Gorbatschows Reformen leiteten, zuerst ökonomisch, dann politisch, das Ende des Kalten Krieges ein. Seine Reformen, Kernstücke seines „Neuen Denkens“, trafen Grundpfeiler sowjetischer Ideologie und sind Ausdruck einer neuen Wirklichkeitskonstruktion. Rationalistische Theorien, die die Internationalen Beziehungen bis zu diesem Zeitpunkt dominierten, konnten diese Art außenpolitischen Wandels nicht erklären und vorhersagen. Der Konstruktivismus, der Normen und Ideen als Determinanten in den Mittelpunkt seiner Untersuchungen, stellt springt erfolgreich in diese „Wissenslücke“ und ist in der Lage, Erklärungen für den Wandel außenpolitischer Interessen zu liefern. Er betont, dass Interessen durch normative Strukturen veränderbar, und nicht, wie dies von rationalistischer Seite behauptet wird, fixiert sind. Der Konstruktivismus ist nicht fehlerfrei, auch wenn er im präsentierten Fallbeispiel überlegen ist. Dennoch gehe ich nicht davon aus, dass beide Ansätze gegensätzliche Aussagen beinhalten. Vielmehr teilen sie mehrere Prämissen, die jedoch unterschiedlich akzentuiert werden. Daher halte ich eine „Fusion“ beider Ansätze und eine weitere konstruktive wissenschaftliche Diskussion für die beste Lösung, um auch weiterhin die Internationalen Beziehungen fruchtbar und erfolgreich analysieren zu können.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Historischer Hintergrund
- 3 Rationalismus
- 3.1 Herkunft und Definition
- 3.2 Das Verhältnis von Akteuren und Struktur
- 3.3 Akteure und die „Logik der Konsequenzen“
- 3.4 Die Bedeutung von Normen und Ideen
- 4 Konstruktivismus
- 4.1 Herkunft und Definition
- 4.2 Das Verhältnis von Akteuren und Struktur
- 4.3 Akteure und die „Logik der Angemessenheit“
- 4.4 Die Bedeutung von Normen und Ideen
- 5 Erklärungsgewinn beider Theorien am empirischen Beispiel
- 6 Rationalismus vs. Konstruktivismus? Eine Bestandsaufnahme
- 7 Quellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht, welcher theoretische Ansatz – Rationalismus oder Konstruktivismus – besser geeignet ist, den Wandel in den internationalen Beziehungen zu erklären, anhand des Fallbeispiels der sowjetischen Politik unter Gorbatschow. Die Analyse konzentriert sich auf die Zeit nach 1985 und untersucht die wirtschaftlichen, innenpolitischen und außenpolitischen Reformen Gorbatschows.
- Vergleich des Rationalismus und des Konstruktivismus als Erklärungsmodelle für außenpolitischen Wandel.
- Analyse der Gorbatschow-Ära und deren Reformen (Perestroika und Glasnost) als empirisches Beispiel.
- Bewertung der Erklärungskraft beider Theorien im Hinblick auf den Zusammenbruch der Sowjetunion.
- Untersuchung der Gemeinsamkeiten und Unterschiede beider theoretischer Ansätze.
- Diskussion der Möglichkeit einer „Fusion“ beider Ansätze.
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik ein und beschreibt die Zielsetzung der Arbeit: den Vergleich von Rationalismus und Konstruktivismus als Erklärungsmodelle für den Wandel in den internationalen Beziehungen anhand des Fallbeispiels der sowjetischen Politik unter Gorbatschow. Es wird die Fokussierung auf die Zeit nach 1985 und die Einteilung der Reformen in wirtschaftliche, innenpolitische und außenpolitische Aspekte angekündigt. Die Arbeit plant, die jeweiligen Theorieansätze vorzustellen und deren Erklärungskraft im Hinblick auf den beschriebenen Wandel zu bewerten.
2 Historische Hintergründe: Dieses Kapitel liefert den historischen Kontext, indem es die Amtsübernahme Gorbatschows 1985 und die Krise der sowjetischen Wirtschaft und Außenpolitik beschreibt. Es führt das „Neue Denken“ Gorbatschows ein und gliedert dessen Reformen in drei Bereiche: wirtschaftliche Reformen (Perestrojka), innenpolitische Öffnung (Glasnost) und außenpolitische Neuorientierung. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten und die daraus resultierende Notwendigkeit von Reformen werden detailliert dargestellt, um den Hintergrund für die darauffolgenden Veränderungen zu beleuchten. Das Kapitel bildet die empirische Basis für die anschließende theoretische Analyse.
