Sozialpädagogische Unterstützung bei depressiver Verstimmung und Depression

Bestandsaufnahme und Entwicklung


Diplomarbeit, 2006

133 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

I. Depressive Verstimmung und Depression
1. Melancholie- ein gesellschaftshistorischer Begriff
2. Abgrenzung der Depression zu Stimmungstiefs und Trauer
3. Definition der Depression
4. Phänomenologie
4.1 Symptomatik
4.2 Depressionsformen und ihre Klassifikation
5. Komorbidität
6. Epidemiologie
7. Ätiologie
7.1 Risikofaktoren
7.2 Genetik
7.3 Biochemische Theorien
7.4 Endokrine Theorien
7.5 Psychoanalytische Theorie
7.6 Kognitive Theorie
7.7 Das Modell der erlernten Hilflosigkeit
7.8 Das verstärkungstheoretische Erklärungsmodell

II. Hilfsangebote für Depressive
8. Aktuell angewandte Therapieformen
8.1 Somatische Therapien
8.1.1 Medikamentöse Behandlung
8.1.2 Schlafentzug- Wachtherapie
8.1.3 Weitere Behandlungsmöglichkeiten
8.2 Psychotherapien
8.2.1 Tiefenpsychologische Verfahren
8.2.2 Interpersonale Therapie (IPT)
8.2.3 Verhaltenstherapie und kognitive Verhaltenstherapie
9. Sozialpädagogische Hilfen und Methoden bei depressiven Störungen
9.1 Beratung
9.2 Krisenintervention
9.3 Begleitung
9.4 Angehörigenarbeit
9.4.1 Angehörigengruppen
9.4.2 Hilfs- und Unterstützungsangebote für die Kinder von Menschen mit einer depressiven Störung
9.5 Soziotherapie
10. Das Versorgungssystem
10.1 Gemeinde-integrierte und stationäre Angebote des Versorgungssystems
10.2 Defizite bei der Prävention und der Vernetzung der Hilfsangebote
10.3 Exkurs: Die gesundheitsökonomische Relevanz von Depressionen
11. Entwicklungsprozess und Perspektiven
11.1 Das Kompetenznetz „Depression, Suizidalität“
11.2 Der salutogenetische Ansatz
12. Zusammenfassung
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis

Wahrlich, keiner ist weise,

der nicht das Dunkel kennt,

das unentrinnbar und leise

von allem ihn trennt.

Herrmann Hesse

Einleitung

Auf einer internationalen Tagung bezeichnet die WHO Depressionen als eine gesellschaftliche und wirtschaftliche Zeitbombe. Es wird davon ausgegangen, dass Depressionen im Jahr 2020 nach Herz- Kreislauferkrankungen die zweithäufigste Erkrankung weltweit sein werden. Besonders in den Industriestaaten werden depressive Störungen aufgrund ihrer Auswirkungen auf die individuelle, familiäre, soziale und berufliche Funktion des Betroffenen eines der gravierendsten Probleme darstellen.[1]

Das heutige Wissen über eine erfolgreiche Versorgung auf psychischer, sozialer und medizinischer Ebene, aber auch Prävention und Förderung seelischer Gesundheit, ist sehr umfangreich. In der praktischen Umsetzung zeigen sich jedoch Mängel, die dazu führen, dass vorhandene Kompetenzen und Ressourcen nicht genutzt werden. Ziel dieser Arbeit ist es, die Bedeutung sozialpädagogischer Unterstützung in einem krankheitsorientierten, kurativ agierenden Gesundheitssystem stärker in den Blickpunkt zu stellen. Die Behandlung einer „Volkskrankheit“ erfordert Interventionen auf allen Ebenen, auf denen sie entsteht und auf die sie sich auswirkt. Vor allem aber darf darüber der Einzelne mit seinen persönlichen Bedürfnissen nicht vergessen werden. Vor diesem Hintergrund soll in dieser Arbeit eine Bestandsaufnahme sozialpädagogischer Unterstützung bei depressiven Störungen durchgeführt und die Entwicklung der Versorgungssituation diskutiert werden.

Die Arbeit setzt sich aus einem ersten und einem zweiten Teil zusammen.

Depressive Störungen stellen ein komplexes Krankheitsbild dar. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, diese im ersten Teil der Arbeit zunächst umfassend darzustellen. Der erste Teil bildet somit die Grundlage für ein Verständnis der Hintergründe der unterschiedlichen Interventionsmöglichkeiten und der gesellschaftlichen Relevanz der Erkrankung.

Depressive Erkrankungen besitzen immer auch eine interaktionelle Dimension und der Helfer findet den depressiven Menschen in seinem jeweiligen gesellschaftlichen Kontext vor. Daher sollen zu Anfang aus psychohistorischer Perspektive charakteristische Tendenzen des gesellschaftlichen Verständnisses von Melancholie betrachtet werden. Darauffolgend werden alltägliche Befindlichkeitsstörungen und Zustände von Trauer von der Depression als Erkrankung abgegrenzt, da sich die Begrifflichkeiten im alltäglichen Sprachgebrauch oftmals überschneiden. Aufgrund der unterschiedlichen Ausprägungen depressiver Störungen ist eine allgemeingültige Definition dieser kaum möglich. Daher werden weiter unterschiedliche Definitionen der Depression gegenübergestellt. Häufig wird auch von den „vielen Gesichtern einer Depression“ gesprochen, was auf die individuelle Symptomatik zurückzuführen ist. Die verschiedenen Symptome, die Erscheinungsformen und die veränderte Klassifikation werden im darauffolgenden Kapitel erörtert.

Daraufhin wird auf das Problem der Komorbidität eingegangen. Depressionen treten häufig im Zusammenhang mit Angststörungen auf, als Begleiterscheinung somatischer Erkrankungen und stellen per se ein Risiko für Folgeerkrankungen dar.

Im nächsten Kapitel über die Epidemiologie soll die Verbreitung der „neuen Volkskrankheit“ behandelt werden. Schließlich werden unterschiedliche Theorien aus der Soziologie, Biologie und Psychologie voneinander unabhängig dargestellt, denen jedoch allen ein Bezug zum Phänomen Stress gemein ist. Heute sieht man die Ursachen einer Depression in einem multifaktoriellen Geschehen, bei dem sich ungünstige biologische, psychologische und soziale Faktoren wechselseitig beeinflussen.

Der zweite Teil der Arbeit befasst sich mit Hilfen für Depressive. Ein typisches Merkmal der Sozialen Arbeit ist ihre Bereitschaft, mit anderen Professionen zu kommunizieren und interdisziplinär zu arbeiten.

Dies bedarf auch der Kompetenz, die Fachterminologie angrenzender Professionen zu verstehen und sprechen zu können. Daher beginnt der zweite Teil der Arbeit mit aktuell angewandten Therapieformen, die der Behandlung von Depressionen dienen.

Nach der medikamentösen Behandlung, der Schlafentzug- Wachtherapie und weiteren biologischen Behandlungsverfahren, werden tiefenpsychologische Verfahren und die interpersonelle Therapie dargestellt. Besondere Aufmerksamkeit wird der kognitiven Verhaltenstherapie gewidmet, da einzelne Aspekte auch wertvolle Anregungen für die sozialpädagogische Praxis liefern. Die Kapitel Beratung und Begleitung im nächsten Abschnitt der Arbeit nehmen Bezug darauf. Zusammen mit der Krisenintervention, der Angehörigenarbeit und der Soziotherapie bilden sie eine Auswahl an Unterstützungsmöglichkeiten aus der Vielzahl sozialpädagogischer Hilfen und Methoden und werden im Rahmen einer Bestandsaufnahme beschrieben.

Da Beratung eine klassische Methode der Einzelfallhilfe darstellt, wird sie zu Anfang erläutert. Dabei soll speziell auf die Beratungssituation mit depressiven Klienten eingegangen und Unterschiede und Ähnlichkeiten zur Psychotherapie diskutiert werden. Bei depressiven Klienten kann es außerdem zu krisenhaften Zuspitzungen kommen. Mit der Intervention bei Krisen beschäftigt sich der folgende Abschnitt. Im Anschluss wird auf die Begleitung Depressiver eingegangen, die in manchen Fällen die einzige Möglichkeit der Intervention darstellt, mit der der Betroffene erreicht werden kann. Soziale Arbeit unterstützt nicht nur den Betroffenen, sondern bezieht auch seine Umwelt mit ein. Aus diesem Grund wird weiter die besondere Situation der Angehörigen Depressiver beleuchtet. Im Rahmen des Kapitels über Angehörigenarbeit, soll auch auf Projekte eingegangen werden, die speziell für die Kinder Depressiver konzipiert und von präventivem Charakter sind. Schließlich soll die Soziotherapie erläutert werden, die in der gängigen Literatur zu Depressionen immer wieder in verschiedenen Bedeutungszusammenhängen erwähnt wird.

