Haushaltsproduktion


Trabajo de Seminario, 2006

21 Páginas, Calificación: 2,0


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Veranschaulichung des Begriffs Haushaltsproduktion
2.1 Veränderungen der Theorien des Haushaltsverhaltens
2.2 Definition und Abgrenzung der Haushaltsproduktion
2.2.1 Produktionsorientierte Abgrenzung
2.2.2 Arbeitsorientierte Abgrenzung
2.2.3 Bewertung der Abgrenzungsmethoden

3 Aufnahme der Haushaltsproduktion in die VGR?
3.1 Einige Kritikpunkte an der VGR
3.2 Probleme bei der Einbeziehung der Haushaltsproduktion in die VGR

4 Erläuterungen zum Haushaltssatellitensystem
4.1 Statistische Erfassung und monetäre Bewertung von Haushaltsproduktion
4.1.1 Output-orientierter Ansatz
4.1.2 Input-orientierter Ansatz

5 Einige ausgewählte Ergebnisse des Haushaltssatellitensystems im Zeitvergleich 1992 und 2001
5.1 Mengenbaustein des Haushaltssatellitensystems
5.2 Wertbaustein des Haushaltssatellitensystems
5.3 Haushaltsproduktion in Beziehung zum BIP

6 Abschließende Bewertung

Literaturverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Vergleich von traditionellen und neuen Theorien des Haushaltsverhaltens

Abbildung 2: Wert der unbezahlten Arbeit nach verschiedenen Bewertungsverfahren

Abbildung 3: Jahresvolumen bezahlter und unbezahlter Arbeit

Abbildung 4: Bruttoinlandsprodukt und Bruttowertschöpfung bei der Haushaltsproduktion

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Komponenten der Haushaltsproduktion

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Im Jahr 1841 schrieb Friedrich List (S.151):

Wer Schweine erzieht, ist […] ein produktives, wer Menschen erzieht, ein unproduktives Mitglied der Gesellschaft. Wer Dudelsäcke oder Maultrommeln zum Verkauf fertigt, produziert; die größten Virtuosen, da man das von ihnen gespielte nicht zu Markte bringen kann, sind nicht produktiv.

Heute ist die Einsicht, dass Haushaltsproduktion ein nicht zuletzt auch quan- titativ wichtiger Bestandteil der Ökonomie ist, weit verbreitet (Schäfer 1988, Schäfer 2004a, Schäfer und Schwarz 1996).

Im Folgenden möchte ich den Begriff der Haushaltsproduktion abgrenzen, Möglichkeiten der Bewertung und eventuelle Probleme bei der Einbeziehung in die VGR darlegen. Des Weiteren soll in diesem Zusammenhang das Haushaltssatellitensystem mit einigen Ergebnissen vorgestellt werden.

2 Veranschaulichung des Begriffs Haushaltsproduktion

Um dem Wort Produktion gerecht zu werden, muss zuerst einmal festgestellt werden, dass auch unbezahlte Tätigkeiten im Haushalt durchaus Wert schaffend sein können. Doch welche dies sind, gilt es zu definieren.

2.1 Veränderungen der Theorien des Haushaltsverhaltens

Die traditionelle Haushaltstheorie geht davon aus, dass der Nutzen eines Haushalts durch den Konsum von Marktgütern wie Eier, Brot und Kleidung generiert wird. Diese werden durch das mittels Erwerbsarbeit verdiente Geld- einkommen gekauft. In dieser Theorie findet die oben genannte Kritik von List ihren Nährboden. Unbezahlte Arbeit und ihr Output wird nicht als Nutzen stif- tend eingestuft. Anders dagegen fasst die mikroökonomische Idee der Haus- haltsproduktion diesen Prozess auf. Ihr zufolge werden Marktgüter und die vom Haushalt geleistete Arbeit zu Endprodukten wie Mahlzeiten, Kinder- betreuung usw. kombiniert, aus denen der Nutzen hervorgeht (Glatzer 1986). Der Haushalt wird aus einer ausschließlich konsumierenden auch zu einer pro- duzierenden Einheit (Schäfer 1988).

