Hochschulfernsehen - Ein praktischer Vergleich zwischen Deutschland, der Schweiz und den USA


Tesis (Bachelor), 2006

107 Páginas, Calificación: 1,3


Extracto


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Hochschulfernsehen in den USA
2.1 Geschichte des Fernsehens in den USA
2.2 Übertragungsarten
2.3 Ziele des Hochschulfernsehens in den USA
2.4 Rechtliche Zulassung von Hochschulfernsehen

3 Hochschulfernsehen in Deutschland
3.1 Geschichte des Fernsehens in Deutschland
3.2 Ziele des Hochschulfernsehens
3.3 Problemfelder des deutschen Hochschulfernsehens
3.4 Rechtliche Zulassung von Hochschulfernsehen

4 Hochschulfernsehen in der Schweiz
4.1 Geschichte des Fernsehens in der Schweiz
4.2 Fernsehen in der Schweiz
4.3 Hochschulfernsehen in der Schweizer Fernsehlandschaft
4.4 Rechtliche Zulassung von Hochschulfernsehen

5 Praktischer Vergleich von Hochschulfernsehen
5.1 stufe – Das Studentenfernsehen der HdM Stuttgart
5.1.1 Entstehung
5.1.2 Konzept und Struktur
5.1.3 Themen und Inhalte der Sendungen
5.1.4 Mitarbeit
5.1.5 Sendegebiet, -technik und –intervalle
5.1.6 Zielgruppen
5.1.7 Finanzierung
5.2 Campus-TV – Das Hochschul- und Forschungsmagazin im Rhein-Neckar-Dreieck
5.2.1 Entstehung
5.2.2 Konzept und Struktur
5.2.3 Themen und Inhalte der Sendungen
5.2.4 Mitarbeit
5.2.5 Sendegebiet, -technik und –intervalle
5.2.6 Zielgruppen
5.2.7 Finanzierung
5.3 Campus-TV Mainz – Universitätsfernsehen der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz
5.3.1 Entstehung
5.3.2 Konzept und Struktur
5.3.3 Themen und Inhalte der Sendungen
5.3.4 Mitarbeit
5.3.5 Sendegebiet, -technik und –intervalle
5.3.6 Zielgruppen
5.3.7 Finanzierung
5.4 United Visions – Studentenfernsehen an der ETH Zürich (Schweiz)
5.4.1 Entstehung
5.4.2 Konzept und Struktur
5.4.3 Themen und Inhalte der Beiträge
5.4.4 Mitarbeit
5.4.5 Sendegebiet, -technik und -intervalle
5.4.6 Zielgruppen
5.4.7 Finanzierung
5.5 NYU TV - New York University (USA)
5.5.1 Entstehung
5.5.2 Konzept und Struktur
5.5.3 Themen und Inhalte des NYU-TV Networks
5.5.3.1 NYU-TV – The University Channel
5.5.3.2 NYU-TV Movies - The Movie Channel
5.5.3.3 NYU-TV Happenings - The Happenings Channel
5.5.4 Mitarbeit
5.5.5 Sendegebiet, -technik und –intervalle
5.5.6 Zielgruppen
5.5.7 Finanzierung
5.6 WOLV-TV – student television University of Michigan (USA)
5.6.1 Entstehung
5.6.2 Konzept und Struktur
5.6.3 Themen und Inhalte der Sendungen
5.6.4 Mitarbeit
5.6.5 Sendegebiet, -technik und –intervalle
5.6.6 Zielgruppen
5.6.7 Finanzierung

6 Fazit
6.1 Sendervergleich
6.2 Vergleich von Hochschulfernsehen in Deutschland, der Schweiz und den USA
6.3 Ausblick

Anhang

Quellenverzeichnis

Rechtsquellen

Weiterführende Quellen

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Struktur Campus-TV Rhein-Neckar-Dreieck

Abbildung 2: Zuschauerzahlen 1997-2004 Campus-TV Rhein-Neckar-Dreieck

Abbildung 3: Struktur NYU-TV

Abbildung 4: Struktur WOLV-TV

Abbildung 5: Tabelle Sendervergleich

1 Einleitung

Hochschulfernsehen – was ist das eigentlich? Der eigene Hochschul-Fernsehsender? Ein Fernsehsender nur für Studenten? Oder ein Fernstudium über das heimische TV-Gerät? In den USA als "College TV" schon seit den 1970er Jahren fest in den Hochschulalltag integriert, bekommt der Begriff "Hochschulfernsehen" in Deutschland und Europa erst seit einigen Jahren eine wirkliche Bedeutung - Fernsehen, das aus der Hochschule kommt.

