Der Aufstieg des Sol Invictus zum römischen Reichsgott und dessen Auswirkungen - ein Überblick


Hausarbeit, 2001

16 Seiten, Note: gut


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Die Historia des Sonnengottes von Emesa

2. Das Auftreten Elagabals in Rom
2.1 Die Vita des Sonnenpriesters und Kaisers Elagabal
2.2 Die Auswirkungen der Herrschaft Elagabals auf das römische Reich

3. Die Bestätigung des Sol Invictus zum Reichsgott unter Aurelian
3.1 Das Auftreten des Sonnengottes in der Vita des Aurelian

4. Die Bedeutung des Sol Invictus für das Christentum

5. Die Verbindung von Sonnenkult und Christentum am Beispiel einer Weihnachts- predigt des Augustinus von Hippo
5.1 Die Weihnachtspredigt des Augustinus von Hippo
5.2 Die thematischen Bezüge zum Sol Invictus in der Predigt Augustinus von Hippo

6. Literaturverzeichnis

1. Die Historia des Sonnengottes von Emesa

Der Sonnengott von Emesa stammt ursprünglich aus dem inneren Arabiens und wurde von beduinischen Stämmen verehrt. Sein Priestertum vererbte sich innerhalb des Geschlechtes, wie es bei Beduinen üblich war (Altheim 1957, S. 29).

Neben ihm gab es in den umliegenden Städten auch ähnliche Formen der Sonnenreligion, so z.B. den Sonnengott Helios in Palmyra.

Andere Sonnengottheiten wurden mit der Zeit verändert oder wurden anderen Göttern untergeordnet, jedoch der Sonnengott von Emesa wurde nicht verändert, er blieb der, der er immer war, nämlich Deus Elagabalus, oder wie er auch genannt wurde: Invictus Elagabalus. Er galt unter den Emesenern als Stammvater und zugleich trugen sie den Namen ihres Gottes oder hatten Namen, die mit der Herkunft der Sonne zusammenhingen (Altheim 1957, S.26-27).

Zu dem Kult des Sonnengottes von Emesa gehörte die Verehrung eines kegelförmigen, schwarzen Steines, der vom Himmel stammen sollte (Gross S. 992). Erhebungen auf der Oberfläche des Steines zeigten das Symbol der Sonne, dargestellt durch einen Adler mit einer Schlange im Maul (Altheim 1957, S.27). Die Gläubigen gingen davon aus, daß in ihm der Gott selbst wohnt. Arabische Quellen und alte Dichter berichten von der Möglichkeit der Trennung von Stein und Gottheit im Kampf zwischen Angehörigen des Islams und der Sonnenreligion. Solch ein heiliger Stein, von einem Dromedar getragen und von einem Zelt oder kostbaren Stoff verhüllt diente im Kampf als Feldzeichen (ausführlicher in Altheim 1956, S.119-121).

Aufbewahrt wurde der heilige Stein in dem Tempel des Sonnengottes, der auf der Burg der Stadt erbaut war. Aus der Lage des Tempels erklärte sich die Namensgebung des Gottes Elaiagabalos, ursprünglich: ilah hagabal, „Gott des Berges“ (Altheim 1956, S. 118-119). Auf diesem Berg stand auch die Burg der Stadt. Der Name verweist auf die altsemitische Tradition des Höhenkultes, die durch die Verbindung mit dem heiligen Stein bestätigt wird (Altheim 1956,S. 121).

Am 25. Dezember feierte man Elagabal zu Ehren ein Fest wie es für die östlichen Sonnengottheiten üblich war (Altheim 1956, S.125).

2. Das Auftreten Elagabals in Rom

2.1 Die Vita des Sonnenpriesters und Kaisers Elagabal

Elagabal stammte mütterlicherseits aus einem arabischen Priestergeschlecht in Emesa (heutiges Homs in Syrien). Seine Großmutter war Julia Maesa, Schwester der Julia Domna, die Gemahlin des Kaisers Septimus Severus. Julia Maesa war verantwortlich dafür, daß ihre Familie für 4 Jahrzehnte den römischen Kaiserthron besetzte.

Die Mutter von Elagabal war Julia Soaemias und Vater war S. Varius Marcellus aus Apamea in Syrien, der als procurator aquarum und vice praefectus praetorio et ubi unter Septimus Severus und Caracalla diente (Gross, S. 988-989).

Elagabal hieß ursprünglich Varius Avitus, da er aber von der Nachwelt vor allem als Diener seines Gottes angesehen wurde, hat man ihn nach diesem benannt.

Aufgrund einer falschen Etymologie der Griechen wurde aus ihm im lateinischen Heliogabalus. Bis heute haben sich die Namen Heliogabal und Elagabal in der Geschichtsschreibung durchgesetzt (Optendrenk, S. 5).

