Mit der vorliegenden Arbeit schließe ich meine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema Freier ab. Diese Auseinandersetzung hat in drei Phasen stattgefunden: Eine erste Recherche, deren Ergebnisse ich in der Seminararbeit Freier- Kunden im Dienstleistungsgewerbe und soziales Phänomen (2005) zusammengefasst habe, eine zweite Recherche, die ich in Zusammenarbeit mit dem Museum für Arbeit durchgeführt habe und die daher einen starken Praxisbezug hatte, und abschließend die Auswahl und Auswertung von Texten aus Internetforen, deren Ergebnisse ich in dieser Arbeit mit der Seminararbeit zusammengeführt habe.
Bei meiner ersten Recherche orientierte ich mich zunächst an einem Themenvorschlag aus einer vorbereitenden Sitzung, „Machismo und Freier-Verhalten im Mittelmeer-Raum“, wobei sich schnell herausstellte, dass in diesem engen thematischen Rahmen kaum Literatur existiert. Daher verzichtete ich auf die geografische Eingrenzung und berücksichtigte Literatur über Freier in ganz Europa und nahm, statt des mediterranen Machismo, allgemein „Männlichkeitskonzepte“ ins Visier. Trotz dieser thematischen Verbreiterung musste ich Quellen aus unterschiedlichen Disziplinen zu Rate ziehen, um dem Thema gerecht zu werden. Das Ergebnis meiner ersten Arbeitsphase war ein kategorisches Raster, in das ich Erkenntnisse aus der zweiten und vor allem der dritten Arbeitsphase eingliederte und das dadurch an Qualität gewann. Während der Freier als Kunde von Dienstleistungen sich sehr leicht durch Kategorien der klassischen Wirtschaftsethnologie erfassen lies, blieb der Freier als soziales Phänomen schwer zu greifen. Dies führe ich auf methodische Probleme bei der Gewinnung quantitativer und vor allem qualitativer Daten zurück: Einerseits hingen die Ergebnisse der jeweiligen Forschung überproportional stark vom methodischen Vorgehen der Forschenden ab und andererseit sah ich mich, obwohl ich vor allem mit Literatur zu tun hatte, die sich mit Phänomenen aus dem eigenen Kulturkreis der Forscher beschäftigte, immer wieder mit „traditionellen“ Problemen der Ethnologie, wie Ethnozentrismus und vor allem Exotismus konfrontiert. Dem Rechnung zu tragen, habe ich an den Anfang dieser Arbeit eine intensive Quellenkritik gestellt, die im fortlaufenden Text dann immer wieder aufgegriffen und spezifiziert wird. Im Anschluss an die Quellenkritik werde ich den Freier in seiner Rolle als Kunde sexueller Dienstleistungen beschreiben.
Inhaltsverzeichnis
- I Einleitung
- II Quellenkritik
- II.1 Stand, Probleme und Tendenzen der gegenwärtigen Literatur
- II.2 Methodische Probleme bei der Datenerhebung durch Interviews
- II.3 Methodische Probleme bei der Datenerhebung durch Feldforschung
- II.4 Abschluss Quellenkritik
- III Freier als Kunden
- III.1 Definition
- III.2 Orte
- III.3 Preise und Leistungen
- III.4 Leistungen
- IV Freier als soziales Phänomen
- IV.1 Jedermann-Hypothese
- IV.2 Freierzahlen
- IV.3 Wissenstransfer
- IV.4 Motive
- IV.5 Freieridentität
- V Freierforen im Internet
- V.1 Inhalte
- V.2 Fremdkörper in den Freierforen
- V.3 Freierforen und Gruppenidentität
- VI Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Thema Freier und untersucht die verschiedenen Aspekte dieser gesellschaftlichen Gruppe. Dabei wird der Fokus sowohl auf den Freier als Kunden sexueller Dienstleistungen als auch auf den Freier als soziales Phänomen gelegt. Die Arbeit analysiert die vorhandene Literatur zum Thema und beleuchtet die Herausforderungen der Forschung in Bezug auf die Datenerhebung und die methodischen Schwierigkeiten, die mit dem Studieren dieser Gruppe einhergehen.
- Die Relevanz von Quellenkritik in der Freierforschung
- Das Profil des Freiers als Kunde sexueller Dienstleistungen
- Die Rolle des Freiers als soziales Phänomen und die Schwierigkeit, dieses zu erfassen
- Die Bedeutung von Online-Foren als Kommunikationsplattformen für Freier
- Die Frage der Gruppenidentität und der Anonymität in Freierforen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Arbeit und die drei Phasen ihrer Entstehung vor: eine erste Recherche, eine zweite Recherche mit Praxisbezug und die Analyse von Internetforen. Sie erläutert auch die Herausforderungen, die mit der Literaturrecherche und der methodischen Herangehensweise an das Thema verbunden sind.
Die Quellenkritik analysiert den Stand der aktuellen Forschung zum Thema Freier. Sie beleuchtet die Unterrepräsentation der Freier in wissenschaftlichen Publikationen und untersucht die Gründe dafür. Die Analyse zeigt die Herausforderungen der Datenerhebung und die methodischen Probleme bei der Untersuchung des Freiers als soziales Phänomen auf.
Das Kapitel "Freier als Kunden" beschreibt die Definition, die Orte, die Preise und die Leistungen, die mit sexuellen Dienstleistungen verbunden sind. Es fokussiert auf die Freier als Nutzer eines bestimmten Marktsegments und beleuchtet die wirtschaftlichen Aspekte dieser Konsumkultur.
Das Kapitel "Freier als soziales Phänomen" untersucht die Herausforderungen, die mit der Erforschung des Freiers als sozialer Gruppe verbunden sind. Es analysiert die Jedermann-Hypothese, die besagt, dass jeder Mann potenziell ein Freier sein könnte. Darüber hinaus werden Freierzahlen, Wissenstransfer, Motive und die Frage der Freieridentität diskutiert.
Das Kapitel "Freierforen im Internet" befasst sich mit der Kommunikation von Freiern in Online-Foren. Es analysiert die Inhalte dieser Foren, untersucht die Rolle von "Fremdkörpern" und beleuchtet die Frage der Gruppenidentität und der Anonymität in diesen Online-Communities.
Schlüsselwörter
Freier, Prostitution, Quellenkritik, methodische Probleme, soziales Phänomen, Freieridentität, Online-Foren, Gruppenidentität, Anonymität.
- Citation du texte
- Wolf Schmid (Auteur), 2007, Freier - Identität zwischen den Zeilen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/67064