Alain Resnais: L année dernière á Marienbad - mise en conscience


Dossier / Travail de Séminaire, 2000

18 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Vorbemerkung zur Analyse

III. L’année dernière à Marienbad
1. Inhalt
2. Analyse der Handlungsstruktur
a) Das Schloßhotel
b) Beginn der Überredung
c) A, X und M
d) X im Zimmer von A
e) Das ‘Draußen’
f) A und M
g) Die Entscheidung

IV. Der Zeit-Begriff

V. Schluß

I. Einleitung

In der jungen Geschichte des französischen Films ergaben sich zahlreiche Berührungspunkte zwischen Literatur und Film, wobei hier nicht Literaturverfilmungen gemeint sind, sondern die gegenseitige Annäherung von Neuem Film und Neuem Roman als ein reziprokes Verhältnis.

Nachdem die Nouvelle Vague den surrealistischen Film ablöste und die persönliche Perspektive in der realistischen Darstellung gegenüber dem absoluten Blick, also gegen das ‘cinéma du papa’ postulierte, stellte sich auch bei den Nouveaux Romanciers die Frage, inwiefern die alte Literatur den neuen visuellen Möglichkeiten gerecht werden kann. Das ‘cinéma du papa’ findet hier seine Entsprechung in dem Schriftsteller Honoré de Balzac, dessen traditionelle Erzählweise innerhalb einer kohärenten Handlungsstruktur von den Nouveaux Romanciers als ein geschlossenes System erkannt und unter den veränderten Bedingungen in den 60er Jahren bezüglich des Medienwechsels für obsolet erklärt wurde. Alain Robbe-Grillet, der Kopf dieser Gruppe von SchriftstellerInnen, zu denen auch Nathalie Sarraute (Fruits d’or, 1963) und Michel Butor (La modification, 1957) zählten, forderte in seiner theoretischen Schrift ‘Pour un nouveau roman’ (1963) in erster Linie den radikalen Verzicht auf Bedeutsamkeit und Tiefe und das Anstreben einer Dominanz der wahrgenommenen Oberflächen (‘apparance’), wodurch persönliche Elemente in Form des Imaginären Wirklichkeitscharakter gewinnen sollen. Statt einer Handlung nach traditionellem Muster entstand nun „(...)ein abruptes Nacheinander von aneinandergereihten Momentaufnahmen(...)“[1], ähnlich der Montagetechnik des Films. Ganz bewußt bedienten sich AutorInnen wie Marguerite Duras (Hiroshima mon amour, 1959) oder Alain Robbe-Grillet (La jalousie, 19 ) filmischer Mittel, „(...)daß sogar von ‘Einfluß’ kaum mehr sinnvoll gesprochen werden kann, vielmehr (von) Konvergenz und Fusion der drei Medien Buch, Theater und Film(...).“[2] Auch wandten sich beide später selbst dem Filmemachen zu. Hervorzuheben ist hier, daß, nachdem sich der Film Jahrzehnte lang des Ideenreichtums der Literatur bediente, nun umgekehrt die alte Literatur in ihrer Entwicklung durch den noch relativ jungen Film erweitert wurde. Die sog. ‘textes bâtards’[3] bildeten somit die Schnittstelle zwischen Literatur und Film.

Als ‘ciné-roman’ bezeichnet man in diesem Zusammenhang ein zwischen Roman und Drehbuch angesiedeltes Werk, das zugleich dem Regisseur als Transkription dient. Es handelt sich um einen veröffentlichten Text zum Film, der vorerst keine Kameraanweisungen oder sonstige technische Hinweise beinhaltet.

Das Drehbuch des Films „L’année dernière á Marienbad“[4], von Alain-Robbe-Grillet 1961 verfaßt und von Alain Resnais im selben Jahr verfilmt, kann als ein solcher bezeichnet werden. Allerdings wurden von Robbe-Grillet während der Zusammenarbeit zwischen ihm und dem Regisseur minuziöse Vorgaben zu Kameraeinstellungen, Ton, Musik und Dialogen gemacht.

