In den vergangenen Jahren fand die Diskussion über die Richtung und den Inhalt der sozialdemokratischer Politik innerhalb und ausserhalb in den meisten europäischen Parteiverbünden statt. Diese Diskussion ist noch nicht abgeschlossen, selbst auf nationaler Ebene ist die Klarheit über den Weg und die Richtung der Sozialdemokratie nicht vorhanden. Die Diskussion wird zwischen ‚Traditionalisten’ und ‚Modernisierern’ geführt, zumindest sind diese Kategorien in der Öffentlichkeit und der öffentlichen Diskussion derzeit so eingeführt. Im Kern geht es um die Frage der Ausgestaltung der sozialen Sicherungssysteme, um das Verständnis des Staates, die Stellung der Bürger zum Staat und ihre Rolle innerhalb des Gemeinwesens, um die ordnungspolitische Rolle des Staates in Fragen der Wirtschafts- und Finanzpolitik sowie auch um die Frage der Organisation und der gesellschaftlichen Stellung der Partei an sich. Ein Vergleich der sozialdemokratischen Regierungen in Frankreich (1997-2001) und in Deutschland (seit 1998) ist aufgrund der Ähnlichkeiten im Aufbau des Wohlfahrtsstaates und der derzeit vorhandenen Probleme wie Arbeitslosigkeit, demografischer Wandel, Europäanisierung und Globalisierung möglich. Interessant ist ein Vergleich vor allem zwischen der Regierungspraxis und der programmatischen Diskussion in den Parteien und zum Teil zwischen den Parteien in der Sozialistischen Internationale. Im zweiten Kapitel dieser Arbeit soll kurz die Modernisierungsdiskussion der sozialdemokratischen Programmatik vor den gesellschaftlichen Veränderungen aufgezeigt werden, die nun die Sozialdemokraten in den 1990er Jahren vorfanden und nun die Grundlage für das Regierungshandeln darstellen. Dies ist zugleich die Voraussetzung für die Diskussion um die Neugestaltung der sozialdemokratischen Programmatik. Eine kurze Beschreibung des ‚Dritten Weges’ des britischen Soziologen und Blair-Berater Anthony Giddens gehört hierher. Die deutschen Reformen auf dem Arbeitsmarkt und in der Sozialpolitik durch die rot-grüne Bundesregierung insbesondere in den Jahren 1998 bis Anfang 2003 sowie die damit einhergehende programmatische Diskussion in der SPD werden im dritten Kapitel ausführlich betrachtet. Diese Betrachtung wird im wesentlichen die Verzahnung der arbeitsmarkt- und sozialpolitischen Maßnahmen mit den finanz- und wirtschaftspolitischen Bedingungen und Handlungsoptionen analysieren, die Renten- und Gesundheitspolitik soll an dieser Stelle jedoch vernachlässigt werden. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Die Transformation der Sozialdemokratie
- GIDDENS, 'DRITTER WEG'
- 3. Die deutsche, 'NEUE MITTE' als Dritter Weg
- Sozialdemokratisches Regierungshandeln 1998 bis Anfang 2003
- Programmatische Entwicklung der SPD
- 4. Die Linksregierung unter Jospin – Modernisierung und Tradition
- Regierungspolitik der französischen Linksregierung 1997 - 2002
- Programmatische Entwicklung der Parti Socialiste
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Vergleich der sozialdemokratischen Reformstrategien in Frankreich und Deutschland in den späten 1990er und frühen 2000er Jahren. Sie untersucht die programmatischen Entwicklungen und die Regierungspraxis beider Länder vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Veränderungen wie Globalisierung, Individualisierung und dem Ende des Staatssozialismus.
- Die Transformation der Sozialdemokratie im Kontext gesellschaftlicher Veränderungen
- Der 'Dritte Weg' als Modell der sozialdemokratischen Erneuerung
- Die Reformstrategien der deutschen Sozialdemokratie unter der rot-grünen Bundesregierung
- Die französische Sozialdemokratie unter Jospin und ihre Reformbemühungen
- Ein Vergleich der programmatischen Entwicklungen und der Regierungspraxis in Frankreich und Deutschland
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Das erste Kapitel führt in die Thematik der sozialdemokratischen Reformstrategien in Frankreich und Deutschland ein und erläutert die Relevanz des Vergleichs. Es beschreibt die Debatte zwischen 'Traditionalisten' und 'Modernisierern' innerhalb der Sozialdemokratie und die zentralen Themen dieser Diskussion. Die Arbeit fokussiert sich auf die Auswirkungen des demografischen Wandels, der Globalisierung und der Europäischen Integration auf die Sozialdemokratie.
2. Die Transformation der Sozialdemokratie
Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Modernisierungsdiskussion innerhalb der Sozialdemokratie, die durch den Zusammenbruch des Staatssozialismus, die Globalisierung und die Individualisierung der Gesellschaft angestoßen wurde. Es beleuchtet den 'Dritten Weg' des britischen Soziologen Anthony Giddens als ein mögliches Modell für die Erneuerung der Sozialdemokratie.
3. Die deutsche, 'NEUE MITTE' als Dritter Weg
Das dritte Kapitel analysiert die Reformen der rot-grünen Bundesregierung in Deutschland, insbesondere im Bereich des Arbeitsmarktes und der Sozialpolitik. Es zeigt die Verzahnung dieser Reformen mit der Finanz- und Wirtschaftspolitik auf und stellt die programmatischen Debatten innerhalb der SPD dar.
4. Die Linksregierung unter Jospin – Modernisierung und Tradition
Im vierten Kapitel wird die französische Sozialdemokratie unter der Linksregierung von Jospin betrachtet. Es werden die programmatischen Veränderungen und die Reformbemühungen der Regierung im Bereich des Arbeitsmarktes und der Sozialpolitik dargestellt. Die Arbeit beleuchtet die Kontroversen zwischen Modernisierung und Tradition innerhalb der Parti Socialiste.
Schlüsselwörter
Sozialdemokratie, Reformstrategien, Frankreich, Deutschland, Dritter Weg, Anthony Giddens, Globalisierung, Individualisierung, Wohlfahrtsstaat, Arbeitsmarkt, Sozialpolitik, Parti Socialiste, SPD, Jospin, Blair, Schröder.
- Arbeit zitieren
- Daniel Taprogge (Autor:in), 2004, Sozialdemokratische Reformstrategien in Frankreich und Deutschland im Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/67610