Interkulturelles Lernen als soziales Lernen - eine kritische Betrachtung verschiedener Umsetzungsversuche


Seminararbeit, 2006

19 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Was ist interkulturelles Lernen?

2. Grundlegende Fakten zur Zuwanderung in Deutschland

3. Rechtliche Gegebenheiten in der BRD

4. Interkulturelles Lernen als soziales Lernen

5. Das Konzept des Cooperative Learning
5.1. Student Teams Achievment Devision (STAD)
5.2. Teams Games Tournament (TGT)

6. Einstellungsänderung durch Rollenspiel nach Schmitt
6.1. Fragestellung und Leitsätze
6.2. theoretischer Hintergrund
6.3. praktische Umsetzung

7. Kritik an den Ansätzen

Literaturverzeichnis

1. Was ist interkulturelles Lernen?

„ ‚Interkulturelles Lernen’ bezeichnet heute in der öffentlichen und wissenschaftlichen Diskussion fast alles, was sich in der Begegnung und Auseinandersetzung verschiedener Kulturen abspielt, ob indirekt über Medien und ‚Kulturveranstaltungen’ oder in direktem Kontakt mit verschiedenen Lebenswelten.“ (Goecke, 2002, S. 1) Obwohl diese Auffassung des Begriffes für die wissenschaftliche Auseinandersetzung kaum taugt, so zeigt sie doch sehr gut, wie vielfältig und weitläufig dieser Begriff alltäglich verwendet wird. Bevor ich mich mit einer Art interkulturellen Lernens näher befassen möchte, nämlich dem interkulturellen Lernen als soziales Lernen, werde ich zunächst versuchen den Begriff näher zu umreißen.

Goecke beschreibt interkulturelles Lernen als gleichwertige Auseinandersetzung und Lernen miteinander und voneinander, mit dem Ziel der Erlangung interkultureller Kompetenz. Hierbei meint interkulturelle Kompetenz „die Fähigkeit zu gleichberechtigter Auseinandersetzung, Erkennen und das Anerkennen von Zusammenhängen und Bedingtheiten, Fähigkeit zu Akzeptanz und Bereitschaft zu gemeinsamen, gegenseitigen Lernen“ (Goecke, 2002, S. 2). Diesen Definitionsansatz finde ich sehr gelungen und möchte deshalb den Begriff in meiner Arbeit in diesem Sinne verwenden.

Nachdem wir gesehen haben, was interkulturelles Lernen an sich ist, so stellt sich nun die Frage in welchen Schritten und auf welche Art und Weise sich interkulturelles Lernen vollzieht. Prinzipiell lässt sich sagen, dass interkulturellem Lernen, wie jedem Lernen überhaupt, ein Prozesscharakter innewohnt. Leenen und Grosch haben ein Modell mit mehreren Stufen entwickelt, dass diesen Sachverhalt anschaulich verdeutlicht. An erster Stelle steht die Erkenntnis der generellen Kulturgebundenheit. Als nächster Schritt soll Dezentrierung und die Identifikation fremdkultureller Muster erfolgen. Hiernach können nun die eigenen Kulturstandards identifiziert werden, sowie deren Auswirkungen auf Kommunikation erkannt werden. Nunmehr soll ein erweitertes Deutungswissen über bestimmte Fremdkulturen erworben werden. Als nächster Schritt soll Verständnis und Respekt für fremdkulturelle Muster erworben werden. Nun kann eine Erweiterung der eigenen kulturellen Optionen erfolgen, bevor auf der letzten Stufe dann der Aufbau interkultureller Beziehungen, sowie der konstruktive Umgang mit interkulturellen Konflikten erreicht ist. (vgl Leenen / Grosch nach Auernheimer, 2003, S. 125)

Interkulturelles Lernen beschreibt somitt einen Lernvorgang der in mehreren Stufen abläuft und dessen Ziel die Erlangung interkultureller Kompetenz ist. Welche Konzepte gibt es mit deren Hilfe man diesen Lernprozess unterstützen kann? Dies soll im Folgenden geklärt werden. Doch zunächst werde ich einen kleinen Einblick, in Fakten und Zahlen sowie den rechtlichen Umständen in der BRD, zur Zuwanderung geben. Hieran anschließend werde ich mich genauer mit verschiedenen Arten des interkulturellen Lernens beschäftigen und versuchen diese voneinander zu unterscheiden. Danach werde ich zwei verschiedene Konzepte zu interkulturellen Lernen als sozialem Lernen genauer beleuchten. Zum Schluss möchte ich dann versuchen ein kleines Fazit aus dem Gesagten zu ziehen, auch sollen hier einige kritische Anmerkungen zu den Konzepten und verschiedenen Definitionsansätzen folgen.

