Holdingstrukturen stellen seit Jahren eine beliebte Form der Gestaltung nationaler und internationaler
unternehmerischer Betätigung dar. Sie erlangen als Folge der Globalisierung
der Wirtschaft zunehmende Bedeutung im Rahmen grenzüberschreitender Unternehmenszusammenschlüsse.
Bei Aufbau und Standortentscheidung internationaler Konzerne können
neben vielfältigen funktionalen und organisatorischen Gründen auch steuerliche Aspekte
eine wichtige Rolle spielen. Der sich verschärfende internationale Wettbewerb sowie
der Zwang zur Kostenreduzierung stellt Unternehmen vor die Notwendigkeit, historische
Standortentscheidungen im Hinblick auf Kosten- bzw. Steuereinsparungen zu überprüfen.
Daraus ergibt sich ein latenter Anreiz dort zu investieren, wo attraktivere steuerliche Ra hmenbedingungen
vorherrschen.
Durch Implementierung einer Holdinggesellschaft als selbstständiger Steuerrechtsträger,
eröffnet sich die Möglichkeit einer Partizipation am nationalen und internationalen Steue rrecht
des jeweiligen Holding-Standortes. Bei entsprechender Ausgestaltung des nationalen
Steuerrechtes in Kombination mit dem Steuerrecht anderer beteiligter Staaten, kann sich
gegenüber einer Direktinvestition von der Mutter- in die Tochtergesellschaften eine geringere
Gesamtsteuerbelastung ergeben.
Auf die Schaffung von Holdingprivilegien europäischer Nachbarstaaten reagierte der deutsche
Gesetzgeber im Jahr 1993 verhältnismäßig spät mit Verbesserungen der steuerlichen
Rahmenbedingungen durch das Standortsicherungsgesetz1. Erklärtes Ziel war die Förderung
des gesamtwirtschaftlichen Wachstums, die Erhaltung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit
der deutschen Wirtschaft und die Sicherung der Attraktivität der Bundesrepublik
Deutschland als Wirtschaftsstandort. Dabei sollten steuerliche Hemmnisse für Investitionen
in inländische Holdinggesellschaften beseitigt werden. Die wenigen spezifischen
Holdingvorschriften des deutschen (internationalen) Steuerrechts wurden durch die
Gesetze zur Reform der Unternehmensbesteuerung, zuletzt im Rahmen des Unterne hmenssteuerfortentwicklungsgesetz,
zum Teil einschne idend verändert. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Grundlagen einer Holding
- Begriffsbestimmung und Wesensmerkmale
- Definitionsansatz
- Beteiligungen
- Rechtsform
- Begriffliche Abgrenzung
- Typologisierung
- Funktionale Differenzierung
- Die Finanz- oder Beteiligungsholding
- Die Führungsholding
- Hierarchische Differenzierung
- Die Dachholding
- Die Zwischenholding
- Regionale Differenzierung
- Die Auslandsholding
- Die Landesholding
- Funktionale Differenzierung
- Rechtsgrundlagen
- Holding und Konzernbegriff
- Die Holding als Strukturelement internationaler Konzerne
- Abgrenzung Holding vs. Konzern
- Begriffsbestimmung und Wesensmerkmale
- Der Holdingstandort im Rahmen der Steuerplanung
- Ansatzpunkte der Steuerplanung für international tätige Unternehmen
- Anforderungen an den Holdingstandort
- Besteuerung von Holding-Strukturen
- Gewinnausschüttungen
- Veräußerungsgewinne
- Maßnahmen zur Vermeidung bzw. Milderung einer Doppelbesteuerung
- Steueranrechnungsmethode
- Steuerfreistellungsmethode
- Doppelbesteuerungsabkommen
- Mutter-Tochter-Richtlinie
- Quellenbesteuerung
- Ergebnis
- Auswirkungen der Unternehmenssteuerreform auf den Holdingstandort Deutschland
- Einleitung
- Beteiligungsertragsbefreiung (§ 8b Abs. 1 KStG)
- Besteuerung vor der Unternehmenssteuerreform
- Änderungen durch das Steuersenkungsgesetz
- Änderungen durch das Unternehmenssteuerfortenwicklungsgesetz
- Auswirkungen auf die Gewerbesteuer
- Zeitliche Anwendung
- Veräußerungsgewinnfreistellung (§ 8b Abs. 2 KStG)
- Besteuerung vor der Unternehmenssteuerreform
- Änderungen durch das Steuersenkungsgesetz
- Änderungen durch das Unternehmenssteuerfortenwicklungsgesetz
- Auswirkungen auf die Gewerbesteuer
- Zeitliche Anwendung
- Abzugsbeschränkungen und Abzugsverbote von Betriebsausgaben
- Problemstellung
- Betriebsausgaben und steuerfreie Bezüge
- Inlandsbeteiligungen
- Auslandsbeteiligungen
- Änderungen durch das Unternehmenssteuerfortentwicklungsgesetz
- Zeitliche Anwendung
- Gestaltungsmöglichkeiten
- Ballooning-Modell
- Poolrefinanzierung
- Organschaft
- Auswirkungen auf die Finanzierung durch Holdinggesellschaften
- Fremdfinanzierung einer ausländischen Beteiligungsgesellschaft durch Gewährung eines Gesellschafterdarlehens einer inländischen Holding
