Diese Arbeit beruht auf der Überzeugung, dass im derzeitigen System des Gegeneinanders ein Zustand wirklichen Friedens zwischen den Menschen aller Kulturen nicht zu erreichen ist. Da die derzeitige Ordnung als problematisch angesehen wird, hat die Arbeit die normative Zielsetzung der Schaffung eines entsprechenden Problembewusstseins. Wir befinden uns an einem Scheideweg der menschlichen Zivilisation, an dem wir zurückblicken können auf einen ungeheuren materiellen Fortschritt. Doch was nutzen all die unglaublichen Errungenschaften auf den Gebieten der Technologie, Ökonomie und Wissenschaft, wenn Egoismus und ein Klima der Intoleranz verhindern, dass wir sie zum Wohle der gesamten Menschheit einsetzen?
Ein Umdenken muss also stattfinden. Die materielle Entwicklung muss einhergehen mit einer geistig-spirituellen Entwicklung, ansonsten drohen eine gewaltsame Erosion der jetzigen Ordnung und Chaos. Notwendig ist ein Bewusstseinswandel, der seinen Ausgangspunkt im Individuum hat. Die Selbsterkenntnis als geistige Wesen bildet die Basis für eine Abkehr vom Prinzip des Gegeneinanders hin zu einem friedlichen Miteinander. Zentral hierfür ist die Überwindung des Egoismus durch ein Bewusstsein der Toleranz, das den Blick für die Bedürfnisse und die geistige Wirklichkeit des Anderen nicht länger verstellt. Unsere innere Lebendigkeit verbindet uns über alle äußeren kulturellen und nationalen Barrieren hinweg und macht uns zu geistigen Brüdern. Gegenseitige Achtung in Brüderlichkeit wird dann als allgemeine Grundlage der menschlichen Beziehungen auch zum Grundprinzip der Internationalen Beziehungen.
Wir leben in einer Welt der Pluralität, in der Toleranz für ein friedliches Miteinander unbedingt erforderlich ist. Betrachtet man den Anderen als Feind und nicht als Bruder, so sind ethnische Konflikte, Terrorismus und Krieg die logische Konsequenz. Eine wahrhaft friedliche Ordnung kann nicht von außen aufgezwungen werden, schon gar nicht durch militärische Gewalt. Eine dauerhaft stabile, friedliche Ordnung kommt von innen – sie beruht auf Bewusstheit und Toleranz.
Auszug aus der Bewertung: » Die Arbeit macht ein konsistentes Argument für eine neue Toleranz in den internationalen Beziehungen. Der Dreh- und Angelpunkt dieses Arguments ist das Individuum, das durch Selbsterkenntnis […] zu einem neuen ethischen Bewusstsein gelangen soll. [...] Die Arbeit ist interessant, weil sie einen frischen, spirituellen/psychologischen Blick auf die Toleranzfrage wirft. «
Inhaltsverzeichnis
- A Intoleranz als Ursache von Leid.
- B Toleranz als Grundlage der Internationalen Beziehungen.
- I. Das derzeitige System des Gegeneinanders.
- II. Wende durch Bewusstheit
- 1. Selbsterkenntnis durch Blick nach Innen
- 2. Selbsttransformation durch Verinnerlichung von Tugenden.
- III. Ethisches Bewusstsein der Toleranz.
- 1. Konzeption und Ziel
- 2. Umsetzung in die Praxis.
- IV. Was beinhaltet Toleranz in zentralen Fragen der IB?.
- C Fazit.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit setzt sich zum Ziel, die Bedeutung von Toleranz als Grundlage internationaler Beziehungen aufzuzeigen und eine Argumentation für ein neues ethisches Bewusstsein zu entwickeln. Sie argumentiert, dass ein friedliches Miteinander in Pluralität möglich ist, wenn Toleranz zur Grundlage der menschlichen Beziehungen wird.
- Intoleranz als Ursache für Konflikte und Gewalt
- Die Notwendigkeit einer Bewusstseinswende hin zu Toleranz
- Ethische Konzeption von Toleranz als Grundlage für eine gerechte Begegnung mit dem Anderen
- Umsetzung von Toleranz in die Praxis auf individueller und systemischer Ebene
- Bedeutung von Toleranz in zentralen Fragen der internationalen Beziehungen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet Intoleranz als Ursache von Leid und zeigt auf, wie Konflikte und Gewalt aus Egoismus und Konkurrenzdenken resultieren. Es wird die aktuelle globale Situation, geprägt von Unsicherheit, Gewalt und der Suche nach Halt in spirituellen Werten, analysiert und die Notwendigkeit eines ethischen Bewusstseins von Toleranz für ein friedliches Miteinander aller Kulturen betont.
Das zweite Kapitel analysiert das derzeitige System des Gegeneinanders, welches durch egoistisches Streben nach begrenzten äußeren Gütern und Konkurrenzdenken geprägt ist. Es wird argumentiert, dass die Anarchie auf internationaler Ebene das Produkt der Handlung individueller, egoistischer Akteure ist und die Globalisierung die systemischen Imperative verstärkt, wodurch der Verlust an Autonomie der individuellen Akteure einhergeht.
Schlüsselwörter
Die Arbeit thematisiert zentrale Aspekte wie Intoleranz, Toleranz, ethisches Bewusstsein, Internationale Beziehungen, Globalisierung, Konfliktpotenzial, Frieden, Gewalt, Egoismus, Konkurrenzdenken, Pluralität, Anarchie, Bewusstseinswandel, Systemisches Denken und Humanismus. Die Arbeit bezieht sich dabei auf Konzepte des Neorealismus, des Humanismus und des philosophischen Denkens von Emmanuel Lévinas.
- Citar trabajo
- Helmut Wagner (Autor), 2006, Toleranz als Grundlage der Internationalen Beziehungen - Eine Argumentation für ein neues ethisches Bewusstsein, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/69069