Abbildung 1 stellt beide Haushaltstheorien schematisch dar.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Vergleich von traditionellen und neuen Theorien des Haus- haltsverhaltens traditional new

Quelle: in Anlehnung an Hawrylyshyn (1977)

2.2 Definition und Abgrenzung der Haushaltsproduktion

Durch die Veränderung in der Haushaltstheorie ergibt sich nun die Möglichkeit, die von List angebrachte Kritik auszuräumen, allerdings bedarf es einer klaren Definition und Abgrenzung von Haushaltsproduktion, denn nicht jede Tätigkeit, die ein Mitglied eines Haushalts ausübt, ist produktiv.

2.2.1 Produktionsorientierte Abgrenzung

Hill (1979) unterscheidet hierfür Tätigkeiten, die Güter und Dienstleistungen hervorbringen, von allen anderen Tätigkeiten, die dies nicht tun. Als Beispiele für Letzteres seien Nahrungsaufnahme und Schlaf genannt. Beide Tätigkeiten sind selbstverständlich notwendig und Voraussetzung für alle produktiven Aktivitäten. Auch Lernen gehört nach seinem Ansatz zu den unproduktiven Tätigkeiten. Das mag einem manchmal bekannt vorkommen, mutet dennoch etwas befremdlich an. Was ist also die exakte Grundlage für die Klassifizierung in produktive und unproduktive Betätigungen?

Hill (1979) legt das so genannte Dritt-Personen-Kriterium zu Grunde, das besagt, dass all die unbezahlten Tätigkeiten, die auch ein Dritter hätte erbrin- gen können, zur Haushaltsproduktion beitragen. Beispiele sind Einkaufen, Gar- tenarbeit, Do-it-yourself-Arbeiten, Kindererziehung, usw. (Lützel 1983). Pro- duktiv sind also die Aktivitäten, bei denen es möglich ist, dass Waren oder Dienstleistungen von einer Person hergestellt und von einer anderen genutzt werden, also Produktion und Konsum zu trennen (Chadeau 1985). Mit dieser Eingrenzung wird ebenfalls deutlich, warum beispielsweise das Lernen nicht zur Haushaltsproduktion gezählt wird. Hill (1979) beschreibt es so: „[…] an individual cannot pay someone else to do on his behalf no matter how valuable his own time is: in other words, no matter how large the immediate opportunity cost of these activities may be”. Selbst wenn man jeden Preis zu zahlen bereit wäre, kann es keine Möglichkeit geben, dass ein Dritter diese Arbeit über- nimmt.

Er grenzt Haushaltsproduktion produktionsorientiert ab, sieht also aus- schließlich das Ergebnis einer Aktivität. Es fällt beispielsweise das tägliche Rasieren aufgrund der Existenz von Friseuren auch in den Bereich der Tätig- keiten, die von Dritten übernommen werden können, und ist somit produktiv (Schäfer 1988).

Eine Betrachtungsebene bleibt bei Hill (1979) außen vor: Die Frage, ob eine Tätigkeit aus Vergnügen oder aus Notwendigkeit getan wird, bleibt unbeant- wortet und spielt auch überhaupt keine Rolle für die Bewertung von Haus- haltsproduktion. Der Frohsinn, den die Ausübung mit sich bringt, ist personen- gebunden und verändert den Wert zum Beispiel eines selbstgebackenen Brotes nicht, ist also nicht an Produktivitätskriterien gebunden gekoppelt. Das heißt auch, dass unproduktive Freizeitbeschäftigung nicht automatisch einen Anstieg der persönlichen Wohlfahrt bedeutet. Es kann vielmehr bei Vorliegen von Lan- geweile und dem Gefühl, nicht gebraucht zu werden, zum Gegenteil führen. Andersherum birgt eine Arbeit, auch wenn sie anstrengend ist, eventuell auch einen Nutzen steigernden Effekt, der über den Wert des erschaffenen Gutes oder der Dienstleistung hinausgeht. Man denke beispielsweise an den Stolz des Hausherren, der das Kaminholz für den nächsten Winter geschlagen hat.

Durch die sicherlich sinnvolle Beschränkung auf bewertbare Tätigkeiten bleiben Bereiche unbeachtet, die den Mitgliedern eines Haushalts oft wertvoller erscheinen als ihr Ergebnis. Die verschiedenen zwischenmenschlichen Beziehungen, wie beispielsweise beim gemeinsamen Kochen oder bei der Kindererziehung, sind ökonomisch nicht erfasst (Lützel 1983).