Die Bestandsaufnahme sozialpädagogischer Unterstützung wird in einem anschließenden Überblick über gemeinde-integrierte und stationäre Angebote fortgeführt. Dabei sollen sozialpädagogische und medizinische Einrichtungen des Versorgungssystems für Depressive dargestellt werden.

Zudem wird auf zwei wesentliche Probleme in der derzeitigen Versorgungssituation aufmerksam gemacht.

Zum einen soll dargelegt werden, weshalb trotz der Vielzahl der Angebote aus dem Sozial- und Gesundheitswesen eine kontinuierliche Behandlung und Betreuung Depressiver nicht gewährleistet ist.

Zudem sollen Versäumnisse in der Prävention diskutiert werden. Dabei stellt sich auch die Frage, inwieweit eine Depressionsprävention, auch im Hinblick auf subklinische Formen depressiver Verstimmungen, möglich ist. Weiter setzt sich der letzte Teil der Arbeit mit der aktuellen gesundheitspolitischen Entwicklung auseinander und zeigt Perspektiven auf. In einem Exkurs soll auf die gesundheitsökonomische Relevanz von Depressionen aufmerksam gemacht werden, die die Dringlichkeit neuer Wege in der Versorgungssituation Depressiver unterstreicht.

Um diesen Problemen zu begegnen, hat es sich das Kompetenznetz „Depression, Suizidalität“ zur Aufgabe gemacht, die Situation depressiver Menschen zu verbessern. Dies geschieht vor allem durch eine Vernetzung unterschiedlichster Einrichtungen und durch Präventionsmaßnahmen.

Nach der Darstellung dieses Projektes soll erörtert werden, inwiefern pathogentisch orientierte Handlungsansätze bei depressiven Verstimmungen und Depressionen an ihre Grenzen stoßen. Schließlich wird der salutogene Ansatz mit seiner engen Korrelation zur Sozialen Arbeit vorgestellt und im Hinblick auf die Umsetzung in der Praxis betrachtet.

Aus Gründen der Lesbarkeit wird in dieser Arbeit für den Sozialpädagogen, den Klienten usw. die männliche Wortform verwendet. Selbstverständlich ist sowohl die männliche als auch die weibliche Form damit gemeint.

I. Depressive Verstimmung und Depression

1. Melancholie- ein gesellschaftshistorischer Begriff

Der historische Depressionsbegriff „der Melancholie“ wurde bereits in der Antike durch den griechischen Arzt Hippokrates (460- 377 v.Chr.) geprägt. Dies zeigt, dass Menschen in allen Zeiten, Kulturen und Gesellschaftsformen von Depressionen begleitet wurden.[2]

Faust stellt fest, dass depressive Menschen heute, den damals als Melancholikern bezeichneten Depressiven und den Depressiven noch vor 50 Jahren vieles voraushaben: sie sind, außer einem Rückhalt durch Familie und Freunde, nicht mehr auf sich alleine gestellt. Der enorme Wissenszuwachs der Erkrankung in den letzten Jahrzehnten führte dazu, dass den Betroffenen wirksame Hilfen zur Verfügung stehen, um ihr Leiden zu mildern.[3] Dazu gehören Medikamente, Psychotherapie und die Unterstützung erkrankter Menschen unter sozialen Gesichtspunkten. Auf letzterer soll der Fokus dieser Arbeit liegen.

Soziale Arbeit im Allgemeinen beschäftigt sich mit gesellschaftlichen Prozessen und findet den Klienten in seinem jeweiligen gesellschaftlichen Kontext vor. Die Lebenswelt des Melancholikers veränderte sich gesellschaftsgeschichtlich entsprechend des vorherrschenden Zeitgeistes. Veltin erklärt, dass die Verknüpfung einer psychischen Störung eines Individuums mit seinem gesellschaftlichen Umfeld nicht nur in der Lebens- und Krankheitsgeschichte des Betroffenen deutlich wird, sondern auch in der Art und Weise, wie die Gesellschaft auf den kranken Menschen reagiert.[4] Aus psychohistorischer Perspektive ist das Bild des Melancholikers einem Wandel von der Idealisierung hin zur Stigmatisierung unterworfen. Auf eine globale Darstellung des gesellschaftshistorischen Verständnisses von Depressionen wird im Rahmen dieser Arbeitet verzichtet, hingegen sollen vielmehr charakteristische Tendenzen skizziert werden.

Nach Földenyi führt Hippokrates die andauernde Niedergeschlagenheit im Rahmen der humoralpathologischen Säftelehre auf körperliche Ursachen zurück. Er geht davon aus, dass sich die Galle schwarz verfärben kann. Mischt sich diese schwarze Galle (melaina chole) mit den anderen Säften des Körpers so, dass sie Dominanz erlangt, vergiftet sie das Blut. Dieses wiederum ist die Wiege der Vernunft und des Geistes, so Hippokrates. Nicht die schwarze Galle alleine ist demnach bereits eine Krankheit. Erst das schlechte Mischungsverhältnis macht den Menschen zum Melancholiker, bei dem sich die körperliche Verfassung mit Angst und Niedergeschlagenheit vereint. Diesen Zustand bezeichnet er als „Schwarzgalligkeit“.[5]

Der Philosoph Aristoteles (384 - 322 v. Chr.) geht über den Grundgedanken Hippokrates´ hinaus und schreibt dem Melancholiker herausragende Fähigkeiten zu.[6] Mit dem vielzitierten Satz aus Problemata Physica“:

„Warum erweisen sich alle außergewöhnlichen Männer in Philosophie oder Dichtung oder in den Künsten als Melancholiker?“, wird erstmals die dialektische Sichtweise der Melancholie deutlich. Genialität und Melancholie werden in einen metaphorischen Zusammenhang gebracht.[7] Sogar hellseherische Fähigkeiten würden demnach durch die Melancholie begünstigt.[8]

Die hippokratische Theorie der schwarzen Galle dominiert bis weit ins 18. Jahrhundert. Wie Benjamin beschreibt, spricht selbst noch Kant von „...Eingebungen, Erscheinungen...bedeutenden Träumen...und Wunderzeichen.“[9]

Ein zweiter Entwicklungsstrang der Spätantike beginnt mit kosmologischen Spekulationen. Nach Böhme wird mit der astralmedizinischen Temperamentenlehre den Säften je ein Temperament und schließlich auch Gestirne zugeordnet. Der Saturn gilt als Unglücksgestirn und Regent der schwarzen Galle.[10] Um es mit den Worten von Böhme auszudrücken: „(...) setzte im Mittelalter (...) die negative Bewertung der Melancholie ein“. Der dem Einfluss des Saturns unterworfene Melancholiker wird nach der vorherrschenden christlichen Lehrmeinung zum Sünder.

Damit bezeichnet er einen in allen Gesellschaftsformen wiederkehrenden Abwehrmechanismus. Trauer und Stumpfsinn werden als Revolte gegenüber Gott, zumindest aber gegen die geltenden Normen und Werte der religiösen Gesellschaft verstanden. Dass der Melancholiker zudem über Intellekt verfügt, macht ihn wenn nicht potentiell gefährlich, so doch zumindest verdächtig, da dieser zu gesellschaftskritischem Denken und Handeln befähigt. Vom leidenden, außergewöhnlichen Intellektuellen wird er zum Außenseiter gemacht und vom sozialen Mitgefühl ausgeschlossen. Die Melancholie wird zur Todsünde „Acedia“ (Trägheit) erklärt.

