Als Dogma 95 wird eine Gruppe von dänischen Filmregisseuren bezeichnet, zu der vor allem Lars von Trier als Kopf der Bewegung, der junge Regisseur Thomas Vinterberg,der durch seine Kinderfilme bekannte Søren Kragh-Jacobsen sowie der Werbefilmer Kristian Levring gehörten. Die dänische Dogma-Bewegung begann 1995vt in Paris,bereits sieben Jahren später erklärte sie ihr offizielles Ende. Doch ihre ästhetische Ausstrahlung und ihr kommerzieller Erfolg haben Spuren hinterlassen.Als Vertreter von Dogma 95 wendete sich Lars von Trier am 20. März 1995 erstmals an die Öffentlichkeit. Gelegenheit dazu gab ein Symposium zur Zukunft des Kinos, das anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Kinematografie im Pariser Odéon-Theater stattfand. Trier stürmte die Bühne, verkündete ein radikales Manifest zur Rettung des Films, warf rote Flugblätter ins Publikum und verschwand ohne weitere Erklärungen. Das Manifest wendet sich gegen das ihren Urhebern zufolge dekadente, individualisierte Kino der Illusionen. Im Namen einer neuen Ehrlichkeit forderten die vier Dänen Filmemacher dazu auf, mit all dem Glitzer und all der Verlogenheit des Kinos der unbegrenzten Möglichkeiten zu brechen, dem sie eine neue Einfachheit entgegensetzten: Modische Effekte und technische Spielereien, ja sogar der „Geschmack“ des Regisseurs sollte aus der Filmproduktion verbannt werden. Zurück zur Unmittelbarkeit, zu Originalschauplätzen und zum Originalton hieß die Devise; nicht die Kamera bestimmt das Geschehen, sondern das Spiel der Darsteller. Über diesen Weg wollten die Dogma-Brüder das Filmemachen wieder zurück zur Realität und zur Redlichkeit holen: Filmischer Purismus, mit dem Ziel, eine neue Authentizität des Kinos zu erreichen. Die im Dogma-Manifest postulierte Abkehr von den Konventionen des Films soll in dieser Arbeit vorwiegend mit Blick auf die fortschreitende technische Perfektionierung der Illusionsverfahren diskutiert werden, die z.B. im Hollywoodkino eine extreme Anwendungfinden. Nach einer kurzen Einführung folgt zunächst ein Vergleich der ersten drei Dogma-Filme unter formalästhetischen wie inhaltlichen Aspekten. Anschließend soll Die vier dänischen Regisseure bezeichneten sich als Dogma-Brüder. Genauere Informationen zu Leben und Werk der vier Filmemacher finden sich im Anhang. Das Manifest wurde von Trier und Vinterberg verfasst.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Dogma 95 – Eine Einführung
- 2.1 Manifest und Keuschheitsgelübde
- 2.2 Dogma-Filme
- 2.3 Offizielles Ende der Bewegung
- 3. Ein Vergleich von Dogma 1-3
- 3.1 Formal
- 3.2 Montage, Erzählweise und Dramaturgie
- 3.3 Inhaltlich
- 3.3.1 Kritik des Bürgerlichen
- 3.3.2 Idiotie und Verrücktheit
- 3.3.3 Sexualität
- 4. Wie dogmatisch wurde Dogma 95 umgesetzt?
- 5. Auf der Suche nach Authentizität
- 6. Marke Dogma als Genre
- 7. Dogma 95 im filmhistorischen Kontext
- 7.1 Dziga Vertov (Kinoglas): „Wir blenden die Sterne mit unseren Projektoren!“
- 7.2 Italienischer Neorealismus: „Das Heute, Heute, Heute, Heute.“
- 7.3 Nouvelle Vague: „Der Film von morgen wird ein Akt der Liebe sein.“
- 7.4 Neuer Deutscher Film: „Der alte Film ist tot. Wir glauben an den neuen.“
- 8. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die Dogma 95 Bewegung, ein Kollektiv von Filmregisseuren, das im Frühling 1995 in Kopenhagen gegründet wurde. Sie untersucht das Dogma 95 Manifest und die Keuschheitsgelübde, die den Kern der Bewegung bilden. Die Arbeit beleuchtet die wichtigsten Dogma-Filme, analysiert formal-dramaturgische Aspekte sowie inhaltliche Schwerpunkte und untersucht, inwieweit Dogma 95 in der Praxis umgesetzt wurde. Darüber hinaus wird die Suche nach Authentizität im Kontext der Bewegung betrachtet und die Frage aufgeworfen, ob Dogma 95 als eigenes Genre bezeichnet werden kann. Die Arbeit verortet Dogma 95 im filmhistorischen Kontext und stellt Verbindungen zu anderen wichtigen Strömungen wie dem sowjetischen Kino, dem italienischen Neorealismus, der Nouvelle Vague und dem Neuen Deutschen Film her.
- Das Dogma 95 Manifest und seine Kernaussagen
- Die Umsetzung des Dogma-Prinzips in der Praxis
- Formal-dramaturgische Besonderheiten der Dogma-Filme
- Die Suche nach Authentizität in den Dogma-Filmen
- Dogma 95 im Kontext filmhistorischer Strömungen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema Dogma 95 ein und skizziert die Zielsetzung der Arbeit. Kapitel 2 bietet eine umfassende Einführung in die Dogma 95 Bewegung, einschließlich des Manifests, der Keuschheitsgelübde, der wichtigsten Dogma-Filme und des offiziellen Endes der Bewegung. In Kapitel 3 werden die ersten drei Dogma-Filme formal, dramaturgisch und inhaltlich miteinander verglichen. Hierbei werden unter anderem die Kritik des Bürgerlichen, die Darstellung von Idiotie und Verrücktheit sowie die Behandlung des Themas Sexualität in den Filmen beleuchtet. Kapitel 4 untersucht, wie dogmatisch Dogma 95 in der Praxis umgesetzt wurde. Kapitel 5 befasst sich mit der Suche nach Authentizität in der Bewegung, während Kapitel 6 die Frage erörtert, ob Dogma 95 als eigenes Genre bezeichnet werden kann. Kapitel 7 verortet Dogma 95 im filmhistorischen Kontext und stellt Verbindungen zu anderen wichtigen Strömungen wie dem sowjetischen Kino, dem italienischen Neorealismus, der Nouvelle Vague und dem Neuen Deutschen Film her.
Schlüsselwörter
Dogma 95, Film, Manifest, Keuschheitsgelübde, Authentizität, Realismus, Genre, Filmgeschichte, Dziga Vertov, Italienischer Neorealismus, Nouvelle Vague, Neuer Deutscher Film, Kritik des Bürgerlichen, Idiotie, Verrücktheit, Sexualität.
- Quote paper
- Ann-Kristin Weiß (Author), 2007, Dogma 95 - Befreiung durch Verzicht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/68068