„Nichts trennt die Völker mehr als kulturelle Arroganz, kultureller Hochmut; nichts verbindet sie mehr als Kenntnis von und Respekt für die anderen. Es relativiert nicht die Bindung an die eigene Kultur, im Gegenteil: es bestärkt die Zuneigung zur eigenen Wurzel.“(Burk 1988, S. 29. Zitiert nach: R. v. Weizsäcker: Ansprache zur Verleihung der Goethe-Medaillen 10. April 1987)
„In Deutschland haben alle Menschen die gleichen Chancen auf Bildung!“ Diese Aussage wäre zu schön um wahr zu sein. Leider sieht die Wirklichkeit anders aus. Die starke Präsenz von Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache, einer anderen Nationalität oder einfach einer kulturell anderen Grunderziehung, machen den deutschen Schulalltag zu einer internationalen Angelegenheit. So ist kaum noch eine Klasse zu finden, in welcher allein deutschstämmige Kinder unterrichtet werden. Laut den Ergebnissen der PISA-Studie haben Kinder aus Migrantenfamilien in unseren Bildungseinrichtungen stärkere Defizite in den Schulfächern als ihre deutschen Klassenkameraden. Unter diesem Gesichtspunkt ist die Auseinandersetzung von Lehramtstudierenden mit der kulturellen Vielfalt in Klassenverbänden und den daraus vermeintlich resultierenden oder vorgeschobenen Problemen besonders wichtig. Zudem sollte ein Bewusstsein für die Chancen, die multikulturelle Kindergruppen mit sich bringen, entstehen. Der Schwerpunkt der Praktikums Vor- und Nachbereitung lag im Sommersemester 2003 und im Wintersemester 2003/04 vor allem auf dem pädagogischen Umgang mit ethnischen Differenzen. Besonders deutlich wurde mir in den zwei Semestern Seminar und dem Praktikum bewusst, wie schwer es zu sein scheint die wissenschaftlichen Diskurse über interkulturelle Pädagogik und die in der Schulpraxis erworbenen Erfahrungen zu verbinden. Weder die Problematik, noch die Chancen wurden an meiner Praktikumsschule, der Franckeschule, konkret thematisiert oder weiter bearbeitet. Den theoretischen Ausführungen in der Literatur stehen oft nur wenige zu analysierende praktische Situationen gegenüber. Ist es überhaupt sinnvoll die beiden Punkte getrennt zu betrachten?
Grundsätzlich ist zu erkennen, dass die folgende Bearbeitung von einer theoretischen Auseinandersetzung über Interkulturelle Pädagogik (Kapitel 2) hin zu einer praktischen Darstellung aus der Schule (Kapitel 4) führt. Zudem schien es mir wichtig die nähere Situation der ausländischen Kinder in Frankfurt (Kapitel 3) zu beleuchten, um ein komplettierendes Bild bekommen zu können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Wissenschaftlicher Hintergrund zur pädagogischen Arbeit im interkulturellen Kontext
- Ausländerpädagogik
- Interkulturelle Pädagogik
- Ansätze praktischer Umsetzung von Interkultureller Pädagogik
- Interkulturelle Pädagogik in der Lehrerausbildung
- Kinder mit Migrationshintergrund an Frankfurter Schulen
- Schüler mit ausländischem Pass an Frankfurter Schulen
- Schülerstruktur an Frankfurter Grundschulen
- Praktikum an der Franckeschule
- Muttersprachlicher Unterricht an der Franckeschule
- Hospitation in der Klasse 2a bei Frau Müller
- Der Klassenraum
- Unterricht im Allgemeinen
- Eigene Unterrichtserfahrungen
- Selbstwahrnehmung von Hautfarbe
- Wissenschaftlicher Hintergrund
- Analyse der Selbstdarstellung von Raja
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Praktikumsbericht und Unterrichtsentwurf befassen sich mit dem Thema des interkulturellen Lernens in der Schulpraxis. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie der Umgang mit ethnischen Differenzen in einem multikulturellen Klassenzimmer gestaltet werden kann.
- Die Bedeutung der interkulturellen Pädagogik für die Arbeit in der Schule
- Die Situation von Kindern mit Migrationshintergrund an Frankfurter Schulen
- Die praktische Umsetzung von interkultureller Pädagogik im Unterricht
- Die Selbstwahrnehmung von Hautfarbe bei Kindern
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des interkulturellen Lernens ein und stellt den Fokus des Praktikumsberichts dar. Kapitel 2 beleuchtet den wissenschaftlichen Hintergrund der pädagogischen Arbeit im interkulturellen Kontext, mit besonderem Augenmerk auf die Ausländerpädagogik und die Interkulturelle Pädagogik. In Kapitel 3 wird die Situation von Kindern mit Migrationshintergrund an Frankfurter Schulen untersucht, wobei Schülerzahlen und -strukturen in den Fokus gerückt werden.
Kapitel 4 widmet sich dem Praktikum an der Franckeschule, wobei der muttersprachliche Unterricht und die Hospitation in der Klasse 2a bei Frau Müller im Detail dargestellt werden. Die eigenen Unterrichtserfahrungen werden in Kapitel 4.3 vorgestellt. Kapitel 5 beschäftigt sich mit der Selbstwahrnehmung von Hautfarbe und analysiert die Selbstdarstellung eines Kindes mit Migrationshintergrund.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen des Praktikumsberichts sind interkulturelles Lernen, Migrationshintergrund, interkulturelle Pädagogik, Ausländerpädagogik, Schulpraxis, ethnische Differenzen, Unterricht, Frankfurter Schulen, Selbstwahrnehmung und Hautfarbe.
- Citation du texte
- Andrea Zimmermann (Auteur), 2005, Interkulturelles Lernen - Ein Blick in die Praxis, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/67656