Böhme vertritt die Auffassung, dass die Melancholie im 18. Jahrhundert die Gesellschaft spaltet. Diejenigen, die zu religiös, zu abergläubisch, zu phantastisch und zu enthusiastisch sind, also den Zielen der Vernunft und humanen Moral nicht entsprechen, werden als Melancholiker bezeichnet und gelten als Gegner der Aufklärung. Die bürgerliche Aufklärung stellt Melancholie und Vernunft einander diametral entgegengesetzt gegenüber. Alle Negativstereotypen, wie z.B. Hochmut, List, Argwohn, werden auf den Melancholiker projiziert. Gleichzeitig nehmen in der bürgerlichen Gesellschaft die Neurosen zu. Hysterie und Hypochondrie häufen sich analog zum Übergang von der Humoralpathologie zur Naturwissenschaft. Mit letztgenannter ist jetzt auch gleichzeitig die Möglichkeit gegeben, die „melancholia nervosa“ medizinisch zu erklären. Der ältere Begriff der Melancholie, der versucht, ihr Wesen umfassend zu beschreiben, weicht dem Begriff der Depression als Bezeichnung für eine spezifische Erkrankung. Die Tatsache, dass um 1900 die ersten großen psychiatrischen Kliniken errichtet wurden, erklärt Böhme als Versuch, zur Abwehr der gesellschaftlichen Angst vor dem Wahnsinn, die sie selbst hervorbringt.[11]

In den damaligen „Irrenanstalten“ lebten hauptsächlich schwer Erkrankte. Daher prägten primär die schweren Formen das Bild der Depressionen. Unter diesem Einfluss entwickelte der Münchner Psychiater und Anstaltsdirektor Emil Kraepelin das zum Teil heute noch gültige Klassifikationssystem psychischer Störungen.[12]

2. Abgrenzung der Depression zu Stimmungstiefs und Trauer

Allgemein wird unter einer Depression ein Zustand von Traurigkeit, Enttäuschung und Niedergeschlagenheit verstanden. Der Terminus „Depression“ wird in den letzten Jahren populärwissenschaftlich geradezu inflationär verwandt. Ein deprimierendes Erlebnis oder Buch, das depressiv stimmende, triste Novemberwetter, die Wirtschaft, die sich in einer Depression befindet: der Name einer ernsten Erkrankung hat sich im heutigen Sprachgebrauch als Modewort etablieren können. Die Erfahrung, hin und wieder einen „depressiven Tag“ zu haben, ist Menschen gemein. In der Regel handelt es sich hierbei jedoch um ein Stimmungstief, das von äußeren Einflüssen abhängig ist, wie beispielsweise negativen zwischenmenschlichen Erfahrungen oder beruflichem Stress. Auch unser momentaner körperlicher Zustand, sei es körperliche Übermüdung oder mangelnde Fitness, nehmen Einfluss auf unsere Stimmung. Diese Befindlichkeitsstörungen sind Varianten menschlichen Erlebens und gehören ebenso wie positive Gefühle zu unserer emotionalen Grundausstattung. Fachleute sprechen hier von der Schwingungsfähigkeit zwischen positiven und negativen Gefühlen hin und her zu pendeln. Diese Fähigkeit macht unsere emotionale Gesundheit aus.[13] Stimmungen dauern beschränkt an. Durch angenehme Ereignisse lösen sich Stimmungstiefs wieder auf und weichen anderen Gefühlen, sodass notwendige Lebensbedürfnisse befriedigt werden können.[14]

Eine Verstimmung ist deutlich von einer psychiatrischen Erkrankung abzugrenzen und bedarf keiner professionellen Behandlung.[15] Das Forum für seelische Gesundheit ist ein gemeinnütziger Verein namhafter Forscher und Klinikleiter, der zum Ziel hat, die Integration seelisch erkrankter Patienten zu fördern. Der Verein fügt hierzu an, dass die hinter der Verstimmung stehenden Lebensprobleme, wie z.B. finanzielle, familiäre, partnerschaftliche oder berufliche Schwierigkeiten sowie Stress oder Mobbingerfahrungen durchaus so belastend sein können, dass der Einzelne sich nicht mehr selbst helfen kann und Unterstützung benötigt.

Hierbei können Angehörige, Freunde oder entsprechende Beratungsstellen, Hilfestellung leisten. Vor dem Hintergrund, dass sich Störungen der Befindlichkeit bei entsprechender Dauerbelastung zu einer Depression manifestieren können, darf ein solches Tief nicht bagatellisiert werden. Bei einer Dauer von mehr als zwei Wochen, könnte sich aus der depressiven Verstimmung eine Depression entwickeln.[16]

Eine weitere Beeinträchtigung des Gemüts ist die Trauer. Nach Faust sind die Gründe für eine Trauerreaktion vielfältig. Berufliche Enttäuschungen, aber auch der Verlust von Freizeitaktivitäten oder liebgewonnenen Gegenständen können eine Trauerreaktion auslösen. Gerade bei jungen Menschen lösen oftmals „Kleinigkeiten“ Zustände von Traurigkeit oder Bedrückung aus. Hier ist es besonders wichtig, dem Betroffenen zuzugestehen, worüber er trauert und was er noch zu bewältigen vermag. Am schmerzlichsten dürfte der Verlust eines nahestehenden Menschen sein.[17]

Niklewski und Riecke-Niklewski stellen fest, dass die Umwelt des Trauernden zuweilen mit Ungeduld reagiert und ihm nicht die zur Verarbeitung der Trauer benötigte Zeit zugesteht. Der Betroffene durchläuft verschieden Phasen, deren Ablauf bei jedem Menschen ähnlich ist, deren Dauer sich jedoch individuell unterscheidet. Welchen Ausdruck die Trauer findet, ist abhängig von der Persönlichkeitsstruktur und geschieht in Abhängigkeit der jeweiligen kulturellen Zugehörigkeit und mit den für sie typischen Riten und Praktiken. Wie unterschiedlich diese auch sein mögen, so haben sie eine gemeinsame wesentliche Funktion, nämlich den Schmerz um den Verlust zu verarbeiten und sich durch eine gelungene Trauerarbeit wieder Neuem zuwenden zu können. In diesem Punkt unterscheidet sich die Trauer wesentlich von der Depression.

Die Möglichkeit einer Trauerarbeit haben Depressive nicht. Sie klagen eher über ein „Gefühl der Gefühllosigkeit“.[18] Nach Rahn und Mahnkopf lässt sich diese Gestimmtheit mit Versteinerung, Gleichgültigkeit, innerer Leere und Ausgebranntsein beschreiben.[19]

Freud beschreibt bereits 1917 die Unterscheidung der Trauer von der Melancholie wie folgt: „Bei der Trauer ist die Welt arm und leer geworden, bei der Melancholie ist es das Ich selbst.“[20]

Die Trauer gehört zu den normalen schmerzlichen Empfindungen des Menschen und ist keine seelische Störung.

Freud schreibt: „...dass es uns niemals einfällt, die Trauer als einen krankhaften Zustand zu betrachten und dem Arzt zur Behandlung zu übergeben, obwohl sie schwere Abweichungen vom normalen Lebensverhalten mit sich bringt.“[21]

Nach Helmchen u. Rafaelsen beinhaltet die Trauer einen Krankheitswert, wenn die normale seelische Reaktion so entgleist, dass der Trauernde in der Trauerarbeit stecken bleibt. Der Betroffene kümmert sich um nichts mehr, nimmt seine Arbeit nicht mehr auf und trägt sich eventuell sogar mit Selbstmordgedanken. Diese Intensität der Trauer steht der Depression sehr nahe. Es wird von einer depressiven Reaktion gesprochen.[22] Die seelische Widerstandskraft ist in diesem Fall im Verhältnis zur seelischen Belastung zu gering. Hat der Betroffene sich an die veränderten Lebensumstände gewöhnt, klingt in der Regel auch die depressive Reaktion wieder ab.[23]

Charakteristisch für depressive Reaktionen im Gegensatz zur Depression als Erkrankung ist, dass sich der Betroffene keine Selbstvorwürfe macht.[24]

Auch Freud betont die Herabsetzung des Selbstgefühls, die sich in Selbstvorwürfen und Selbstbeschimpfungen äußert, als wesentliches Merkmal der Melancholie und grenzt diese damit deutlich von der Trauer ab.[25]

Eher pragmatisch betrachtet Faust ein Unterscheidungskriterium für ein Stimmungstief und einer Depression als ausschlaggebend: Ist jemand „nur traurig“, sucht er keine Hilfe beim Arzt.[26]

3. Definition der Depression

Nach Niklewski und Riecke-Niklewski verweist die Diagnose „Depression“ in der Fachsprache auf eine behandlungsbedürftige Erkrankung, die in verschiedenen Ausprägungen, Verläufen und in sehr unterschiedlichen Erscheinungsformen auftreten kann.[27] Aufgrund der individuellen Erscheinungsformen der Depression ist nachvollziehbar, dass bis zum jetzigen Zeitpunkt keine allgemeingültige Definition der Depression existiert. Es wurden zahlreiche Definitionsversuche unternommen, die je nach philosophischem bzw. schulenspezifischem Hintergrund der Autoren differieren.[28] Der Pschyrembel beschreibt die Herkunft des Begriffs „Depression“, aus dem Lateinischen von „deprimere“ abgeleitet, was soviel wie „niederdrücken, herabziehen“ bedeutet.[29] Diese „Niedergedrücktheit“ stellt das Leitsymptom der Depression in folgenden Definitionsversuchen dar.

