Die Medien gelten in der Politikwissenschaft neben Judikative, Exekutive und
Legislative als die vierte Macht im Staat, als eine tragende Säule moderner
Demokratien im Informationszeitalter. Ihnen wird die Aufgabe zugedacht, in
modernen Massengesellschaften den notwendigen öffentlichen Raum
herzustellen, in dem sich demokratische, also zustimmungsabhängige und
informationspflichtige Herrschaft verwirklichen kann. Damit haben sie vor allem
die Funktion, grundlegende Quelle politisch relevanter Informationen zu sein, die
jedem einzelnen Staatsbürger die Teilnahme am politischen Leben einer
demokratisch organisierten Gesellschaft ermöglichen soll.
Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist das Fernsehen. Ein Medium, dessen
gesellschaftliche Bedeutung im alltäglichen und politischen Leben stetig
zunimmt. Neben der Presse ist es für die meisten in einer Demokratie lebenden
Menschen bereits heute die wichtigste Informationsquelle und für viele, gerade
Angehörige der unteren Gesellschaftsschichten, oftmals die Einzige.
[...] Grundlage der Arbeit bildet eine dieser weitverbreiteten Auffassung
entgegengesetzte Argumentation des französischen Soziologen Pierre Bourdieu.
In seinen beiden Vorlesungen „Über das Fernsehen“ stellt er das Funktionieren
des Mediums in Hinblick auf die Schaffung eines demokratisch öffentlichen
Raumes, die Verbreitung politisch relevanter Informationen für die Bürger und
die Gewährleistung freier Meinungsäußerung unter den Bedingungen
liberalistischer Wirtschaftsstrukturen in Frage. Bourdieus Argumentation geht
soweit, in der jetzigen Form des Mediums eine Gefahr für die Demokratie zu
sehen.
In der Arbeit sollen Bourdieus Bedenken anhand der Situation des deutschen und
französischen Mediensystems auf ihre Begründetheit hin überprüft werden.
Hierfür erfolgt in Kapitel 1 eine ausführliche Zusammenfassung Bourdieus
Argumentation und Sichtweise. Daran schließt sich in Kapitel 2 eine Einordnung
des Gegenstandes in die Politikwissenschaft sowie eine Begründung, warum sie
sich mit dem Phänomen Fernsehen beschäftigen sollte, an. Im mittleren Teil der
Arbeit, Kapitel 3 und 4, werden mit Hilfe einer schwerpunktmäßigen Analyse der
Situation des Fernsehens in Frankreich und Deutschland beide Mediensysteme
einander gegenübergestellt. Kapitel 5 beinhaltet einen kurzen zusammenfassenden
Vergleich. In der Schlussbetrachtung findet sich dann die Bewertung der
Gefahren, die Bourdieu im Fernsehen sieht, aus politikwissenschaftlicher Sicht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Pierre Bourdieu „Über das Fernsehen“
- 1.1. Das journalistische Feld
- 1.2. Mechanismen einer ungewollten, wirksamen politischen Zensur
- 1.3. Die Gefahren des Fernsehens für die Demokratie
- 1.4. Lösungsansätze
- 2. Fernsehen aus politikwissenschaftlicher Sicht
- 3. Zur Situation des Fernsehens in Frankreich
- 3.1. Politische und kulturelle Aufgaben des französischen Fernsehens
- 3.2. Institutionelle und normativ-rechtliche Rahmenbedingungen des französischen Fernsehens
- 3.3. Die Rolle des Fernsehens im Prozess der politischen Kommunikation
- 4. Zur Situation des Fernsehens in Deutschland
- 4.1. Die gesellschaftliche Rolle des Fernsehens in Deutschland
- 4.2. Institutionelle und normativ-rechtliche Rahmenbedingungen des deutschen Fernsehens
- 4.3. Die Rolle des Fernsehens im Prozess der politischen Kommunikation
- 5. Vergleich der Fernsehsysteme Frankreichs und Deutschlands
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Argumentation des französischen Soziologen Pierre Bourdieu, der im Medium Fernsehen eine Gefahr für die Demokratie sieht. Anhand einer vergleichenden Analyse der Fernsehsysteme in Frankreich und Deutschland wird überprüft, ob Bourdieus Bedenken berechtigt sind.
- Kritik am Fernsehen als demokratischem Medium
- Die Rolle des journalistischen Feldes in der politischen Kommunikation
- Institutionelle und normativ-rechtliche Rahmenbedingungen des Fernsehens
- Das Verhältnis von Fernsehen und Demokratie
- Vergleich der Fernsehsysteme in Frankreich und Deutschland
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 stellt Bourdieus Argumentation dar, dass das Fernsehen aufgrund seiner Produktionsbedingungen und der Zwänge, denen die Akteure unterliegen, nicht in der Lage ist, einen demokratischen öffentlichen Raum zu schaffen. Kapitel 2 ordnet das Thema Fernsehen in die Politikwissenschaft ein und begründet die Relevanz der Auseinandersetzung mit dem Medium.
Kapitel 3 und 4 analysieren die Situation des Fernsehens in Frankreich und Deutschland, wobei die politischen und kulturellen Aufgaben, die institutionellen Rahmenbedingungen und die Rolle des Fernsehens in der politischen Kommunikation im Fokus stehen. Kapitel 5 fasst die Ergebnisse der Analyse beider Mediensysteme zusammen.
Schlüsselwörter
Fernsehen, Demokratie, Pierre Bourdieu, Journalismus, Politikwissenschaft, Frankreich, Deutschland, politische Kommunikation, Medienlandschaft, institutionelle Rahmenbedingungen.
- Arbeit zitieren
- Robert Meyer (Autor:in), 2006, Das Fernsehen - Eine Gefahr für die Demokratie?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/68158