Die Hauptfrage kristallisierte sich nach eingehender Beschäftigung mit dem Bürgerkrieg in Sierra Leone heraus. Es zeigte sich, dass nebst ‚internen Akteuren’ auch immer wieder ‚Akteure von aussen’ auf den Bürgerkrieg Einfluss nahmen. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist die Analyse der Interventionen der Economic Community of West African States (ECOWAS) mittels deren Eingreiftruppe ECOWAS Cease Fire Monitoring Group (ECOMOG) und der Vereinten Nationen. Dabei zeigt sich, dass die ECOMOG und die Vereinten Nationen zunehmend eine herausragende Rolle im Versuch zur Beendigung des Bürgerkriegs hatten. Steht diese Haltung der UNO nun im Zusammenhang mit der neu definierten UNO-Rolle in der Konfliktbewältigung oder nicht? Lassen sich konkrete Umsetzungsversuche dieser Rolle am Fallbeispiel Sierra Leone ausfindig machen? Um dieses Ziel zu erreichen, wird folgende Hauptfrage aufgestellt:
Welche Rolle spielten die Interventionen einzelner Staaten, regionaler Organisationen und der Vereinten Nationen im Bürgerkrieg von Sierra Leone?
Damit die Hauptfrage beantwortet werden kann, werden folgende Unterfragen gestellt:
1. Welcher Art waren die Interventionen?
2. Wer waren die wichtigsten Akteure und welche Motive hatten sie?
3. Was waren die Ziele der Interventionen?
4. Wie war das Verhältnis von Anspruch und Wirklichkeit?
5. Wie steht es um die Legitimation der jeweiligen Intervention?
In diesem Zusammenhang stellt sich zunächst die Frage nach dem Völkerrecht. Die UNO-Charta enthält verschiedene Möglichkeiten, wie der Sicherheitsrat einer Bedrohung des Friedens auf internationaler Ebene entgegenwirken kann.
Es darf angenommen werden, dass ein früheres und energischeres Eingreifen seitens der Verein-ten Nationen den Bürgerkrieg verkürzt hätte. Dass sich die Vereinten Nationen dessen bewusst sind, lässt sich aus dem Bericht des Generalsekretärs Kofi Annan vom 16. April 1998 schliessen, wonach sich die Vereinten Nationen mehrfach als unfähig erwiesen haben, den Frieden in innerstaatlichen Konflikten herzustellen. Auch im Fall Sierra Leone haben die Vereinten Nationen lange gezögert, energisch einzuschreiten.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- 1. Einführung ins Thema
- 2. Fragestellung
- 3. Die rechtlichen Grundlagen einer Intervention
- 4. Forschungsstand
- 5. Vorgehensweise, Literatur- und Quellenlage und Aufbau
- II. Hauptteil
- 1. Die Vorgeschichte 1985-1991
- 1.1 Sierra Leone am Vorabend des Bürgerkriegs
- 1.2 1985, ein neuer Hoffnungsträger am Horizont: Präsident Momoh
- 1.3 Staat und Wirtschaft: 1985-1991
- 1.4 Die Gründung der Revolutionary United Front
- 2. Die Zeit von 1991-1996: Von der RUF-Rebellion zum Bürgerkrieg
- 2.1 Der Beginn der RUF-Rebellion im Jahr 1991
- 2.2 Die Eskalation zum Bürgerkrieg 1992-1996
- 2.3 Der lange Weg zum Frieden: Demokratische Wahlen und die Aufnahme von Friedensverhandlungen 1996
- 2.4 Der Friedensvertrag von Abidjan 1996
- 2.5 Die Rolle der UNO, ECOWAS und Executive Outcomes 1991-1996
- 3. Die Zeit von 1997-1999: Verstärktes Engagement von UNO, Nigeria und ECOWAS
- 3.1 Die Reaktion der Vereinten Nationen auf den Friedensvertrag von Abidjan
- 3.2 Mai 1997: Staatskollaps in Sierra Leone
- 3.3 Die Intervention Nigerias im Juni 1997
- 3.4 Regionales Peacekeeping: Die zunehmende Rolle der ECOWAS 1997
