Seit 2003 erfolgt die Veräußerung von Non Performing Loans (NPL) durch deutsche Banken. Verstärkt wird diese Entwicklung aufgrund der Änderungen aufsichtsrechtlicher Rahmenbedingungen. Der Basel II Akkord verlangt, dass bei Schuldnern schlechter Bonität mehr Eigenkapital vorzuhalten ist, als bei Schuldnern guter Bonität. Die Mindest-anforderungen an das Risikomanagement erfordern eine intensivere Betreuung von ausfallgefährdeten Krediten. Bei öffentlich-rechtlichen Kreditinstituten wirken sich zusätzlich der Wegfall der Gewährträgerhaftung und die Modifizierung der Anstaltslast auf die Verkaufsbereitschaft aus. Eine allgemeingültige Definition für einen NPL existiert nicht. Es handelt sich um einen unbestimmten Begriff, der vom Verständnis und den Motiven des Betroffenen abhängig ist. Kreditinstitute verstehen unter den Terminus des NPL ausgefallene Forderungen, aber auch Forderungen, die ordnungsgemäß bedient werden, jedoch nicht mehr zu deren strategischer Ausrichtung gehören. Es stehen die Darlehensverhältnisse zur Disposition, welche negative Auswirkungen auf die Rentabilität und/oder die Risiko-Ertragsrelation des Kreditinstitutes haben. In dem Verkaufsprozess erfolgt zwangsläufig eine Weitergabe von schuldnerbezogenen Daten. Dabei erhält nicht nur der Erwerber der Forderung Einsicht in die Kreditakte, sondern es wird auch demjenigen die Einsichtnahme gewährt, der an einem Erwerb interessiert ist. Diese Datenweitergabe steht im Spannungsverhältnis zum Bankgeheimnis, zum Datenschutz und bei öffentlich-rechtlichen Kreditinstituten zusätzlich zum Amtsgeheimnis. Das Spannungsverhältnis entsteht dabei nicht erst beim Übergang der Forderung, sondern bereits in der Due Diligence Phase, in der die potenziellen Investoren eine Bewertung der Forderung vornehmen. Unabhängig davon, ob es sich bei dem Erwerber/Erwerbsinteressierten um ein Kreditinstitut oder eine Nichtbank handelt, entsteht das Spannungsverhältnis zu diesen Vorschriften. Im Gegensatz dazu kollidiert ein Datentransfer nicht mit dem Bankgeheimnis, dem Datenschutz und dem Amtsgeheimnis, wenn das Einverständnis des Schuldners vorliegt. Das Einverständnis des Kreditnehmers wäre somit einzuholen. Die Einholung des Einverständnisses steht jedoch dem Interesse der Bank aus Zeit- und Kostengründen entgegen. Außerdem ist ungewiss, ob der Schuldner auch tatsächlich seine Zustimmung erteilt. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 1.1 Problemstellung
- 1.2 Inhaltliche Abgrenzung
- 1.3 Aufbau der Arbeit
- 2 Begriffsbestimmungen
- 2.1 Loan
- 2.2 Non Performing Loan
- 2.2.1 Juristische Auslegung
- 2.2.2 Betriebswirtschaftliche Auslegung
- 2.2.3 Sub Performing Loan, Loan on Watch List und Non Strategic Loan
- 2.3 Distressed Loan
- 3 Motive der Akteure
- 3.1 Verkäufermotive
- 3.1.1 Basel II
- 3.1.2 Mindestanforderungen an das Risikomanagement
- 3.1.3 Modifizierung der Anstaltslast und Wegfall der Gewährträgerhaftung
- 3.2 Käufermotive
- 3.2.1 Investoren und Anlagestrategien
- 3.2.2 Wettbewerbsvorteile der Investoren
- 4 Der Markt für Distressed Loans
- 4.1 Volumen des deutschen Marktes
- 4.2 Lösungsmodelle
- 4.3 Entwicklung des deutschen Marktes
- 5 Der Transaktionsprozess
- 5.1 Vorbereitungsphase
- 5.1.1 Organisation
- 5.1.2 Forderungsauswahl
- 5.1.3 Datenaufbereitung
- 5.1.4 Festlegung des Bietverfahrens
- 5.2 Investorenauswahl und -ansprache
- 5.3 Due Diligence
- 5.4 Vertragsverhandlung und Vertragsdurchführung
