Ausgangspunkt für die vorliegende Arbeit mit dem Titel "Frauenbilder zwischen häuslicher Tugend und weltlichem Laster" sind einige exemplarisch ausgewählte Toilettenszenen aus dem Oeuvre des niederländischen Malers Gerard Ter Borch. Die Darstellungen, die im folgenden bearbeitet werden sollen, sind mit den in Sturla J. Gudlaugssons Monographie "Gerard Ter Borch" von 1959 (Bd.I) aufgeführten Bildern identisch. Zusätzlich werden bei der Erörterung von einzelnen Gemälden vergleichbare Bildmotive anderer Künstler herangezogen. Die Bilder sollen nach historischen, gesellschaftlichen und ikonographischen Gesichtspunkten diskutiert werden.
Auf der Suche nach Literatur, war festzustellen, daß das Toilettenszenenmotiv - obwohl es in der Genremalerei des 17. Jahrhunderts in vielfältiger Weise vorzufinden ist - in der kunsthistorischen Forschung bislang nur wenig Beachtung gefunden hat. Auch fehlt es an einer kunsthistorischikonographischen Gesamtdarstellung des Themas, die zur Klärung desselben beitragen könnte.
Die vorliegende Arbeit knüpft dennoch generell an die bereits erfolgten (dürftigen) Auseinandersetzungen mit dem Motiv und den sich daraus ergebenden (spärlichen) Befunden an und orientiert sich grundsätzlich an den verschiedenen in den Publikationen immer wieder angesprochenen Anhaltspunkten.
Die Sinnbezüge des Toilettenszenenmotivs, die sich häufig nicht allein aus dem direkten kompositorischen oder thematischen Zusammenhang der jeweiligen Darstellung ergeben, sind oftmals nur in der Eigenschaft allgemeiner kunsthistorischer Betrachtungen angedeutet oder etwas detaillierter bei Interpretationen von einzelnen Darstellungen aufgezeigt worden.
Die wichtigste Aufgabe in dieser Arbeit besteht also folglich in der jeweils richtigen Auswahl der Kriterien. Die vielfältigen Gesichtspunkte, unter denen das Motiv betrachtet werden kann, lassen, wie aus der überblickhaften Zusammenstellung der jeweils eingehendsten Publikationen ersichtlich wird, prinzipiell verschiedene, aber immer wiederkehrende Hauptaspekte erkennen:
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Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung und Forschungsstand
- II. Die Toilettenszene in der niederländischen Genremalerei des 17. Jahrhunderts
- 1. Zur allgemeinen Bedeutung des Motivs
- 2. Die Toilettenszene als Symbol für die weibliche Verführung
- 3. Die Toilettenszene als Darstellung von Vanitas
- III. Die Toilettenszenen von Gerard Ter Borch
- 1. Ter Borchs Gemälde „Dame bei der Toilette“ (Detroit)
- 2. Ter Borchs Gemälde „Eine Dame, die sich die Hände wäscht“ (Dresden)
- 3. Ter Borchs Gemälde „Dame bei der Toilette“ (New York)
- 4. Die Bildsprache Ter Borchs
- IV. Die Toilettenszenen anderer niederländischer Künstler
- 1. Paulus Moreelse
- 2. Jan Miense Molenaer
- 3. Eglon van der Neer
- V. Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Toilettenszenen in der niederländischen Genremalerei des 17. Jahrhunderts mit dem Fokus auf Gerard Ter Borchs Werk. Die Untersuchung analysiert die Darstellung von Frauenbildern zwischen häuslicher Tugend und weltlichem Laster durch die Betrachtung der Toilettenszenen als Sinnbilder für weibliche Verführung, als Repräsentationen von Vanitas-Motiven sowie als Symbole für die moralischen und gesellschaftlichen Konventionen des 17. Jahrhunderts.
- Die Bedeutung der Toilettenszene als Motiv in der niederländischen Genremalerei des 17. Jahrhunderts
- Die Rolle von Ter Borchs Toilettenszenen in der Darstellung von Frauenbildern
- Die Interpretation von Toilettenszenen als Symbole von Vanitas und Verführung
- Die Analyse der bildlichen Sprache und der emblematischen Elemente in den Toilettenszenen
- Die Einordnung von Ter Borchs Werk in den gesellschaftlichen Kontext der niederländischen Gesellschaft im 17. Jahrhundert
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in das Thema ein und beleuchtet den aktuellen Forschungsstand zur Toilettenszene. Es wird die Bedeutung des Motivs in der niederländischen Genremalerei des 17. Jahrhunderts erörtert und die schwindende Bedeutung des Motivs in der kunsthistorischen Forschung bedauert.
Das zweite Kapitel analysiert die Toilettenszene als Symbol für die weibliche Verführung. Die Untersuchung beleuchtet die Darstellung von Frauen als Verführerinnen in verschiedenen kulturellen Kontexten und analysiert die gesellschaftlichen und moralischen Vorstellungen über Frauen und ihre Rolle in der niederländischen Gesellschaft des 17. Jahrhunderts.
Das dritte Kapitel untersucht die Darstellung von Vanitas in Ter Borchs Toilettenszenen. Vanitas als Symbol für die Vergänglichkeit und die Nichtigkeit des i rdischen Lebens wird in diesem Kapitel mit dem Motiv der Toilettenszene verbunden und die Symbole und Aussagen der Gemälde analysiert.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter der Arbeit sind: Toilettenszene, Genremalerei, Gerard Ter Borch, Frauenbilder, Vanitas, Verführung, emblematische Literatur, niederländische Gesellschaft, 17. Jahrhundert.
- Citation du texte
- Dr. Maria Anna Flecken (Auteur), 1994, Frauenbilder zwischen häuslicher Tugend und weltlichem Laster: Toilettenszenen des niederländischen Malers Gerard Ter Borch (1617-1681), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6928