches Achmatova später „Madrigal“ nennt[1]. Als Antwort auf „Madrigal“ schreibt die Dichterin 1914 das Gedicht „Ja prišla k poėtu v gosti“ und widmet es Aleksandr Blok .

Zum ersten Mal gemeinsam werden die beiden Gedichte in der ersten Ausgabe der Literaturzeitschrift „L´jubov´ k trem apel´sinam“ im Jahre 1914 veröffentlicht. Blok, der damals Redakteur der lyrischen Abteilung dieser Zeitschrift ist, wünscht sich eine gemeinsame Veröffentlichung der beiden Gedichte. Es ist ihm wichtig, dass diese Gedichte in einem „Aufruf – Antwort“ – Verhältnis zu einander stehen, so betrachtet und auch so publiziert werden. Dadurch wird unmittelbar die Korrespondenz deutlich, in der die beiden Gedichte miteinander stehen. Nach dem Literaturwissenschaftler Toporov sind diese beiden Widmungsgedichte auch der offizielle Beginn des „poetischen Dialogs“, den Achmatova und Blok in den nächsten Jahrzehnten führen[2].

1.2.Intertextualtätstheorien

Doch was macht diesen „poetischen Dialog“ aus? Um sich dessen bewusst zu werden, bedarf es der Klärung des Begriffs der „Intertextualität“. Dafür beziehe ich mich auf die Artikel von Renate Lachmann[3] und Manfred Pfister[4]. Zwar ist der Begriff der „Intertextualität“ relativ neu, doch das gezielte Einsetzen dieser ist es keinesfalls.

Schon seit der Antike beziehen sich die Texte auf andere Texte. Der Terminus der „Intertextualität“ entsteht in den späten sechziger Jahren aus der Aufarbeitung durch Julia Kristeva, die sich in einem Rückgriff auf ein theoretisches Konzept von Michail Bachtin mit dem Begriff der „Dialogizität“ beschäftigte.

1.3. Bachtin vs. Kristeva

Es gibt grundsätzlich zwei Kategorien von Intertextualitätstheorien. Bachtin, ein russischer Sprach- und Literaturtheoretiker, ist der Ansicht, dass „jede Äußerung untrennbar mit Dialog und Zitat verbunden ist“[5]. Seiner Ansicht nach ist die Sprache von Heterogenität gekennzeichnet und die von uns benutzten Wörter mit „den Intentionen und Akzenten anderer Sprecher“[6] bereits angereichert. Bachtins Theorie ist eindeutig nicht intertextuell, sondern intratextuell.

Nach Kristeva ist jeder Text ein „Mosaik von Zitaten“ und „jeder Text ist Absorption und Transformation eines anderen Textes“[7]. Zwar geht sie anfangs von Bachtins Theorie der „Dialogizität“ aus, führt aber mit der Umarbeitung, oder wie Manfred Pfister es bezeichnet „Umakzentuierung“, dieser Theorie auch den Terminus „Intertextualität“ ein. Demnach haben alle Texte die Eigenschaft sich vom Autor zu trennen und mit anderen Texten in einen Dialog zu treten. Somit tritt für Kristeva „an die Stelle des Begriffs der Intersubjektivität (...) der Begriff der „Intertextualität“[8].

1.4. Text und Subtext

Die Beziehung zwischen dem Akmeismus und Bachtin bzw. seinem Kreis von Literaturtheoretikern entstehet erst zu Beginn der 60er Jahre. Nach Renate Lachmann führt vor allem die Lyrik von Achmatova und Mandelstam und eine „Neulektüre der Schriften des Bachtinkreises“[9] zu dem „Kontakt zwischen den ergänzenden und stark überlappenden Positionen“[10]. Die Akmeisten entwickeln eine neue „Arbeitsmethode“, bei der sich der Text an anderen, vorausliegenden Texten orientiert und der fremde Text (Subtext), die Funktion des „fremden Wortes“ übernimmt. Dabei kann der Subtext sowohl ein sprachliches, als auch ein nicht sprachliches System wie Kunst und Architektur sein[11]. Somit bezieht sich der Begriff der Intertextualität nicht nur auf Texte, sondern weitet sich auch auf andere Bereiche der Kunst aus.

Doch wollen wir wieder zum „poetischen Dialog“ zwischen Achmatova und Blok zurück kommen, der mit diesen beiden Gedichten begann. Die zentrale Fragestellung der Hausarbeit ist: „ Wie nehmen sich die Dichter vor und nach dem Besuch wahr? In wie fern hat die Zugehörigkeit der Dichter zu zwei miteinander rivalisierenden Schulen Einfluss auf die spätere Freundschaft der beiden Dichter?“ Um dies zu klären und die Beziehung zwischen den beiden besser verstehen und erklären zu können, beschäftigen wir uns als erstes mit den Dichtern und ihren Lebensläufen.

2.1. Aleksandr Blok

Aleksander Blok (1880-1921), geboren und gestorben in St. Petersburg, ist ein führender Vertreter des russischen Symbolismus. Der Symbolismus lehnt jegliche naturalistische und realistische Traditionen ab. Der Gegenstand der Kunst ist die Transzendenz, das eigentliche Sein. Die Symbolisten glauben an den „magischen“ Charakter der Sprache, und verwenden Symbole aus der Mythologie und dem Mittelalter. Mit dieser Mythospoetik und Psychopoetik wird das Eindringen in neue Dimensionen des seelischen und erotischen Seins angestrebt[12]. Wie Lauer beschreibt, wird „das Streben, das Gute im Schönen zu finden zum wichtigsten Impuls der symbolistische Kunst“[13].

