"Wenn du dir die Macht im Staate sichern willst, dann fange damit im Gesundheitswesen an.“
(Präsident der Bundesärztekammer (1978 bis 1999), Karsten Vilmar, sinngemäß nach Lenin)
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit den im Gesundheitssystem agierenden Interessenverbänden, dem Einfluss, den sie auf die Gesundheitspolitik ausüben, und der Fragestellung, inwiefern sich diese Lobbyarbeit auf das Patientenwohl auswirkt. Bei dem deutschen Gesundheitsmarkt handelt es sich um einen Markt, der durch ein enormes Wachstum geprägt ist. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass der überwiegende Teil der Bevölkerung in der gesetzlichen Krankenversicherung freiwillig- oder pflichtversichert ist. Unsere Gesellschaft wird immer älter und ist deshalb in Zukunft vermehrt auf die Leistungen des Gesundheitswesens angewiesen. Des Weiteren stellt das Gesundheitssystem einen großen Arbeitsmarkt mit vielen Millionen Beschäftigten dar und ist eine „ewige Reformbaustelle“, die durch einige strukturelle Mängel gekennzeichnet ist. Dies alles sind Ansatzpunkte für mächtige organisierte Gruppen, die im Gesundheitswesen aktiv sind und versuchen ihre Interessen gegenüber dem System und der Politik durchzusetzen. Das Scheitern vieler notwendiger Reformen ist nicht allein auf die knappen finanziellen Mittel zurückzuführen, sondern auch auf die erfolgreichen Eingriffe bestimmter Interessenverbände. Bei der Lobbyarbeit spielt sich vieles im Verborgenen ab und wird deshalb von der Öffentlichkeit nicht immer wahrgenommen. Weil es kaum ersichtlich ist, ob es bei der Einflussnahme immer sozial gerecht zugeht, ist es mein besonderes Anliegen, dem geneigten Rezipienten evident zu machen, dass es sich hierbei um die Durchsetzung von Partikularinteressen handelt, die dem Patientenwohl abträglich sind.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die geschichtliche Entwicklung des Gesundheitswesens und die Entstehung der Verbände
- Die Ursprünge des Verbandswesens zu Beginn des 20. Jahrhunderts
- Das erste Krankenversicherungsgesetz
- Der Leipziger Verband entsteht
- Reichsversicherungsordnung
- I. Weltkrieg und Restauration
- Weimarer Republik und Weltwirtschaftskrise
- Notverordnung
- Wachsender Einfluss der Nationalsozialisten
- Nationalsozialismus
- Nachkriegsperiode
- Wiederaufbau des Verbandswesens
- Einheitsversicherung
- Das Verbandswesen in der jungen Bundesrepublik Deutschland
- Der Gesundheitsmarkt heute
- Die Gesundheitspolitik
- Definition
- Ziele der Gesundheitspolitik
- Schwachstellen im Gesundheitsmarkt
- Nulltarifmentalität der Nachfrageseite
- Macht der Anbieter
- Krankenhäuser
- Ärzte
- Strukturprobleme
- Selbstverwaltung
- Finanzierung und Versorgung
- Sektorale Trennung
- Interessenverbände und Akteure in der Gesundheitspolitik
- Öffentlich rechtliche Interessenvertretung
- Krankenkassen
- Die kassenärztlichen/kassenzahnärztlichen Vereinigungen
- Die Kammern der Heilberufe
- Freie Interessenverbände
- Apothekerverbände
- Ärzteverbände
- Krankenhausverbände
- Pharmaverbände
- Arbeitnehmerverbände
- Sozialverbände
- Patientenverbände
- Öffentlich rechtliche Interessenvertretung
- Lobbyarbeit
- Grundlegende Definition
- Gesellschaftliche Rolle der Lobbyarbeit
- Einflussnahme
- Voraussetzungen für eine effektive Einflussnahme
- Mitgliederstärke
- Finanzkraft
- Organisationsfähigkeit, Zerreißfestigkeit und Konfliktfähigkeit
- Privilegierte Machtchancen
- Exklusive Informationen
- Methoden der Einflussnahme
- Verhandlungen
- Überzeugungsarbeit
- Druckausübung
- Zielgruppen der Interessenvertreter im gesundheitspolitischen Entscheidungsprozess
- Parteien
- Parlament
- Ministerialbürokratie
- Der Bundeskanzler
- Öffentliche Meinung
- Voraussetzungen für eine effektive Einflussnahme
- Interessenverbände, Staat und Gemeinwohl
- Ältere Verbändeforschung - Verbändepluralismus
- Neuere Verbändeforschung – Korporatismus
- Transparenzstrategie
- Verbände und Gemeinwohl
- Abschließende Betrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Rolle von Interessenverbänden im deutschen Gesundheitssystem und ihren Einfluss auf die Gesundheitspolitik. Ziel ist es, die Machtverhältnisse im Gesundheitsmarkt aufzuzeigen und zu analysieren, inwieweit die Lobbyarbeit von Interessenverbänden dem Patientenwohl dient.