So bezeichnet Dörner 1990 den Depressiven als einen „der sich und Andere niederschlagende Mensch“.[30]

1995 unterscheidet Faust die Depression von gewöhnlichen „Befindensschwankungen“ und der „Trauer“ als „phänomenologisch konkret beschreibbares Krankheitsbild.“[31] Gleichzeitig konstatiert er, es handle sich um „ein Syndrom mit einer Vielzahl von Symptomen in variabler Kombination und Ausprägung.“[32]

Er definiert: „Eine Depression ist ein Gemütsleiden, mit unterschiedlichen Ursachen (reaktiv, endogen, körperlich begründbar usw.), das mit psychischen, psychomotorischen sowie vegetativ- somatischen Symptomen einhergeht.“[33]

Laux löst sich 2000 ganz von der Einbeziehung der Ursachen einer depressiven Störung und definiert diese deskriptiv in Anlehnung an die manualisierten Kriterien der gültigen Klassifikationssysteme:

„Hauptcharakteristikum einer depressiven Episode ist eine depressive Verstimmung einhergehend mit Verlust von Interesse und Freude. Veränderungen der Psychomotorik zeigen sich entweder in Form einer Antriebshemmung oder einer ängstlichen Agitiertheit sowie einem reduzierten Energieniveau. Neben verschiedenen körperlichen Funktionsbeeinträchtigungen wie z.B. Schlafstörungen und Appetitlosigkeit prägen Gefühle von Wertlosigkeit oder Schuld, Konzentrationsstörungen sowie Suizidgedanken das klinische Bild. Beim Auftreten mehrerer Krankheitsphasen wird von einer rezidivierenden depressiven Störung („unipolare Depression“) gesprochen. Weitere Charakterisierungen umfassen die Ausprägung des Schweregrades, das Vorhandensein „somatisch- melancholisch- endogener Symptome“, psychotische Merkmale und den Remissionsgrad.“[34]

Letztere Definition führt bereits mehrere charakteristische Anzeichen einer depressiven Störung auf. Ein vollständiger Überblick über die Symptome des depressiven Syndroms wird im nächsten Kapitel gegeben.

4. Phänomenologie

Im Zusammenhang mit den auf den ersten Blick recht unterschiedlichen Krankheitsbildern, die Depressionen darbieten, wird in der Literatur häufig von den „vielen Gesichtern einer Depression“ gesprochen. Die Depression hat vielgestaltige Krankheitsbilder, die sich aus einer Fülle von Symptomen zusammensetzen. Daher wird heute statt einer „Depression“, die Bezeichnung „depressives Syndrom“ oder „depressive Störung“ verwendet. Die Unterscheidung der Depressionsformen wechselt von theoretisch- ätiologischen Annahmen hin zu einer symptombezogenen Klassifikation der Depression.

4. 1 Symptomatik

Die Konstellation der Symptome, die das depressive Syndrom ausmachen, ist individuell verschieden, ebenso wie ihre Intensität und Dauer. Nach Faust können sich die Symptome manchmal sehr rasch, zum Teil innerhalb von wenigen Tagen oder Stunden, oder auch allmählich über Wochen und Monate entwickeln.[35]

Für Wolfersdorf ist es im Gegensatz dazu eher unwahrscheinlich, dass:

„eine Depression sozusagen über Nacht auftritt und ein am Abend vorher noch völlig gesunder Mensch am nächsten Tag tief depressiv herabgestimmt ist.“[36]

Er geht von einer schleichenden Entwicklung der depressiven Störung mit allmählichen Veränderungen im Bereich der Vitalität (vegetativer Auftakt), dem Gefühl nachlassender körperlicher Leistungsfähigkeit, mit Schlaf- und/ oder Libidostörungen, reduziertem Appetit, Rückzugstendenzen und erhöhter Erschöpfbarkeit aus. Schlimmstenfalls geht sie mit Suizidversuchen einher.[37]

Nach Hautzinger findet die Beschreibung der Beschwerden auf verschiedenen Ebenen statt, die in bestimmte Symptomkategorien unterteilt werden können.[38] Pöldinger und Wider erläutern, dass zur Diagnose die Abklärung der somatischen, motorischen und emotionalen Beschwerden genüge.[39] Da therapeutische Interventionen eher auf der motivationalen, kognitiven und interaktiven (interpersonellen) Ebene ansetzen, empfehlen Hautzinger et al., diese dafür ebenfalls mit einzubeziehen.[40]

Im Folgenden soll nun ein Überblick über die mannigfaltigen Symptome innerhalb der verschiedenen Symptomkategorien gegeben werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: „Beschreibung einer Depression.“[41]

Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass in der Öffentlichkeit immer noch laienhafte Vorstellungen von Depressionen - wie überhaupt von psychischen Störungen - anzutreffen sind, muss man anmerken, welche Symptome üblicherweise nicht zum ansonsten breiten Symptombild gehören. Wolfersdorf hält hierzu fest, dass Depressive voll und klar bei Bewusstsein sind und in der Regel weder bewusstseinsgetrübt noch desorientiert sind. Auch während einer schweren Episode sind sie immer zu Zeit, Ort und Situation klar orientiert.[42]

In besonders schweren Fällen findet sich nach Faust ein spezieller Aspekt. Der depressive Wahn ist eine krankhafte Fehlbeurteilung der Wirklichkeit. Das psychotische Erleben ist nicht nur bei einer Schizophrenie möglich, sondern kann sich auch bei der wahnhaften Depression einstellen. Im Gegensatz zum schizophrenen Wahn, bei dem der Betroffene der Umwelt die Schuld zuweist, macht der Depressive sich selbst verantwortlich. Es kann ein Verschuldungs-, Verarmungs-, Versündigungs-, Nihilistischer oder Hypochondrischer Wahn auftreten.[43]

Es gibt auch sogenannte „atypische Depressionen“, die sich in ihrem Verlauf unterscheiden und bei denen keines der beschriebenen Symptome auftritt. Hier findet man eher Symptome, wie beispielsweise Gewichtszunahme, Fresssucht, vermehrtes Schlafbedürfnis und eine massive Kränkbarkeit.[44] Die Vielfalt der Beschwerden zeigt, dass der depressive Mensch nicht nur in seiner Stimmung beeinträchtigt ist. Die Erkrankung wirkt sich auf den Menschen in seiner Ganzheit aus.

4. 2 Depressionsformen und ihre Klassifikation

In den vorhergehenden Kapiteln wurden Symptome genannt, die zum Erscheinungsbild eines depressiven Syndroms gehören. Nun sollen verschiedene Formen der Depression erläutert werden. Eine Schwierigkeit besteht darin, dass die Klassifikation der depressiven Störung in den letzten Jahrzehnten einem Wandel unterworfen war wie kaum eine andere Erkrankung. Für gleiche Krankheitsbilder wurden unterschiedliche Bezeichnungen verwandt, Einteilungen wurden verworfen und neu vorgenommen. Man darf zu Recht behaupten, dass die Veränderungen der Begriffe zunehmend zu einer semantischen Sprachverwirrung in der psychiatrischen Fachwelt führten. Ein Grund dafür ist, dass vielen älteren Bezeichnungen Annahmen über Ursache und Entstehung der Depression zugrunde liegen, die heute widerlegt sind oder zumindest nicht erhärtet werden konnten. Neuere Erkenntnisse im Bereich der Depressionsforschung haben gezeigt, dass eine Unterscheidung der verschiedenen Zustandsbilder der depressiven Störung nach zugrunde liegenden Verursachungsmechanismen eher fragwürdig ist.[45]

Daher werden affektive Störungen heute entsprechend ihrer Symptomatik und ihres Verlaufs in Schweregrade unterteilt.

An dieser Stelle sollen dennoch in einem kurzen Überblick ältere Bezeichnungen aufgeführt werden, welchen man in der einschlägigen Literatur noch häufig begegnet. Im Anschluss daran werden Formen der depressiven Erkrankung nach den heute gängigen Klassifikationssystemen beschrieben.

Die traditionelle, von vermutenden Ursachen ausgehende Einteilung der Depression nach dem Kielholz- Schema, ist offiziell nicht mehr gültig.

Nach Engels unterscheidet das Einteilungsschema von Kielholz drei Gruppen:

-„die psychogene Depression (neurotische oder reaktive depressive Entwicklungen)
-endogene Depressionen (dispositionell, anlagebedingt, „biologisch“) und
-somatogene Depressionen (organisch- körperlich, durch eine andere Grunderkrankung bedingt)“[46]

Von besonderer Bedeutung für die Praxis ist nach Faust die Einteilung der Depressionsformen nach der sogenannten phänomenologischen Klassifikation, da sie insbesondere für das therapeutische Vorgehen notwendig ist. Ungeachtet der Ursachen der Depression erfolgt sie nach dem Erscheinungsbild.