Es wird davon ausgegangen, daß Elagabal 204 n. Chr. in Rom geboren wurde. Wahrscheinlich verbrachte er dort auch einen Teil seiner Jugend am Hof des Kaisers Caracallas und wurde von seiner Mutter und Großmutter erzogen. Nachdem der Kaiser im Jahr 217 gestorben war, verließ die Familie Rom und zog sich nach Emesa zurück. Dort wurde Elagabal mit seinem jüngeren Vetter, dem späteren Kaiser Severus Alexander, gemäß der Familientradtion zum Sonnenpriester geweiht. Beide erhielten den Priestertitel des „Bassianus“ (Gross, S.989)

Mit Hilfe des Gerüchtes, daß Elagabal ein Sohn des ehemaligen Kaisers Caracalla sei und durch Bestechungsgelder gelang es seiner Großmutter die Sympathien des in Syrien stationierten Heeres des Kaisers Macrinus zu gewinnen. Das Heer stellte sich gegen Macrinus und rief Elagabal zu seinem neuen Kaiser aus. Bei der Entscheidungsschlacht vor den Mauern Antiocheias, verlor Macrinus und wurde umgebracht. So gelangte Elagabal durch das Geschick seiner Großmutter auf den Thron des Kaisers. Ab diesem Zeitpunkt gab er sich den Namen M. Aurelius Antonius in Anlehnung an Caracalla (Altheim 1957, S. 40-41).

Diesen Namen hatte Caracalla einst von seinem Vater Septimus Severus bekommen, der mit dem Namen die Verbindung zwischen seiner Dynastie und den Adoptivkaisern herzustellen versuchte.

Der Name M. Aurelius Antonius stand synonym für den Wohlstand des Reiches und die Menschen fühlten sich noch mit Caracalla sehr positiv verbunden.

Elagabals Herrschaft wurde wahrscheinlich am 14. Juli 218 vom Senat festgelegt. Allerdings blieb er noch einige Zeit im Orient um höhere Offiziere, Beamte und seinen ehemaligen Erzieher Gannys umbringen zu lassen. Am 11. März 219 zog Elagabal nun endlich in Rom ein und heiratete eine vornehme Römerin namens Julia Cornelia Paula. Die Ehe bestand bis in das Jahr 220 bis er sie verstieß, um die Vestalin Aquila Severa zu heiraten. Zu ihr sollte er auch nach seiner dritten Ehe, die er mit Annia Fausta im Jahr 221 schloss zurückkehren (Gross, S.989-990).

Auch der emesianische Sonnengott wurde verehelicht. Ihm wurde die Himmelskönigin Karthagos zur Frau gegeben. Damit versuchte Elegabal seinen Gott zum neuen Herren Roms zu machen, da er sich doch noch immer an erster Stelle als Diener seines Gottes fühlte. Dabei schreckte er nicht davor zurück Symbole römischer Religion in den neu errichteten Sonnentempel auf den Palatin bringen zu lassen. Auch der heilige Stein wurde von Emesa nach Rom in den Sonnentempel gebracht. Dort wurden wie in Syrien geheime Begehungen von Elagabal, seiner Mutter und Großmutter vollzogen.

Unter Anwesenheit von Senatsmitgliedern und dem Ritterstand wurden Opfer wie z.B. Unmengen kostbaren Weines gebracht und Männer, die in Rom höchste Ämter bekleideten mussten bei den Opfern mit Handreichungen dienen, während der Kaiser tanzend um die Altäre sprang und im Hintergrund ein syrischer Frauenchor das Spektakel mit Zymbeln und Tamburinen untermalte.

Die Empörung von Elagabals Zeitgenossen ist nachvollziehbar. Alle römischen Beamten und staatlichen Mitarbeiter waren verpflichtet dem neuen Gott ein Opfer darzubringen. Dieser Zustand schien ihnen die Verspottung schlechthin der römischen Religion und ihrer Einrichtungen zu sein (Altheim 1956, S. 122).

Hinzu kam der Vorwurf der Menschenopfer als religiöses Ritual. Es ist zwar bekannt, daß in Syrien zuvor noch Kinder für bestimmte Baale geopfert wurden, jedoch unter Hadrian das Verbot der Menschenopferung ausgesprochen worden war.

Dennoch gab es weiterhin noch illegal die furchtbaren Menschopfer in bestimmten Geheimriten und den Niederungen der Magie (Optendrenk, S.66-67).

Da sich Elagabal der Asebie schuldig gemacht hatte, indem er Magier und Gaukler an den Hof geholt hatte, und solche sakrale und superstitiöse Machenschaften im Verborgenen gemacht wurden, mag dies ein Grund für die Anklage der Menschenopferung gewesen sein. Demnach war bei Elagabal Menschenopferung vorstellbar und historisch nach Cassius Dio und der Historia Augusta belegt, dennoch allerdings sehr fragwürdig (ausführlicher in Optendrenk, S.69-70).

Es gab allerdings noch mehr Gründe warum Elagabal in Rom nicht sehr beliebt war. Er führte ein ausschweifendes Leben und betrieb auf verschwenderische Weise seinen Hof. Dies gefiel auch seiner Großmutter nicht, unter deren Einfluß Elagabal in seiner Regierung doch völlig stand. So beschloß sie die Kaiserkrone ihrem anderem Enkel, dem Sohn ihrer Tochter Mamaea zukommen zu lassen. Mittels Überredung Elagabals, seinen Vetter zum Adoptivkaiser zu machen, gelang es ihr den Enkel unter dem Namen Severus Alexander auf den Thron zu führen.

