Segregation und soziale Unterschichtung von Gastarbeitern in Deutschland: am Beispiel der Türken


Trabajo, 2005

17 Páginas, Calificación: 1,3


Extracto


Inhaltsverzeichnis

I. Liste der Abkürzungen

1. Einleitung

2. Definitionen
2.1 Ethnizität
2.2 Ethnic class
2.3 Dahrendorfs Schichtungsmodell
2.4 Segregation und Unterschichtung

3. Historischer Rückblick
3.1 Gastarbeiterbeschäftigung und Ausländergesetze in der BRD und im
vereinigtem Deutschland
3.2 Türkische Einwanderung seit 1965

4. Segregation von Türken in der deutschen Gesellschaft
4.1 Ökonomische Segregationen
4.2 Politische Segregationen
4.3 Soziale Segregationen

5. Zusammenfassung

6. Literaturliste

I. Liste der Abkürzungen:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

Im Verlauf des Seminars „Einführung in Sozialstrukturen und Ungleichheiten in europäischen Gesellschaften“ haben wir verschiedene Dimensionen von Ungleichheiten in ausgewählten europäischen Ländern kennen gelernt. Ausgehend von meinem Referat über Migration habe ich mich dazu entschlossen, in dieser Hausarbeit ein für mich sehr interessantes Thema von Ungleichheit in der deutschen Gesellschaft zu wählen, nämlich die „Segregation und soziale Unterschichtung von Gastarbeitern in Deutschland: am Beispiel der Türken.“

Beginnen werde ich meine Hausarbeit mit theoretischen Ansätzen wie „ethnic class“, gesellschaftliche Schichtung und Segregation. Daraufhin behandle ich basierend auf dem historischen Rückblick, Kernpunkte der deutschen Gastarbeiterbeschäftigung und den damit verbundenen politischen Entscheidungen. Zwar waren auch andere Ausländergruppen wie Aussiedler und Asylanten von diesen Handlungen betroffen, aber darauf werde ich in diesem Kontext nicht weiter eingehen. Wichtig erscheint mir das Beispiel der Gastarbeiter vor dem Hintergrund das etwa die Hälfte der rund sieben Millionen in Deutschland lebenden Ausländer, Gastarbeiter oder direkte Nachfahren dieser sind. Um zu sehen inwiefern diese Minorität in Deutschland schlechter gestellt ist als die deutsche Bevölkerung, habe ich mich dazu entschlossen dies an der größten Minderheit zu verdeutlichen. Die Türken die mit über zwei Millionen Mitgliedern nicht nur die größte Minorität in Deutschland bilden, sondern auch die mit der größten kulturellen Distanz zur deutschen Aufnahmegesellschaft, erscheinen mir daher als bestes Beispiel um die ökonomische, politische und soziale Segregation der Gastarbeiter in Deutschland darzustellen.

Diese Darstellung werde ich an Hand des Kapitels über Segregation und Schichtung der Türken in Deutschland vornehmen. In diesem Kapitel gehe ich auf die ökonomischen, politischen und sozialen Umstände und Regelements ein, die meinem Erachten nach besonders ausgrenzend auf diesen Kulturkreis wirkten ohne dabei Anspruch auf Vollständigkeit meines Beispiels zu erheben. Da sich die Türkische Gemeinde in Deutschland aus Türken mit deutscher Staatsangehörigkeit, doppelter Staatsangehörigkeit und türkischen Staatsbürgern zusammensetzt, ist die Datenlage sehr undurchschaubar und nicht vollständig. Auf Grund dessen sind meine Ausführungen nur ein Ansatz der verdeutlichen soll wie in Deutschland eine Minorität an den gesellschaftlichen Randbereich gedrängt, und dort etabliert worden ist. In der Zusammenfassung ziehe ich abschließend mit Hilfe der theoretischen Ansätze die Schlussfolgerung, dass es sich bei den Türken in Deutschland um eine ethnic class handelt.

2. Definitionen

2.1 Ethnizität

Nach Friedrich Heckmann definiert sich Ethnizität durch die gefühlsmäßige Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe, welche durch kulturelle und geschichtliche Gemeinsamkeiten und Erfahrungen ein Identitäts- und Solidaritätsbewusstsein entwickelt hat. (Seifert 2000) Des Weiteren wird Ethnizität auch über die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Rasse definiert. Ansätze dieser Art werde ich jedoch aus meiner Arbeit ausschließen, da für mich ein Unterschied zwischen den so genannten Rassen nicht besteht.