Durch die Mitarbeit beim Hochschulfernsehen „stufe“ an der Hochschule der Medien in Stuttgart, entstand die Idee, eine Arbeit über dieses Thema zu verfassen. Kernpunkt sollte der Vergleich von Hochschulfernsehen in den USA und Europa sein. Um das Thema übersichtlicher zu gestalten wurde darauf verzichtet alle europäischen Länder zu behandeln. Stellvertretend für Europa wurden Deutschland und die Schweiz ausgewählt und näher betrachtet. Der Grund, diese beiden Länder gerade mit den USA zu vergleichen, zeigt sich, wenn man einen Blick auf die Entwicklung von Hochschulfernsehen wirft. Wie bereits erwähnt existieren Hochschulfernsehsender in den USA bereits seit 1970. Sie haben sich im Lauf der Jahre so weit etabliert, dass sie mittlerweile einen festen Platz in der amerikanischen Medienlandschaft einnehmen. Nahezu jedes College und jede Universität besitzt ihren eigenen Fernsehsender, der meist von Studierenden betrieben wird. In Deutschland hingegen wurden die ersten Hochschulfernsehsender erst gegen Ende der 1980er Jahre gegründet. Die Verbreitung ging und geht merklich langsamer von statten als dies in den USA der Fall ist. Auch knapp 20 Jahre nach Gründung der ersten Sender können die wenigsten Deutschen etwas mit dem Begriff "Hochschulfernsehen" anfangen. Dies zeugt von einer großen Unkenntnis und zeigt, dass sich Hochschulsender in Deutschland noch nicht als vollwertige Fernsehprogramme etablieren konnten. Das gleiche Bild zeigt sich in der Schweiz. Hier existieren landesweit nur zwei Hochschulsender, die 1997 bzw. 1999 gegründet wurden. Auf Anfragen an etlichen Schweizer Hochschulen wurde bestätigt, dass es auch in näherer Zukunft nicht im Interesse der Hochschulen sei, ein eigenes Hochschulfernsehen zu gründen. Es stellen sich also die Fragen, warum Hochschulfernsehen in den USA so erfolgreich ist und warum es in Deutschland und der Schweiz nicht ebenso selbstverständlich ist. Diesen Fragen soll die vorliegende Arbeit nachgehen, indem sie Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten der drei Nationen herausarbeitet.

Im ersten Teil der Arbeit werden Fernsehen und Hochschulfernsehen in den USA, Deutschland und der Schweiz näher betrachtet. Bereits in der Entwicklung des Mediums Fernsehen finden sich in allen drei Ländern deutliche Unterschiede, bedingt durch Politik und Geschichte der jeweiligen Nation. Hieraus ergeben sich wiederum verschiedene Voraussetzungen für die Entwicklung von Hochschulfernsehen. Ein weiterer wichtiger Aspekt für den Betrieb eines Hochschulsenders sind die rechtlichen Voraussetzungen der einzelnen Staaten. Auch sie werden in den ersten Kapiteln der Arbeit behandelt. Betrachtet man den Status, den das Fernsehen in den USA, Deutschland und der Schweiz einnimmt, so wird man auch hier Unterschiede feststellen, die sich letztlich auf den Erfolg von Hochschulfernsehen auswirken. In den USA nimmt das Fernsehen einen besonders großen Teil in der Medienlandschaft ein. Hieraus erklärt sich mitunter die Selbstverständlichkeit von Hochschulfernsehen. Die Sender haben keine Probleme bezüglich Finanzierung, Mitarbeitern, Übertragungswegen etc., weswegen dieses Kapitel etwas kürzer ausfällt. Da deutsches Hochschulfernsehen hingegen einigen Problemen gegenübersteht wird auf dieses Thema ausführlicher eingegangen. Besonders interessant ist die Lage von Hochschulfernsehen in der Schweiz. Das anfänglich gespaltene Verhältnis der Schweizer Bürger sowie der Politik zum Fernsehen ist sicherlich ein Grund, warum Hochschulfernsehen in der Schweiz erst gegen Ende der 1990er Jahre aufkam. Dieses Thema sowie der Platz, den Hochschulsender in der Schweizer Fernsehlandschaft einnehmen, werden genauer betrachtet.

Um die Unterschiede zwischen Deutschland, der Schweiz und den USA noch deutlicher hervorzuheben werden im zweiten Teil mit dem Kapitel "Praktischer Vergleich von Hochschulfernsehen" sechs Hochschulsender aus allen drei Ländern anhand gewählter Kriterien miteinander verglichen. Aus Deutschland werden drei Hochschulsender vorgestellt. stufe – das Studentenfernsehen der Hochschule der Medien in Stuttgart ist ein sehr junges Hochschulfernsehen. Erst im Wintersemester 2005 gegründet ist es komplett studentisch organisiert. Es präsentiert Berichte aus der Hochschule und dem studentischen Leben. Dagegen wird Campus-TV, das Hochschul- und Forschungsmagazin im Rhein-Neckar-Dreieck, fast ausschließlich von professionellen Journalisten produziert. Dieser Sender dient als Instrument der Öffentlichkeitsarbeit verschiedener Hochschulen der Region. Das Universitätsfernsehen Campus-TV Mainz wird von der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz betrieben. Unter der Leitung von Journalisten produzieren hier Studierende aus verschiedenen Fächern ein Programm, welches regional ausgestrahlt wird.

