Begriffsklärung und zeitliche Einordnung
„Das Haus (Oikos) ist also ein Ganzes, das auf der Ungleichartigkeit seiner Glieder
beruht, die durch den leitenden Geist des Herrn zu einer Einheit werden“ (Brunner
1968: 112).
Der Begriff des „Ganzen Hauses“ steht in der Wirtschafts- und Sozialgeschichte für
eine unter der autoritären Herrschaft des Hausherrn („pater familias“) stehende, autark
wirtschaftende Hausgenossenschaft. Diese ist gekennzeichnet durch Familie
und Betrieb, also Reproduktion und Produktion, unter demselben Dach und eine
subsistenzwirtschaftliche Ausrichtung, d.h. durch eine geringe Marktverflechtung
(Flüchter o.J.: 1.1.1). Ausschließlich vermittelt über den Hausherrn (bzw. evtl. seine
Witwe) partizipiert der Hausverband an übergeordneten sozialen Verbänden, wie
Dorf, Stadt oder Kirchengemeinde (ebd.).
Inhaltsverzeichnis
- Was wird unter dem „Ganzen Haus“ verstanden?
- Begriffsklärung und zeitliche Einordnung
- Bedeutung des „Ganzen Hauses“
- Die Begründer des Konzepts
- Wilhelm Heinrich Riehl
- Otto Brunner und seine „Neuauflage“
- Kritik am Konzept des „Ganzen Hauses“
- Das „Ganze Haus“ auf dem Prüfstand
- Unter die Lupe genommen - Wilhelm Heinrich Riehl
- Von der Idealisierung zur Ideologisierung - Otto Brunner unter der Lupe
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit setzt sich zum Ziel, das Konzept des „Ganzen Hauses“ zu untersuchen und dessen Bedeutung und Kritik in der Wirtschafts- und Sozialgeschichte zu beleuchten. Dabei werden die zentralen Thesen der Begründer Wilhelm Heinrich Riehl und Otto Brunner analysiert, sowie die Kritik an dem Konzept im Kontext der historischen Entwicklung der Familie und des Arbeitslebens beleuchtet.
- Begriffliche Klärung des „Ganzen Hauses“ und dessen zeitliche Einordnung
- Die Rolle des „Ganzen Hauses“ als dominantes Familienmodell in der Geschichte
- Die Kritik am Konzept des „Ganzen Hauses“ und dessen Auswirkungen auf die Gesellschaftsordnung
- Die Begründer des Konzepts: Riehl und Brunner sowie ihre jeweiligen Ansätze
- Die ideologische Dimension des Konzepts und seine Verbindung zu historischen und politischen Entwicklungen
Zusammenfassung der Kapitel
- Das erste Kapitel beleuchtet die Definition des „Ganzen Hauses“ und ordnet es historisch ein. Es wird erläutert, dass das „Ganze Haus“ ein unter der Autorität des Hausherrn (pater familias) organisiertes, autarkes Wirtschaftssystem darstellt, das sowohl Familie als auch Betrieb unter einem Dach vereint.
- Kapitel Zwei widmet sich den Begründern des Konzepts, Wilhelm Heinrich Riehl und Otto Brunner. Riehls kulturpessimistische Studie „Die Familie“ aus dem Jahr 1854 wird vorgestellt, in der er den Zerfall des „Ganzen Hauses“ beklagt. Es wird auf seine Beschreibung der sozialen Ordnung innerhalb des Hauses eingegangen, wobei er die Unterordnung der Hausangestellten unter die Autorität des Hausvaters betont.
- Der Historiker Otto Brunner, der im 20. Jahrhundert das Konzept des „Ganzen Hauses“ weiterentwickelte, wird im zweiten Kapitel ebenfalls behandelt. Seine Adaption von Riehls Konzept und seine kontroverse Rolle in der Zeit des Nationalsozialismus werden beleuchtet.
- Das dritte Kapitel analysiert die Kritik am Konzept des „Ganzen Hauses“. Dabei werden die Argumentationslinien der Kritiker vorgestellt und die ideologische Dimension des Konzepts im Kontext der historischen Entwicklung von Familie und Gesellschaft untersucht.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: „Ganze Haus“, „Familie“, „Hausvater“, „Patriarchat“, „Subsistenzwirtschaft“, „Riehl“, „Brunner“, „Kritik“, „Ideologie“, „Sozialgeschichte“, „Wirtschaftsgeschichte“. Die Arbeit beleuchtet die Geschichte des „Ganzen Hauses“ als Modell für die Familien- und Wirtschaftsordnung, die Rolle der Begründer Riehl und Brunner sowie die Kritik an diesem Konzept im Kontext der historischen und gesellschaftlichen Entwicklung.
- Quote paper
- B. Sc. oec. troph. Kristina Bergmann (Author), 2006, Die Geschichte vom Ganzen Haus - Ein moderner Mythos?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/67311