Depressive Menschen werden je nach Art der Antriebsstörung in vier Gruppen unterteilt:

-gehemmt- apathische Depressive
Sie zeichnen sich durch Passivität aus, wirken schwach und kraftlos. Damit verbunden leiden sie an einer raschen Erschöpfbarkeit und sind ohne Initiative, Schwung und Antrieb bis hin zur Apathie. Sie sind seelisch wie körperlich in Erstarrung und machen einen stuporösen Eindruck.[47]
-agitiert- ängstliche Depressive
Im Vordergrund stehen Nervosität und Unruhe. Ihre Anspannung drückt sich in einer erhöhten Agitiertheit aus. Mitunter kommt es zu starken Erregungszuständen, die sich zu panischen Angstanfällen steigern können.[48]
-gehemmt- ängstliche Depressive
Sie befinden sich in einem quälenden Spannungszustand zwischen seelisch- körperlicher Blockade und ängstlicher Getriebenheit. Äußerlich ist Kraftlosigkeit und Gehemmtheit wahrzunehmen. Innerlich fühlen sie sich unruhig und gespannt. Die Diskrepanz zwischen äußerem Eindruck und innerem Erleben des Depressiven birgt die Gefahr, dass die Möglichkeit eines vermeintlich „plötzlichen“ Suizids nicht rechtzeitig von Angehörigen und Professionellen erkannt wird.
-Menschen mit einer larvierten (maskierten) Depression

Die Betroffenen klagen über somatische Beschwerden, wie z.B. Schlaf- und Appetitstörungen, Kopfschmerzen, Herz- und Atembeschwerden. Hinter diesen verbirgt sich die eigentliche Ursache - die Depression. Die Somatisierung legt sich wie eine Maske (lat.: larva) über die seelischen Beschwerden, die daher spät oder gar nicht erkannt werden.

Um sich weltweit auf eine einheitliche Sprache in der psychiatrischen Fachwelt zu einigen, definierte die WHO Mitte der 90er Jahre mit Einführung des Kapitel V der ICD-10 (Internationales Klassifikationssystem psychischer Störungen in 10. Revision) die neue Einteilung als offiziell verbindlich. Ein weiteres gängiges Klassifikationssystem für die Praxis ist das DSM- IV (Diagnostisches und Statistisches Manual psychischer Störungen) der Amerikanischen Psychiatrischen Vereinigung.[49]

In der Diagnostik der Depressionen haben sie sich weitgehend aneinander angeglichen:

Sowohl die unipolaren, als auch die bipolaren (manisch- depressiven) Erkrankungen werden in beiden Manualen den affektiven Störungen untergeordnet.

Dabei werden neben unterschiedlichen Ausprägungs- und Schweregraden bestimmte Verlaufscharakteristika kodiert.[50] Die Zusammenfassung der Störung erfolgt nunmehr ausschließlich entsprechend ihrer Symptomatik und löst sich gänzlich von Annahmen über die verschiedenen Entstehungstheorien einer Depression.[51]

Im Folgenden werden die Depressionsformen nach den aktuellen Leitlinien des

ICD-10 dargestellt.

Im ICD- 10 wird unter F32 die depressive Episode in die Schweregrade leicht (F32.0), mittelgradig (F32.1), schwer (F32.2) und schwer mit psychotischen Symptomen (F32.3) unterteilt:

Die leichte depressive und mittelgradige Episode setzen zwei der folgenden Kernsymptome voraus. Zusätzlich müssen mindestens zwei weitere Symptome für eine leichte Episode und vier weitere Symptome für eine mittelgradige Episode vorliegen .

Die Kernsymptome sind:

- gedrückte oder traurige Stimmung, auch vermehrte Reizbarkeit
- Interessensverlust oder Freudlosigkeit
- Verminderter Antrieb oder gesteigerte Ermüdbarkeit

Nach Niklewski und Riecke-Niklewski leiden die Betroffenen unter ihren Symptomen und sind noch in der Lage ihren Alltag aufrechtzuerhalten, wenn auch zum Teil unter erheblichen Schwierigkeiten.[52]

Um von einer schweren depressiven Episode ausgehen zu können, müssen drei Kernsymptome und mindestens fünf weitere Symptome vorhanden sein. In diesen Episoden treten häufig Suizidgedanken und -handlungen auf.

Die schwere depressive Episode im ICD-10 kommt der DSM-IV Diagnose einer „Major Depression“ am nächsten.

Nach Niklewski und Riecke-Niklewski entspricht sie dem Bild einer „typischen Depression“ und wurde früher als endogen bezeichnet.[53]

Nach Faust verkörpert sie die klassische Form der Depression, die bereits von Hippokrates als Melancholie beschrieben wurde.[54] Dies betont bereits den Schweregrad und schließt einen phasenhaften Verlauf mit ein.

Betroffene einer schwer depressiven Episode leiden nach Niklewski und Riecke- Niklewski stark unter den körperlichen Symptomen. Es ist ihnen vollkommen unmöglich, jegliche berufliche und soziale Aktivitäten auszuführen.[55]

Die Einteilung nach dem Verlauf der depressiven Störung wird in einmalig auftretende oder rezidivierende Depressionen und depressive Zustände für Krankheitsverläufe mit wiederholtem Auftreten unter F33 vorgenommen. Sowohl unipolare als auch bipolare Formen können wiederholt auftreten. Letztere sind unter F30-31 klassifiziert.

Die bipolare Störung (früher: manisch- depressive Erkrankung) bezeichnet den Wechsel zwischen den beiden Polen „himmelhochjauchzend“ und „zu Tode betrübt“.

Nach Davison und Neale drückt sich der emotionale Zustand der Manie in „(...) unbegründeter gehobener Stimmung, Hyperaktivität, Geschwätzigkeit, Ideenflucht, Ablenkbarkeit oder nicht durchführbaren großartigen Plänen(...)“ aus.[56]

Nach Niklewski und Riecke-Niklewski fühlen sich Menschen in der Manie besonders kreativ und energiegeladen. Sie selbst erleben diese Phasen eher positiv. In dieser Zeit verlieren sie jedoch auch die Kontrolle über ihre Handlungen und den Überblick über deren Konsequenzen. Dies kann sich beispielsweise in exzessiven Kaufräuschen, unüberlegten finanziellen Einlassungen und anderen hochriskanten Abenteuern ausdrücken. Dadurch sind nicht nur sie selbst gefährdet, sondern auch die Menschen ihres Umfelds. In schweren Fällen kann dies eine Klinikeinweisung erforderlich machen.[57]

Weiter führt das ICD-10 die Zyklothymia, F34.0 (hypomanische und depressive Schwankungen) und die Dysthymia, F34.1 (nur Depressionen) auf.

Die Beschreibung dieser Erscheinungsformen dient nach Rahn und Mahnkopf der Erfassung einer - bei einem Großteil der ambulanten Patienten - sehr häufig vorkommenden Störung. Leichte bipolare und unipolare Störungen können so von den schweren Verlaufsformen der bipolaren Störung und der depressiven Episode unterschieden werden.[58] Von entscheidendem Charakter ist nach Rahn und Mahnkopf die lange Dauer der Beeinträchtigung.[59] Die Symptomatik besteht über mindestens zwei Jahre und zeigt sich relativ kontinuierlich.[60]

Die zyklothyme Störung bedeutet eine leichtere Ausprägung der bipolaren Störung. Die jeweiligen Pole Manie und depressive Episode fallen weniger gravierend aus.

Da der Leidensdruck der Betroffenen nicht so groß ist, bleibt nach Niklewski und Riecke-Niklewski diese Form häufig unerkannt. Lediglich das soziale Umfeld registriert bisweilen irritiert die häufigen Verhaltensänderungen.[61]

Unter der Dysthymie wird nach Niklewski und Riecke-Niklewski eine krankhafte (griech: dys-; gestört) Neigung zu traurigen Verstimmungen (griech: -thymie; Gemüt) verstanden.

Die chronische depressive Verstimmung lässt den Betroffenen zwar hin und wieder „einen guten Tag“ haben, die meiste Zeit fühlt er sich müde, niedergeschlagen und freudlos. Die depressiven Phasen gehen einher mit Störungen des Selbstwertgefühls, wie beispielsweise Unsicherheiten und massiven Selbstzweifeln. Es können sich zudem Angstgefühle, wie beispielsweise Versagensängste einstellen. Somatische Beschwerden bestehen, wenn überhaupt vorhanden, eher im Hintergrund.[62]

Die Kontinuität führt häufig zu einer Resignation des depressiv verstimmten Menschen. Die dauerhafte Last, die der Betroffene während seiner alltäglichen Verrichtungen empfindet, für die er immer mehr Zeit braucht, führt zu immer weniger Entspannungs- und Erholungsphasen.

