Geschlechterbilder und Mode in James Camerons 'Aliens'


Dossier / Travail, 2004

31 Pages, Note: 1,5


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Der Film
2.1 Allgemeine Informationen
2.2 Synopsis
2.3 Genrezuordnung
2.4 Stab und Besetzung
2.4.1 James Cameron
2.4.2 Sigourney Weaver
2.4.3 Emma Porteus

3 Zur Entstehungszeit
3.1 Mode in den 80er Jahren
3.2 Die neue Frauenbewegung

4 Die Frauenfiguren in „Aliens“
4.1 Ripley
4.1.1 Kleidung
4.1.2 Sonstige Darstellung
4.2 Vasquez
4.2.1 Kleidung
4.2.2 Sonstige Darstellung
4.3 Weitere Frauenfiguren
4.3.1 Die „Alien Queen“
4.3.2 Dietrich und Ferro

5 „Aliens“ und der „male gaze“

6 Schlussbemerkungen

7. Sequenzprotokoll

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

In der vorliegenden Arbeit werde ich mich mit der Darstellung von Weiblichkeit und gender representation in James Camerons „Aliens“ von 1986[1] befassen. Besonderes Augenmerk lege ich dabei auf den Einsatz von Kleidung im Film: wie wird das Zeichensystem Mode genutzt, um Geschlechterbilder und –differenzen darzustellen? Hier ein Überblick über meine Vorgehensweise:

Im Anschluss an diese Einleitung biete ich grundlegende Informationen zum Film und seinen Machern. Ich erläutere die Handlung und die Produktionszusammenhänge, stelle Überlegungen zur Genrezugehörigkeit von „Aliens“ an und stelle die für das hier behandelte Thema relevanten Stabmitglieder vor: den Regisseur James Cameron, die Hauptdarstellerin Sigourney Weaver und die Kostümbildnerin Emma Porteus.

Um sowohl die Garderobe der Filmfiguren als auch die Aussagen des Films zum Genderdiskurs einordnen zu können, befasse ich mich im dritten Kapitel mit der Mode- und Mentalitätsgeschichte des Jahres 1986.

Anschließend folgt der Hauptteil: in Kapitel vier analysiere ich die Kleidung und die sonstige Darstellung der Figuren Ripley und Vasquez. Auch andere weibliche Charaktere finden Erwähnung: die Alien-Königin und die Soldatinnen Dietrich und Ferro.

Treffen die Postulate Laura Mulveys vom male gaze auch auf den oft als „feministischen Actionfilm“ rezipierten „Aliens“ zu? Dieser Frage widme ich mich im Anschluss, um danach in meinem Fazit die Ergebnisse der Arbeit zusammenzufassen und zu bewerten. Den Anhang bilden ein Sequenzprotokoll und eine Bibliographie.

2 Der Film

2.1 Allgemeine Informationen

Es war klar, dass die 20th Century Fox nach dem überragenden Publikumserfolg von „Alien“ früher oder später eine Fortsetzung ins Rennen schicken würde. Die Drehbuchautoren David Giler und Walter Hill (Filmregisseur von Rang und Autor des „The Getaway“-Screenplays) wurden beauftragt, eine Story für „Alien II“ (so der Arbeitstitel) zu ersinnen. Der Anspruch dieser beiden Autoren war es, nicht eine typische „höher, schneller, weiter“-Fortsetzung zu schaffen, die sich vom Original nur durch verstärkte Schauwerte unterscheidet, sondern einen eigenständigen Film, der die Geschichte sowie die verbleibenden Figuren (in diesem Fall ist das lediglich Ripley) weiterentwickelt. Als Vorbilder dienten Giler und Hill dafür „The Godfather: Part II“ (1974) und „French Connection II“ (1975) – beides Filme, die von großen Teilen der Kritik ihren Vorgängern gegenüber als überlegen angesehen wurden.

Als der Plot gefunden war (Ripley kehrt mit einer Gruppe von Marines auf den Planeten LV-426 zurück, um ihm von Aliens zu befreien), beauftragten Giler und Hill den jungen James Cameron damit, ein Treatment und später ein Drehbuch zu verfassen. Cameron hatte zu diesem Zeitpunkt erst seine Arbeit mit Roger Corman und die Regie eines B-Movies namens „Piranhas II: The Spawning“ (1981) vorzuweisen. Als er 1984 dann mit „The Terminator“ einen großen Erfolg landen konnte, beauftragte man ihn auch mit der Regie zu „Aliens“. Er war es auch, der die Produzentin Gale Ann Hurd und Stan Winston in das Projekt brachte, die beide schon an „The Terminator“ mitgearbeitet hatten. Winstons Aufgabe war es nicht nur, Hunderte von Spezialeffekten zu realisieren, sondern er musste auch neue Aliens gestalten - so zum Beispiel die „Alien Queen“, die am Ende des Films zu sehen ist. Für seine Arbeit konnte Winston später einen Oscar für die besten Spezialeffekte einheimsen. Der Erschaffer des Ur-Aliens, der Schweizer Künstler Hansruedi Giger, wirkte am zweiten Teil nicht mit.