Die Schweiz wird durch den Sender United Visions an der ETH Zürich vertreten. United Visions ist neben dem Studentenfernsehen UNICAM der Universität Fribourg eines der beiden Hochschulfernsehen in der Schweiz. Dass United Visions dennoch ein sehr fortschrittliches Fernsehen ist, soll in diesem Kapitel aufgezeigt werden.

Für die USA wurden NYU-TV der New York University sowie WOLV-TV der University of Michigan ausgewählt. NYU-TV wird von der Universität selbst betrieben. Studenten und Studentinnen können mitarbeiten, die Leitung obliegt jedoch dem TV and Media Department der Universität. WOLV-TV hingegen wird ausschließlich von Studierenden betrieben und organisiert. Beide Sender versorgen den Campus ihrer Universität mit einem vollwertigen Fernsehprogramm, wobei WOLV-TV zusätzlich in die umliegende Region sendet.

Den Abschluss der Arbeit bildet das Fazit. Hier werden zunächst die bereits vorgestellten Hochschulsender noch einmal miteinander verglichen. Abschließend sollen Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Hochschulfernsehen in Deutschland, der Schweiz und den USA aufgezeigt werden. Der Ausblick beschließt die Arbeit und thematisiert die Zukunft von Hochschulfernsehen sowie Vorschläge, wie die Länder untereinander von ihren Konzepten profitieren können.

Abschließend eine Anmerkung zur Nutzung der Quellen. Während der Recherche zu dieser Arbeit stellte sich schnell heraus, dass bisher nur sehr wenig Literatur zum Thema Hochschulfernsehen publiziert wurde. Einzig die Bücher "Pilotprojekt Campus-TV. Die Universität als kommunikativer Handlungsträger" von Ilse Harms-Ermig und "Hochschul-Fernsehen. Initiativen-Praxis-Perspektiven", herausgegeben von Susanne Brofazy, behandeln das Thema Studentenfernsehen. Da ersteres Buch bereits 1988 erschienen ist, war diese Quelle nur bedingt nutzbar, da die Informationen nicht mehr aktuell waren. Aufgrund dieses Mangels an Literatur wurde für die Recherche zum Thema Hochschulfernsehen überwiegend das Internet genutzt, da es das einzige Medium mit aktuellen Informationen zum Thema darstellte. Dies erklärt die Vielzahl von Internetseiten im Quellenverzeichnis. Eine weitere Schwierigkeit bei der Recherche stellten die Informationen zu den einzelnen Sendern dar. Da nicht alle nötigen Informationen auf den Websites der Sender zu finden waren, mussten viele persönliche Kontakte geknüpft werden. Nur durch regelmäßigen Email- und Telefonkontakt in Deutschland, den USA sowie der deutsch- und französischsprachigen Schweiz war es möglich die benötigten Informationen zu erhalten. Hierbei muss erwähnt werden, dass ausnahmslos alle Kontaktpersonen sehr hilfsbereit waren und ihre Informationen gerne zur Verfügung stellten.

Alle Literatur- und Internetquellen sind im Quellenverzeichnis, einige Quellen im Anhang zu finden.

2 Hochschulfernsehen in den USA

Will man einen umfassenden Überblick über das Thema Hochschulfernsehen geben, so muss man zuerst einen Blick auf die USA werfen. Sie sind sozusagen die Heimat des Hochschulfernsehens. Bereits seit den 1970er Jahren existieren Fernsehstationen, die von Studierenden der Hochschulen betrieben werden. Mittlerweile besitzt nahezu jede Hochschule in den USA ein so genanntes Campus- oder College-TV, die Sender sind fester Bestandteil des Hochschulalltags. Und auch aus der amerikanischen Medienlandschaft sind sie kaum mehr weg zu denken, beachtet man, dass einige der Hochschulsender ihr Programm auch in die umliegende Region ausstrahlen.

