Der Roman Partonopier und Meliur wird zu den späthöfischen Minne- und Aventiureromanen gezählt. Das Werk entstand wahrscheinlich vor 1277- in der vierten und letzten Schaffensperiode des Dichters Konrad von Würzburg 1 . Es ist eine (doppelt so lange) Nachdichtung des auf 1188 datierten französischen Werkes ”Partenopeus du Blois”. Der strukturelle wie thematische Aufbau ähnelt den Lais Lanval und Guingamor von Marie de France; 2 schon die Vorlage weist darüber hinaus Bezüge zu Apuleius’ spätantikem Kunstmythos Amor und Psyche auf 3 . Ebenfalls bestehende Verbindungen zu den irokeltischen Feenerzählungen und Echtrai 4 werden im Verlauf der Arbeit noch genauer behandelt. Im Partonopier und Meliur vereinigen sich Elemente des Erzähltyps ”Übernatürliche Partnerin” 5 mit solchen der Chansons de Geste 6 und des Liebes- und Abenteuerromans. 7 Als für die an sich schon heterogene Textgruppe der Minne- und Aventiureromane typisch gelten der Verlust an funktionaler Einbindung des Dargestellten und seine Lösung aus dem Kontext. Hybridität ist dabei laut Armin Schulz ein herausragendes Kennzeichen; 8 dies legt auch eine Umdeutung bestimmter Motive z. B. aus dem Kontext der Feenerzählung nahe. Da Anne Wawer bereits ausführlich die Verbindung zu Apuleius’ spätantikem Kunstmythos von Amor und Psyche hergestellt hat 9 , soll in dieser Arbeit vor allem die Verarbeitung von Motiven irokeltischer Herkunft untersucht werden. 10 Der Fokus liegt dabei auf der im Roman Partonopier und Meliur erfolgten Umdeutung und Neubewertung bestimmter Motive, v. a. solcher, die auf das irokeltische Sakrale Königtum verweisen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Verbindungen zu keltischen (u.a.) Mythen und Sagen
- Erzählmotive und Erzählstruktur
- Motivische Parallelen zwischen dem Roman Partonopier und Meliur und der irokeltischen Sagenwelt
- Zur „Herkunft“ der irokeltischen Feenmotive
- Christliche Überlieferung und die Deutung des Feenreichs im Roman Partonopier und Meliur
- Die Umwertung keltischer Motive im Partonopier und Meliur am Beispiel der Meliurfigur und des Feenreiches
- Variationen innerhalb der Gender-Konzeption
- Der Roman Partonopier und Meliur und der irokeltische Chartermythos
- Der irokeltische Chartermythos
- Die späthöfische Konzeption von Privatheit und Öffentlichkeit im Partonopier und Meliur und der irokeltische Chartermythos
- Die Verbindung von Liebe und repräsentativer Funktion
- Partenopier und Meliur, der rite de passage und die Mädchentragödie
- Van Genneps Stufenmodell des rite de passage und Turners Untersuchungen zum Schwellenreich
- Burkerts mythologisches Schema der Mädchentragödie
- Die Modelle des rite de passage und der Mädchentragödie und der Roman Partonopier und Meliur
- Zwei Entwicklungswege: der un-schematische Ablauf des rite de passage und der Mädchentragödie im Partonopier und Meliur
- Die Entwicklungswege der „wirklichen“ und der „Anderswelt“ im Vergleich
- Geschlechtsspezifische Aspekte der Schwellenphase in Meliurs Reich
- Der Weg von Meliurs Andersweltreich in die gesellschaftliche Integration
- Verheiratungspolitik in Lucretes Reich
- Rücktritt von der sexuell-integrativen Initiation ins Reich der Mutter
- Mögliche ethnographische Entsprechungen
- Vermittlung zwischen den Welten. Festhalten an der Gedankenwelt der Feen
- Irekel als Verkörperung eines neuen Frauentyps
- Schwertleite, Hochzeit und „Happy Ending“
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit dem Spätmittelalterlichen Minne- und Aventiureroman „Partonopier und Meliur“ von Konrad von Würzburg. Sie analysiert die Verbindung des Werks zu irokeltischen Mythen und Sagen, insbesondere die Umdeutung und Neubewertung keltischer Motive im Kontext des Romans. Die Arbeit untersucht außerdem die Bedeutung von Riten und Initiationsprozessen im Roman, insbesondere in Bezug auf die Figur Meliurs, und setzt dies in Beziehung zu den theoretischen Konzepten des rite de passage und der Mädchentragödie.
- Die Verbindung des Romans „Partonopier und Meliur“ zu irokeltischen Mythen und Sagen.
- Die Umdeutung und Neubewertung keltischer Motive im Roman, insbesondere in Bezug auf das irokeltische Sakrale Königtum.
- Die Analyse der Figur Meliurs im Kontext des rite de passage und der Mädchentragödie.
- Die Untersuchung der Entwicklungswege der „wirklichen“ und der „Anderswelt“ im Roman.
- Die Rolle von Gender-Konzeptionen und der sexuellen Initiation im Roman.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Roman „Partonopier und Meliur“ im Kontext der spätmittelalterlichen Minne- und Aventiureromane vor und erläutert die Forschungsfrage, die sich auf die Verbindung des Romans zu irokeltischen Mythen und Sagen fokussiert. Kapitel 2 analysiert die motivischen Parallelen zwischen dem Roman und der irokeltischen Sagenwelt, beleuchtet die „Herkunft“ der irokeltischen Feenmotive und untersucht die Umwertung keltischer Motive im Kontext des Romans. Kapitel 3 befasst sich mit der Figur Meliurs und ihren Entwicklungswegen im Kontext des rite de passage und der Mädchentragödie. Dabei werden die verschiedenen Stadien der Initiation und die Rolle der Geschlechtsspezifischen Aspekte analysiert.
Schlüsselwörter
Partonopier und Meliur, Konrad von Würzburg, Minne- und Aventiureroman, irokeltische Mythologie, Feenmotive, Chartermythos, rite de passage, Mädchentragödie, Initiation, Geschlechtsspezifische Aspekte, Anderswelt.
- Citar trabajo
- Eva Köppl (Autor), 2002, Chartermythos und rite de passage - Mythologische Motive und Erzählschemata in Konrads von Würzburg 'Partonopier und Meliur', Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/68751