- 6 Rechtliche Rahmenbedingungen und Restriktionen
- 6.1 Forderungsabtretung oder Vertragsübernahme
- 6.2 Hindernisse bei der Übertragung von Forderung und Sicherheiten
- 6.3 Bankgeheimnis
- 6.3.1 Rechtsgrundlagen und Anwendungsbereich
- 6.3.2 Ausnahmen der Verschwiegenheitspflicht
- 6.3.3 Varianten der Zustimmungseinholung
- 6.3.4 Entbehrlichkeit der Zustimmung des Darlehensnehmers
- 6.3.5 Rechtsfolgen bei Verletzung des Bankgeheimnisses
- 6.4 Datenschutz
- 6.4.1 Rechtsgrundlagen und Anwendungsbereich
- 6.4.2 Entbehrlichkeit der Zustimmung des Darlehensnehmers
- 6.4.3 Rechtsfolgen bei Verletzung des Datenschutzes
- 6.5 Amtsgeheimnis gemäß § 203 Abs. 2 StGB
- 6.6 Fazit zum Bankgeheimnis, Datenschutz und Amtsgeheimnis
- 6.7 Umsatzsteuerproblematik
- 6.8 Ausgliederung nach dem Umwandlungsgesetz
- 7 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht den Markt für notleidende Kredite (Non Performing Loans, NPLs) in Deutschland. Ziel ist es, die Rahmenbedingungen, den Transaktionsprozess und die beteiligten Akteure umfassend zu analysieren.
- Definition und Abgrenzung von Non Performing Loans
- Motive von Verkäufern und Käufern von NPLs
- Der deutsche Markt für Distressed Loans: Volumen und Entwicklung
- Der Transaktionsprozess bei NPLs: Vorbereitung, Due Diligence, Vertragsabschluss
- Rechtliche Rahmenbedingungen und Restriktionen, insbesondere Bankgeheimnis und Datenschutz
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Non Performing Loans (NPLs) ein und definiert die Problemstellung. Sie beschreibt den Umfang der Arbeit und gliedert den Aufbau. Die Arbeit setzt sich zum Ziel, die komplexen Rahmenbedingungen, den Markt und den Transaktionsprozess von NPLs zu beleuchten, wobei besonderes Augenmerk auf die rechtlichen Aspekte gelegt wird. Dies dient dem Verständnis des deutschen Marktes für notleidende Kredite.
2 Begriffsbestimmungen: Dieses Kapitel präzisiert zentrale Begriffe wie "Loan", "Non Performing Loan" (NPL) und "Distressed Loan". Es differenziert zwischen juristischen und betriebswirtschaftlichen Auslegungen von NPLs und erläutert verwandte Konzepte wie "Sub Performing Loan" und "Loan on Watch List". Diese klare Begriffsbestimmung bildet die Grundlage für die nachfolgenden Analysen.
3 Motive der Akteure: Dieser Abschnitt untersucht die Motivationen der Verkäufer und Käufer von NPLs. Für Verkäufer werden Faktoren wie Basel II-Regularien, Risikomanagement-Anforderungen und die Reduktion von Anstaltslasten als entscheidend dargestellt. Auf Käuferseite werden Anlagestrategien und Wettbewerbsvorteile im Fokus stehen. Die Analyse der unterschiedlichen Motive liefert ein Verständnis für die Dynamik des NPL-Marktes.
4 Der Markt für Distressed Loans: Das Kapitel beschreibt den Markt für notleidende Kredite in Deutschland, beleuchtet sein Volumen und die verschiedenen Lösungsmodelle für die Bearbeitung von NPLs. Es analysiert die Entwicklung des Marktes und zeigt die Trends und Herausforderungen auf. Dies bietet einen umfassenden Überblick über die Marktgegebenheiten.
5 Der Transaktionsprozess: Dieser Teil beschreibt detailliert den Ablauf des Transaktionsprozesses von NPLs. Er gliedert sich in Vorbereitungsphase (Organisation, Forderungsauswahl, Datenaufbereitung, Bietverfahren), Investorenauswahl, Due Diligence und die Vertragsverhandlung. Durch die detaillierte Beschreibung des Prozesses wird das praktische Vorgehen bei Transaktionen von NPLs transparent dargestellt.