Hochschulfernsehen ist in den USA selbstverständlich, viele Hochschulen unterstützen die Stationen oder tragen sie finanziell komplett. Daneben sind auch Kooperationen mit Kabelnetzbetreibern die Regel, was den College-TV's ermöglicht ihre Sendungen sowohl auf dem Campus als auch regional auszustrahlen. Hochschulfernsehen hat sich so weit etabliert, dass vor einigen Jahren sogar das Student Television Network STN gegründet wurde. Gegen eine Gebühr von 40 US-Dollar jährlich können Hochschulfernsehen Mitglied im Netzwerk werden. STN knüpft Kontakte zu anderen amerikanischen Hochschulsendern, bietet Workshops und Fortbildungen für Professoren und Studierende an und veranstaltet einmal jährlich die STN National Convention, auf der Vertreter aller Mitglieder zusammentreffen. Das Student Television Network hat momentan 381 Mitgliedssender in 45 US-Staaten.[1]

In den USA gehören Hochschulfernsehen also zum alltäglichen Fernsehangebot, zumindest für Studierende. In dieser Selbstverständlichkeit liegt wohl der größte Unterschied zu europäischen Hochschulsendern. Sie ist auch im Medien-, besonders dem Fernsehsystem der USA begründet. Um zu verstehen, warum Hochschulsender einen festen Platz in dieser Medienlandschaft einnehmen und warum es in den USA einfacher ist ein Hochschulfernsehen zu betreiben als in Europa, muss man das amerikanische Fernsehsystem näher betrachten.

Dieses Kapitel beschäftigt sich daher neben dem Hochschulfernsehen mit unterschiedlichen Aspekten des Mediums Fernsehen in den USA. Seine Entstehung und Entwicklung sowie sein Status werden beleuchtet. Daneben sollen die Ziele der Hochschulsender an den Universitäten und Colleges, sowie die rechtlichen Voraussetzungen für die Zulassung eines Hochschulsenders aufgeführt werden.

2.1 Geschichte des Fernsehens in den USA

Bereits 1930 fanden in den USA erste regelmäßige Rundfunkübertragungen statt. Ende der 1940er Jahre sendeten 23 terrestrische Fernsehstationen ihre Sendungen an der Ost- und Westküste. Zu dieser Zeit gingen auch die drei größten privaten Sendeanstalten ABC, CBS und NBC auf Sendung. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges verbreitete sich das Fernsehen über das gesamte Gebiet der USA. 1950 entstanden neben dem Funkfernsehen erste Vorläufer des US-amerikanischen Kabelfernsehens. Um abgelegene Haushalte ebenfalls mit dem aktuellen Programm versorgen zu können, wurden in diesen Gebieten Antennen installiert, von denen Kabel zu den jeweiligen Häusern verlegt wurden.[2] In den darauf folgenden Jahren vergab die Federal Communications Commission FCC[3] Ausstrahlungslizenzen an viele Gemeinden, was zu einem drastischen Anstieg an Fernsehsendern führte.

Die Einführung des Farbfernsehens 1953 war ein weiterer Fortschritt dieses Mediums, auch wenn viele Haushalte sich noch keine Farbfernsehgeräte leisten konnten. Bereits in den 1970er Jahren kamen auch die ersten Hochschulsender auf. Nachdem die FCC 1973 die Entwicklung von zivilen Kommunikationssatelliten frei gegeben hatte, bot sich die Möglichkeit, das Kabelfernsehen flächendeckend einzusetzen. In den kommenden Jahren – bis in die 1980er hinein – entwickelte und etablierte sich diese Übertragungsweise und gewann eine immer größere Bedeutung, auch für die immer zahlreicher werdenden Hochschulfernsehen. Die Zuschauer konnten nun zwischen den vielen empfangbaren Sendern wählen, was letztendlich auch das Oligopol der drei großen terrestrischen Sender ABC, CBS und NBC brach.[4] In den frühen 1980er Jahren kam mit dem Satellitenfernsehen eine dritte Art des Fernsehempfangs auf und die ersten Home-Satellite-Systems wurden entwickelt. Mit bis zu 3,7 Meter großen Satellitenschüsseln konnten Satellitensignale empfangen und auf dem heimischen Fernsehgerät wiedergegeben werden. Ein weiterer großer Schritt in der Entwicklung des Fernsehens war die Nutzung digitaler Technologien. Seit einigen Jahren ist es möglich, interaktive Inhalte über das Fernsehgerät zu rezipieren. On-demand-Services wie beispielsweise Video-on-demand oder Home-Shopping ermöglichen es den Zuschauern, Fernsehen aktiv zu benutzen und nicht nur passiv Sendungen zu sehen. Ein im Jahre 2006 erlassenes Gesetz bestimmt, dass alle terrestrischen Fernsehstationen ab Februar 2009 die analoge Übertragung einzustellen und ihre Sendungen digital auszustrahlen haben.[5]

Das Fernsehen ist bis heute das populärste Medium in den USA. Im August 2006 besaßen 99 Prozent der amerikanischen Haushalte mindestens ein Fernsehgerät.[6] Diese Durchdringung der Haushalte mit Fernsehen trägt natürlich auch dazu bei, dass Hochschulfernsehen in den USA einen höheren Stellenwert genießt als in vielen anderen Ländern. Fernsehen ist selbstverständlich und gehört zum Alltag nahezu aller amerikanischen Haushalte, wobei sowohl das herkömmliche als auch das Hochschulfernsehen verschiedene Wege der Übertragung nutzen, wie im nächsten Kapitel beschrieben.