Es erschien mir wichtig, schon im Vorfeld dieser Arbeit zu beschreiben, in welchem Bezugsrahmen Marienbad gesehen werden muß und welche Rolle dabei dem Autor Alain Robbe-Grillet und seiner Konzeption zukommt. Jedoch möchte ich in dieser Arbeit im Wesentlichen den Film als ein autonomes Werk betrachten und werde daher nicht mehr explizit auf den Einfluß der Nouveau Roman - Bewegung eingehen.

Anhand einiger biografischer Daten Alain Resnais werde ich zunächst seine Position in der französischen Filmgeschichte der 50er und 60er Jahre skizzieren. Innerhalb der Handlungs- analyse gehe ich auch auf grundlegende Gestaltungs - und Stilmittel ein. Der zentrale Begriff der Zeit soll am Ende anhand der Überlegungen von Gilles Deleuze in seinem Werk „Das Zeit-Bild“ besonders herausgestellt werden.

II. Vorbemerkung zur Analyse

Alain Resnais, die Nouvelle Vague und der Nouveau Roman

Alain Resnais gilt als einer der führenden Vertreter der Nouvelle Vague in den späten 50er Jahren. Das Zentrum dieser Bewegung bildete die Gruppe der Filmemacher, die auch als Kritiker für die Zeitschrift ‘cahier du cinéma’ unter der Leitung von André Bazin schrieben. Jean-Luc Godard, Francois Truffaut, Claude Chabrol, Eric Rohmer und Jaques Rivette arbeiteten hier ein Konzept aus, das sich um einen neuen theoretischen Ansatz in der französischen Filmgeschichte bemühte. Wegweisend für diesen Ansatz ist der Aufsatz „La caméra-stylo“ (1948) von Alexandre Astruc, in dem für den Film die Möglichkeit des Ausdrucks einer persönlichen, subjektiven Perspektive gefordert wird: „(...) it (the cinema) is gradually becoming a language. By language, I mean a form in which and by which an artist can express his thoughts however abstract they may be, or translate his obsessions exactly as he does in a contemporary essay or novel.“[5] Ein spontanes Autorenkino wird angestrebt, in dem bildliche und sprachliche Elemente sowie verschiedenartigste Zeichen und Zitate auf eine neue Art und Weise miteinander verknüpft werden. Die Regeln der ‘découpage classique’ aus Hollywood werden ignoriert. Statt dessen sollen bevorzugt die Bilder, nicht die Worte eine Geschichte erzählen. Dabei wird auch über das Filmemachen an sich reflektiert. Die kritische Auseinandersetzung mit dem amerikanischen Kino führt zu einem Experimentieren mit klassischen Genres, die einerseits durch Kommentare erweitert und andererseits durch Überspitzung parodiert werden.

[...]


[1] Wehle, W.: „Französischer Roman der Gegenwart“, Berlin 1972 S. 123

[2] Albersmeier, F.J.: „Theater, Film und Literatur in Frankreich“, Darmstadt 1992 S. 163

[3] ebd. S. 164

[4] Robbe-Grillet, Alain: „Letztes Jahr in Marienbad“, Übers.: Scheffel, H., München 1961

[5] Monaco, James: „Alain Resnais“, London 1978 S. 8

Fin de l'extrait de 18 pages

Résumé des informations

Titre
Alain Resnais: L année dernière á Marienbad - mise en conscience
Université
Humboldt-University of Berlin  (Institut für deutsche Philologie)
Cours
Film als Laboratorium sozialer Phantasien
Note
1,3
Auteur
Année
2000
Pages
18
N° de catalogue
V6795
ISBN (ebook)
9783638142878
Taille d'un fichier
522 KB
Langue
allemand
Mots clés
Nouvelle Vague
Citation du texte
Constanze Meier (Auteur), 2000, Alain Resnais: L année dernière á Marienbad - mise en conscience, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6795

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