Dies wirkt sich wiederum negativ auf ihn aus. Die Dysthymie kann ein Leben lang anhalten.[63] Die Diagnose der leichteren Depressionsformen ist nach Rahn und Mahnkopf oft schwierig, da der Betroffene selbst und seine soziale Umwelt die Symptome häufig nicht von alltäglichen Stimmungsbeeinträchtigungen unterscheiden können.[64]

Die Anpassungsstörung soll in diese Darstellung miteingeschlossen werden, da sie eine depressive Reaktion darstellen. Früher wurde sie auch als reaktive Depression bezeichnet und findet sich im ICD-10 nicht unter F3, den affektiven Störungen, sondern wird den Reaktionen auf schwere Belastungen unter F43 subsumiert.

5. Komorbidität

Ein weiteres Problem, auch für die Diagnose der Depression, ist das der Komorbidität. Teilweise überschneiden sich die Symptome des depressiven Syndroms mit denen anderer Erkrankungen, teils treten die Symptome gemeinsam mit anderen eigenständigen Störungen auf.[65] In 50% der Fälle liegt nach Schäfer eine Komorbidität von depressiven Symptomen und einer Angststörung vor.[66] Friemel et al. untersuchten in einer Studie u.a. die psychiatrische Komorbidität an 131 Teilnehmern im Durchschnittsalter von 45, 2 Jahren, die eine 12- Monats- Prävalenz einer depressiven Störung aufwiesen. Bei 61 Befragten (47%) wurde noch mindestens eine Diagnose aus dem Bereich der Angststörungen gestellt. Diese umfassen generalisierte Angststörungen, Panikstörungen, Agoraphobie, soziale Phobie und spezifische Phobien. Andere psychiatrische Diagnosen waren Bulimie, Zwangsstörung, posttraumatische Belastungsstörung, Alkoholmissbrauch und Alkoholabhängigkeit. Insgesamt lag bei 73 der Befragten (56%) eine psychiatrische Komorbidität vor.[67]

Nach Niklewski und Riecke-Nieklewski wird davon ausgegangen, dass sich Depressionen und körperliche Erkrankungen gegenseitig beeinflussen können.[68]

Zum einen können depressive Störungen als Begleiterscheinung somatischer Störungen auftreten. Sie werden daher als somatogene Depression bezeichnet, da sie auf internistische, neurologische, orthopädische, chirurgische oder gynäkologische Erkrankungen zurückgeführt werden. Einige Beispiele körperlicher Erkrankungen, die Depressionen auslösen und mit aufrechterhalten können, sind: Schilddrüsenerkrankungen, Epilepsie, Hirntumoren, Demenz, AIDS sowie Herz- Kreislauf- Erkrankungen.[69]

Niklewski und Riecke-Niklewski geben an, dass ein langjährig andauernder hoher Blutdruck unter Umständen zu einer Erkrankung des Herz-Kreislauf- Systems führt. Gleichzeitig kann er Veränderungen des Hirngewebes nach sich ziehen, die in Folge eine Depression auslösen können.

Zum anderen gehen Experten davon aus, dass eine Depression langfristig das Immunsystem schwächt. Im Bereich somatischer Erkrankungen besteht ein erhöhtes Risiko für Infektionskrankheiten, Autoimmunkrankheiten und bösartige Tumore.[70]

Benkert hebt besonders das Herz als ein durch die Depression gefährdetes Organ hervor. Er geht von einem 1,5- bis 4,5-mal höherem Risiko eines Depressiven aus, eine Herz- Kreislauf- Erkrankung zu erleiden.[71]

In der INTERHEART – Studie an 25.000 Personen schätzen Yusuf et al. das Risiko, bei einer Depression zusätzlich eine Herz- Kreislauf- Erkrankung zu erleiden geringer als beim Rauchen ein. Es ist jedoch genauso hoch wie bei den Risikofaktoren Bluthochdruck und Übergewicht.[72]

6. Epidemiologie

In den bisherigen Ausführungen hat sich gezeigt, dass depressive Erkrankungen in den unterschiedlichsten Formen auftreten können und es oftmals schwierig ist, eine klare Grenze zwischen „normaler“ Traurigkeit und Depression zu ziehen. Die Ergebnisse der epidemiologischen Forschung, so Faust, können daher nur Schätzungen über die Verbreitung depressiver Zustände wiedergeben. Dies steht neben der grundsätzlichen Schwierigkeit der Diagnosestellung zudem in Zusammenhang mit einer Dunkelziffer derer, die wegen mangelnder Aufklärung oder fehlender Krankheitseinsicht nicht erfasst werden können. Des Weiteren unterscheiden sich die Ergebnisse im Hinblick auf die jeweilig untersuchte Populationsgruppe. Die beachtliche Inkonsistenz der Datenlage erklärt sich unter anderem dadurch, inwieweit die Befragung in der Allgemeinbevölkerung oder einer Klinik durchgeführt worden ist.[73] Auf Untersuchungen der Allgemeinbevölkerung bezogen, hält Hell fest, dass die schweren manisch-depressiven Erkrankungen, die zunächst Anlass zum Begriff der „Depressionen“ gaben, nur eine Minderheit der Depressionsfälle ausmachen. Nur ca. 1 Prozent der Bevölkerung ist hiervon betroffen.[74] Auch nach Hautzinger liegt die Morbidität für bipolare Störungen bei max. 1 bis 2%.[75]

Vielmehr sind es eher die kürzer auftretenden oder nicht so schwer verlaufenden depressiven Verstimmungen, an denen, so Hell weiter, mindestens jeder Fünfte im Laufe seines Lebens ein oder mehrmals leidet.[76] Faust kommt zu dem Ergebnis, dass nach den meisten Untersuchungen etwa jeder Dritte bis Zehnte in der Allgemeinbevölkerung von depressiven Zuständen betroffen ist. Er betont dabei, dass leichtere Verstimmungszustände hier mit einbezogen sind.[77]

Wittchen postuliert 2004, dass bereits jeder Vierte irgendwann in seinem Leben depressiv wird und geht davon aus, dass aktuell 10,3% der Bevölkerung als depressiv zu bezeichnen sind.

In dieser Gruppe sind 5,6% leicht, 7,3% mittelgradig und 4,2% schwer depressiv. Die auf ein Jahr bezogene Prävalenzrate liegt für depressive Episoden bei 8,3%, für eine Dysthymie bei 4,5% und für bipolare Störungen bei 1,3%. Weiter vertritt er die Auffassung, dass Depressionen seit den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts weltweit zunehmen.[78]

Grundsätzlich sind Aussagen, ob die Zahl der depressiven Erkrankungen tatsächlich zugenommen hat, schwierig, da aus früheren Zeiten keine vergleichbaren Daten vorliegen. Faust räumt jedoch ein, dass schädliche Einflüsse psycho-sozialer und geistig-seelischer Art in den letzten Jahrzehnten zugenommen haben. Als weitere Ursache für einen Zunahme der Fallzahlen nennt er den erheblichen Anstieg der Lebenserwartung in den letzten hundert Jahren; ein längeres Leben bietet mehr Angriffspunkte für eine Erkrankung. Nicht zuletzt vermutet er, dass die Altersdepressionen einen deutlichen Anteil am allgemeinen Anstieg der depressiven Störungen haben. Schlussendlich führen auch bedeutsame Fortschritte in der Diagnostik dazu, dass zunehmend mehr Depressionen als solche erkannt werden.[79]

Weltweit sind nach einer Untersuchung der WHO aktuell ca. 340 Millionen Menschen von Depressionen betroffen. Schätzungen zufolge, wird die Depression im Jahr 2020 die zweithäufigste Krankheit sein. An erster Stelle werden kardiovaskuläre Erkrankungen (Herzinfarkt) stehen.[80] Zu Recht sprechen die Medien von der neuen „Volkskrankheit“ Depression.