2.2 Übertragungsarten

In den USA lässt sich die Fernsehübertragung in drei Arten unterteilen: Terrestrisches Fernsehen, Satellitenfernsehen und Kabelfernsehen.

Das terrestrische Fernsehen (broadcast oder over-the-air television) ist die älteste Übertragungsweise. Es ist im jeweiligen Ausstrahlungsgebiet für jeden Besitzer eines Fernsehgerätes kostenlos empfangbar. Dabei werden Funksignale übertragen, welche mit Hilfe von Antennen empfangen werden.[7]

In den 1990er Jahren etablierte sich neben der terrestrischen Ausstrahlung Direct broadcast satellite DBS in den USA. Mit Hilfe dieser Art von Übertragung ist es möglich, Signale direkt in die Haushalte zu senden, so genannte direct-to-home-Signale. DBS bedient sowohl analoges als auch digitales Fernsehen, zudem ist es möglich digitale Zusatzservices wie Video-On-Demand zu empfangen. Satellitenfernsehen senden in den USA ähnliche Programme wie das Kabelfernsehen.[8]

Sowohl die terrestrische Übertragung als auch das Satellitenfernsehen reichen jedoch nicht an die Zahlen des Kabelfernsehens heran. Dies verdeutlichen Zahlen aus dem Jahr 2000: Während 9 Prozent der Zuschauer ihre Fernsehprogramme über Satellit und 23 Prozent terrestrisch empfingen, hatten 68 Prozent der amerikanischen Haushalte einen Vertrag für Kabelfernsehen abgeschlossen.[9] Eine Besonderheit des Kabelfernsehens in den USA sind die so genannten cable networks. Diese Kabelnetzwerke produzieren Programme, die sie per Satellit an regionale Kabelsysteme übertragen werden. Diese strahlen das Programm anschließend für ihre Zuschauer aus. Zusätzlich zu den Programmen der cable networks senden die meisten Kabelsysteme ein oder mehrere Regionalprogramme. Die gesetzlich festgelegte Must-Carry-Regelung schreibt den Kabelsystemen sogar vor, dass sie, je nach Größe des Empfangsgebietes, eine gewisse Anzahl an Regionalprogrammen senden müssen.[10],[11] Dass die Kabelsysteme durch diese Programmzusammensetzung ein breit gefächertes Angebot für ihre Zuschauer bereithalten ist der Grund, warum Kabelfernsehen in den USA so erfolgreich ist.

Die meisten Hochschulfernsehen in den USA senden ihre Programme ebenfalls über Kabel. Mit Hilfe so genannter closed-circuit[12] Kabelsysteme ist es möglich, genau eingegrenzte Gebiete mit Kabelprogrammen zu versorgen. Da der Campus amerikanischer Hochschulen meist ein in sich geschlossenes System bildet, nutzen viele Hochschulsender diese closed-circuit Systeme, um die Ausstrahlung ihrer Programme auf die Campusgebäude, wie beispielsweise die Studentenwohnheime, zu beschränken. Hierzu muss erwähnt werden, dass der Campus amerikanischer Hochschulen in vielen Fällen eine Art kleine Stadt bildet. Institute, Hörsäle und Wohnheime für Studierende und Lehrkräfte befinden sich auf einem umgrenzten Gebiet. Auch Sportplätze, Geschäfte oder Kirchen finden sich auf dem Campus.

Doch die Hochschulsender arbeiten nicht ausschließlich mit den Campus umfassenden Kabelsystemen. In vielen Fällen bestehen Kooperationen mit lokalen Kabelsendern, sodass Sendungen der College-TV's auch in der umliegenden Region empfangen werden können. Eine weitere Ausstrahlungsmöglichkeit für die Hochschulfernsehen ergibt sich über das Internet. Mit Hilfe von Webstreams können die Sendungen weltweit über die Websites der Sender abgerufen werden. Allerdings nutzen nur wenige Hochschulsender diese Möglichkeit als alleinige Ausstrahlungsmethode. Einige bieten den Empfang über das Internet als Zusatzservice zur bereits beschriebenen Ausstrahlung über das Kabelsystem an.

Im nächsten Kapitel soll auf die Ziele der Hochschulsender eingegangen werden. Diese ergeben sich unter anderem aus der Übertragung mit Hilfe der closed-circuit-Systeme.