Schlüsselwörter
Rationalismus, Konstruktivismus, Internationale Beziehungen, Sowjetunion, Gorbatschow, Perestroika, Glasnost, Wandel, Außenpolitik, Normen, Ideen, Neorealismus, Neoliberaler Institutionalismus, „Logik der Konsequenzen“, „Logik der Angemessenheit“.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Analyse des Wandels in den internationalen Beziehungen unter Gorbatschow
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit vergleicht den Rationalismus und den Konstruktivismus als theoretische Ansätze zur Erklärung des Wandels in den internationalen Beziehungen. Als Fallbeispiel dient die sowjetische Politik unter Michail Gorbatschow nach 1985, mit Fokus auf dessen wirtschaftliche, innenpolitische und außenpolitische Reformen (Perestroika und Glasnost).
Welche Ziele verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit untersucht, welches Modell – Rationalismus oder Konstruktivismus – den Wandel in den internationalen Beziehungen besser erklärt. Sie analysiert die Gorbatschow-Ära, bewertet die Erklärungskraft beider Theorien hinsichtlich des Zusammenbruchs der Sowjetunion und untersucht Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Ansätze, inklusive der Möglichkeit einer Synthese beider.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in sieben Kapitel: Einleitung, Historischer Hintergrund, Rationalismus (mit Unterkapiteln zu Herkunft, Akteuren und Struktur, Logik der Konsequenzen, Normen und Ideen), Konstruktivismus (analog zum Rationalismus-Kapitel), Erklärungsgewinn beider Theorien am Beispiel Gorbatschow, Rationalismus vs. Konstruktivismus: eine Bestandsaufnahme und Quellenverzeichnis.
Was sind die zentralen Themen?
Zentrale Themen sind der Vergleich von Rationalismus und Konstruktivismus als Erklärungsmodelle für außenpolitischen Wandel, die Analyse der Gorbatschow-Ära und deren Reformen, die Bewertung der Erklärungskraft beider Theorien im Hinblick auf den Zusammenbruch der Sowjetunion, sowie die Untersuchung ihrer Gemeinsamkeiten und Unterschiede und die Möglichkeit einer Integration beider Ansätze.
Wie wird der Rationalismus in der Arbeit behandelt?
Der Rationalismus wird definiert, sein Verhältnis von Akteuren und Struktur untersucht und seine "Logik der Konsequenzen" sowie die Bedeutung von Normen und Ideen im Kontext internationaler Beziehungen analysiert.
Wie wird der Konstruktivismus in der Arbeit behandelt?
Ähnlich wie der Rationalismus wird auch der Konstruktivismus definiert, sein Verhältnis von Akteuren und Struktur untersucht, seine "Logik der Angemessenheit" und die Bedeutung von Normen und Ideen im Kontext internationaler Beziehungen analysiert.
Welche Rolle spielt Gorbatschows Politik in der Arbeit?
Die Reformen Gorbatschows (Perestroika und Glasnost) bilden das empirische Beispiel, an dem die Erklärungskraft des Rationalismus und des Konstruktivismus geprüft wird. Die Arbeit analysiert die wirtschaftlichen, innenpolitischen und außenpolitischen Aspekte seiner Politik im Kontext des sowjetischen Zusammenbruchs.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Rationalismus, Konstruktivismus, Internationale Beziehungen, Sowjetunion, Gorbatschow, Perestroika, Glasnost, Wandel, Außenpolitik, Normen, Ideen, Neorealismus, Neoliberaler Institutionalismus, „Logik der Konsequenzen“, „Logik der Angemessenheit“.
Welche Schlussfolgerung zieht die Arbeit?
Die Arbeit zieht eine Schlussfolgerung darüber, welcher der beiden theoretischen Ansätze – Rationalismus oder Konstruktivismus – besser geeignet ist, den Wandel in den internationalen Beziehungen im Fall der sowjetischen Politik unter Gorbatschow zu erklären. Es wird auch die Möglichkeit einer Integration der beiden Ansätze diskutiert.
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- Thilo Schneider (Autor), 2005, Rationalismus vs. Konstruktivismus? Eine theoretische Debatte anhand des Fallbeispiels der Sowjetunion, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/68895