Die Kultkritik im Hoseabuch


Dossier / Travail, 2006

15 Pages, Note: 2


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Aufbau des Hoseabuches

3. Hosea, ein freier Prophet

4. Hosea und seine Zeit / Der historische Hintergrund

5. Der Baalskult

6. Kultkritik im Hoseabuch und deren Versinnbild-lichung in der familiären Situation des Propheten

7. Gerichtsandrohung und Heilszusage

8. Fazit / Gegenwartsbezug

9. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Der Prophet Hosea kann als einer der markantesten Repräsentanten des werdenden Judentums gesehen werden. In den ihm zugeordneten Schriften blickt er zurück auf Vergangenes, mahnt in der Gegenwart und verkündet die zukünftigen Geschicke des Volkes Israel. Er findet dafür sehr klare und deutliche Worte und besonders seine Kritik am Baalskult liefert gesellschaftlichen Sprengstoff. Hosea äußert mutig seinen Standpunkt. Er handelt als Gottesmann und als solcher richtet sich seine Kritik nicht nur gegen den Baalskult, sondern auch gegen die herrschende Oberschicht, wie etwa die Priester, den König, ja sogar die Institution des Königtums wird angegriffen.

In der folgenden Hausarbeit soll die Zeit, in der das Hoseabuch entstanden ist, genauer betrachtet werden. So wird deutlich, warum gerade zum damaligen Zeitpunkt Hosea als Prophet von Gott berufen wird, sein Wort zu verkünden. Um einen tieferen Einblick zu erhalten, ist es wichtig zu erläutern, welche persönlichen Implikationen das ’Prophet sein’ auf das Leben Hoseas hatte. Ferner ist es notwendig zu verstehen, was der Begriff der Prophetie ursprünglich bezeichnet und wie die verschiedenen Prophetentypen voneinander abgegrenzt werden können. Wie bereits angedeutet, ist Hosea eine sehr unbequeme Gestalt des Alten Testaments und zu Recht werden Propheten auch ’Rufer wider den Strom’ genannt, da sie zwar konform zu den Geboten Jahwes stehen, aber innerhalb der gesellschaftlichen Ordnung als Nonkonformisten gelten. Des weiteren soll eine Darstellung der geschichtlichen und religiösen Umstände, in denen der Prophet wirkte, erläutert und reflektiert werden. Mit diesem Wissen eröffnet sich ein breiterer Verständnishorizont, der zur Lektüre dieser Arbeit notwendig ist. Im Lichte dieses Wissens sollen die prophetischen Gerichtsworte, aber auch seine Heilszusage untersucht werden.

Die Arbeit schließt mit einem Fazit ab, in welchem besonderes Gewicht darauf gelegt werden soll, welche Botschaft das Hoseabuch für die aktuelle Zeit liefert. Es soll ein Gegenwartsbezug geschaffen werden, der aufzeigt, in welcher Verbindung der Prophet Hosea noch heute mit uns steht und welche Fragen, Impulse und Kritik seine Botschaft an uns heranträgt.

2. Der Aufbau des Hoseabuches

Das Hoseabuch ist Teil des Dodekaprophetons (Zwölfprophetenbuch). Es gilt mit dem Buch Amos als Beginn der Schriftprophetie in Israel und teilt sich in vierzehn Kapitel. Die Einheitsübersetzung setzt zwischen Kap. 1-3 und Kap. 4-14 eine Zäsur, wohingegen in der Forschung alternative Thesen der Aufteilung zu finden sind. Häufig trifft man auf einen dreiteiligen Aufbau, der zwischen den Kap.1-3 / 4-11 / 12-14 eine Trennlinie zieht. Da das Hoseabuch eine Anthologie darstellt, der es an deutlichen Gliederungssignalen fehlt, ist eine Aufteilung schwierig. Deshalb soll hier der These des dreiteiligen Aufbaus gefolgt werden, die eine thematische Unterteilung vornimmt.