Diese Entscheidung hatte allerdings zur Folge, daß Elagabal eifersüchtig auf seinen Mitregenten wurde und dies der Anlaß für seine Ermordung wurde.

Elagabal und seine Mutter wurden am 11. März 222 von meuternden Soldaten umgebracht (Gross, S. 990).

2.2 Die Auswirkungen der Herrschaft Elagabals auf das römische Reich

Letztendlich läßt sich über Elagabals Regierung sagen, daß sicherlich nicht sein verschwenderisches Hofleben dazu geführt hat, seine Regierungsjahre zu den größten Krisenzeiten Roms zählen. Viel eher läßt sich diese schwere Zeit an der allgemeinen wirtschaftlichen Erschöpfung des Reiches festmachen. Bekannt ist, daß in dieser Regierungsphase eine rege Bautätigkeit innerhalb der Provinzen bestand.

Die Historia Augusta berichtet über die Einführung von Elagabals Mutter in den Senat und die Gründung eines Frauensenats auf dem Quirinal, in dem die Fragen der Mode und Etikette behandelt wurden. Inwiefern die Historia Augusta hier glaubwürdig ist, bleibt zunächst ungeklärt. Von der Fehlbesetzung von Beamten weiß allerdings auch Cassius Dio zu berichten.

Obwohl das 3. Jhrd. die Zeit der Jurisprudenz war, läßt sich kein Gesetz sicher zu der Regierungszeit Elagabals einordnen (Gross, S. 990-991).

Mit Sicherheit läßt sich zumindest sagen, daß unter der Herrschaft Elagabals die syrischen Einflüsse ihren Höhepunkt in Rom erreichten (Optenbrenk, S.6).

3. Die Bestätigung des Sol Invictus zum Reichsgott unter Aurelian

3.1 Das Auftreten des Sonnengottes in der Vita des Aurelian

Im Gegensatz zu dem Kaiser Elagabal ist bei Aurelian der Sonnengott von Emesa nicht unmittelbar von Anfang an mit seiner Vita verknüpft, deswegen sind hier nur die nötigsten Daten aus Aurelians Leben genannt und der Schwerpunkt auf das Wirken des Sonnengottes in Aurelians Leben gelegt.

L. Domitius Aurelianus wurde am 9.9.214 geboren, wahrscheinlich als Sohn eines Kolonen. Er war illyrischer Herkunft und stammte aus Mösien.

Aurelian begann zunächst sein Karriere als Berufssoldat und wurde danach Befehlshaber der Reiterei unter Claudius II. Nach dessen Tod wurde er 270 in Sirmium von den Donaulegionen zum Kaiser ausgerufen.

Nachdem er die Juthungen, Sarmaten, Vandalen und Goten besiegt hatte, gelang ihm die Wiederherstellung der Donaugrenze. Jedoch mußte dabei 271 die Provinz Dacia den Goten überlassen werden. Unmittelbar danach brachen die Alemannen in Italien ein, konnten aber bei Pavia aufgehalten werden. Aurelian befahl daraufhin zum Schutz den Bau von neuen Befestigungen um Rom. So entstand die 18,8 km lange Aurelianus Mauer.

Im Jahr 272 zog Aurelian in die Schlacht gegen Palmyra (Johne, S. 742). Der Kampf um Palmyra fand bei Emesa statt, da die beiden Städte sehr nahe beieinander lagen. In dieser Schlacht mußte der emesianische Sonnengott sich entscheiden auf welcher Seite er stand, entweder auf der Seite des Kaisers Aurelian oder auf der Seite der Königin von Palmyra, Zenobia. Als sich die römischen Reiter zur Flucht entschlossen hatten, trat plötzlich eine göttliche Erscheinung auf, die sie zum Weiterkämpfen ermutigte. Das Heer des Kaisers gewann und zog in Emesa ein.

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Der Aufstieg des Sol Invictus zum römischen Reichsgott und dessen Auswirkungen - ein Überblick
Hochschule
Universität Münster
Note
gut
Autor
Jahr
2001
Seiten
16
Katalognummer
V68903
ISBN (eBook)
9783638611985
ISBN (Buch)
9783638844482
Dateigröße
468 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Nach einem historischen Überblick des Aufstieg des Sol Invictus -Gottheit Emesas- werden dessen Auswirkungen auf das Christentum genannt. Sowohl auf den Einfluß der Inhalte der Religion des Sonnengottes bei einer Predigt von Augustinus von Hippo wird eingegangen als auch auf die Einführung des christlichen Weihnachtsfestes basierend auf dem Geburtstag des Sonnengottes.
Schlagworte
Aufstieg, Invictus, Reichsgott, Auswirkungen
Arbeit zitieren
Jessica Weingart (Autor:in), 2001, Der Aufstieg des Sol Invictus zum römischen Reichsgott und dessen Auswirkungen - ein Überblick, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/68903

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