Schon nach kurzer Zeit hatte sich der Film einen festen Platz im Pantheon des Science-Fiction- bzw. des Action-Films gesichert. Bei einem Budget von 18,5Mio.$ spielte er während der Kinoauswertung in den USA 85Mio.$ ein und wurde somit der siebterfolgreichste Film des Jahres 1986. Auf den Plätzen davor befinden sich interessanterweise auch zwei Kriegsfilme: „Platoon“ und „Top Gun“.

Der Film sollte nicht das Ende des „Alien“-Franchises sein. Die Fortsetzungen „Alien³“ (1992) und „Alien: Resurrection“ (1997) setzten die Saga um Ripley und die Außerirdischen fort. Im August 2004 wird mit „Alien Vs. Predator“ der fünfte Teil in den amerikanischen Kinos anlaufen, der durch das Aufeinandertreffen der beiden Außerirdischenrassen für volle Kassen sorgen soll.

2.2 Synopsis

Die Handlung des „Alien“-Sequels schließt unmittelbar an die des ersten Teils an. Die letzten Überlebenden des Massakers auf der Nostromo, Officer Ellen Ripley und die Katze Jonesy, befinden sich im Hyperschlaf und fliegen ziellos in einer Rettungskapsel durchs All. Als die Kapsel von einem Raumschiff entdeckt und Ripley „geweckt“ wird, muss sie entsetzt feststellen, dass sie 57 Jahre lang geschlafen hat. Ihre Tochter, deren zwölften Geburtstag sie unbedingt miterleben wollte, ist im Alter von 66 Jahren gestorben. Und das ist nicht Ripleys einziges Problem: die Erinnerungen an die Auseinandersetzungen mit dem Alien lassen sie nicht mehr schlafen. Ein Mittel der Katharsis bietet sich ihr bald darauf an: Die Siedler des Planeten LV-426 (hier wurde im ersten Teil einer von Ripleys Kollegen von einem Facehugger-Alien angefallen) melden sich nicht mehr – es wird vermutet, dass ein oder mehrere Aliens die Kolonie ausgelöscht haben. Die Company Weyland-Yutani, ein alles umfassender Großkonzern, der die außerirdischen Wesen für militärische Zwecke nutzen will, schickt ihren Vertreter Burke zusammen mit Ripley und einer Gruppe von Marines auf LV-426, um die Lage dort zu klären.

Auf dem Planeten angekommen bietet sich ihnen ein Bild der Verwüstung. Säurespuren weisen darauf hin, dass es sich um das Werk von Aliens handelt. Die einzige Überlebende wird gefunden, ein kleines Mädchen namens Newt, und Ripley nimmt sich ihrer an. Die Aliens attackieren die Eindringlinge, es gibt erste Verluste auf Seite der Menschen und auch der Rückzug scheitert: der Raumtransporter, der sie abholen soll, verunglückt und Ripley und die anderen sind auf LV-426 gestrandet. Eine Rettung wird in frühestens siebzehn Tagen erfolgen. Bei erneuten Übergriffen der Aliens, die in großen Zahlen angreifen, werden die meisten Gruppenmitglieder getötet. Doch es tut sich eine Fluchtmöglichkeit auf: der Androide Bishop steuert einen zweiten Raumtransporter fern und ordert ihn auf LV-426. Ripley kann jedoch den Planeten noch nicht verlassen: sie hat Newt verloren und muss sie aus den Klauen der Außerirdischen retten. In der Höhle der „Alien Queen“ befreit Ripley ihre Quasi-Adoptivtochter und zerstört die Eier der Königin. In letzter Sekunde, verfolgt von der Alien-Königin, erreichen Ripley und Newt den Transporter. Alles scheint überstanden, doch die außerirdische Gegenspielerin war ebenfalls auf dem Schiff und fordert Ripley nun zu einem finalen Gefecht heraus. Wie schon im ersten Teil schafft es Ripley, das Wesen ins All zu befördern – diesmal mit Hilfe eines Laderoboters. Die letzte Einstellung zeigt Newt und Ripley friedlich im Hyperschlaf.

