Seit mehr als drei Jahrzehnten bemüht sich der längst industrialisierte Westen, die sogenannte Erste Welt, unterentwickelten Staaten auf dem Weg aus ihren Krisen zu unterstützen. Es handelt sich hierbei um Länder aus den Bereichen Asiens, Afrikas und Lateinamerikas. Ihre Unterentwicklung ergibt sich aus dem Vergleich dieser als Dritte Welt titulierten Länder mit denen der o.g. Ersten Welt. Hierzu herangezogene Aspekte ist u.a. der industrielle Entwicklungsstand, die durchschnittliche Lebenserwartung sowie der Bildungsstand. Bis zum heutigen Tage hat die Entwicklungshilfe westlicher Geberländer kaum eine Verbesserung der Lebensbedingungen in den betreffenden Krisengebieten erreicht. Meist ist das Gegenteil der Fall. So hat sich v.a. in Afrika die Lage seit dem Beginn der Entwicklungsbemühungen verschlimmert. Kriege, Seuchen, Hunger und AIDS sind Schlagwörter, die im Zusammenhang mit dem "schwarzen" Kontinent assoziiert werden. Projekte, die den Afrikanern eine Entwicklung zum Besseren ebnen sollten, schlugen regelmäßig fehl. Importierte Bewältigungsmechanismen, vorwiegend wirtschaftlicher Art, die sich in ihren westlichen Ursprungsländern bewährt haben, greifen nicht, und das Elend wächst weiter. Ein noch nicht abgeschlossener Umdenkungsprozess hat unlängst eingesetzt. Dieser schließt die Beachtung und Respektierung sozio-kultureller Charakteristika dieser Länder ein. Ein Aspekt, der lange Jahre missachtet wurde. Viele Entwicklungshilfeprojekte lehnen sich heute an Prinzipien der Gemeinwesenarbeit bzw. Community Development, damit der Sozialpädagogik an. Hieraus ergeben sich mehrere Fragestellungen: Inwieweit ist eine westlich geprägte Sozialpädagogik auf eine entwicklungspädagogische Situation eines Dritte Welt-Landes übertragbar? Welche Rolle nimmt ein Sozialpädagoge/eine Sozialpädagogin im Rahmen der Entwicklungshilfe ein und welchen Beitrag kann er bzw. sie leisten? Dies wird in der vorliegenden Arbeit diskutiert und beantwortet. Dabei beziehe ich mich auf das schwarzafrikanische Arbeitsfeld, das exemplarisch an dem ostafrikanischen Staat Kenia dargestellt werden soll. Es mag gewagt klingen, wenn man ein Land zum Kriterium eines Bereiches der Größenordnung Schwarzafrikas erhebt, denn sicherlich gibt es mindestens so viele Unterschiede, wie es Staaten gibt, die auch im Einzelnen zu beachten sind. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Einleitung
- 1. Geschichtlicher Abriss Schwarzafrikas
- 2. Kenia
- 2.1 Land und Leute
- 2.2 Ökologie und Lebensraum
- 2.3 Bevölkerung
- 2.3.1 Der Viel-Völker-Staat Kenia
- 2.3.2 Die Frauen Kenias
- 2.3.3 Land-Stadt-Mensch
- 2.4 Politik und Staat
- 2.5 Ökonomie
- 2.6 Gesundheitswesen
- 2.7 Bildungswesen
- 2.7.1 Traditionelle afrikanische Erziehung
- 2.8 Religion
- 2.9 Fazit
- 3. Gesellschaftsstrukturen und Weltanschauung - Tradition und Gegenwart
- 3.1 Afrikanisches Zeitverständnis
- 3.2 Traditionelle Weltanschauung
- 3.3 Verwandtschaftliche Beziehungsgeflechte und ihre immanente Solidarität
- 3.4 Heutige Situation
- 3.5 Fazit
- 4. Entwicklungshilfe als Lösungsbeitrag der sogenannten Ersten Welt
- 4.1 Definition: Entwicklungsland und Entwicklungshilfe
- 4.2 Die Bedeutung westlicher Werte und Normen
- 4.2.1 Modernisierung- und Dependenztheorien der Entwicklungsforschung
- 4.3 Formen der Entwicklungshilfe
- 4.4 Entwicklungshilfe und Sozialpädagogik
- 4.4.1 Verwandtschaft von Zielen und Methoden
- 4.4.2 Bedarf an Experten sozialpädagogischer Arbeit am Beispiel des Deutschen Entwicklungsdienstes (DED)
- 4.5 Fazit
- 5. Entwicklungshandeln am Beispiel der Community Development in Kenia
- 5.1 Bedeutung der Partizipation für entwicklungsfördernde Projekte
- 5.2 Community Development in Kenia
- 5.2.1 Definition: Community (Gemeinwesen)
- 5.2.2 Die Rolle des CD-Arbeiters
- 5.2.3 Wirkungsfaktoren der CD-Arbeit
- 5.2.4 Die Strategie Community Development
- 5.2.5 Soziale Aktions- bzw. Phasenmodelle der Community Development
- 5.3 Fazit
- 6. Westlich geprägte Sozialpädagogik
- 6.1 Berufsbild- und Verständnis
