In den vergangenen Wochen prägten Meldungen um den Strafvollzug verstärkt die Schlagzeilen der Medien. Der Mord an einem Häftling in der Justizvollzugsanstalt Siegburg rückte die Haftbedingungen in den bundesdeutschen Gefängnissen in den Fokus der Öffentlichkeit und führte zumindest im Landtag von Nordrhein Westfalen zu intensiven Diskussionen über erforderliche Maßnahmen für einen humaneren Strafvollzug.
Schon seit einigen Jahren verschärft sich das kriminalpolitische Klima zunehmend. Hinsichtlich der Wiedereingliederungsmöglichkeiten von Straftätern entwickelt sich eine immer größere Skepsis. Der laute öffentliche und politische Ruf nach vermehrtem Wegschluss von Straftätern hat zur Folge, dass insbesondere der geschlossene Vollzug mit dem Problem der Überbelegung zu kämpfen hat und alternative Resozialisierungsangebote zur Inhaftierung vermehrt den Sparmaßnahmen zum Opfer fallen.
In dieser Situation vermeintlicher Bedrohung durch zunehmende Kriminalität geraten besonders straffällige Ausländer und Migranten verstärkt in den öffentlichen wie privaten Fokus. Darum soll in dieser Arbeit der Frage nachgegangen werden, wie sich die Lebenssituation ausländischer Häftlinge und Menschen mit Migrationshintergrund hinter den Gefängnismauern gestaltet und welche Möglichkeiten der persönlichen Unterstützung für sie hilfreich wären.
Als Einführung und Erklärung zum biografischen Hintergrund von Migranten beschäftigt sich das erste Kapitel dieser Arbeit zunächst ganz allgemein mit dem Thema der Migration, um dann die psychosoziale Lebenssituation von Migranten mit ihren spezifischen Krisenmomenten zu betrachten. Ein Verständnis um die Entstehung des ‚Eigenen’ und des ‚Fremden‚ vor dem Hintergrund von Gesellschaft und Kultur führt in einem weitern Abschnitt zu den kulturspezifischen Risikofaktoren, die Kriminalität von Migranten zwar begünstigen können, aber nicht zwingend müssen.
Wie die polizeilichen Kriminalstatistiken hinsichtlich der Ausländerkriminalität zu bewerten sind und welche Schwierigkeit der Strafvollzug mit sich bringt, soll das zweite Kapitel klären. Dabei wird auf die besondere Lebenssituation der Migranten im Strafvollzug näher eingegangen.
Ob und in welcher Form die Vernetzung der professionellen Sozialarbeit mit ehrenamtlichen Mitarbeitern eine Hilfe für Migranten im Strafvollzug darstellen kann, untersucht abschließend der dritte Teil dieser Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- A. MIGRATION HAT VIELE GESICHTER
- Das Gleiche, aber nicht dasselbe: Migrant und Ausländer
- Daten und Fakten zu relevanten Wanderungsbewegungen
- Aus historischer Verantwortung: Aussiedlermigration
- Zu Gast auf dem deutschen Arbeitsmarkt: Arbeitsmigranten
- Flüchtlingsmigration: Sturm auf die Festung Europa
- Illegale Migration
- Migration: eine Lebenskrise
- Definition: Krise
- Krisenmodelle
- Das Eigene - das Fremde
- Definition: Gesellschaft
- Definition: Kultur
- Selbstbild Fremdbild - Weltbild
- Nationale Kulturen
- Kulturspezifische Risikofaktoren von Migration
- B. MIGRANTEN IM STRAFVOLLZUG
- Straffällige Migranten
- Statistische Bewertung der Daten ausländischer Verurteilter
- Soziostrukturelle Merkmale von Migranten im Strafvollzug
- Die Subkultur einer Haftanstalt
- Resozialisierung als Ziel des Strafvollzuges
- Spezifische Probleme von ausländischen Inhaftierten
- Aufenthaltsgesetz: Barriere für die Resozialisierung ausländischer Inhaftierter
- Strafrecht versus Ausländerrecht
- Konsequenzen der Kollisionslage Ausländerrecht versus Strafrecht
- Sprache
- Religionsausübung
- Mentalität und Sitten
- Arbeit und Ausbildung
- Freizeit
- C. VERNETZUNG VON EHRENAMT UND SOZIALARBEIT IM STRAFVOLLZUG
- Vernetzung und Kooperation
- Begriffsklärungen zum Thema Netzwerk / Netzwerkarbeit
- Begriffsklärung: Kooperation
- Kooperationsverpflichtung im Strafvollzug
- Allgemeiner Vollzugsdienst und Werkdienst
- Der Sozialstab im Strafvollzug – ein wichtiger Netzwerkpartner
- Das Netzwerk für Migranten in der Justizvollzugsanstalt Lingen
- Allgemeine Chancen und Risiken der Netzwerkarbeit
- Ehrenamtliche Vollzughelfer für straffällige Migranten?