- Geschichtliche Entwicklung des Gesundheitswesens und der Entstehung der Verbände
- Definition und Ziele der Gesundheitspolitik
- Schwachstellen im Gesundheitsmarkt und Machtverhältnisse zwischen Anbietern und Patienten
- Lobbyarbeit und ihre gesellschaftliche Rolle
- Voraussetzungen, Methoden und Zielgruppen der Einflussnahme von Interessenverbänden
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und gibt einen Überblick über die zentralen Fragestellungen. Sie beleuchtet das Wachstum des deutschen Gesundheitsmarktes, die Herausforderungen für das Gesundheitssystem und die Bedeutung von Interessenverbänden in diesem Kontext.
- Kapitel 2 zeichnet die geschichtliche Entwicklung des Gesundheitswesens und der Entstehung von Interessenverbänden nach. Die Ursprünge des Verbandswesens, die Entwicklung der Krankenversicherung und die Rolle von Verbänden im 20. Jahrhundert werden beleuchtet.
- Kapitel 3 definiert die Gesundheitspolitik und erläutert ihre Ziele. Hierbei wird die Bedeutung von staatlichen Interventionen und die Rolle von Interessenverbänden im gesundheitspolitischen Entscheidungsprozess diskutiert.
- Kapitel 4 analysiert Schwachstellen im Gesundheitsmarkt und die Machtverhältnisse zwischen Anbietern und Patienten. Dabei werden Themen wie die Nulltarifmentalität der Nachfrageseite, die Macht der Anbieter (insbesondere der pharmazeutischen Industrie und der Ärzte) und Strukturprobleme wie die Selbstverwaltung, Finanzierung und Versorgung behandelt.
- Kapitel 5 beleuchtet die verschiedenen Akteure und Interessenverbände im Gesundheitswesen, unterteilt in öffentlich rechtliche und freie Interessenverbände. Hier werden die jeweiligen Interessen, Ziele und Arbeitsweisen der einzelnen Verbände erläutert.
- Kapitel 6 widmet sich dem Begriff der Lobbyarbeit und ihrer gesellschaftlichen Rolle. Es werden verschiedene Definitionen der Lobbyarbeit vorgestellt und die Bedeutung von Lobbyismus in der heutigen Gesellschaft diskutiert.
- Kapitel 7 beschäftigt sich mit der Einflussnahme von Interessenverbänden auf die Gesundheitspolitik. Hier werden die Voraussetzungen für eine effektive Einflussnahme, die Methoden der Einflussnahme und die Zielgruppen der Interessenvertreter im gesundheitspolitischen Entscheidungsprozess analysiert.
- Kapitel 8 befasst sich mit der Gemeinwohlverträglichkeit von Interessenverbänden und der Frage, wie der Einfluss von Interessenverbänden im gesellschaftlichen Kontext gemanagt werden kann. Verschiedene Ansätze wie Verbändepluralismus, Korporatismus und Transparenzstrategie werden diskutiert.
Schlüsselwörter
Gesundheitspolitik, Interessenverbände, Lobbyarbeit, Patientenwohl, Gemeinwohl, Gesundheitsmarkt, Krankenversicherung, Ärzte, Krankenhäuser, Pharmaindustrie, Einflussnahme, Machtverhältnisse, Strukturprobleme, Selbstverwaltung, Finanzierung, Versorgung, Transparenz, Korporatismus, Verbändepluralismus.
- Arbeit zitieren
- Diplom-Verwaltungswirt Torsten Haas (Autor:in), 2004, Interessenverbände und ihr Einfluss auf die Gesundheitspolitik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/67163