- 3.5 Die internationale Reaktion: halbherzig und verspätet
- 3.6 Die Sicherheitsratsresolution 1132 vom 8. Oktober 1997
- 3.7 Neue Verhandlungen und der Friedensvertrag von Conakry 1997
- 3.8 Vom Scheitern des Friedensvertrages von Conakry zu Beginn des Jahres 1998 bis zum Jahresende 1998
- 3.9 Die Reaktion der Vereinten Nationen 1998: Die UN-Sicherheitsratsresolution 1181
- 3.10 Vom Kampf um Freetown im Januar 1999 bis zur UN-Sicherheitsratsresolution 1270 im Oktober 1999
- 3.11 Der Vertrag von Lomé und die Vereinten Nationen 1999
- 4. Ausblick
- III. Fazit
- 1. Die Rolle der Interventionen einzelner Staaten, regionaler Organisationen und der UNO
- 1.1 Die Arten der Interventionen
- 1.2 Die wichtigsten Akteure und ihre Motivationen
- 1.3 Die Ziele der Interventionen
- 1.4 Anspruch und Wirklichkeit der Interventionen
- 1.5 Die Legitimation der Interventionen
- 2. Schlussbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Lizentiatsarbeit untersucht die Interventionen fremder Truppen im Bürgerkrieg in Sierra Leone von 1991 bis 1999. Die Arbeit analysiert die rechtlichen Grundlagen, die historischen Hintergründe, die beteiligten Akteure und die Auswirkungen der Interventionen auf den Konfliktverlauf.
- Die rechtlichen Grundlagen für Interventionen in innerstaatlichen Konflikten.
- Die Entstehung des Bürgerkriegs in Sierra Leone, die Rolle der RUF und der Einfluss von Wirtschaftsfaktoren.
- Die verschiedenen Phasen der Interventionen und die Rolle der UNO, ECOWAS, Nigeria und anderer Akteure.
- Die unterschiedlichen Ziele und Motivationen der intervenierenden Kräfte.
- Die Auswirkungen der Interventionen auf die Konfliktparteien und den Verlauf des Bürgerkriegs.
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung führt in das Thema ein und erläutert die Problematik des Bürgerkriegs in Sierra Leone sowie die Rolle von Interventionen in solchen Konflikten.
- Der Hauptteil der Arbeit beleuchtet zunächst die Vorgeschichte des Bürgerkriegs. Es wird die politische und wirtschaftliche Situation in Sierra Leone vor 1991 analysiert, die Gründung der RUF und die Eskalation des Konflikts im Jahr 1991 werden beschrieben.
- Die Arbeit untersucht anschließend die verschiedenen Phasen des Bürgerkriegs bis 1999. Es wird die Reaktion der UNO, ECOWAS und Nigerias auf den Konflikt analysiert sowie die Rolle von Executive Outcomes, einer privaten Militärfirma, beleuchtet.
- Darüber hinaus werden die verschiedenen Friedensverträge und die Motivationen der beteiligten Akteure analysiert, darunter die Interventionen einzelner Staaten, regionaler Organisationen und die UNO.
Schlüsselwörter
Die Lizentiatsarbeit beschäftigt sich mit dem Thema des Bürgerkriegs in Sierra Leone und der Rolle von Interventionen in innerstaatlichen Konflikten. Die Arbeit analysiert die rechtlichen Grundlagen für Interventionen, die Geschichte des Bürgerkriegs, die verschiedenen Akteure und deren Motivationen sowie die Auswirkungen der Interventionen auf den Konfliktverlauf. Wichtige Themen der Arbeit sind der Staatskollaps, die Rolle von Wirtschaftsfaktoren, die Bedeutung von internationalen Organisationen und die Legitimität von Interventionen.
- Arbeit zitieren
- lic. phil. I Richard Müller (Autor:in), 2003, Interventionen fremder Truppen im Bürgerkrieg von Sierra Leone 1991-1999, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66550