2. Grundlegende Fakten zur Zuwanderung in Deutschland

Im nun Folgenden, möchte ich Zuwanderung in Deutschland in Zahlen und Fakten kurz skizzieren. Dies soll dem besseren Verständnis der Situation der bei uns lebenden Migranten dienen und verdeutlichen, weshalb Konzepte zur Interkulturellen Bildung dringend entwickelt und umgesetzt werden müssen. Ich werde mich hierbei weitestgehend auf Informationen des BAMF (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) beziehen. Auf rechtliche Grundlagen einiger Arten der Zuwanderung werde ich später eingehen. Um den Rahmen dieser Arbeit nicht zu sprengen werde ich im nun Folgenden keine Unterscheidung der einzelnen Arten der Zuwanderung vornehmen, sondern mich auf die Gesamtzahlen beschränken.

Betrachtet man Migration im Nachkriegsdeutschland bezüglich der Ursachen für die Zuwanderung, so lassen sich drei verschiedene Phasen oder Wellen erkennen. Die erste Phase, von 1945 bis etwa 1955, ist gekennzeichnet durch die Zuwanderung von Vertriebenen und Flüchtlingen aus dem untergegangenem Staatsgebiet des Dritten Reiches, als direkte Nachwirkung des zweiten Weltkrieges. Hieran schließt sich die Welle der Gastarbeiter an, die als billige Arbeitskräfte auf Zeit nach Deutschland kommen sollten (es gab beispielsweise Anwerbeverträge mit Ländern wie Italien, Portugal, Griechenland, Türkei, etc.), von denen jedoch einige blieben (etwa 3 Millionen). Bis zum Anwerbestopp 1973 waren rund 14 Millionen Gastarbeiter nach Deutschland gekommen. Seit den 80er Jahren spricht man von einer dritten Einwanderungswelle, die bis heute andauert. Es handelt sich hierbei um eine durch Flucht und Asylbestrebungen gekennzeichnete Migration. Erwähnenswert scheint mir noch eine weitere größere Gruppe von Migranten, die Deutschland seit dem Ende der UdSSR verstärkt erreicht. Diese haben einen deutschen Pass, aber meist auch ähnliche Probleme wie andere Migranten in der BRD. Gemeint sind Spätaussiedler, deren Zuwanderungszahl im Jahre 1989 in die Höhe schoss (ca. 380.000) sich inzwischen jedoch wieder auf dem Niveau der 70er Jahre befindet (ca. 60.000). (vgl. Müller, 2005, S. 12ff.)

Laut Statistik des BAMF, erreichte die Zahl der Zuzüge von Ausländern und wiedervereinigten Deutschen ihren Höchststand im Jahre 1992 mit 1,5 Millionen. Seither ist die Zahl der Zuzüge kontinuierlich rückläufig. (vgl. Kiss, 2005, S. 11). Leider lässt sich aus den dargestellten Statistiken nicht beweisen, dass dieser Höchststand vor allem durch Flüchtlinge, die im Rahmen des Konfliktes auf dem Balkan zu uns kamen, verursacht wurde. Diese Vermutung liegt jedoch aufgrund der zeitlichen und räumlichen Gegebenheiten nahe. In der Zwischenzeit jedoch haben sich die rechtlichen Rahmenbedingungen derart verändert (hierauf werde ich später noch eingehen), dass auch hierin eine Mitursache des rückläufigen Trends zu sehen ist. Im Jahre 2004 Betrug die Zahl der Zuzüge von Ausländern nach Deutschland insgesamt etwas über 600.000, von denen knapp 40% zwischen 25 und 40 Jahren alt sind. Prinzipiell lässt sich sagen, dass laut BAMF heute vor allem die Herkunftsländer stark variieren, d.h. es handelt sich nicht wie bei früheren Migrationsbewegungen, die bereits weiter oben erläutert wurden, um ein Herkunftsland aus dem sehr viele Menschen zu uns kommen, sondern es ist eine Vielzahl an Herkunftsländern aus denen sich die heutige Zuwanderung zusammensetzt. Diese Tatsache, wie auch die Altersstruktur der Zuwandernden sollte in Konzepten der interkulturellen Bildung berücksichtigt werden, doch dazu später mehr. (vgl. Kiss, 2005, S. 10ff.)

Zunächst gilt es noch die momentan bestehenden rechtlichen Rahmenbedingungen zu erläutern und auch kurz auf die der Vergangenheit einzugehen, was im Folgenden geschehen soll.

[...]

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Interkulturelles Lernen als soziales Lernen - eine kritische Betrachtung verschiedener Umsetzungsversuche
Hochschule
Universität Augsburg
Note
1,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
19
Katalognummer
V67476
ISBN (eBook)
9783638585927
ISBN (Buch)
9783638895866
Dateigröße
437 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Interkulturelles, Lernen, Betrachtung, Umsetzungsversuche
Arbeit zitieren
Florian Rößle (Autor:in), 2006, Interkulturelles Lernen als soziales Lernen - eine kritische Betrachtung verschiedener Umsetzungsversuche, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/67476

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