2.2.2 Arbeitsorientierte Abgrenzung

Hawrylyshyn (1977) schlägt eine arbeitsorientierte Abgrenzung vor, die mit einem Kriterium des direkten bzw. indirekten Nutzens verbunden ist. D.h. er versteht unter Hausarbeit nicht marktbestimmte Aktivitäten, die Waren oder Dienstleistungen hervorbringen, die aufgrund ihres indirekten Nutzens als Pro- dukt und nicht wegen des direkten Nutzens aus der Ausübung hergestellt wer- den. Hier spielt also die Motivation, warum eine Tätigkeit durchgeführt wird, eine Rolle.

Das Dritt-Personen-Kriterium wird auch von Hawrylyshyn (1977) aufgegriffen, wobei indirekter Nutzen auch von Dritten produziert werden kann. Direkter Nutzen, also der Spaß an einer Tätigkeit, kann allerdings nicht durch eine andere Person erzeugt werden.

Mit diesem Ansatz lassen sich also Trennlinien ziehen zwischen

1) Arbeit von Freizeit, durch die Unterscheidung von direktem und indi- rektem Nutzen,
2) Arbeit und biologischen Grundbedürfnissen, durch das Dritt-Personen- Kriterium,
3) Hausarbeit und Arbeit für den Markt, je nach dem, ob die Arbeit be- zahlt oder unbezahlt ist (Chadeau 1985).

In weiten Teilen decken sich beide Ansätze. Im Grenzbereich zwischen Ar- beit und Freizeit allerdings können Unterschiede auftauchen. An dieser Stelle sei angeführt, dass das oben genannte Beispiel des Lernens bei Hawrylyshyn (1977) sehr wohl zu den produktiven Tätigkeiten zählt.

Die Schwierigkeit bei der arbeitsorientierten Abgrenzung besteht in der klaren Grenzziehung zwischen dem Ausüben einer Arbeit zum Spaß und dem Wunsch, etwas Brauchbares herzustellen. Beides kann zusammenfallen und es ist subjektiv, welche Intention die wichtigere ist (Schäfer 1988).

2.2.3 Bewertung der Abgrenzungsmethoden

Beide Abgrenzungsmethoden haben ihre Probleme in Grenzbereichen. Al- lerdings gilt für die quantitativ bedeutsamen unbezahlten Tätigkeiten der Haus- halte, dass sie mit Hilfe eines „zweckbezogen interpretierten Dritt-Personen- Kriteriums“ eindeutig in den Bereich der Haushaltsproduktion eingeordnet werden können (Schäfer und Schwarz 1996). Beispiele für die wichtigsten Arbei- ten in diesem Komplex sind Kindererziehung- und Betreuung, Essenzuberei- tung, Reinigung der Wohnung usw. Somit sind beide genannten Methoden - die produktorientierte und die arbeitsorientierte - für die Zuordnung der ele- mentaren Tätigkeiten in den Bereich der Haushaltsproduktion gut zu gebrau- chen.

3 Aufnahme der Haushaltsproduktion in die VGR?

Wofür lässt sich nun diese Zuordnung nutzen? Oft wird die Forderung laut, die Haushaltsproduktion in die regelmäßige Wirtschaftsberichterstattung ein- zubeziehen.1

3.1 Einige Kritikpunkte an der VGR

Die Kritik an der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, die im Themen- komplex der Haushaltsproduktion angebracht wird, bezieht sich vor allem auf die Entstehungsrechnung. Bisher werden private Haushalte in der VGR vor- nehmlich als Konsumenten betrachtet. Der für sie ausgewiesene Produktions- wert beschränkt sich auf die Zahlungen an die in privaten Haushalten angestell- ten Personen. Die Ernten aus Schrebergärten für den Eigenbedarf, Eigenleis- tungen bei Haus- und Wohnungsbau, eingenommene und unterstellte Mieten aus Eigentumswohnungen werden zwar auch eingerechnet, allerdings im Un- ternehmensbereich verbucht (Lützel 1983, Schäfer 1988).

Ohne die Berücksichtigung der Haushaltsproduktion kann es zu unerwünschten Effekten kommen, die das Ergebnis der VGR verzerren: Es ist z.B. theoretisch möglich, dass ein Wachstum des BIP nur deshalb zustande kommt, weil bislang unbezahlte Eigenarbeit im Haushalt an den Markt gebracht wird, beispielsweise durch die Anstellung eines Fensterputzers oder die Nutzung einer Kindertagesstätte. Der Versorgungszustand hat sich dadurch keineswegs verbessert (Schäfer und Schwarz 1996).

