1.1. Einleitung
In meiner Arbeit möchte ich die Wandlungen darstellen, denen die Innungskrankenkassen seit der Entwicklung aus den Handwerkszünften und -innungen als Teil der Gesetzlichen Krankenversicherung unterworfen waren.
Die Theorien und Entwicklungen, die dem Titel zu entnehmen sind, habe ich weitgehend in sozialpolitischem Sinne interpretiert und daher auch auf diesen Bereich meine Themengewichtung gelegt. Gleichwohl wende ich differente soziologische Theorien und
Strömungen der letzten 40 Jahre auf dieses überaus komplexe Gebiet an. Aus diesem Grunde sind verschiedene Ausführungen, auf die System- oder Konflikttheoretiker vielleicht größeren Augenmerk gerichtet hätten, kürzer gefaßt als andere Kapitel. Verzichten wollte ich jedoch auf kein Sachgebiet, das auch nur annähernd Berührungspunkte mit dem Thema „sozio-politische Theorien und Strömungen in Verbindung mit der Gesetzlichen Krankenversicherung am Beispiel der Innungskrankenkasse Düsseldorf und Neuss“ bot.
Neben dem innergesellschaftlichen Wandel habe ich auch einen Schwerpunkt in der ökonomischen Entwicklung der letzten 40 Jahre gesehen.
Berücksichtigen werde ich weiterhin die unterschiedlichen Strömungen, die in den letzten 100 Jahren das Kranken-versicherungssystem zum Spielball der politischen und wirtschaftlichen Prozesse in den verschiedenen Gesellschafts- und Staatsformen werden ließen. Dabei ist insbesondere die Situation der Innungskrankenkasse mit ihrer zwar eingeschränkten, dafür jedoch relativ konsistenten Versichertenstruktur hervorzuheben.
Im theoretischen Teil vergleiche ich theoretische Modelle so unterschiedlicher Soziologen wie Schmoller, Veblen und Coser.
Bezüglich des Sozialen Wandels beschreibe ich die Definition, die der Begründer dieses Ausdrucks, William F. Ogburn, zu Beginn des Jahrhunderts bzw. um 1925-1930 gibt.
Weiterhin analysiere ich den Sozialen Wandel, wie ihn der US-amerikanische Soziologe Lewis A. Coser in den 50er Jahren erläutert und wende ihn, soweit es möglich ist, auf die
sozialpolitische Situation an, die ich in meiner Arbeit beschreibe.
Kurz erleuchte ich die Position, die der deutsche Nationalökonom Gustav von Schmoller zu Fragen der sozio-politischen Problematik des ausgehenden 19. Jahrhunderts einnahm.
[...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. EINLEITUNG
- 1.1. Einleitung
- 2. BEGRIFFLICHE UND THEORETISCHE GRUNDLAGEN
- 2.1. Der Faktor Gesundheit als politisches und ökonomisches Gut
- 2.2. Zur Begrifflichkeit des „Sozialen Wandels“
- 3. ZÜNFTE UND INNUNGEN
- 3.1. Geschichte der Zünfte
- 3.2. Die Organisation einer Zunft
- 3.3. Vertrauens- und Zwangsbeziehungen ehedem und heutzutage
- 3.4. Gustav v. Schmollers Ansatz
- 4. DIE GESCHICHTE DER GESETZLICHEN KRANKENVERSICHERUNG
- 4.1. Die Einführung der Gesetzlichen Krankenversicherung durch Bismarck und die „Kaiserliche Botschaft“
- 4.2. Die Gesetzliche Krankenversicherung vor Einführung der Reichsversicherungsordnung (RVO)
- 4.3. Weiterentwicklung durch die RVO
- 4.4. Rechtsentwicklung in der Weimarer Republik
- 4.5. Die Zeit des Nationalsozialismus
- 4.6. Die zonalen Unterschiede nach 1945
- 4.7. Gesetzesmodifikationen in den letzten 40 Jahren
- 5. DIE GESCHICHTE DER INNUNGSKRANKENKASSEN
- 5.1. Die Entwicklung der Innungskrankenkassen im Rahmen der Gesetzlichen Krankenversicherung
- [INTERMEZZO: Die Innungskrankenkassen in Düsseldorf um die Jahrhundertwende]
- 6. DIE GESCHICHTE DER INNUNGSKRANKENKASSE DÜSSELDORF UND NEUSS
- 6.1. Von den Anfängen bis heute
- 7. FAKTOREN EINER SICH VERÄNDERNDEN UMWELT
- 7.1. Die Gesetzliche Krankenversicherung als ein Element der Theorie eines Systems im Wandel (nach Herder-Dorneich)
- 7.2. Gesundheitspolitik (Die Leistungsfähigkeit der GKV)
- 7.3. Sozial- und Gesundheitspolitik angesichts einer „Kostenexplosion“ im Gesundheitswesen (Die Neustrukturierung des Gesundheitswesens)
- 7.4. Die Krise der Wohlfahrtsgesellschaft
- 7.5. Der Wertewandel nach Klages
- 7.6. Kostendämpfungspolitik als Reaktion auf erhöhte Ausgaben auf dem Gesundheitssektor (Das „Gesundheitsreform-“ und das „Gesundheitsstrukturgesetz“)
- 7.7. Strukturwandel im Handwerk
- 7.8. Der demographische Wandel in der bundesdeutschen Gesellschaft
- 7.9. Sozialstruktur des Handwerks (Wie ist die Konstanz der Handwerker-Demographie nach Fourastiés „Drei-Sektoren-Modell“?)