2.3 Ziele des Hochschulfernsehens in den USA

Durch die Übertragung auf dem Campusgelände der Hochschulen werden bei den meisten College-TV's bereits feste Zielgruppen definiert, nämlich die Studierenden und Angehörigen der Hochschulen. Das Hauptziel der Sender ist es, die Studierenden mit einem Vollzeitprogramm zu versorgen. Hierbei muss man bedenken, dass es in den USA selbstverständlich ist, dass in den Studentenwohnheimen die Fernsehversorgung gewährleistet wird. Über die den Campus umfassenden Kabelsysteme können die Studierenden viele "herkömmliche" Kabelsender empfangen. Daneben wird das Programm des jeweiligen Hochschulfernsehens gesendet. Oft haben die Hochschulsender selbst verschiedene Kanäle, die bestimmten Themen wie Sport, Filmen, Nachrichten oder Berichten aus dem Hochschulalltag zugeordnet sind. Bei einer Sendedauer von meist 24 Stunden bieten amerikanische Hochschulfernsehen also ein Vollprogramm für die Studierenden in den Wohnheimen. Sie sind somit vergleichbar mit allen anderen Sendern, die in den Wohnheimen der Hochschulen empfangen werden können.

Neben der Versorgung des Campus mit einem vollwertigen Fernsehprogramm ist ein weiteres Ziel der amerikanischen Hochschulfernsehen natürlich auch die Förderung ihrer Studenten und Studentinnen im Mediensektor. Durch die Mitarbeit bei einem Hochschulsender können sie praktische Erfahrungen sammeln und selbst ein Fernsehprogramm gestalten und produzieren. Es kommt nicht selten vor, dass Absolventen und Absolventinnen, die während ihres Studiums bei einem Hochschulsender mitgearbeitet haben, eine Stelle bei einem der großen Fernsehsender in den USA bekommen.

2.4 Rechtliche Zulassung von Hochschulfernsehen

Die rechtliche Instanz für das Fernsehen in den USA ist die Federal Communications Commision FCC. Nach dem Federal Communications Act von 1934 hat die FCC die Macht, Gesetze und Lizenzen für Fernseh- und Radioausstrahlungen zu regeln.[13] Um in den USA ein Fernsehprogramm ausstrahlen zu dürfen, muss bei der FCC eine Lizenz beantragt werden. Hochschulfernsehen müssen diese Lizenz allerdings nicht beantragen, wenn sie im Internet oder in einem closed-circuit Kabelsystem senden. Auch bei der Übertragung der Inhalte über einen lokalen Sender ist keine Lizenz nötig, da der Hochschulsender in diesem Fall nur als Programmzulieferer tätig ist und somit unter die Lizenz des Lokalsenders fällt. Eine FCC-Lizenz muss dann beantragt werden, wenn das Hochschulfernsehen über eine eigene Frequenz senden möchte. Hierzu muss zunächst erwähnt werden, dass es neben den bereits vorgestellten großen Networks die so genannten non-commercial televisions gibt. Diese senden meist regional begrenzt und werden von der Regierung, Schulen, lokalen Einrichtungen oder privaten Organisationen betrieben. Auch Hochschulfernsehen gehören zu diesen "public broadcasters", da sie von den Hochschulen finanziert werden. In Titel 47 Paragraph 396 des United States Codes U.S.C.[14] erklärt der Congress, "that it is in the public interest to encourage the growth and development of public radio and television broadcasting, including the use of such media for instructional, educational, and cultural purposes".[15] Public broadcasters sind also als besonders förderungswürdig anzusehen. Die FCC reserviert für solche Sender sogar Frequenzen, die nicht den großen Networks zugesprochen werden dürfen.[16] Neben der gesetzlich verordneten Förderung liegt dies auch darin begründet, dass die FCC seit jeher einen Schwerpunkt auf Lokalstationen legt, die die Bevölkerung mit Informationen aus der Region versorgen.[17] Möchte ein Hochschulfernsehen also eine dieser lokalen Frequenzen beantragen, so muss es einen Antrag an die FCC stellen. Die Voraussetzungen zur Beantragung und Vergabe einer Fernsehlizenz finden sich im United States Code U.S.C. in den Paragraphen 307 und 308. Dabei wird Hochschulfernsehen jedoch in keinem der Paragraphen explizit erwähnt. Es erfährt die gleiche Behandlung wie andere Antragssteller

Titel 47 U.S.C. Paragraph 307 (a) besagt, dass "the Commission, if public convenience, interest, or necessity will be served thereby, subject to the limitations of this chapter, shall grant to any applicant therefore [!] a station license provided for by this chapter." [18] Somit steht es zunächst jedem Sender frei, sich um eine Lizenz bei der FCC zu bewerben. Um zu gewährleisten, dass die Interessen der Öffentlichkeit bestmöglich bedient werden, wird geprüft, ob der Antragssteller die Voraussetzungen zum Erhalt einer Lizenz erfüllt. Diese sind unter anderem Staatsbürger der USA zu sein, ausreichende finanzielle Ressourcen und angemessene technische Ausstattung zu besitzen sowie die generelle Zusage Minderheiten und Frauen einzustellen, auszubilden und ihnen den Aufstieg innerhalb des Senders zu ermöglichen.[19] Weitere Angaben, die zu machen sind, finden sich in Paragraph 308 des 47. Titels des U.S.C.:

