Multisensorische Wortschatzerarbeitung in der Grundstufe 2


Seminararbeit, 2004

23 Seiten, Note: Gut


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1 Einleitung

2 Der Mutterspracherwerb

3 Englischunterricht bei Kindern in der Volksschule
3.1 Österreichischer Lehrplan – Englisch in der Grundstufe 2
3.2 Integrativer Englischunterricht
3.2.1 Lernen mit allen Sinnen – eine lernpsychologische Erklärung
3.2.2 TPR – Total Physical Response

4 Multisensorische Wortschatzerarbeitung
4.1 Praktische Beispiele

5 Zusammenfassung

6 Bibliographie und Webliographie

1 Einleitung

Sprachpädagog/innen unserer Zeit können gegenüber ihren früheren Kolleg/innen bereits Erkenntnisse aus verschiedenen Bezugswissenschaften, wie Linguistik, und Psycholinguistik, Lern- und Wahrnehmungspsychologie, Neurologie, Neurobiologie und Soziologie, in ihre Arbeit integrieren und dadurch didaktische Vorgangsweisen nicht mehr ausschließlich nach persönlichen Vorstellungen und Vorlieben erarbeiten, sondern auch nach wissenschaftlich fundierten Kriterien (vgl. Macedonia-Oleinek, 1999, S. 6).

Die Methode des ganzheitlichen sensomotorischen Fremdsprachenlernens wird dabei immer interessanter. Sie hat ihre Hauptquelle in der neurologischen Forschung, die heutzutage im Stande ist, über viele Gehirnfunktionen Aufschluss zu geben. Unterstützt durch Erkenntnisse aus der Wahrnehmungs- und der Lernpsychologie wird die Entwicklung gezielter Vermittlungsstrategien in der Fremdsprachendidaktik möglich.

Nicht nur der Fremdsprachenunterricht macht sich das Lernen mit allen Sinnen zunutze, sondern auch mit legasthenen Kindern und schwachen Rechtsschreiben wird nach der „Lernen mit allen Sinnen“ – Methode gearbeitet. Dies weiß ich aufgrund meiner Erfahrung als soziale Lernbetreuerin, meiner Ausbildung als Legasthenietrainerin und aufgrund meines persönlichen Bezuges zu diesem Thema (meine Schwester ist Legasthenikerin).

Das Thema „Mit allen Sinnen lernen“ stellte daher schon immer eine Faszination für mich dar. Ich empfinde es besonders sinnvoll, im gesamten Unterrichtsgeschehen (nicht nur in der Fremdsprachendidaktik) alle Wahrnehmungen und Sinne zu schärfen. Inzwischen ist nämlich unumstritten, dass neben den körperlichen und geistigen Lernvoraussetzungen die unterschiedlichen Qualitäten der Wahrnehmung (Hören, Sehen, Fühlen usw.) und der Motorik, d.h. der groben und der feinen Bewegungsabläufe, sowie verschiedener anderer Bereiche maßgeblich über den Erfolg einer zu erbringenden Lernleistung mitentscheiden (vgl. Schwark/Laue, 2001, S. 19).

Das „Lernen mit allen Sinnen“ gewinnt in der heutigen konsum- und medienüberfluteten Gesellschaft immer mehr an Bedeutung. Durch das Lernen mit allen Sinneskanälen wird der Lernstoff effizienter und längerfristiger im Gehirn gespeichert. Vor allem beim Fremdsprachenlernen hat diese Art des Lernens einen besonderen Stellenwert.

Deshalb ist es meiner Meinung nach besonders zielführend, bereits in der Ausbildung verschiedenen Methoden der Fremdsprachendidaktik zu begegnen. Dies trägt nicht nur dazu bei, die Scheu eine fremde Sprache unterrichten zu müssen abzubauen, sondern auch dazu, moderne und effiziente Methoden des Fremdsprachenunterrichts kennen zu lernen.

Ich bin froh, dass wir einige Beispiele im Seminar selbst erproben und durchspielen konnten, das half mir bereits meine Scheu Englisch zu sprechen abzubauen und zwei Englischstunden in der Praxis zu halten (ein Beispiel siehe S. 16-18).

2 Der Mutterspracherwerb

Der Erwerb der Muttersprache beim Kleinkind beginnt mit dem Tag der Geburt. Das Kind nimmt Sprache zunächst als undifferenzierten Lautschwall wahr. Es lernt, aus diesem Schwall Wörter und deren Bedeutungen herauszufiltern. Lange bevor Kinder selbst zu sprechen beginnen, können sie verstehen. Ihre rezeptive Sprachkompetenz ist bereits gut entwickelt. Eine Grundvoraussetzung für die Entwicklung des Hörverstehens ist, dass wir mit dem Kleinkind so sprechen, dass es unsere Sprache verstehen kann. Die Sprache mit der das Kind konfrontiert wird, muss konkret und anschaulich sein und in einem unmittelbaren Handlungszusammenhang mit der kindlichen Umwelt stehen.