3.2 Probleme bei der Einbeziehung der Haushaltsproduktion in die VGR

Die Diskussion über die Berücksichtigung der Haushaltsproduktion in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung bedarf einer Klärung, welche Zwecke die VGR erfüllen soll.

Einige wichtige Ergebnisse im Zusammenhang mit der Volkswirtschaftli- chen Gesamtrechnung sind die Feststellung der Höhe der Inflationsrate oder der Arbeitslosigkeit, des Weiteren sind das außenwirtschaftliche Gleichgewicht und das Wirtschaftswachstum von Interesse. Die Resultate sind Grundlage für wirtschafts- und sozialpolitische Maßnahmen und die Bemessung der Beiträge der Mitgliedsländer an die EU. Im Zentrum steht also die kurz- bis mittelfristige Wirtschaftsentwicklung (Schäfer 2004a).

Im Bereich der Beitragsbemessung muss Vergleichbarkeit und einheitliches Vorgehen der EU-Mitgliedsstaaten sichergestellt sein. Eine Veränderung der Datenbasis für die Berechnung der VGR kann nur in europäischem Einver- nehmen erfolgen.

In Bezug auf zentrale Kennziffern ist die Haushaltsproduktion ohne Bedeutung. So würde die Arbeitslosigkeit bei der Einbeziehung der Haushaltsproduktion ins Inlandsprodukt verschwinden, da Arbeitslose auch unbezahlte produktive Arbeit im Haushalt verrichten.

Hinzu kommen auch praktische Probleme bei der direkten Berücksichtigung der Haushaltsproduktion in der VGR. Zum einen ist die monetäre Bewertung mit Schwierigkeiten verbunden, zum anderen ist das Beschaffen aktueller Da- ten für die hoch frequentierte Berichterstattung (vierteljährlich, halbjährlich, jährlich) kaum zu leisten.

Aufgrund der dargestellten Schwierigkeiten ist es internationaler Konsens, eine direkte Einbeziehung der Haushaltsproduktion in die Berechnung des Inlandsproduktes zu vermeiden und an Stelle dessen ein Haushaltssatellitensystem einzuführen (Schäfer und Schwarz 1996).2

4 Erläuterungen zum Haushaltssatellitensystem

Haslinger (1988) charakterisiert ein Satellitensystem3 wie folgt:

Ein Satellitensystem ist ein in regelmäßigen Abständen auszuweisendes, konsistentes System monetärer und nicht monetärer Meßgrößen, die hinlänglich genau, detailliert und umfassend Vorgänge und Zustände bzw. Zustandsänderungen nachweisen sollen, die in einem Sinnbezug bzw. Zusammenhang zu einem wichtigen gesellschaftlichen Anliegen stehen. Die monetären Meßgrößen sollen mit dem Zentralsystem der VGR ‚verknüpft’ werden.

Ein Haushaltssatellitensystem ermöglicht die Erfassung von Haushaltspro- duktion ohne die bestehende Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung mit ihren Zwecken zu gefährden.

[...]


1 Die hier genannten Kritikpunkte beziehen sich ausschließlich auf den Rahmen der Haushaltsproduktion. Nicht diskutiert werden Bewertungsprobleme, wie sie beispielsweise bei Externen Effekten vorliegen.

2 Diese Arbeit widmet sich ausschließlich der Betrachtung der Haushaltsproduktion. Die im Haushaltssatellitensystem einbezogenen Arbeiten der Selbstversorgungswirtschaft (wie z.B. Nachbarschaftshilfe oder Ehrenämter) werden nicht näher erläutert.

3 Für allgemein Informationen über die Konzeption und Erstellung von Satellitensystemen siehe Stahmer, C. (1988) Konzepte für Satellitensysteme. in: Satellitensysteme zu den Volks- wirtschaftlichen Gesamtrechnungen. Hrsg: S. Bundesamt. Stuttgart; Mainz: W. Kohlhammer.

Final del extracto de 21 páginas

Detalles

Título
Haushaltsproduktion
Universidad
Christian-Albrechts-University of Kiel
Curso
Seminar Familienökonomie
Calificación
2,0
Autor
Año
2006
Páginas
21
No. de catálogo
V67480
ISBN (Ebook)
9783638585965
ISBN (Libro)
9783638844369
Tamaño de fichero
543 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Haushaltsproduktion, Seminar, Familienökonomie
Citar trabajo
Christian Finck (Autor), 2006, Haushaltsproduktion, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/67480

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