(b) Conditions

All applications for station licenses, or modifications or renewals thereof, shall set forth such facts as the Commission by regulation may prescribe as to the citizenship, character, and financial, technical, and other qualifications of the applicant to operate the station; the ownership and location of the proposed station and of the stations, if any, with which it is proposed to communicate; the frequencies and the power desired to be used; the hours of the day or other periods of time during which it is proposed to operate the station; the purposes for which the station is to be used; and such other information as it may require. The Commission, at any time after the filing of such original application and during the term of any such license, may require from an applicant or licensee further written statements of fact to enable it to determine whether such original application should be granted or denied or such license revoked. Such application and/or such statement of fact shall be signed by the applicant and/or licensee in any manner or form, including by electronic means, as the Commission may prescribe by regulation.[20]

Werden alle Voraussetzungen erfüllt, so erhält der Sender die Frequenz für fünf Jahre, mit der Option auf Verlängerung.[21]

3 Hochschulfernsehen in Deutschland

Wie bereits erwähnt stellen die USA die Heimat des Hochschulfernsehens dar. Vor einigen Jahren schwappte die Welle des Studentenfernsehens nach Europa über. In den späten 1980er Jahren fanden sich erste vereinzelte Initiativen zu Hochschulsendern, wie beispielsweise das "Pilotprojekt Campus TV" 1984. Dieses Projekt bestand aus einer Sendung der Fachrichtung Informationswissenschaft der Universität des Saarlandes mit dem Titel "Neue Wege zur Information". Ausgestrahlt wurde sie im Dritten Fernsehprogramm des Saarländischen Rundfunks. Teil des Projekts war zudem eine Befragung der Bevölkerung in der Region zur Akzeptanz der Sendung.[22] Viele der Hochschulfernsehen-Initiativen wurden jedoch nach einiger Zeit wieder eingestellt.

Erst seit den 1990er Jahren beginnen immer mehr Hochschulen in Deutschland sich ernsthaft mit Hochschulfernsehen auseinander zu setzen. Dabei lassen sich verschiedene Konzepte hinter den einzelnen Hochschulsendern erkennen. Die meisten der Studentenfernsehen in Deutschland wurden von Studierenden gegründet und werden auch von ihnen betrieben. Einige der Hochschulsender sind allerdings Initiativen der Hochschulen selbst. Sie werden von professionellen Journalisten betreut und kooperieren oft mit regionalen Fernsehsendern. Neben den Konzepten variieren auch die Themen der Sendungen. Von Neuigkeiten aus der Forschung, Berichten über den Hochschulalltag bis hin zu Veranstaltungs- und Lifestyle-Tipps reicht die Palette der Sendungen. Meist werden die drei großen Bereiche "Nachrichten und Information; Kultur, Service und Unterhaltung sowie der Komplex Wissenschaft, Forschung und Lehre"[23] abgedeckt. Weitere Unterschiede finden sich natürlich in der Übertragungsform. Während viele Hochschulsender über das Internet senden, arbeiten andere mit regionalen oder offenen Kanälen zusammen, über die sie ihre Sendungen ausstrahlen können.

Für deutsche Hochschulen ist es noch längst nicht selbstverständlich ein Hochschulfernsehen zu betreiben. Dies wirft die Frage auf, warum sich Hochschulfernsehen in Deutschland und Europa noch nicht so etablieren konnte wie dies in den USA der Fall ist. Dieses Kapitel soll aufzeigen, inwiefern sich bereits die Geschichte des Fernsehens in Deutschland von der der USA unterscheidet. Dies hat natürlich Auswirkungen auf die Hochschulfernsehen, ihre Ziele und Probleme. Ebenfalls angesprochen werden die rechtlichen Voraussetzungen zur Zulassung eines Hochschulfernsehens.

3.1 Geschichte des Fernsehens in Deutschland

Die Geschichte des Fernsehens in Deutschland begann im März 1929, als in Verantwortung der Post erste Versuchssendungen durchgeführt wurden. Nach der Machtübernahme Hitlers am 30. Januar 1933 gerieten Hörfunk und Fernsehen in die Zuständigkeit des nationalsozialistischen Propagandaministeriums, wo sie bis Kriegsende bleiben sollten. Der Entwicklung des Fernsehens tat dies jedoch keinen Abbruch. Bereits im April 1934 gab es erstmals synchrone Bild- und Tonübertragungen. Wenig später, am 18. April 1934, wurde in der Berliner Krolloper die erste Fernsehsendung Deutschlands gezeigt. Bereits ein Jahr später, im März 1935, strahlte die Reichsrundfunkgesellschaft in Berlin das erste regelmäßige Fernsehprogramm der Welt aus.[24] Kurz darauf, am 09. April 1935, wurden von den Nationalsozialisten so genannte Fernsehstuben eingerichtet. Hier konnten die Bürger, welche sich keine eigenen Geräte leisten konnten, fernsehen.[25] Seinen ersten Höhepunkt erlebte das deutsche Fernsehen ebenfalls im Dritten Reich, als 1936 die Olympischen Sommerspiele in Berlin übertragen wurden. Bedingt durch den Zweiten Weltkrieg wurde der Fernsehbetrieb im Winter 1944 jedoch eingestellt.