2.2 Ethnic class

Der Begriff „ethnic class“ der von dem amerikanischen Gesellschaftswissenschaftler Milton Gordon in den 1960er Jahren in die Migrationsforschung eingeführt wurde beschreibt die Ethnien bedingte Schichtung der amerikanischen Gesellschaft. Ausgehend von dem Standpunkt dass die ethnische Zugehörigkeit ein kategorialer Bezugspunkt des Individuums ist, verweist Gordon hier auf die damit verbundene Verteilung von Macht und Status innerhalb der Gesellschaft. Dabei sind Aufstiegsmöglichkeiten und Karrierechancen eng an die ethnische Zugehörigkeit geknüpft und bedingen sie mit unter. (Seifert 2000) Demnach strukturiert sich eine Gesellschaft nicht nur nach Klassen sondern auch nach Ethnien. Resultierend aus diesen Überlegungen beschreibt Gordon die daraus entstandenen Mobilitätsdefizite und Aufstiegsbarrieren der Minderheitenklasse als Schutzmechanismus zur Macht- und Statuserhaltung der dominanten Gruppe. (Seifert 2000)

2.3 Dahrendorf’s Schichtungsmodell

Entgegen des strikt nach Ethnien und Klassen getrennten Modells von Gordon, entwickelte Dahrendorf ein gesamtgesellschaftliches Modell, das mit Hilfe von schulisch- beruflicher Qualifikation die Eingliederung von Immigranten in die Gesellschaft beschreibt. Hier vergleicht Dahrendorf die gesellschaftlichen Schichten mit der Struktur eines Hauses. Im Keller befinden sich hier die unter der Armutsgrenze lebenden Menschen, gefolgt von den An- und Ungelernten die im untersten Bereich des Hauses platziert sind. Der darauf folgende Bereich des Hauses steht nach Dahrendorf den Facharbeitern zu, an die die mittlere Dienstleistungsschicht anschließt. Das oberste Segment des Hauses, und dem zu Folge der Gesellschaft, steht der obersten Dienstleistungsschicht zu. (Geißler 2000)

2.4 Segregation und Unterschichtung

Die soziale und territoriale Ausgrenzung von Minderheiten durch die dominante Mehrheitsbevölkerung zum Zweck der Sicherung und der Erweiterung ihrer Interessen und Privilegien wird von Han mit dem aus der Stadtforschung stammenden Begriff der Segregation zusammengefasst. (Rommelspacher 2002) Nach Rommelspacher macht sich diese Segregation auf mehreren Ebenen bemerkbar. Dabei ist zwischen ökonomischer, politischer und sozialer Segregation zu unterscheiden. (Rommelspacher 2002) Je nach Ethnie und Grad der Segregation kann man auch von einer sozialen Unterschichtung reden.

Nach Hartmut Esser geht mit der ethnischen Pluralisierung einer Gesellschaft immer eine ethnische Schichtung einher. (Rommelspacher 2002) Das heißt, dass Ungleichheiten bezüglich Macht, Einkommen und Lebensqualität zwischen den verschiedenen ethnischen Gruppen existieren. Intensität und Ausprägung dieser Ungleichheiten werden nach Esser von der kulturellen Distanz zur Aufnahmegesellschaft bestimmt und determinieren somit die systematische Beschränkung dieser Minderheiten auf bestimmte gesellschaftliche Bereiche, wie zum Beispiel auf dem Arbeitsmarkt. (Rommelspacher 2002) Bestimmend für die Schichtung einer Gesellschaft ist hier, inwiefern die eingewanderten Minderheiten von der Aufnahmebevölkerung auf Distanz gehalten werden und sich somit Segregation verfestigt. (Rommelspacher 2002)

3. Historischer Rückblick

Um die Schichtung der türkischen Einwanderer in der deutschen Gesellschaft auf zu zeigen bedarf es eines Rückblickes auf die Gastarbeiter und Ausländerpolitik der BRD. Im Anschluss möchte ich einen kurzen Einblick in einige Eckpunkte der deutschen Politik bezüglich der im Inland lebenden Ausländer und besonders der Gastarbeiter und ihrer Folgegenerationen geben.