Zudem zeichnet sich eine Entwicklung ab, nach der sich das Lebensalter, in dem erstmals eine Depression auftritt, nach vorne verschieben zu scheint. Die meisten Ersterkrankungen treten nach Lewinsohn heute zwischen dem 18. und 25. Lebensjahr auf. Vor einigen Jahren lag der Ersterkrankungsgipfel noch zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr. Kessler geht davon aus, dass Frauen früher und zwei- bis dreimal so häufig an unipolaren Depressionen erkranken.[81]

Barefoot schlussfolgert aus einer Studie, dass Frauen im Alter zwischen 40 und Ende 50 ein wesentlich höheres Risiko als Männer haben, eine unipolare Depression zu entwickeln. Zudem ist die Rückfallquote deutlich höher.[82] Ab dem Rentenalter steigt auch bei Männern die Depressionsrate und bei den 80-jährigen gibt es schließlich keine signifikanten Geschlechtsunterschiede hinsichtlich depressiver Erkrankungen mehr.[83]

Depressionen sind besonders in Zusammenhang mit der Mortalität eine sehr ernstzunehmende Krankheit. Der Suizid steht nach Benkert bei bis zu 15 Prozent der Erkrankten am Ende einer Depression. Durch Suizid sterben in Deutschland jährlich etwa 11.000 Menschen. Davon sind 90% der Suizide auf Depressionen zurückzuführen. Die anderen 10% zeigten entweder Persönlichkeitsstörungen, waren an Schizophrenie erkrankt oder alkoholabhängig. Diese erschreckend hohen Zahlen zeugen von der Gefahr, die in der Depression liegt. Dabei ist die Zahl der Selbsttötungsversuche noch nicht miteingerechnet.[84] Da Betroffene von unterschwelligen und leichten Depressionen ein viermal höheres Risiko tragen, nach einem Jahr eine vollausgebildete Depression zu entwickeln, legt Benkert die Betonung auf das frühzeitige Erkennen dieser Formen.[85]

7. Ätiologie

In der Erforschung des Krankheitsbildes der Depression erlangte die Wissenschaft vor allem in den letzten Jahrzehnten einen enormen Erkenntniszuwachs. Er führte zu immer neuen Theorien über die Ätiologie der Krankheit. Die unterschiedlichen Forschungsdisziplinen aus der Biologie, Pharmakologie, der Verhaltenswissenschaft, der Psychoanalyse sowie der neurologischen und psychiatrischen Grundlagenforschung verfolgen ihrerseits verschiedene Ansätze. Die Konsequenz daraus sind unterschiedliche Ergebnisse, die auf den ersten Blick widersprüchlich erscheinen mögen.[86]

Die Erklärungsmodelle aus der Biologie legen der Depression ursächlich genetische Faktoren, sowie einen gestörten Hirnstoffwechsel zugrunde. Die psychologischen Theorien setzen sich aus den tiefenpsychologischen und lerntheoretisch-kognitiven Ansätzen zusammen. Sie nehmen eine Selbstwertstörung des Betroffenen an. Zudem sehen sie einen kausalen Zusammenhang der Depression mit einer negativen Selbsteinschätzung und Ich-Bewertung des Betroffenen, dem es häufig an sozialer Kompetenz mangelt.[87]

Die Dichotomie der Depressionsforschung in biologische und psychologische Theorien wurde jedoch zunehmend in Frage gestellt. Die Experten gehen vielmehr von einem multifaktoriellen Geschehen aus, bei dem nicht eine depressionsauslösende Ursache verantwortlich gemacht wird, sondern viele sich gegenseitig bedingende Faktoren.

Die amerikanischen Autoren Akiskal und Kinney entwerfen das Bild der Depression als „gemeinsame psychobiologische Endstrecke“ verschiedener Faktoren und deren Interaktionen.[88] Nicht jeder Mensch, bei dem Ursachen und Risikofaktoren für eine Depression vorliegen, entwickelt sie auch und erkrankt schließlich daran. Körperliche, seelische und soziale Bedingungen führen nach Elhard zunächst zu einer psychobiologischen Disposition. Die depressive Entwicklung kann dann beim Auftreten bestimmter Ereignisse (life-events) und möglicherweise weiterer Risikofaktoren ausgelöst werden.[89] Unter diesem Aspekt sind die verschiedenen Erklärungsmodelle als gegenseitige Ergänzung zu verstehen.

Davison und Neale erkennen in allen Theorien einen Bezug zum Phänomen des Stresses. Eine Beteiligung von Stressoren an der Auslösung depressiver Episoden ist nachgewiesen.[90]

Im folgenden Abschnitt soll zunächst auf besondere Risikofaktoren eingegangen werden. Im Anschluss folgt eine voneinander unabhängige Darstellung der unterschiedlichen disziplinären Perspektiven.

7. 1 Risikofaktoren

Die Life- Event Forschung untersucht, inwieweit bedeutende Lebensereignisse oder langfristige Probleme Einfluss auf die Genese einer Depression haben.

In Vergleichsstudien zwischen depressiven und nicht depressiven Patienten konnte ein Haupteffekt festgestellt werden. Während eines Zeitraums von 6 Monaten vor dem Auftreten der Beschwerden scheinen depressive Patienten häufiger belastenden Lebenssituationen ausgesetzt gewesen zu sein als ihre Vergleichsgruppe. Vor allem die Qualität der Ereignisse war schwerwiegender und stand häufig in Zusammenhang mit Verlusterlebnissen. Zu den Verlustereignissen zählten beispielsweise der Tod einer Bezugsperson, das Ende einer Beziehung oder die Aufgabe von Idealvorstellungen. Zudem wurde eine Gruppe Depressiver untersucht, die einen Suizidversuch unternommen hatte. Im Vergleich mit einer gesunden Kontrollgruppe, sowie im Vergleich mit nicht suizidalen Depressiven, erlebten sie mehr belastende Lebensereignisse. Besonders im Monat vor dem Suizidversuch war die Anzahl der Ereignisse besonders hoch.[91]

Neben den bereits aufgeführten Verlusterlebnissen können weitere belastende Erfahrungen eine auslösende Rolle bei der Depression spielen.

Schäfer geht davon aus, dass bei depressiven Menschen häufig ungünstige soziale Bedingungen, wie soziale Isolation, mangelnde Unterstützung durch Freunde, chronische familiäre sowie finanzielle Probleme oder Arbeitslosigkeit vorliegen.

[...]


[1] Vgl. Bundesvereinigung für Gesundheit e.V.: „Weltgesundheitstag 2001.“,

www.who-tag.de/2001themen_hi-depression.htm , o. S. , Zugriff am 02. 11. 2005

[2] Vgl. Földenyi, Laszlo: Melancholie. München: 1988, S, 62

[3] Vgl. Faust, Volker: Depressionsfibel. Stuttgart, New York: 1995, S. 81

[4] Vgl. Veltin, Alexander: „Sozialpsychiatrie- ein mehrdeutiger Begriff.“ jetzt will ich´s wissen.

Rat und Hilfe für Angehörige psychisch Kranker. Hg. Heinz Deger- Erlenmeier, E. Titze u. K. Walter. Bonn: 1997, S. 77

[5] Vgl. Földenyi: Melancholie. a. a. O. , S. 62

[6] Vgl. ebd. , S.16ff

[7] Vgl. ebd. , S.14

[8] Vgl. Benjamin, Walter: „Exkurs über die Melancholie.“ Melancholie oder vom Glück, unglücklich zu sein. Ein Lesebuch. Hg. Peter Sillem. München: 1997, S. 191

[9] ebd. , S. 191

[10] Vgl. Böhme, Hartmut: „Kritik der Melancholie und Melancholie der Kritik.“ Natur und Subjekt. Frankfurt am Main: 1988, o. S.

[11] Vgl. Böhme: „Kritik der Melancholie und Melancholie der Kritik.“ a.a.O., o. S.

[12] Vgl. Hell, Daniel: Welchen Sinn macht Depression? Ein integrativer Ansatz. Reinbek bei Hamburg: 1992, S. 26f

[13] Vgl. Niklewski, Günther u. Riecke- Niklewski, Rose: Depressionen überwinden. Hg. Stiftung Warentest. Berlin: 2003, S. 23ff

[14] Vgl. Dinner, Pierre: Depression. 100 Fragen 100 Antworten. Hintergründe- Erscheinung- Therapie. Bern: 2005, S. 14

[15] Vgl. Niklewski u. Riecke- Niklewski: Depressionen überwinden. a. a. O. , S. 23ff

[16] Vgl. Forum für seelische Gesundheit der psychiatrischen Klinik der Universität Mainz (Hg.): Depression. Ein Ratgeber. Mainz: Eigenverlag, o. J. , S. 7

[17] Vgl. Faust, Volker: Schwermut. Depressionen erkennen und verstehen, betreuen, behandeln und verhindern. Stuttgart, Leipzig: 1999, S. 15f.

[18] Vgl. Niklewski u. Riecke- Niklewski: Depressionen überwinden. a. a. O. , S. 26ff

[19] Vgl. Rahn, Ewald u. Mahnkopf, Angela: Lehrbuch Psychiatrie für Studium und Beruf. Bonn: 2000, S. 315

[20] Freud, Sigmund: „Trauer und Melancholie.“ Melancholie oder vom Glück, unglücklich zu sein. Ein Lesebuch. Hg. Peter Sillem. München: 1997, S. 165

[21] ebd. , S.163

[22] Anmerkung: Nach dem Klassifikationssystem der WHO ICD-10 werden depressive Reaktionen bzw. abnorme Trauerreaktionen als Anpassungsstörungen kodiert.

[23] Vgl. Helmchen, Hanfried u. Rafaelsen, Ole: Depression, Melancholie, Manie. Ein Buch für Kranke und Angehörige. Stuttgart: 1992, S. 18f

[24] Vgl. ebd. , S. 18f

[25] Vgl. Freud: „Trauer und Melancholie.“ a.a.O., S. 163

[26] Vgl. Faust: Schwermut. a. a. O. , S. 34

[27] Vgl. Niklewski u. Riecke- Niklewski: Depressionen überwinden. a.a.O. , S. 23

[28] Vgl. Engels, Franz: „Definition der Depression.“

http://www.psychiatriegespraech.de/sb/depression/depression_def.php, o. S.