- 6.2 Gesellschaftliche Funktion
- 6.3 Sozialpädagogisches Handeln
- 6.4 Verständnis der Gemeinwesenarbeit
- 6.4.1 Die Gemeinwesenarbeit als Arbeitsprinzip
- 6.4.2 Ordnungskriterien der Gemeinwesenarbeit
- 6.5 Fazit
- 7. Transfer sozialpädagogischen Handelns
- 7.1 Vergleich der Theorie und Arbeitsmittel kenianischer CD und westlicher GWA
- 7.2 GWA bzw. CD im Kontext gesellschaftlicher und politischer Strukturen
- 7.3 Sozialpädagogisches Handeln im Rahmen der Entwicklungshilfe
- 7.4 Der mögliche Beitrag sozialpädagogischen Handelns
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit untersucht die Übertragbarkeit von Methoden und Ansätzen aus der westlichen Sozialpädagogik auf entwicklungspädagogische Arbeitsbereiche in Afrika, speziell in Kenia. Dabei wird das Konzept der Community Development (CD) als ein Beispiel für sozialpädagogisches Handeln in Entwicklungsländern betrachtet und mit der Gemeinwesenarbeit (GWA) im westlichen Kontext verglichen.
- Der historische Hintergrund Schwarzafrikas und die spezifische Situation Kenias
- Die Bedeutung von Entwicklungshilfe und die Herausforderungen, die mit der Anwendung westlicher Werte und Normen in Entwicklungsländern verbunden sind
- Das Konzept der Community Development und die Rolle von Partizipation in entwicklungsfördernden Projekten
- Der Vergleich von Community Development und Gemeinwesenarbeit hinsichtlich ihrer Ziele, Methoden und Anwendungskontexte
- Die Möglichkeiten und Grenzen des Transfers sozialpädagogischen Handelns in den Bereich der Entwicklungshilfe
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Geschichtlicher Abriss Schwarzafrikas: Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die Geschichte Schwarzafrikas und die Herausforderungen, die durch Kolonialisierung und Unterentwicklung entstanden sind.
- Kapitel 2: Kenia: Dieses Kapitel stellt das Land Kenia und seine Bevölkerung sowie die politischen, ökonomischen und sozialen Bedingungen vor. Besonderer Fokus liegt auf dem Bildungswesen und den Traditionen der afrikanischen Erziehung.
- Kapitel 3: Gesellschaftsstrukturen und Weltanschauung - Tradition und Gegenwart: Dieses Kapitel analysiert die traditionellen Gesellschaftsstrukturen und die Weltanschauung in Kenia, insbesondere die Bedeutung von Verwandtschaftsbeziehungen und die Rolle der Tradition in der heutigen Gesellschaft.
- Kapitel 4: Entwicklungshilfe als Lösungsbeitrag der sogenannten Ersten Welt: Dieses Kapitel befasst sich mit dem Konzept der Entwicklungshilfe und analysiert die Bedeutung westlicher Werte und Normen in Entwicklungsländern. Es werden verschiedene Theorien der Entwicklungsforschung sowie die Formen und Zielsetzungen der Entwicklungshilfe vorgestellt.
- Kapitel 5: Entwicklungshandeln am Beispiel der Community Development in Kenia: Dieses Kapitel untersucht das Konzept der Community Development als eine Form des sozialpädagogischen Handelns in Entwicklungsländern. Es wird die Bedeutung von Partizipation und die verschiedenen Phasen und Modelle der CD-Arbeit in Kenia erläutert.
- Kapitel 6: Westlich geprägte Sozialpädagogik: Dieses Kapitel beschreibt das Berufsbild, die gesellschaftliche Funktion und die Arbeitsweise der Sozialpädagogik in westlichen Gesellschaften, insbesondere im Kontext der Gemeinwesenarbeit.
- Kapitel 7: Transfer sozialpädagogischen Handelns: Dieses Kapitel vergleicht die Theorie und die Arbeitsmittel der kenianischen CD mit der westlichen GWA und untersucht die Übertragbarkeit von sozialpädagogischem Handeln im Kontext der Entwicklungshilfe.
Schlüsselwörter
Schwarzafrika, Kenia, Entwicklungshilfe, Community Development, Gemeinwesenarbeit, Sozialpädagogik, Partizipation, Tradition, Modernisierung, Dependenztheorien, westliche Werte, Entwicklungsforschung.
- Citar trabajo
- Maximilian Riegl (Autor), 1995, Transfer sozialpädagogischen Handelns auf entwicklungspädagogische Arbeitsbereiche - Am Beispiel der Gemeinwesenarbeit bzw. Community Development in Kenia, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66594