6 Rechtliche Rahmenbedingungen und Restriktionen: Dieses umfangreiche Kapitel beleuchtet die relevanten rechtlichen Rahmenbedingungen und Restriktionen, die den Handel mit NPLs beeinflussen. Im Mittelpunkt stehen das Bankgeheimnis, der Datenschutz und das Amtsgeheimnis. Die jeweiligen Rechtsgrundlagen werden analysiert, Ausnahmen und Rechtsfolgen bei Verletzungen erörtert. Die Betrachtung dieser rechtlichen Aspekte ist für das Verständnis der Transaktionen von entscheidender Bedeutung.
Schlüsselwörter
Non Performing Loans (NPLs), Distressed Loans, Basel II, Risikomanagement, Anlagestrategien, Transaktionsprozess, Due Diligence, Bankgeheimnis, Datenschutz, Rechtsrahmen, deutscher Markt, Forderungsabtretung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Diplomarbeit: Der Markt für notleidende Kredite (NPLs) in Deutschland
Was ist der Gegenstand dieser Diplomarbeit?
Die Diplomarbeit analysiert umfassend den deutschen Markt für notleidende Kredite (Non Performing Loans, NPLs). Sie untersucht die Rahmenbedingungen, den Transaktionsprozess und die beteiligten Akteure, mit besonderem Fokus auf die rechtlichen Aspekte.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende zentrale Themen: Definition und Abgrenzung von NPLs, Motive von Verkäufern und Käufern, Volumen und Entwicklung des deutschen NPL-Marktes, der Transaktionsprozess (inkl. Due Diligence), sowie die relevanten rechtlichen Rahmenbedingungen wie Bankgeheimnis und Datenschutz.
Wie sind die Kapitel der Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit gliedert sich in sieben Kapitel: Einleitung (Problemstellung, Abgrenzung, Aufbau), Begriffsbestimmungen (Loan, NPL, Distressed Loan), Motive der Akteure (Verkäufer und Käufer), Der Markt für Distressed Loans (Volumen, Lösungsmodelle, Entwicklung), Der Transaktionsprozess (Vorbereitung, Due Diligence, Vertragsabschluss), Rechtliche Rahmenbedingungen und Restriktionen (Bankgeheimnis, Datenschutz, Amtsgeheimnis etc.) und schließlich ein Fazit.
Welche Begriffe werden in der Arbeit definiert?
Die Arbeit definiert zentrale Begriffe wie "Loan", "Non Performing Loan" (NPL), "Distressed Loan", "Sub Performing Loan" und "Loan on Watch List". Es werden sowohl juristische als auch betriebswirtschaftliche Auslegungen von NPLs erläutert.
Welche Motive von Verkäufern und Käufern von NPLs werden untersucht?
Bei Verkäufern werden Motive wie Basel II-Regularien, Risikomanagement-Anforderungen und die Reduktion von Anstaltslasten analysiert. Bei Käufern stehen Anlagestrategien und Wettbewerbsvorteile im Mittelpunkt.
Wie wird der deutsche Markt für Distressed Loans beschrieben?
Die Arbeit beschreibt das Volumen des deutschen Marktes, verschiedene Lösungsmodelle für NPLs und analysiert dessen Entwicklung, Trends und Herausforderungen.
Wie wird der Transaktionsprozess bei NPLs dargestellt?
Der Transaktionsprozess wird detailliert beschrieben, unterteilt in Vorbereitungsphase (Organisation, Forderungsauswahl, Datenaufbereitung, Bietverfahren), Investorenauswahl, Due Diligence und Vertragsverhandlung.
Welche rechtlichen Rahmenbedingungen werden betrachtet?
Die Arbeit befasst sich ausführlich mit den rechtlichen Rahmenbedingungen, insbesondere dem Bankgeheimnis, dem Datenschutz und dem Amtsgeheimnis. Es werden die jeweiligen Rechtsgrundlagen, Ausnahmen und Rechtsfolgen bei Verletzungen analysiert.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Non Performing Loans (NPLs), Distressed Loans, Basel II, Risikomanagement, Anlagestrategien, Transaktionsprozess, Due Diligence, Bankgeheimnis, Datenschutz, Rechtsrahmen, deutscher Markt, Forderungsabtretung.
- Citation du texte
- Raik Heinig (Auteur), 2007, Non Performing Loans. Rahmenbedingungen, Markt und Transaktionsprozess, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/67895