Die Buchüberschrift Hos 1,1 legitimiert Hosea als Prophet Gottes und hebt den Zeitbezug des Propheten hervor, in dem vier Könige des Südreiches und nur ein König des Nordreiches erwähnt werden. Die Überschrift zielt so auf spätere judäische Leser ab.

Die Kapitel Hos 1,2-3,5 beschäftigen sich mit der Ehe des Propheten. Hier wird die familiäre Situation Hoseas zur sinnbildlichen Veranschaulichung der völkischen Lage symbolisch in Bezug gesetzt und mit Strafe bedroht. Den anfänglichen Drohworten folgt eine Heilsverkündung, die durch die Läuterung des Volkes, symbolisiert durch den Ehebruchprozess, erreicht werden kann und von der Liebe Gottes zu seinem Volk kündet. Diese Liebe spiegelt sich nochmals in Hos 3 wieder, wo die Wiederannahme der treulosen Frau Israel angekündigt wird, nicht ohne allerdings in V.4 die Strafe einer langen könig- und fürstenlosen Zeit auszusetzen. Während Hos 1 als Fremdbericht in der 3. Person wiedergegeben wird ist Hos 3 als Selbstbericht verfasst und deutet so auf Hosea selbst als Verfasser hin.

Kapitel 4-11 kommt der Charakter einer programmatischen Schrift zu. Gott geht mit seinem Volk ins Gericht und gleich einer Anklageschrift werden Israels Verfehlungen benannt. Diese sind z.B. fehlende Gotteserkenntnis, Fluchen, Morden, Stehlen, Ehebrechen, Diebstahl, um nur einige zu nennen. Die Fehlorientierung des Volkes wird deutlich und Gott tritt nicht nur als Ankläger, sondern auch als Richter auf, der die Strafe verhängt.

In Hos 4-11 spiegelt sich somit die Hoffnungslosigkeit der Situation wieder, die durch das ’Nicht-umkehren-wollen’ des Volkes bedingt wird. Das von Gott gesprochene Gerichtswort „Doch er muß wieder zurück nach Ägypten, Assur wird sein König sein, denn sie haben sich geweigert umzukehren“ (Hos 11,5)[1] verkündet einen zweiten Exodus, der unabwendbar ist. Dennoch schließt Kap. 11 hoffnungsvoll mit einem Heilswort, das eine erneute Rückführung des Gottesvolkes verheißt und damit einen neuen Bund Israels mit seinem Gott prophezeit.

Die letzten Kapitel des Hoseabuches (Kap. 12-14 ) greifen genau wie Kap. 11 zuvor auf Strafandrohung aber auch auf Heilsverkündigung zurück. Abermals wird Israels schändliches Verhalten aufgezeigt. Thematisch spielt die Kritik an der Außenpolitik und der falschen Jahwe-Verehrung eine gewichtige Rolle, die auch diesen Kapiteln zufolge mit drakonischen Strafen belegt werden. Diese Mehrfachnennung der Praxis eines Kultes, der Jahwe als Naturgottheit sieht und ihn somit in die Nähe des Baalskultes rückt bzw. sich mit ihm vermischt, verdeutlicht abermals die Fehlorientierung des Gottesvolkes. Der Endzeitcharakter wird spürbar und lässt sich vor dem Hintergrund des Untergang des Nordreiches deuten. Eine Umkehr durch Buße ist nicht mehr möglich. Einzig und allein die Heilung der Untreue des Volkes durch Gott kann das gestörte Verhältnis wiederherstellen. Dieser Ausdruck der Liebe Gottes beendet Kap. 14. Der nachgeschobene Schlusssatz in Hos 14,10 verweist darauf, dass die prophetischen Worte Jahwes für den Einzelnen bedeutsam sind und dass am Ende der Auseinandersetzung mit dem Text ein Gewinn für das Individuum steht, welches sich um Verstehen und Einsicht bemüht.