Eine wichtige Rolle beim Erwerb der Muttersprache spielen deshalb Bilderbücher, Geschichten, Reime und Lieder. Die Mutter oder der Vater blättert mit ihrem/seinem Kind beispielsweise in einem Bilderbuch, spricht dazu, und das Kind zeigt auf die entsprechenden Bilder. Allmählich beginnen Kinder, Wörter, später Satzteile und dann ganze Sätze nachzusagen. Das wiederholte Vortragen derselben Geschichten führt dazu, dass das Kind – unterstützt durch die Bilder im Bilderbuch - den dazugehörigen Text mitzusprechen lernt und schließlich Teile des Textes oder den ganzen Text aus der Erinnerung aufsagen kann.

Zusammenfassend stellt man fest, dass beim Erwerb der Muttersprache der Schulung des Hörverstehens eine wichtige Bedeutung zukommt. Konkrete Handlungsanweisungen bzw. Realgegenstände und Bilder unterstützen diesen Vorgang. Solche Hilfen sind wichtige „Gedächtnisanker“. Durch sie können Kinder Wörter und Sätze, die sie immer wieder hören, besser behalten und leichter aus der Erinnerung abrufen (vgl. Gerngroß G./Puchta H., 1994, S. 5).

3 Englischunterricht bei Kindern in der Volksschule

Mit dem Schuljahr 2003/2004 trat die Einführung der verbindlichen Übung „Lebende Fremdsprache“ in der Grundstufe 1 für alle Volksschulen in Österreich in Kraft.

In den meisten Fällen wird aus acht zur Auswahl stehenden Sprachen (=sprachenfreier Lehrplan) Englisch gewählt, in der ersten Klasse begonnen und über vier Jahre aufbauend weitergeführt.

Der Fremdsprachenunterricht der ersten Klasse geschieht in integrativer Form, d.h. dass nur kurze Unterrichtssequenzen in englischer Sprache in den Gesamtunterricht eingebaut werden. In der Grundstufe 1 wird vorerst gänzlich auf die Verwendung des Schriftbildes verzichtet (vgl. Zebisch G., Handreichung zur Fremdsprachendidaktik, S. 1).

Die Wichtigkeit des frühen Fremdsprachenlernens wird in Österreich schon länger hervorgehoben. Linguisten und Biologen sind sich einig, dass eine frühe Begegnung mit der Fremdsprache optimal sei, da das menschliche Gehirn seine Plastizität bis zur Pubertät verliert (vgl. Zebisch G., Handreichung zur Fremdsprachendidaktik, S. 1).

Der Reifeprozess des Zentralnervensystems und der je Alterstufe unterschiedliche Erwerb der Erstsprache haben Auswirkungen auf das Fremdsprachenlernen. Grundsätzlich ist aus hirnpsychologischer Sicht der frühe Erwerb einer Zweit-/Fremdsprache sinnvoll: die dafür erforderlichen Schaltungen im Gehirn sind frühzeitig angelegt (vgl. Götze L., 1997, S. 10).

Der frühe Lernbeginn besitzt also zahlreiche Vorteile. Das Phänomen der Bilingualität erklärt sich neben umweltspezifischen Lernbedingungen auch aus altersspezifischen Lernbedingungen. Die Sprachplastizität (Artikulationsorgane: Stimmbänder, Kehlkopf,…) ist beim Kind größer als beim Erwachsenen. Besonders die „musikalischen“ Elemente (Sprachmelodie, etc.) werden von jüngeren Kindern besser gemeistert als von den älteren. Auch die Gedächtnisspanne für neu erlernte Wörter und grammatische Strukturen ist bei Schüler/innen im Grundschulalter bemerkenswert umfangreich (vgl. Heuer H., 1970, S. 12).

Innerhalb der Fremdsprache sind nun altersspezifische Unterschiede bekannt, die freilich kognitionspsychologisch nicht in jedem Fall eindeutig erklärt werden können. So ist die Altersspanne von sechs bis zehn Jahren besonders für den phonologischen Bereich – Aussprache, Intonation (Betonung, Höhen und Tiefen eines Lautes) und Prosodie (Silben, Rhythmik der Sprache)- prädestiniert. Morphologisch-syntaktische Phänomene

(Formveränderung der Wörter z.B. Deklination und Konjunktion und Satzbau) werden am besten im präpubertären Alter erworben. Das Erlernen einer Sprache unter Zuhilfenahme erklärender Regeln gelingt erst dann, wenn das muttersprachliche Regelsystem dem/der Lernenden bekannt ist und er/sie obendrein motiviert ist, Regeln zu verstehen und zu speichern.

