Die Deutsche Inflation 1914-1923. Ursachen und Verlauf


Dossier / Travail, 2006

23 Pages, Note: 1,6


Extrait


Gliederung

1 Einleitung

2 Definition Inflation

3 Finanzpolitischer Verlauf des 1. Weltkriegs
3.1 Ausgaben
3.2 Einnahmen
3.2.1 Anleihen
3.2.2 Steuern
3.2.3 Schatzwechsel
3.2.4 Darlehenskassen
3.2.5 Kriegsschatz
3.3 Kriegsverlauf 1914-1918 aus finanzieller Sicht
3.4 Zwischenfazit

4 Die Jahre nach dem 1. Weltkrieg
4.1 Die Situation direkt nach dem 1. Weltkrieg
4.2 Die Ausgaben der öffentlichen Hand
4.3 Die Einnahmen der öffentlichen Hand
4.4 Der Verlauf der Inflation

5 Die Ursachen der Inflation

6 Gewinner und Verlierer der Inflation

7 Fazit
II Anhang
III Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Die Inflation von 1922/23 in Deutschland war wohl die stärkste Inflation aller Zeiten.

Doch wie ist diese wirtschaftliche Krise eigentlich entstanden? Wo genau liegen die Ursachen für diese Hyperinflation?

Ist von der Deutschen-Hyperinflation die Rede, reicht es nicht nur die Jahre 1922/23 in Betracht zu ziehen. Die Auslöser für die spätere Inflation begannen schon mit Beginn des ersten Weltkrieges.

Diese Arbeit zeigt sowohl die Ursachen als auch den Verlauf der Inflation, beginnend mit einer kurzen theoretischen Einführung in den Begriff der Inflation in Kapitel 2. In den nachfolgenden Kapiteln 3 und 4 sind die verschiedenen Phasen der Inflation beschrieben. Hier wird auch auf die unseriöse Kriegsfinanzierung genauer eingegangen, bevor die weitere Abwertung der Währung im Jahre 1919 bis 1922 genauer beschrieben wird. In der dritten Phase wird dann die Situation der eigentlichen (Hyper-)Inflation beschrieben. Nach der Erarbeitung der Ursachen (Kapitel 5) wird um die Auswirkung der Inflation auf die Gesellschaft zu verdeutlichen, in Kapitel 6 auf die Verlierer und Gewinner näher eingegangen.

Grundlage dieser Arbeit sind vorwiegend die Bücher von Henning (2003) und der Deutschen Bundesbank (1976), die einen ausführlichen Einblick über die Finanzierung des ersten Weltkrieges bis hin zur eigentlichen Inflation geben.

2 Definition Inflation

Inflation ist eine anhaltende über eine bestimmte Marge hinausgehende Steigerung des Preisniveaus (Demmler 2001: 411). Diese Definition ist brauchbar, wenn die Preise sich frei bilden. Kommt es zu einer einmaligen Erhöhung des Preisniveaus oder steigen nur einzelne Preise, wobei andere sinken, spricht man nicht von einer Inflation.

Eine Hyperinflation wie 1923 in Deutschland bezeichnet monatliche Preisniveauanstiege von über 50 Prozent. Steigt das Preisniveau jährlich nur um 5 Prozent oder weniger, ist von der schleichenden Inflation die Rede. Die galoppierende Inflation beginnt bei monatlichen Anstiegen von über 10 Prozent.

Doch man unterscheidet Inflationen nicht nur anhand des Preisniveauanstieges, sondern auch nach der Entstehung (Demmler 2001: 411).

Hier lassen sich verschiedene Begriffe unterscheiden:

Kommt es aufgrund eines Nachfrageüberhangs zu Erhöhungen der Preise, spricht man von einer Nachfragesoginflation. Diese entsteht wenn die Güternachfrage stärker ansteigt als das Güterangebot.

Steigende Kosten für Unternehmen wie z. B. Steuererhöhungen, steigende Zinsen, steigende Lohn- oder Energiekosten können ebenfalls zu einer Inflation führen, da diese zumeist auf die Preise abgetreten werden. In diesem Fall ist von einer Kostendruckinflation die Rede.

Erhöhen Unternehmen aufgrund von Marktmacht ihre Gewinnspanne, kann dies zu einer Gewinndruckinflation führen (Sperber 2002: 34).

3 Finanzpolitischer Verlauf des 1. Weltkriegs

3.1 Ausgaben

Schon Gian-Jacopo Trivulzio sagte: „Um einen Krieg finanzieren zu können sind 3 Dinge nötig: Geld, Geld und nochmals Geld.“

Die Kriegsdauer und die damit entstehenden Kosten wurden weit unterschätzt. Der Finanzbedarf des ersten Weltkrieges stieg schon in den ersten Kriegsjahren ins Unermessliche.