Gottesrede und Prophetenrede sind hier schwer voneinander abzugrenzen, da sie ineinander übergehen. Dieses Nachwort bewahrt die Aktualität des Hoseabuches und macht sie über die Zeiten hinaus für zukünftige Generationen fruchtbar.[2]

3. Hosea, ein freier Prophet

Prophetie an sich ist kein rein israelisches Phänomen. Es lässt sich mehrfach außerbiblisch belegen und in nahezu alle Religionen und Kulturen lassen sich Mantiker finden, die dem Bereich des Prophetischen zugeordnet werden können. Es gilt jedoch verschiedene Prophetentypen voneinander abzugrenzen, um zu verdeutlichen, welche besondere Funktion den Schriftpropheten im Alten Testament zukommt. Was künftig bevorsteht, lässt sich im Altertum auf vielerlei Weise intuitiv ergründen. In Träumen, Visionen und Auditionen kann unversehen die Vorahnung einen Menschen überfallen oder sie wird z.B. durch Musik, Tanz oder Ekstase hervorgerufen. Ankündigung des Kommenden widerfährt Mantikern in Vereinzelung oder im gemeinsamen Erlebnis einer Gruppe. Die Botschaft ist in einem Fall nur für den Empfänger selbst von Bedeutung, im anderen Fall betrifft sie ihn gar nicht, sondern nur seine Umgebung. Wahr- und Weissagung lassen sich professionell betreiben, werden aber auch unvorbereitet vom normalen Bürger erfahren. Die Einbettung der Prophetie in dermaßen unterschiedliche Kontexte und mit verschiedenartigsten Intentionen lässt begreifen, warum im Alten Testament kein einheitliches Wort für den Begriff Prophet zu finden ist.

Um so wichtiger ist es, zu bestimmen, welchem Prophetentyp Hosea zuzuordnen ist. Hosea wird zu den freien Propheten gezählt. Diese Prophetengruppe bildet im Alten Testament zahlenmäßig eine Minderheit. Dennoch stellen sie die bedeutendste Gruppe. Fast alle Schriftpropheten des Alten Testaments gehören zur Gruppe der freien Propheten. Sie sind keine Berufspropheten, sondern wurden aufgrund einer besonderen Berufungserfahrung aus ihrem ursprünglichen Beruf herausgerissen. Sie sind somit nicht Glieder eines Stammes, eines Standes und auch nicht Beamte des Königs oder eines Tempels, sondern wissen sich als Vertreter und Botschafter Gottes. Durch Gottes Legitimation sind sie unbequem und stellen ein kritisches Pendant zu den mächtigen Institutionen des Altertums und den Tempel- und Hofpropheten dar. „Sie treten auf, wo die Institutionen faulen“.[3] Sie kritisieren u.a. Königtum, soziale Missstände, das Priestertum, das Verhalten des Volkes und sehen sich deshalb mit ständiger Ablehnung, Anfeindung und Verfolgung konfrontiert.

[...]


[1] Die Bibel: Altes und Neues Testament. Einheitsübersetzung. Freiburg u.a. : Herder 1991. Im weiteren Verlauf dieser Arbeit beziehen sich sämtliche Bibelzitate auf diese Ausgabe und werden auf Grund dessen nach der gängigen Form: Buchname, Kapitelnummer, Versziffer zitiert.

[2] Jeremias, Jörg: Der Prophet Hosea. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 1983. S. 17-21.

[3] Wolff, Hans Walter(1987): Studien zur Prophetie: Probleme und Erträge, mit einer Werkbibliographie von Joachim Miltenberger. München: Kaiser. S.92.

Fin de l'extrait de 15 pages

Résumé des informations

Titre
Die Kultkritik im Hoseabuch
Université
Justus-Liebig-University Giessen  (Fachbereich katholische Theologie)
Cours
Prophetie in Israel
Note
2
Auteur
Année
2006
Pages
15
N° de catalogue
V66644
ISBN (ebook)
9783638595711
ISBN (Livre)
9783656789185
Taille d'un fichier
449 KB
Langue
allemand
Mots clés
Kultkritik, Hoseabuch, Prophetie, Israel
Citation du texte
Benjamin Kirchler (Auteur), 2006, Die Kultkritik im Hoseabuch, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66644

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