2.3 Genrezuordnung

Eine der wichtigsten Kategorien, um Filme systematisch einzuordnen, ist die des Genres. Eine eindeutige Genrezuordnung ist im Falle von „Aliens“ nicht möglich, da der Film ein typischer postmoderner Genrehybrid ist. Er vereint Elemente verschiedener Genres in sich:

Science Fiction: Natürlich wird „Aliens“ in erster Linie als Science-Fiction-Film rezipiert, da das Sujet und das Setting des Films dieses Genre implizieren. Die Handlung findet zeitlich in der Zukunft und räumlich im All bzw. auf fremden Planeten statt. Auch die für Science-Fiction-Filme typischen Ingredienzien wie künstliche Menschen, Raumschiffe, Außerirdische und futuristische Waffen lösen beim Betrachter automatisch die Assoziation „Science Fiction“ aus. Im Gegensatz zu „reinen“ Science-Fiction-Filmen wie „2001 – A Space Odyssee“ (1968) oder „Planet of the Apes“ (1968) weist Camerons Film aber eben auch Elemente anderer Genres auf: Merkmale des Kriegsfilms und des Horrorfilms.

Kriegsfilm: Bereits die Tagline der amerikanischen Werbekampagne („This time it’s war“) deutet an, dass es sich hierbei auch um einen Kriegsfilm handelt. Die Einführung der Marines, ihr Auftrag, die militärisch anmutende Musik in bestimmten Szenen, die mit Handkamera geschossenen Szenen und diverse narrative Muster stammen direkt aus diesem Genre. Cameron bemühte sich übrigens in Bezug auf die Dialoge zwischen den Marines um Authentizität: er verbrachte im Vorfeld viel Zeit mit echten Marines und übernahm ihren (mittlerweile parodistisch anmutenden) Duktus für die Soldatenfiguren seines Films. Inspiration bezog er auch aus alten Kriegsfilmen: „The sense of the dramatic relationships from these 1940s, 1950s war

films, which sort of portrayed the common soldier, was more what I was looking for.“[2]

„Aliens“, als Kriegsfilm gelesen, wurde oft als Allegorie für Vietnam interpretiert. Die Marines stünden in diesem Falle für das übermütig und siegessicher auftretende Militär der USA, das vom Vietcong (den Aliens) durch Guerillataktiken geschlagen wird – wie Newt an einer Stelle über die Aliens sagt: „They mostly come at night.“

Horrorfilm: Wurde „Alien“ oft noch als slasher flick set in outer space betrachtet, hat der Horror-Anteil im Sequel zugunsten von Action-Elementen abgenommen. Diverse Ekel- und Schockszenen und die in manchen Sequenzen vorherrschende Suspense zeugen aber noch vom starken Einfluss des Horrorkinos. Bemerkenswert sind in dieser Hinsicht die Szenen, in denen die Marines das erste Mal in die Kolonie eindringen: „Here it is as if the soldiers think that they are in a war movie while Ripley recognises that this is horror.“[3]

2.4 Stab und Besetzung

2.4.1 James Cameron

Der Regisseur von „Aliens“ gilt als einer der wichtigsten Regisseure des Science-Fiction- sowie des Actionfilms. Von „Aliens“ bis zuletzt mit der von ihm produzierten Fernsehserie „Dark Angel“ (2000) befasste er sich immer wieder mit dem Thema der weiblichen Identität und inszenierte Frauenfiguren wie Ellen Ripley oder Sarah Connor trotz ihrer Aggressivität und Gewaltbereitschaft als empathische und liebevolle Menschen.

James Cameron wurde 1954 in Kanada geboren und zog 1971 in die USA. Schon zu Beginn seiner Filmkarriere deutete sich die Richtung an, die er einschlagen würde: Er arbeitete zunächst als art director für Roger Corman und auch seine erste Regiearbeit war ein Genrefilm: „Piranhas II: The Spawning“ (1981). Mit seinem zweiten Film, „The Terminator“ (1984), schuf er einen Meilenstein des Science-Fiction-Films und machte seinen Freund Arnold Schwarzenegger zu einem Weltstar. Das Drehbuch hatte Cameron mit seiner damaligen Freundin, der Filmproduzentin Gale Ann Hurd, verfasst. Zwei Jahre später, Hurd und Cameron waren mittlerweile verheiratet, drehte Cameron „Aliens“. Nachdem auch dieser Film zu einem Blockbuster geworden war, realisierte er sein ambitioniertes Unterwasser-Projekt „The Abyss“ (1989), das jedoch ein kommerzieller Misserfolg wurde, um dann 1991 mit der Fortsetzung seines eigenen Films „The Terminator“ seinen bis dato größten Erfolg zu feiern. Auch in der auf „Terminator 2 – Judgement Day“ folgenden Agentenstory „True Lies“ von 1994 spielte Schwarzenegger wieder die Hauptrolle. 1997 folgte dann in Form der aufwändigen Romanze „Titanic“ mit Leonardo DiCaprio und Kate Winslet sein größtes Projekt. Die Produktionskosten dieses Films beliefen sich auf ca. 200 Mio. Dollar, er löste aber einen beispiellosen Run auf die Kinokassen aus und erwirtschaftete mittlerweile fast 200 Milliarden Dollar. Damit ist „Titanic“ der an der Kinokasse erfolgreichste Film, der bisher gedreht wurde. In den letzten Jahren konzentrierte Cameron sich auf Fernseharbeiten, 2005 soll ein neuer Film von ihm in die Kinos kommen.