Die nachstehende Tabelle soll die stark angestiegenen Kosten des Krieges von 1914 bis 1918 in Mrd. Mark veranschaulichen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3.1 vgl. Henning (2003:142)

Die Kosten der Gemeinden und Länder sind noch nicht enthalten. Im Vergleich sind dies aber wesentlich geringere Beträge.

3.2 Einnahmen

In Deutschland entschied man sich, den Krieg anfangs vor allem über Kredite zu finanzieren. Dies hatte mehrere Gründe: Hätte man die Steuern zu Kriegsbeginn erhoben, so hätte dies eine negative Auswirkung auf die Kriegsmoral zur Folge gehabt. Das wollte man aber mit allen Mitteln verhindern. Außerdem sollte die Kriegslast nicht nur der jetzigen Generation aufgebürdet werden, sondern auch die zukünftigen Generationen sollte ebenfalls daran beteiligen werden (was nichts anderem als „Schulden machen“ entsprach), da diese von einem gewonnenen Krieg langfristig auch profitieren würden. Zusätzlich sollten die Kriegsgegner nach gewonnenem Krieg für Reparationszahlungen für die entstandenen Kosten, wie auch schon im Krieg von 1970/71, aufkommen. Es stellte sich aber bald heraus, dass durch Kredit allein die Kosten des Krieges nicht zu decken waren. Also fing man 1916 doch an, die Steuern zu erhöhen.

Zur Finanzierung des Krieges wurden wesentlich 5 Quellen herangezogen, die nun im Folgenden beschrieben werden.

3.2.1 Anleihen

Ein Finanzierungsmittel waren die neun Kriegsanleihen, die etwa 97 Mrd. Mark aufbrachten.

Die Anleihen waren somit die größte Einnahmequelle während der Kriegsjahre. Kriegsanleihen sind Anleihen, die der Staat ausgibt, die er mit jährlicher Verzinsung und Bonusprämien bei gewonnenem Krieg zurückzahlt. Als weitere Maßnahmen zur Geldvermehrung wurden auch die Kriegsanleihen verpfändet, wodurch noch mal zusätzliche Geldmittel in den Staatshaushalt flossen (Deutsche Bundesbank 1976:127).

3.2.2 Steuern

Als die Regierung merkte, dass sie die immer höheren Kosten nicht in den Griff bekam, fing man letztlich doch damit an, die Steuerschraube zu drehen. Nicht etwa, um damit Teile der Kriegskosten zu finanzieren, sondern um den Schuldendienst begleichen zu können. Bei den Steuern handelte es sich um die Einführung des Warenumsatzstempels (später Umsatzsteuer), Vermögenszuwachsteuer (kontraproduktiv, da sie Sparer belastete), Gewinnzuwachssteuer (problematisch, weil die Unternehmen die Steuern auf die Kunden überwälzen würdenà Inflation), und die Erhöhung der indirekten Steuern, wie z.B. Tabak, Zigaretten Frachturkundenstempelsteuer, Telegraphen und Postgebühren. Zusätzlich wurden im späteren Verlauf des Krieges eine 20 %ige Kreisabgabe, eine Kohlensteuer, sowie eine Abgabe für Personen und Güterverkehr erhoben. Auch eine Vermögensabgabe, sowie eine Biersteuer als auch die Schaumweinsteuer und die Mineralwassersteuer wurden neu gestaltet. Sogar die Zölle auf Kaffee und Tee wurden erhöht (Deutsche Bundesbank 1976:134).

Das Steueraufkommen blieb zwar hinter den Erwartungen zurück, doch konnten in den Jahren 1917 und 1918 die ordentlichen Haushalte durch die Steuereinnahmen einigermaßen gedeckt abgeschlossen werden (Deutsche Bundesbank 1976:134).

Es wurde aber schon deutlich, dass das Steueraufkommen des Reiches mit ca. 1,8 Mrd. Mark pro Jahr langfristig zu gering ausfallen würde, um die anfallenden Kriegskosten (während der ersten 2 Jahre ca. 2 Mrd. Mark pro Monat) zu bewältigen. Im Vergleich zum Reich nahmen die Länder mit ca. 3,3 Mrd. Mark deutlich mehr ein. Daran konnte auch eine einmalige Kriegsabgabe in Höhe von 600 Millionen an das Reich langfristig nichts ändern (Deutsche Bundesbank 1976:131).

Selbst die 1916 erhobene Steuererhöhung konnte dem hohen Schuldenberg nichts entgegen setzen. Also wurde auf einen möglichen Kriegsgewinn spekuliert, um die damit verbundene Schulden auf die Verliererländer abzuwälzen. Doch ein vollständiger Sieg des Krieges war schon zu diesem Zeitpunkt kaum realistisch.