Datum des Zugriffs: 19.11.2005

[29] Vgl.: Pschyrembel, W.: Pschyrembel Klinisches Wörterbuch. Berlin, 2002, S. 349,

Stichwort Depression

[30] Engels, Franz: „Depressionen- Einführung und Überblick.“,

www.psychiatriegespraech.de/sb/depression/depression_ueberblick.php , o. S. , (zitiert nach: Dörner, 1990) Zugriff am 19.11.2005

[31] Engels, Franz: „Depressionen- Einführung und Überblick.“a. a. O. , (zitiert nach: Faust, 1995)

[32] ebd. , o. S.

[33] ebd. , o. S.

[34] ebd., o. S. (zitiert nach: Laux, 2000)

[35] Vgl. Faust, Volker: Depressionsfibel. Stuttgart, New York: 1995, S. 22

[36] Wolfersdorf, Manfred: Depression. Verstehen und bewältigen. Berlin, Heidelberg, New York: 1994, S. 17ff

[37] Vgl. ebd. , S. 19 u. S. 34

[38] Vgl. Hautzinger, Martin: Kognitive Verhaltenstherapie bei Depressionen. Weinheim: 1997, S. 9

[39] Vgl. Rahn u. Mahnkopf: Lehrbuch Psychiatrie für Studium und Beruf. a. a. O., S. 321

(zitiert nach: Pöldinger u. Wider, 1986)

[40] Vgl. ebd. , S. 321 (zitiert nach: Hautzinger et al., 1988)

[41] Rahn, Ewald u. Mahnkopf, Angela: Lehrbuch Psychiatrie für Studium und Beruf. Bonn: 2000, S. 321

[42] Vgl. Wolfersdorf: Depression. a. a. O. , S. 19

[43] Vgl. Faust: Schwermut. a. a. O. , S. 21f.

[44] Verfügbar im Internet: Vgl. Engels, Franz: „Depressionen- Einführung und Überblick.“, a. a. O. , o. S.

[45] Vgl. Niklewski u. Riecke- Niklewski: Depressionen überwinden. a. a. O. , S. 66f

[46] Verfügbar im Internet:

Vgl. Engels, Franz: „Depressionen- Einführung und Überblick.“, a. a. O. , o. S.

[47] Vgl. Faust: Depressionsfibel. a. a. O. , 1995, S. 16

[48] Vgl. ebd. , S. 16

[49] Vgl. Niklewski u. Riecke- Niklewski: Depressionen überwinden. a. a. O. , S. 67f.

[50] Vgl. Rahn u. Mahnkopf: Lehrbuch Psychiatrie für Studium und Beruf, a. a. O. , S. 311

[51] Vgl. Müssigbrodt, Heidi et al.: Psychische Störungen in der Praxis. Leitfaden zur Diagnostik und Therapie in der primären psychiatrisch- psychotherapeutischen Versorgung nach dem Kapitel V (F) der ICD- 10 (PHC). Bern: 2003, S. 57

[52] Vgl. Niklewski u. Riecke- Niklewski: Depressionen überwinden. a. a. O. , S. 69

[53] Vgl.: ebd. , S. 70

[54] Vgl. Faust: Depressionsfibel. a. a. O. , S. 15

[55] Vgl. Niklewski u. Riecke- Niklewski: Depressionen überwinden. a. a. O. , S. 69

[56] Davison, Gerald u. Neale, John: Klinische Psychologie. Hg. Martin Hautzinger. Weinheim: 2002, S. 304

[57] Vgl. Niklewski u. Riecke- Niklewski: Depressionen überwinden. a. a. O. , S. 71f.

[58] Vgl. Rahn u. Mahnkopf: Lehrbuch Psychiatrie für Studium und Beruf, a. a. O. , S. 316

[59] Vgl. ebd. , S. 316

[60] Vgl. Müssigbrodt et al.: Psychische Störungen in der Praxis. a. a. O. , S.66

[61] Vgl. Niklewski u. Riecke- Niklewski: Depressionen überwinden. a. a. O. , S. 72f.

[62] Vgl. ebd. , S. 73

[63] Vgl. ebd. , S. 73f.

[64] Vgl. Rahn u. Mahnkopf: Lehrbuch Psychiatrie für Studium und Beruf, a. a. O. , S. 318

[65] Verfügbar im Internet:

Vgl. Engels, Franz: „Depressionen- Einführung und Überblick.“, a. a. O. , o. S.

[66] Vgl. Schäfer, Ulrike: Depressionen im Erwachsenenalter. Ein kurzer Ratgeber für Betroffene und Angehörige. Bern: 2005, S. 29

[67] Vgl. Friemel, Susanne et al.: „Die direkten Kosten von depressiven Erkrankungen in Deutschland. Ergebnisse aus dem European Study of the Epidemiology of Mental Disorders (ESEMeD) Projekt.“ Psychiatrische Praxis 32 (2005), S. 113ff

[68] Vgl. Niklewski u. Riecke- Niklewski: Depressionen überwinden. a. a. O. , S. 174

[69] Vgl. Wittchen, Hans- Ulrich et al.: Depression. Wege aus der Krankheit. Freiburg (Breisgau): 1995,

S. 21

[70] Vgl. Niklewski u. Riecke- Niklewski: Depressionen überwinden. a. a. O. , S. 174

[71] Vgl. Benkert, Otto: StressDepression. Die neue Volkskrankheit und was man dagegen tun kann. München: 2005, S. 116ff

[72] Vgl. ebd. , S. 117f.

[73] Vgl. Faust: Depressionsfibel. a.a.O., S. 18f.

[74] Vgl. Hell, Daniel: Welchen Sinn macht Depression? Ein integrativer Ansatz. Reinbek bei Hamburg: 1992, S. 28

[75] Vgl. o.A.: „Epidemiologie von Angststörungen und depressiven Störungen.“ www.hogrefe.de/aktuell/3-8017-1906-5_lese.pdf, S. 21, Zugriff am: 1.11. 2005

[76] Vgl. Hell: Welchen Sinn macht Depression? a. a. O. , S. 27f.

[77] Vgl. Faust: Depressionsfibel. a. a. O. , S. 18f.

[78] Verfügbar im Internet: Vgl. o.A.: „Epidemiologie von Angststörungen und depressiven Störungen.“, a. a. O. , S. 21

[79] Vgl. Faust: Depressionsfibel. a. a. O. , S. 18ff

[80] Vgl. Bundesvereinigung für Gesundheit e.V.: „Weltgesundheitstag 2001.“, www.who-tag.de/2001themen_hi-depression.htm , o. S. , Zugriff am 02. 11. 2005

[81] Verfügbar im Internet: Vgl. o.A.: „Epidemiologie von Angststörungen und depressiven Störungen.“, a. a. O. , S. 21

[82] Vgl. ebd. , S. 21

[83] Vgl. ebd. , S. 21

[84] Vgl. Benkert: StressDepression. a. a. O. , S. 83

[85] Vgl. ebd. , S. 80f.

[86] Vgl. Niklewski u. Riecke- Niklewski: Depressionen überwinden. a. a. O. , S. 46

[87] Vgl. Schäfer: Depressionen im Erwachsenenalter. a. a. O. , S. 35

[88] Vgl. Wolfersdorf: Depression. a. a. O. , S. 40 (zitiert nach: Akiskal u. Kinney, 1982)

[89] Vgl. ebd. , S. 40

[90] Vgl. Davison u. Neale: Klinische Psychologie. a. a. O., S. 309

[91] Vgl. Sandermann, Robbert: „Lebensereignisse, Persönlichkeit und Depression.“ Depression. Hg. Frans Albersnagel, Paul Emmelkamp , Rudi van den Hofdakker. Göttingen: 1993, S. 83ff.

Ende der Leseprobe aus 133 Seiten

Details

Titel
Sozialpädagogische Unterstützung bei depressiver Verstimmung und Depression
Untertitel
Bestandsaufnahme und Entwicklung
Hochschule
Hochschule München
Note
1,7
Autor
Jahr
2006
Seiten
133
Katalognummer
V67751
ISBN (eBook)
9783638587464
ISBN (Buch)
9783656782605
Dateigröße
1232 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sozialpädagogische, Unterstützung, Verstimmung, Depression, Bestandsaufnahme, Entwicklung
Arbeit zitieren
Iris Gorke (Autor:in), 2006, Sozialpädagogische Unterstützung bei depressiver Verstimmung und Depression, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/67751

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