Ob jedoch das Kind deshalb auch besonders begabt ist, eine Fremdsprache im Aussprachebereich nahezu bis zum Niveau des Muttersprachlers anzugleichen, weil die neuronalen Netzwerke dies besonders begünstigen, oder etwa deshalb, weil es sich - im Gegensatz zum Erwachsenen – noch nicht scheut, auch grammatisch fehlerhafte Sätze zu produzieren, die aber lautlich korrekt sind, ist bislang noch nicht eindeutig (vgl. Götze L., 1997, S. 10/11). Auch hier spielen linguo-kognitive Fähigkeiten (mentale Repräsentation, biologische Faktoren (Alter), Merkmale der Persönlichkeitsstruktur (Selbstsicherheit, Gruppenverhalten, Empathiefähigkeit) und affektive Faktoren (Motivation, Intensität des Sprachkontakts) zusammen (Wode H., 1993, S. 292).

3.1 Österreichischer Lehrplan – Englisch in der Grundstufe 2

Der Fremdsprachenunterricht in der Grundschule hat die Aufgabe,

- die Motivation zur Beschäftigung mit anderen Sprachen grundzulegen und zu vertiefen,
- die Fähigkeit zur Kommunikation in einer Fremdsprache anzubahnen,
- dazu beizutragen, dass die Schüler/innen Menschen mit anderer Sprache und Kultur offen und unvoreingenommen begegnen und sich als Teil einer größeren, insbesondere europäischen Gemeinschaft verstehen (Lehrplan 2003, Achter Teil A, S. 230).

Der Fremdsprachenunterricht in der Grundschule soll die Begegnung mit der zweiten Sprache in einer kindgemäßen und zwanglosen Atmosphäre herbeiführen. Die Freude der Kinder am Erlernen der Zweitsprache soll geweckt werden und eine positive Haltung gegenüber anderen Sprachen aufgebaut werden. Der Fremdsprachenerwerb wird als konkrete Tätigkeit anhand von Themen, Situationen und Aktivitäten erfahren, die auf die unmittelbaren Interessen des Kindes (Familie, Freunde, meine Schule, meine Freizeit, Jahresablauf, mein Körper und mein Befinden, meine Umgebung, etc.) Bezug nehmen (vgl. Lehrplan 2003, Achter Teil A, S. 230).

Auf der Grundstufe II steht im Rahmen der verbindlichen Übung eine Wochenstunde zur Verfügung. Das Erlernen der Fremdsprache kann in längeren Einheiten bzw. integrativ erfolgen.

Der Erwerb einer Fremdsprache betrifft den Menschen in seiner Gesamtheit und Kommunikation schließt immer soziales Verhalten mit ein. Deshalb ist es unabdingbar, einen kommunikativen Englischunterricht nach folgenden Kriterien zu gestalten:

- Schülerzentrierte Arbeitsformen
- Einsprachigkeit
- Verwendung von Medien (Tonbandkassetten, CD’s, Handpuppen, Stofftieren, Folien Wort- und Bildkarten, Videokassetten, Tafelskizzen, etc.)
- Wiederholungen in musischer und spielerischer Form (Rollenspiele, Tanz- und Singspiele, Ratespiele, etc.)
- Hörverstehen (Lieder, Reime, rhythmische Sprüche, Geschichten, Dialoge, etc.)
- Sprechfertigkeit anhand von Minidialogen, Spielen, Reime, etc. schulen und Sprechanlässe schaffen
- Lesen und Schreiben einfacher Texte in der Grundstufe 2
- Kontextuelle Wortschatzvermittlung mit Realia, Bildmaterial, Gestik, Mimik als Bedeutungsvermittlung
- Schulung der Aussprache durch die Verwendung kurzer Reime und rhythmischer Sprüche, die eine größere Anzahl der zu übenden Laute enthalten
- Motivation durch spielerische Übungsformen (Tanz- und Singspiele, Denkspiele, Rollenspiele, Wettspiele,…)
- Behutsame Fehlerkorrektur (vgl. Lehrplan 2003, Achter Teil A, S. 234-235)

Am Ende der vierten Schulstufe sollen die Schüler/innen in der Lage sein,

- einfache Äußerungen im Rahmen der erarbeiteten Gesprächsstoffe zu verstehen,
- einfache Hörtexte über Medien zu erfassen, sofern sie thematisch an Bekanntes anschließen,
- im Rahmen der erarbeiteten Gesprächsstoffe, Kontakte mit jemandem aufzunehmen,
- Informationen zu geben und einzuholen und
- Gefühle, Wünsche und persönliches Befinden zum Ausdruck zu bringen (Lehrplan 2003, Achter Teil A, S. 230).

[...]

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Multisensorische Wortschatzerarbeitung in der Grundstufe 2
Hochschule
Pädagogische Akademie des Bundes in der Steiermark
Veranstaltung
SE Didaktik des Englischunterrichts
Note
Gut
Autor
Jahr
2004
Seiten
23
Katalognummer
V67034
ISBN (eBook)
9783638599719
Dateigröße
486 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Multisensorische, Wortschatzerarbeitung, Grundstufe, Didaktik, Englischunterrichts
Arbeit zitieren
Mag. Susanne Biermair (Autor:in), 2004, Multisensorische Wortschatzerarbeitung in der Grundstufe 2, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/67034

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