3.1 Gastarbeiterbeschäftigung und Ausländergesetze in der BRD und im vereinigten Deutschland

In Deutschland wie in den meisten anderen westeuropäischen Ländern benötigte man in den 1950er Jahren eine Vielzahl von günstigen Arbeitskräften die in der Stahl-, Bergbau-, Auto- und Schwerindustrie arbeiten sollten. Als dieser Bedarf auf Grund von Desinteresse nicht aus der eigenen Arbeiterschaft rekrutiert werden konnte, blieb den Nationalstaaten nur der Ausweg Gastarbeiter aus weniger industrialisierten Ländern anzuwerben. Deutschland unterschrieb deshalb 1955 den ersten Anwerbevertrag mit Italien, dem weitere mit Spanien, Griechenland und 1961 mit der Türkei folgten. (Herbert 2001)

Der Begriff des „Gast“Arbeiters deutete schon damals auf die temporär angelegte Ausländerbeschäftigung hin die eine dauerhafte Ansiedelung und Integration prinzipiell ausschloss. Das Leitmotiv der Ausländerbeschäftigung in Deutschland war die Schaffung einer konjunkturellen Reservearmee, die in ihrer Rolle als Konjunkturpuffer flexibel der wirtschaftlichen Gesamtsituation angepasst werden sollte. (Herbert 2001) Um einen variablen Zugriff auf ausländische Arbeitskräfte zu ermöglichen griff man auf die „Ausländerpolizeiverordnung“ von 1938 und die „Verordnung über ausländische Arbeitnehmer“ von 1933 zurück, um den zuständigen Behörden ein Regelinstrumentarium zu geben, dass es ihnen erlaubte nach Ermessen und Bedarf die Zuwanderung zu regeln und zu begrenzen. (Herbert 2001, Seifert 2000) Entsprechend der daraus abgeleiteten Ermessensformen die den Interessen des Staates dienen sollten, gestaltete sich auch die weitere Integrationspolitik der BRD. Weder kulturelle Anpassung durch Sprachkurse und Verhaltenstraining noch eine Verbesserung der Bildungssituation der Gastarbeiter wurde für nötig erachtet.

Um einem möglichen Lohnverfall durch billige Arbeitskräfte entgegen zu wirken, arbeiteten die Gewerkschaften mit den Arbeitgeberverbänden Musterverträge aus, die den Gastarbeitern eine tariflich-, arbeits- und sozialrechtliche Gleichstellung mit den deutschen Arbeitnehmern garantieren sollten. (Herbert 2001, Seifert 2000) Trotzdem hatte die Frankfurter Allgemeine schon 1959 den wesentlichen Vorteil der Ausländerbeschäftigung darin gesehen, dass „ […] bei eventueller Arbeitslosigkeit in Deutschland die ausländischen Arbeiter wieder zurück-geschickt werden können.“ (Herbert 2001) Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigungen wurden damals nur kurzzeitig verliehen und regelmäßig der Konjunkturlage angepasst. Dessen ungeachtet weigerte sich die Industrie gegen eine regelmäßige Rotation der Gastarbeiter da die erneute Anlernphase der ungelernten Arbeiter unrentabel gewesen wäre. (Herbert 2001, Seifert 2000) Eine dauerhafte Verlängerung der Arbeitsverträge wurde der Industrie allerdings erst ab 1965 mit dem neuen Ausländergesetz zugestanden. Während der Rezession 1966/67 wurde dann erstmals die Begrenzungsstrategie der Ausländerbeschäftigung erfolgreich auf die Probe gestellt und die Zahl der beschäftigten Gastarbeiter um 46% gedrückt. (Herbert 2001, Seifert 2000) 1971 trat dann die Arbeitserlaubnisverordnung in Kraft, welche ausländischen Arbeitnehmern eine fünfjährige besondere Arbeitserlaubnis unabhängig von der Wirtschaftslage zusprach. (Herbert 2001) Problematisch war dieses Gesetz in der Hinsicht, dass es nur für nicht EWG Staaten Mitglieder gültig war. Das hatte zur Folge, dass ein erheblicher Teil der Gastarbeiter für die bundesdeutsche Ausländerpolitik nicht mehr greifbar, sondern durch EWG Freizügigkeitsrichtlinien geschützt war.

[...]

Final del extracto de 17 páginas

Detalles

Título
Segregation und soziale Unterschichtung von Gastarbeitern in Deutschland: am Beispiel der Türken
Universidad
Otto-von-Guericke-University Magdeburg  (Institut für Soziologie)
Curso
Einführung in Sozialstrukturen und Ungleichheiten in europäischen Gesellschaften
Calificación
1,3
Autor
Año
2005
Páginas
17
No. de catálogo
V67446
ISBN (Ebook)
9783638600095
ISBN (Libro)
9783638773911
Tamaño de fichero
454 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Segregation, Unterschichtung, Gastarbeitern, Deutschland, Beispiel, Türken, Einführung, Sozialstrukturen, Ungleichheiten, Gesellschaften
Citar trabajo
Oliver Gust (Autor), 2005, Segregation und soziale Unterschichtung von Gastarbeitern in Deutschland: am Beispiel der Türken, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/67446

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