Bloks Dichtung ist dementsprechend mystisch, oft auch wechselhaft zwischen Ekstase und Depression. Sie ist eher emotional als intellektuell. Vor allem in seinen jungen Jahren ist er von der Romantik und der Nachromantik beeinflusst.

2.2. Anna Achmatova

Anna Achmatova (1889-1966), geboren als Anna Gorenko in Odessa, ist eine führende Vertreterin des Akmeismus. Der Akmeismus entsteht zwischen 1908 und 1910 aus der Auflehnung gegen dem Symbolismus. Lev Gumilev (der künftige erste Gatte von Achmatova), Achmatova selbst, Josef Mandelstam und einige andere junge Dichter schließen sich 1911 zur „Dichterzunft“ (Cech poėtov) zusammen.

Der Akmeismus setzt die Betonung auf die Einfachheit und Klarheit des Ausdrucks. So ist auch Achmatova für die Einfachheit ihrer Dichtung und ihrer Sprache bekannt. Ihre Dichtung ist sehr emotional und aus der weiblichen Perspektive geschrieben, was für die damalige Zeit revolutionär ist[14].

2.3. Symbolismus vs. Akmeismus

Im Gegensatz zu den Symbolisten, die sich als „Priester, Künder und Propheten, die das jenseitige Sein im diesseitigen schauten und deuteten...“, empfinden sich die Akmeisten „emphatisch als Handwerksmeister des Wortes, als Macher der Poesie“[15]. Seit der Abspaltung des Akmeismus vom Strom des Symbolismus rivalisieren die beiden Schulen miteinander. Die Reaktion des führenden Symbolisten Blok auf die neue Bewegung ist zunächst positiv, da er auch bei der ersten Sitzung von „Cech poėtov“ zugegen ist und recht zufrieden und zum Teil auch fast gutmütig den jungen Dichtern gegenüber auftritt: „bylo veselo i prosto. S molodymi dobreeš“[16]. Bei dieser Sitzung treffen auch Achmatova und Blok aufeinander. Sie finden einander sehr sympathisch, wobei es bei Achmatova mehr als nur Sympathie ist.

[...]


[1] Toporov, V.N.: Achmatova i Blok. (K probleme postroenija poeticeskogo dialoga: „blokovskij“ tekst

Achmatovoj.). Berkeley 1981 S. 35.

[2] Toporov, V.N.: Achmatova i Blok.

[3] Lachmann, Renate: Bachtins Dialogizität und die akmeistische Mythopoetik als Paradigma dialogisierter Lyrik. (in

Stierle, Karlheinz; Warning, Rainer (Hgg.): Das Gespräch, München 1984, S.489-515.).

[4] Pfister, Manfred: Konzepte der Intertextualität. (in Broich, Ulrich; Pfister, Manfred (Hgg.): Intertextualität.

Formen, Funktionen, anglistische Fallstudien, Tübingen 1985, S. 1-30.).

[5] Metzler-Lexikon Literatur- und Kulturtheorie : Ansätze – Personen – Grundbegriffe / hrsg. Von Ansgar

Nünning. – 2., überarb. und erw. Aufl. – Stuttgart ; Weimar . Metzler, 2001 S.241.

[6] Metzler-Lexikon Literatur- und Kulturtheorie, S. 241.

[7] Metzler-Lexikon Literatur- und Kulturtheorie, S. 241.

[8] Metzler-Lexikon Literatur- und Kulturtheorie, S. 241-242.

[9] Lachmann, Renate: Bachtins Dialogizität und die akmeistische Mythopoetik als Paradigma dialogisierter Lyrik.

S.490.

[10] Lachmann, R.: Bachtins Dialogizität und die akmeistische Mythopoetik als Paradigma dialogisierter Lyrik,

S.490.

[11] Lachmann, R.: Bachtins Dialogizität und die akmeistische Mythopoetik als Paradigma dialogisierter Lyrik,

S.491.

[12] Lauer, Reinhard: Geschichte der russischen Literatur (Von 1700 bis zur Gegenwart), München

2000 S. 455.

[13] Lauer, R.: Geschichte der russischen Literatur, S. 455.

[14] Lauer, R.: Geschichte der russischen Literatur, S. 486.

[15] Lauer, R.: Geschichte der russischen Literatur, S. 480.

[16] Cernych, V.A.: Blokovskaja legenda v tvorcestve Anny Achmatovoj. – In: Ivanov, Vjac. Vs.; V.N. Toporov, T.V. Civ´jan (Hgg.) : Serebrjanyj vek v Rossii. Izbrannye stranicy. Moskva. S.284.

Final del extracto de 18 páginas

Detalles

Título
Ein Besuch in Versen - Achmatovas 'Ja prišla k poetu v gosti' als Antwort auf Bloks 'Kra-sota strašna, Vam skažut'
Subtítulo
Ein Vergleich der beiden Poetiken
Universidad
University of Hamburg  (Institut für Slawistik)
Curso
Dialogische Dichtung: Intertextualität bei Achmatova und Mandelstam
Calificación
1,7
Autor
Año
2001
Páginas
18
No. de catálogo
V66324
ISBN (Ebook)
9783638589666
ISBN (Libro)
9783656251293
Tamaño de fichero
496 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Besuch, Versen, Achmatovas, Antwort, Bloks, Kra-sota, Vergleich, Poetiken, Dialogische, Dichtung, Intertextualität, Achmatova, Mandelstam
Citar trabajo
Natalie Schnar (Autor), 2001, Ein Besuch in Versen - Achmatovas 'Ja prišla k poetu v gosti' als Antwort auf Bloks 'Kra-sota strašna, Vam skažut' , Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66324

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