Interessant an James Camerons Karriere und Privatleben in Bezug auf das hier behandelte Thema ist nicht nur seine Vorliebe für starke weibliche Hauptfiguren, die sich wie ein roter Faden durch sein Werk zieht, sondern auch seine private Vorliebe für ebensolche Frauen. Er war nicht nur mit einer der wenigen relevanten Hollywood-Produzentinnen verheiratet, sondern auch mit Kathryn Bigelow, also einer der vielleicht fünf etablierten Hollywood-Regisseurinnen. Positivistische Überlegungen diese Tatsachen betreffend möchte ich nicht anstellen, aber ich halte sie dennoch für bemerkens- und erwähnenswert.

2.4.2 Sigourney Weaver

Die Frau, die der Figur Ellen Ripley in mittlerweile vier „Alien“-Filmen ein Gesicht gab, wurde 1949 in New York City geboren. Sie wuchs in wohlbehüteten Verhältnissen auf - ihre Mutter war Schauspielerin, ihr Vater Präsident des NBC-Networks. Bevor sie ins Filmgeschäft einstieg, studierte sie Englisch, Literaturwissenschaft und Schauspiel in Yale und Stanford.

Nach einigen kleinen bis winzigen Film- und Fernsehrollen (unter anderem als eine Verabredung von Alvy Singer in „Annie Hall“ (1977)) wurde ihr dann die Hauptrolle in „Alien“ angeboten. Es folgten (neben den Sequels dieses Films) Rollen in „Ghostbusters“ (1984) und dessen Fortsetzung (1989). 1988 überzeugte sie in der Rolle der Diane Fossey in Michael Apteds „Gorillas in the Mist“ (1988), und sie wurde für diese Rolle wie schon bei „Aliens“ für einen Oscar nominiert. Dass sie ihr schauspielerisches Talent auch in Abwesenheit von außerirdischen Monstern nicht verliert, stellte sie erneut in den 90er Jahren in Roman Polanskis Theaterverfilmung „Death and the Maiden“ (1994) und in Ang Lees „The Ice Storm“ (1997) unter Beweis. In erstgenanntem Film gab sie einmal mehr die fürsorgliche, liebevolle Frau, die aber im Verlauf der Handlung eine erbarmungslose Seite zeigt.

[...]


[1] Gleich zu Beginn stellte sich mir die Frage, ob ich für diese Arbeit die Urversion des Films, wie er

1986 in die Kinos kam, als Ausgangsmaterial nehme, oder die 17 Minuten längere special edition,

welche später auf Video erschien. Ich habe mich für die längere Fassung entschieden, weil die

Kürzungen damals von der Fox gefordert wurden (der Film war zu lang für die Kinoauswertung),

und weil James Cameron die längere Fassung in verschiedenen Quellen als seine bevorzugte

Version bezeichnet hat.

[2] James Cameron on Aliens. URL : http://www.perfectworldusa.com/cameron.htm (Abfragedatum:

21.02.04)

[3] Baker, Steve. Aliens, directed by James Cameron. URL:

http://www.stevewlb.zen.co.uk/College/Genre/aliens.htm (Abfragedatum: 21.02.04)

Fin de l'extrait de 31 pages

Résumé des informations

Titre
Geschlechterbilder und Mode in James Camerons 'Aliens'
Université
University of Hamburg
Cours
Mode und Film
Note
1,5
Auteur
Année
2004
Pages
31
N° de catalogue
V68815
ISBN (ebook)
9783638611527
Taille d'un fichier
413 KB
Langue
allemand
Mots clés
Geschlechterbilder, Mode, James, Camerons, Aliens, Mode, Film
Citation du texte
Kristof Maletzke (Auteur), 2004, Geschlechterbilder und Mode in James Camerons 'Aliens', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/68815

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