Die vorliegende Diplomarbeit knüpft an den Datensatz des GMF-Survey (2002) an. Unter anderem ist es das Anliegen dieser Repräsentativumfrage zu erfassen, ob Angehörige unterschiedlicher sozialer, religiöser und ethnischer Gruppen in Deutschland Anerkennung erfahren oder ob sie mit Abwertung konfrontiert sind. Abwertende bis feindselige Mentalitäten gegenüber Fremdgruppen werden im GMF-Survey über ein breit angelegtes Konzept erfasst. Dieses Konzept basiert auf verschiedenen Einzelelementen, die zu dem Syndrom der„Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit“(GMF) zusammengefasst sind. Das KonstruktFremdenfeindlichkeitstellt eines dieser Elemente dar und steht in Verbindung mit variierenden Ausländeranteilen im Fokus dieser Diplomarbeit.Fremdenfeindlichkeit:Betrachtet man folgende Ergebnisse des GMF-Survey, so erschließt sich ein erster Eindruck über das aktuelle Ausmaß an Fremdenfeindlichkeit in der BRD: Knapp 60% der Befragten gaben an, dass sie in ihrer Umgebung Zeuge ablehnender Äußerungen über Ausländer wurden. Weiterhin vertraten fast 28% der Teilnehmer die Auffassung, dass Ausländer in ihre Heimatländer zurückgeschickt werden sollten, wenn die Arbeitsplätze knapp werden und mehr als 55% stimmten der Aussage zu, dass in Deutschland zu viele Ausländer leben (Wagner et al., 2002).Ausländeranteil:Setzt man diese von breiten Teilen der deutschen Bevölkerung getragenen Aussagen in Relation zu langfristigen Entwicklungstrends hinsichtlich variierender Ausländeranteile in Europa, so wird die wachsende Rolle interethnischer Verständigung deutlich: Die Abteilung für Bevölkerungsfragen der UNO-Hauptabteilung für Wirtschaftliche und Soziale Angelegenheiten (2000) prognostiziert, dass die Bevölkerung fast aller europäischen Länder ohne Zuwanderung sinken wird und die betroffenen Staaten deshalb auf„Bestanderhaltungsmigration“angewiesen sein werden. Der Begriff der Bestanderhaltungsmigration bezieht sich dabei auf die erforderliche Zuwanderungsrate aus dem Ausland, die gewährleistet, dass die Bevölkerung eines Landes nicht aufgrund niedriger Geburten- und hoher Sterblichkeitsraten abnimmt oder überaltert. Da es sich bei den im Folgenden genannten Zahlen um Prognosen handelt, ist allerdings zu beachten, dass die Geburtenrate in den nächsten Jahrzehnten wieder ansteigen könnte. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zentrale Fragestellung der vorliegenden Arbeit
- Theorie: Stand der Forschung
- Definition relevanter Begriffe
- Theorien über den Einfluss variierender Ausländeranteile auf Fremdenfeindlichkeit und Herleitung der zentralen Hypothese
- Empirische Befunde zu Einflussfaktoren auf Fremdenfeindlichkeit und Herleitung der weiteren Hypothesen
- Einflussgrößen der Demographie
- Region (West- beziehungsweise Ostdeutschland)
- Gemeindetyp
- Geschlecht
- Alter
- Bildungskontext
- Schulausbildung
- Berufsausbildung
- Einflussgrößen der Desintegration
- Politische Einflussgrößen
- Einfluss der Persönlichkeit
- Einfluss des Intergruppenkontakts
- Der gemeinsame Einfluss diverser Drittvariablen auf Fremdenfeindlichkeit
- Methode
- Hintergrund des GMF-Survey und Untersuchungsanlass
- Stichprobengenerierung
- Stichprobengewichtung
- Zeitlicher Rahmen und Durchführung der Interviews
- Fragebogendesign
- Beschreibung der Messinstrumente
- Kriterium: Fremdenfeindliche Einstellungen
- Hauptprädiktor: Ausländeranteil im Landkreis
- Potentiell verzerrende Drittvariablen
- Kategorie Demographie
- Drittvariable Region
- Drittvariable Gemeindetyp
- Drittvariable Alter
- Drittvariable Bildung
- Kategorie Desintegration
- Drittvariablen Relative Deprivation und Wirtschaftliche Desintegration
- Drittvariable Politisch-gesellschaftliches Machtlosigkeitsempfinden
- Drittvariablen Soziale Isolation und Generelle sozial-emotionale Desintegration
- Kategorie politische Korrelate
- Drittvariable Politische Einstellung
- Drittvariablen des Nationalgefühls
- Drittvariablen des Nationalstolzes
- Kategorie Persönlichkeit
- Kategorie Intergruppenkontakt
- Drittvariable Möglicher Intergruppenkontakt
- Drittvariable Tatsächlicher Intergruppenkontakt
- Methodisches Vorgehen
- Analyse des Zusammenhangs zwischen Ausländeranteil und Fremdenfeindlichkeit
- Identifizierung und Bewertung potentieller Artefakte, die diesen Zusammenhang beeinflussen könnten
- Entwicklung einer theoretisch fundierten und empirisch überprüfbaren Hypothese
- Anwendung der Mehrebenenanalyse zur Berücksichtigung von Einflussfaktoren auf individueller und regionaler Ebene
- Beurteilung der Gültigkeit und Relevanz der Ergebnisse im Hinblick auf die Forschungsfrage
- Einleitung: Die Arbeit stellt die zentrale Fragestellung vor und liefert einen Überblick über die Forschungslandschaft. Sie skizziert die Bedeutung des Themas und die Relevanz der Untersuchung.
- Theorie: Stand der Forschung: Dieses Kapitel definiert relevante Begriffe wie Fremdenfeindlichkeit und Ausländeranteil und beleuchtet verschiedene Theorien, die den Einfluss von Ausländeranteilen auf Fremdenfeindlichkeit erklären. Es werden empirische Befunde zu Einflussfaktoren auf Fremdenfeindlichkeit zusammengefasst und die zentralen Hypothesen der Arbeit abgeleitet.
- Methode: Dieses Kapitel beschreibt die Forschungsmethode und den Datensatz, auf dem die Untersuchung basiert. Es stellt den GMF-Survey vor und erläutert die Stichprobengenerierung, Gewichtung, Durchführung der Interviews und das Fragebogendesign. Es werden die Messinstrumente detailliert dargestellt, insbesondere das Kriterium Fremdenfeindliche Einstellungen, der Hauptprädiktor Ausländeranteil im Landkreis und die potentiell verzerrenden Drittvariablen.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht den Zusammenhang zwischen dem objektiven Ausländeranteil in einem Landkreis und fremdenfeindlichen Einstellungen. Der Fokus liegt auf der Frage, ob dieser Zusammenhang auf Artefakten, also verzerrenden Einflussfaktoren, beruht. Es werden verschiedene Theorien und empirische Befunde zu Einflussfaktoren auf Fremdenfeindlichkeit betrachtet, um die zentrale Hypothese zu formulieren und weitere Hypothesen abzuleiten.
Zusammenfassung der Kapitel
Schlüsselwörter
Fremdenfeindlichkeit, Ausländeranteil, Artefakte, Mehrebenenanalyse, Demografie, Desintegration, Politische Korrelate, Persönlichkeit, Intergruppenkontakt, GMF-Survey
- Citation du texte
- Jessica Jamrowski (Auteur), 2004, Beruht der Zusammenhang zwischen objektivem Ausländeranteil im Landkreis und fremdenfeindlichen Einstellungen auf Artefakten?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/67632