Da eine ordentliche Finanzierung ausgeschlossen war, mussten neue Finanzierungsmethoden herangeschafft werden. Aufgrund des stark angewachsenen Kapitalmarktes seit dem 19. Jahrhundert rechnete man durch die erhöhte private Anlagebereitschaft mit einer ausreichenden Finanzierung über die Emission von Staatsanleihen (Henning 2003: 143 f.).

Die reale Entwertung der Steuereinnahmen kam zwar nach dem Krieg durch die zunehmende Inflation stärker zum tragen, ist aber auch schon während des Krieges ein negatives Element für die Staatseinnahmen gewesen. Die inflationsbedingten Steuererhöhungen hatten immer einen zeitlichen Rückstand zur Realentwertung.

3.2.3 Schatzwechsel

Eine andere Finanzierungsquelle waren Schatzwechsel und andere kurzfristige Schuldtitel, die nicht durch Anleihemittel abgelöst wurden. Diese brachten den kompletten Zeitraum des 1. Weltkrieges etwa 57 Mrd. Mark in die Reichskasse über.

Doch durch die starke Inanspruchnahme der Reichsbank geschah die Finanzierung des Krieges über die Banken teilweise zu Lasten der Stabilität der Währung.

3.2.4 Darlehenskassen

Einen weiteren Baustein zur Geldbeschaffung stellten Darlehenskassen dar. Die Darlehenskassen wurden vom Staat mitverwaltet und bekamen die Aufgabe, die Wirtschaft mit Krediten zu versorgen. Dies geschah über die Gewährung von Lombardkrediten (Verpfändung von Waren und Wertpapieren). Die Kreditbeträge wurden in Form von Darlehnskassenscheinen ausbezahlt, die von öffentlichen Kassen in Zahlung genommen wurden und damit Geldcharakter erhielten (Deutsche Bundesbank 1976:122). So wurde quasi eine künstliche Parallelwährung geschaffen.

3.2.5 Kriegsschatz

Auch der „Kriegsschatz“ wurde zur Finanzierung des Krieges herangezogen. Dieser setzte sich aus den „Wiedergutmachungszahlungen“ der Franzosen für den verlorenen Krieg von 1870/71 zusammen (Deutsche Bundesbank 1976:123).

3.3 Kriegsverlauf 1914-1918 aus finanzieller Sicht

Zu Beginn des ersten Weltkrieges wurde die Verpflichtung der Reichsbank zur Einlösung von Banknoten in Gold gelockert. Damit wurde die Goldwährung faktisch beseitigt. Bis 1916 konnten die Notenausgaben der Bank zu einem Drittel mit Gold gedeckt werden. Doch ab 1916 belief sich die Deckung des Bargeldes auf nur noch 26 Prozent und nahm mit der Zeit immer weiter ab. Doch durch die Darlehenskasse war die Reichsbank immer noch in der Lage, die Deckungsvorschriften von einem Drittel des Barkgeldes einzuhalten. Da die Darlehenskassenscheine als Staatspapier akzeptiert wurden, war dies ein rechtlicher Vorgang, obwohl die Zahlungsfähigkeit des Staates immer geringer wurde.

Weiter durfte die Bank dreimonatige Schatzwechsel des Reiches und Darlehenskassenscheine in ihre Bardeckung aufnehmen, was eine weitere Geldschöpfungsmöglichkeit neben der unbegrenzten Buchgeldschöpfung bedeutete.

Durch die Bargeldhortung und die unseriöse Finanzierung des Krieges kam es zu einer Ausdehnung des Geldvolumens. Die Menge des im Umlauf befindlichen Bargelds stieg von Mitte 1914 bis Ende 1918 von 7 auf 29,4 Mrd. Mark. Hinzu kamen 1918 Darlehnskassenscheine im Wert von 9.9 Mrd. Mark.

[...]

Fin de l'extrait de 23 pages

Résumé des informations

Titre
Die Deutsche Inflation 1914-1923. Ursachen und Verlauf
Université
Nürtingen University
Cours
Wirtschafts- und Lehrgeschichte
Note
1,6
Auteurs
Année
2006
Pages
23
N° de catalogue
V66685
ISBN (ebook)
9783638599184
ISBN (Livre)
9783638671583
Taille d'un fichier
4743 KB
Langue
allemand
Annotations
Diese Arbeit gibt einen kompakten und dennoch umfangreichen Überblick über die deutsche Inflation 1914-1923. Sowohl der Verlauf als auch Ursachenforschung sind enthalten. Die Arbeit wurde von einem 3er-Team verfasst und in einer 45-minütigen Präsentation dargestellt. Präsentationsunterlagen sind auf Anfrage lieferbar.
Mots clés
Deutsche, Inflation, Ursachen, Verlauf, Wirtschafts-, Lehrgeschichte
Citation du texte
Alexander Philipp (Auteur)O. Binnewies (Auteur)D. Franchi (Auteur), 2006, Die Deutsche Inflation 1914-1923. Ursachen und Verlauf, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/66685

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