- Begriffsbestimmung: Das Ehrenamt im Strafvollzug
- Die Bedeutung bürgerschaftlichen Engagements im Strafvollzug für eine demokratische Gesellschaft
- Die Rechtsstellung ehrenamtlicher Vollzugshilfen im Kontext des Strafvollzugsgesetzes
- Ehrenamtliche Vollzugshelfer für Migranten: Anforderungsprofil und mögliche Aufgabenstellung
- Ehrenamtliche Vollzugshelfer - Wo sind sie zu finden?
- Interkulturelle Kompetenz
- Ethnische Vereine als Ansprechpartner
- Institutionelle Einbindung von ehrenamtlichen Vollzugshelfern
- Profession und Ehrenamt im Strafvollzug
- Projekt: Migranten für Migranten
- Projektverlauf im Überblick
- Resümee
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Situation von Migranten im deutschen Strafvollzug und analysiert die Herausforderungen und Möglichkeiten der Vernetzung von sozialarbeiterischer und ehrenamtlicher Hilfe für diese Personengruppe. Das Ziel ist es, ein tieferes Verständnis für die spezifischen Bedürfnisse und Probleme von Migranten im Strafvollzug zu entwickeln sowie die Rolle von ehrenamtlichem Engagement in diesem Kontext zu beleuchten.
- Die Migration als komplexer Prozess mit unterschiedlichen Facetten und Ursachen
- Die soziostrukturellen Merkmale von Migranten im Strafvollzug
- Die spezifischen Herausforderungen der Resozialisierung von Migranten im Strafvollzug
- Die Bedeutung von Vernetzung und Kooperation zwischen verschiedenen Akteuren im Strafvollzug
- Die Rolle von ehrenamtlichem Engagement als Ergänzung zur sozialarbeiterischen Arbeit im Strafvollzug
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die Thematik des Strafvollzugs für Migranten in den Kontext des deutschen Strafvollzugssystems und beschreibt die Relevanz dieser Thematik.
- A. Migration hat viele Gesichter: Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Definition von Migration und den unterschiedlichen Formen der Migration in Deutschland. Es werden die Daten und Fakten zu relevanten Wanderungsbewegungen, die Ursachen der Migration und die Auswirkungen von Migration auf die Migranten selbst beleuchtet.
- B. Migranten im Strafvollzug: Dieses Kapitel analysiert die Situation von Migranten im Strafvollzug. Es werden statistische Daten zu ausländischen Verurteilten betrachtet, soziostrukturelle Merkmale von Migranten im Strafvollzug beleuchtet und die spezifischen Probleme, denen Migranten im Strafvollzug begegnen, herausgestellt.
- C. Vernetzung von Ehrenamt und Sozialarbeit im Strafvollzug: Dieses Kapitel widmet sich dem Thema der Vernetzung von sozialarbeiterischer und ehrenamtlicher Hilfe für Migranten im Strafvollzug. Es werden unterschiedliche Ansätze und Modelle der Vernetzung und Kooperation im Strafvollzug analysiert und die Möglichkeiten und Herausforderungen von ehrenamtlichem Engagement im Strafvollzug beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit Themen wie Migration, Strafvollzug, Resozialisierung, Interkulturelle Kompetenz, Vernetzung, Kooperation, Ehrenamt, Sozialarbeit, Justizvollzugsanstalt, Ausländerrecht, Strafrecht, Aufenthaltsgesetz, Sprache, Religion, Kultur, Integration und Integrationsprozesse.
- Arbeit zitieren
- Anita Haunhorst (Autor:in), 2006, Migranten im Strafvollzug, Vernetzung sozialarbeiterischer und ehrenamtlicher Hilfen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/67356