„Dient die Geschichte der Dichtung oder umgekehrt?“ 2 stellt Ruth Klüger zur Diskussion. Kann man Geschichtsschreibung der Literatur gleichsetzen, ist sie nur ein ganz bestimmter Zweig der Literatur, wie es Golo Mann formuliert? 3 Wo liegt der Unterschied zwischen Dichter und Historiker? Diesen und ähnlichen Fragen gingen wir im Rahmen unseres Seminars zu Geschichte und Dichtung nach. Das Besondere an diesem Seminar war, dass wir Studierende der Geschichte uns auf literaturwissenschaftliches Terrain begaben. Für ein Semester durften wir unser quellenkritisches Werkzeug, mit dem wir - unserer Zunft gemäß -historische Schriftstücke bearbeiten, einmal aus der Hand legen. Wir tauschten die oft recht verschraubt formulierten Geschichtsdarstellungen auf unseren Schreibtischen gegen erlesene literarische Texte verschiedener Epochen von Autoren wie Balzac, Schiller, Hugo und Camus, in denen voller Spannung historische Ereignisse in vollendeter Sprache erzählt werden. Unser Leitsatz und thematischer Rahmen war also nach Ruth Klüger: „Dort, wo Geschichte zu Literatur verarbeitet wird, überschneiden sich die beiden Bereiche, und an dieser Schnittstelle wollen wir uns eine Weile aufhalten.“ 4 Zwischen eben diesen Bereichen bewegt sich auch der Gegenstand der vorliegenden Arbeit: „Der Dreißigjährige Krieg“ von Ricarda Huch ist ein Werk, in dem der Spagat zwischen Geschichte und Dichtung auf einzigartige Weise gelungen ist. Man liest nicht nur von den Ereignissen, Entwicklungen und intriganten Geflechten, die mit jenem Krieg verbunden waren und in einer absolut quellengetreuen Genauigkeit dargestellt werden, man tut dies auch noch mit Vergnügen. Man wird selbst - dank des erzählerischen Könnens der Autorin - gleichsam zum Augenzeugen des Geschehenen, zum engen Vertrauten der historischen Figuren. In dieser Arbeit soll an Hand von Textbeispielen gezeigt werden, wie die Autorin dies vollbrachte. Das Augenmerk liegt dabei auf der Figur Wallenstein, dessen Laufbahn und Charakter voller dichterischem Einfühlungsvermögen geschildert werden, ohne dabei die historischen Quellen zu vernachlässigen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ricarda Huch
- Über das Werk „Der Dreißigjährige Krieg“
- Die von der Kritik aufgegriffenen Probleme
- Das Problem der Gattung: Fiktion oder Geschichte?
- Das Problem der Komposition: Mangel an Stringenz?
- Das Problem der Objektivität
- Die Figur Wallenstein
- Das, Teuflische' im Wesen Wallensteins
- Der Politiker Wallenstein
- Sein Sturz
- Memento mori - Wallenstein und der Tod
- Die fehlende Mordszene
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit Ricarda Huches „Der Dreißigjährige Krieg“ und untersucht, wie die Autorin die Geschichte in literarischer Form verarbeitet hat. Sie betrachtet das Werk als Schnittstelle zwischen Geschichte und Dichtung und analysiert die Integration historischer Ereignisse in die literarische Erzählstruktur. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Figur Wallensteins und seiner Darstellung im Werk.
- Die Verbindung von Geschichte und Literatur in „Der Dreißigjährige Krieg“
- Die literarische Gestaltung historischer Ereignisse
- Die Darstellung der Figur Wallensteins
- Die Frage nach Objektivität und Fiktion in historischen Romanen
- Die Rezeption von „Der Dreißigjährige Krieg“ in der Literaturkritik
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und beleuchtet die Frage nach der Verbindung von Geschichte und Dichtung. Sie bezieht sich auf die Diskussionspunkte von Ruth Klüger und Golo Mann und führt in das Werk „Der Dreißigjährige Krieg“ von Ricarda Huch ein.
- Ricarda Huch: Dieses Kapitel widmet sich Ricarda Huches Leben und Werk. Es geht auf ihre literarische und historische Bedeutung ein, insbesondere im Kontext der neuromantischen Bewegung und der Weimarer Republik.
- Über das Werk „Der Dreißigjährige Krieg“: In diesem Kapitel werden die wesentlichen Aspekte von Huches Werk behandelt. Es wird die Einzigartigkeit der Mischung aus Geschichte und Dichtung hervorgehoben und auf die kritischen Rezeptionen eingegangen.
- Die von der Kritik aufgegriffenen Probleme: Dieses Kapitel beleuchtet die in der Kritik diskutierten Fragen zu Huches Werk. Die Problematik der Gattungszuordnung, der Kompositionsstruktur und der Objektivität werden analysiert.
- Die Figur Wallenstein: Dieses Kapitel befasst sich intensiv mit der Figur Wallensteins. Es analysiert seine Darstellung in Huches Werk, insbesondere sein „teuflisches“ Wesen, seine politische Rolle, seinen Niedergang und seine Beziehung zum Tod.
Schlüsselwörter
Ricarda Huch, „Der Dreißigjährige Krieg“, Geschichte, Literatur, Dichtung, Wallenstein, Historischer Roman, Gattung, Komposition, Objektivität, Kritische Rezeption, Neuromantik, Weimarer Republik.
- Citation du texte
- Monika Braun (Auteur), 2004, Zwischen Geschichte und Dichtung: "Der Dreißigjährige Krieg" von Ricarda Huch, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66673