- 8. DIE KRANKENVERSICHERUNG IM WANDEL DER GESELLSCHAFT
- 8.1. Die Sozialversicherung und die „Soziale Frage“
- 8.2. Wandel im Gesundheitswesen
- 8.3. Der Wandel im Panorama der Krankheiten
- 8.4. Technisierung des Gesundheitswesens
- 8.5. Zunahme der personellen Besetzung
- 8.6. Wandel in der Wirtschaft
- 8.7. Funktionswandel der Krankenversicherung
- 9. DER FUNKTIONSWANDEL DER INNUNGSKRANKENKASSE DÜSSELDORF UND NEUSS
- 9.1. Die strukturelle Umorientierung der IKK Düsseldorf und Neuss
- 9.2. Unternehmenspolitik der IKK Düsseldorf und Neuss (Ein Modell)
- 9.3. Die Organisationsstruktur einer fiktiven „IKK Nordrhein“
- 9.4. Zusammensetzung der Organe der „IKK Nordrhein“
- 9.5. Schlußbemerkung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Entwicklung der Innungskrankenkassen seit ihrem Ursprung in den Handwerkszünften und -innungen als Teil der Gesetzlichen Krankenversicherung. Die Untersuchung konzentriert sich auf den Einfluss sozio-politischer Theorien und Entwicklungen auf die Mitglieder- und Organisationsstruktur der Innungskrankenkasse Düsseldorf und Neuss seit dem Zweiten Weltkrieg.
- Der Wandel der Innungskrankenkassen als Teil der Gesetzlichen Krankenversicherung
- Der Einfluss sozio-politischer Theorien auf die Entwicklung der Innungskrankenkassen
- Die Auswirkungen des Sozialen Wandels auf die Mitglieder- und Organisationsstruktur der Innungskrankenkasse Düsseldorf und Neuss
- Die Rolle der ökonomischen Entwicklung in der Transformation der Innungskrankenkassen
- Die Herausforderungen und Chancen, denen die Innungskrankenkassen im Wandel der Gesellschaft gegenüberstehen
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Die Einleitung stellt das Thema und die Zielsetzung der Arbeit vor. Es wird auf den Schwerpunkt der sozio-politischen Betrachtungsweise sowie die Relevanz der ökonomischen Entwicklung hingewiesen.
- Kapitel 2: In diesem Kapitel werden grundlegende Begriffe und Theorien des Sozialen Wandels sowie die Bedeutung des Faktors Gesundheit im politischen und ökonomischen Kontext beleuchtet.
- Kapitel 3: Die Geschichte der Zünfte und Innungen wird dargestellt. Es werden die Organisation, Vertrauens- und Zwangsbeziehungen sowie der Ansatz von Gustav v. Schmoller behandelt.
- Kapitel 4: Dieses Kapitel befasst sich mit der Geschichte der Gesetzlichen Krankenversicherung seit ihrer Einführung durch Bismarck bis hin zu den Gesetzesmodifikationen der letzten 40 Jahre.
- Kapitel 5: Die Entwicklung der Innungskrankenkassen im Rahmen der Gesetzlichen Krankenversicherung wird untersucht, wobei ein Intermezzo die Innungskrankenkassen in Düsseldorf um die Jahrhundertwende beleuchtet.
- Kapitel 6: Die Geschichte der Innungskrankenkasse Düsseldorf und Neuss wird von ihren Anfängen bis heute nachgezeichnet.
- Kapitel 7: Dieser Abschnitt beleuchtet verschiedene Faktoren, die die Umwelt der Innungskrankenkassen beeinflussen, wie z.B. die Theorie eines Systems im Wandel, Gesundheitspolitik, Sozial- und Gesundheitspolitik angesichts einer Kostenexplosion, die Krise der Wohlfahrtsgesellschaft, Wertewandel, Kostendämpfungspolitik, Strukturwandel im Handwerk, demographischer Wandel und die Sozialstruktur des Handwerks.
- Kapitel 8: Der Wandel der Krankenversicherung im Kontext der gesellschaftlichen Entwicklung wird betrachtet, wobei die "Soziale Frage", der Wandel im Gesundheitswesen, im Panorama der Krankheiten, die Technisierung und personelle Besetzung des Gesundheitswesens sowie der Wandel in der Wirtschaft und der Funktionswandel der Krankenversicherung im Vordergrund stehen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die sozio-politischen Theorien und Entwicklungen, die die Mitglieder- und Organisationsstruktur der Innungskrankenkasse Düsseldorf und Neuss seit dem Zweiten Weltkrieg beeinflusst haben. Wichtige Themenbereiche sind die Geschichte der Gesetzlichen Krankenversicherung, der Wandel des Gesundheitswesens, die Rolle des Sozialen Wandels, die Bedeutung der ökonomischen Entwicklung, die Herausforderungen der Kostendämpfungspolitik, der demographische Wandel und die Sozialstruktur des Handwerks. Die Arbeit befasst sich mit relevanten Soziologen wie Schmoller, Veblen, Coser, Ogburn und Herder-Dorneich sowie mit zentralen Konzepten wie dem "Sozialen Wandel" und der "Krise der Wohlfahrtsgesellschaft".
- Quote paper
- Henning Nolte (Author), 1994, Die Mitglieder- und Organisationsstruktur der Innungskrankenkasse Düsseldorf und Neuss auf dem Hintergrund sozio-politischer Theorien und Entwicklungen seit dem zweiten Weltkrieg, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/686