- Eigenfinanzierung einer ausländischen Beteiligungsgesellschaft durch Fremdkapitalaufnahme einer inländischen Holding
- Verluste und Teilwertabschreibungen
- Problemstellung
- Berücksichtigung von Gewinnminderungen vor der Unternehmenssteuerreform
- Änderungen durch das Steuersenkungsgesetz
- Änderungen durch das Unternehmenssteuerfortentwicklungsgesetz
- Zeitliche Anwendung
- Ergebnis
- Die Gesellschafter-Fremdfinanzierung
- Problemstellung
- Grundkonzeption der Unterkapitalisierungsregelung
- Rechtsfolgen einer überhöhten Gesellschafter-Fremdfinanzierung
- Ausnahmen
- Änderungen durch das Steuersenkungsgesetz
- Bedeutung der Änderungen für den Holdingstandort Deutschland
- Konkurrenzverhältnis von § 8a KStG zu steuerlichen Abzugsverboten
- Inlandsbeteiligungen
- Auslandsbeteiligungen
- Zeitliche Anwendung
- Ergebnis
- Die Hinzurechnungsbesteuerung
- Problemstellung
- Änderungen der Hinzurechnungsbesteuerung durch das Steuersenkungsgesetz
- Absenkung der Grenze einer „niedrigeren Besteuerung“
- Einführung der „Hinzurechnungssteuer“
- Konzernstrukturabhängige Hinzurechnungsbesteuerung
- Erträge aus der Konzernfinanzierung
- Änderungen durch das Unternehmenssteuerfortentwicklungsgesetz
- Tatbestandsvoraussetzungen
- Beteiligung an einer ausländischen Zwischengesellschaft
- Grenze einer „niedrigeren Besteuerung“
- Aktive Einkünfte
- Streichung der „Hinzurechnungssteuer“
- Konzernstrukturabhängige Hinzurechnungsbesteuerung
- Erträge aus der Konzernfinanzierung
- Tatbestandsvoraussetzungen
- Zeitliche Anwendung
- Ergebnis
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der steuerlichen Bedeutung von Holdinggesellschaften im internationalen Kontext. Sie analysiert die rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Holdingstrukturen und untersucht die Auswirkungen der Unternehmenssteuerreform auf den Holdingstandort Deutschland.
- Die rechtliche und wirtschaftliche Definition von Holdinggesellschaften
- Die steuerliche Gestaltung von Holdingstrukturen im internationalen Umfeld
- Die Auswirkungen der Unternehmenssteuerreform auf die Steuerplanung von Holdinggesellschaften
- Die Bedeutung der Holdinggesellschaft für die Steuerplanung internationaler Konzerne
- Die Herausforderungen und Chancen des Holdingstandorts Deutschland im internationalen Wettbewerb
Zusammenfassung der Kapitel
- Das erste Kapitel führt in die Thematik der Holdinggesellschaften ein und skizziert die Zielsetzung und den Aufbau der Arbeit. Es definiert den Begriff der Holdinggesellschaft und erläutert ihre verschiedenen Ausprägungen.
- Kapitel 2 beleuchtet die rechtlichen Grundlagen der Holdinggesellschaft und geht auf die Abgrenzung zur Konzernstruktur ein. Es analysiert die verschiedenen Arten von Holdinggesellschaften und ihre Funktionen im internationalen Kontext.
- Im dritten Kapitel werden die steuerlichen Aspekte des Holdingstandorts im Rahmen der Steuerplanung international tätiger Unternehmen diskutiert. Es werden die Anforderungen an einen optimalen Holdingstandort sowie die verschiedenen Besteuerungsformen von Holdingstrukturen beleuchtet.
- Kapitel 4 untersucht die Auswirkungen der Unternehmenssteuerreform auf den Holdingstandort Deutschland. Es analysiert die neuen Regelungen zur Beteiligungsertragsbefreiung und zur Veräußerungsgewinnfreistellung sowie die damit verbundenen Auswirkungen auf die Gewerbesteuer.
- In Kapitel 5 wird die Gesellschafter-Fremdfinanzierung im Zusammenhang mit Holdingstrukturen behandelt. Es werden die rechtlichen Rahmenbedingungen und die Bedeutung der Unterkapitalisierungsregelung für den Holdingstandort Deutschland beleuchtet.
- Kapitel 6 widmet sich der Hinzurechnungsbesteuerung von ausländischen Beteiligungen. Es werden die Änderungen der Hinzurechnungsbesteuerung durch das Steuersenkungsgesetz und das Unternehmenssteuerfortentwicklungsgesetz diskutiert.
Schlüsselwörter
Holdinggesellschaft, Konzern, Steuerplanung, internationale Besteuerung, Unternehmenssteuerreform, Holdingstandort, Deutschland, Beteiligungsertragsbefreiung, Veräußerungsgewinnfreistellung, Unterkapitalisierungsregelung, Hinzurechnungsbesteuerung.
- Quote paper
- Bianca Buschmann (Author), 2002, Besteuerung des Holdingstandortes Deutschland nach der Unternehmenssteuerreform, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6838