Nach Ende des Krieges herrschte zunächst ein Betriebsverbot von Rundfunkanlagen und die beschlagnahmten Sender wurden ausschließlich von den Besatzungsmächten betrieben. Nach und nach gaben diese jedoch den Rundfunk wieder in deutsche Hände, wobei die westlichen Besatzungsmächte das Ziel verfolgten, den Rundfunk von jeglichem staatlichen Einfluss frei zu halten. Durch neue Gesetze der Länder, auf deren Inhalte auch die Besatzungsmächte Einfluss hatten, wurden in den drei westlichen Besatzungszonen Rundfunkanstalten des öffentlichen Rechts geschaffen. Sie erhielten das Recht zur Selbstverwaltung und unterlagen einer strengen Rechtsaufsicht. Das Ziel war weiterhin die Unabhängigkeit des Rundfunks vom Staat und die Sicherung seiner politischen Neutralität.[26] Am 9. Juni 1950 gründeten die Rundfunkanstalten der Länder die Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in Deutschland ARD.[27] Ein knappes halbes Jahr später, am 25. Dezember 1952, wurde offiziell der regelmäßige Fernsehbetrieb in Deutschland wieder aufgenommen.[28] In den darauf folgenden Jahren 1953/54 verbreiteten sich die ersten Schwarzweiß-Fernsehgeräte in deutschen Haushalten.

Am 1. April 1963 startete das Zweite Deutsche Fernsehen ZDF mit einem bundesweit einheitlichen Programm und wurde neben der ARD die zweite öffentlich-rechtliche Fernsehanstalt Deutschlands. Ab 1964 bot die ARD regionale Dritte Programme an, 1967 wurde in Deutschland das Farbfernsehen eingeführt.[29] Neun Jahre später, 1973, übertrugen ARD und ZDF gemeinsam das erste Vollprogramm in Farbe, indem sie von den Olympischen Sommerspielen in München berichteten. Mit dem Jahr 1978 kam eine weitere Neuerung des Fernsehens auf. Die Ministerpräsidenten der Bundesländer hatten sich darauf geeinigt Kabelpilotprojekte in Berlin, Ludwigshafen/Mannheim, Dortmund und München zu starten. Allerdings konnte erst zu Anfang der 80er Jahre mit dem Versuchsbetrieb begonnen werden, da finanzielle Schwierigkeiten den Start verzögert hatten.[30]

Ein weiterer Schritt in der Entwicklung des Fernsehens war das dritte Rundfunkurteil "Freie Rundfunk AG in Gründung" des Bundesverfassungsgerichts vom 16. Juni 1981. Dieses Urteil erklärte das Privatfernsehen grundsätzlich für zulässig. Als neuer Verbreitungsweg kam 1983 das flächendeckende Kabelfernsehen als Alternative zur terrestrischen Fernsehausstrahlung hinzu. Ein Jahr später, am 1. Januar 1984, strahlte der erste deutsche Privatsender aus dem Kabelpilotprojekt Ludwigshafen seine erste Sendung aus.[31] Im gleichen Jahr strahlte das "Pilotprojekt Campus TV" seine Sendung im Saarländischen Rundfunk aus und in den 1990er Jahren entstanden deutschlandweit immer mehr Hochschulfernsehen. Ein weiterer großer Schritt in der Entwicklung des Fernsehens ereignete sich 2003. Die Region Berlin schaltete ihr analoges Antennenfernsehen ab und ersetzte es durch das digitale DVB-T. Aufgrund einer Regelung im Rundfunkstaatsvertrag sollen bis 2010 alle analogen terrestrischen Fernsehprogramme der Bundesrepublik Deutschland ausschließlich digital ausgestrahlt werden.[32]

Das Fernsehen ist eines der beliebtesten Medien in Deutschland. 2005 besaßen 98 Prozent der deutschen Haushalte mindestens ein Fernsehgerät und die Menschen sahen rund 210 Minuten pro Tag fern.[33] Das Fernsehen konnte sich also trotz seiner von Krieg und Politik geprägten Geschichte zu einem modernen Medium mit großer Reichweite entwickeln. Das Hochschulfernsehen jedoch sucht in dieser Fernsehlandschaft noch nach seinem Platz. Darum verfolgt es auch andere Ziele als die Collegesender in den USA, was im nächsten Kapitel aufgezeigt werden soll.

3.2 Ziele des Hochschulfernsehens

Wie bereits erwähnt dienen US-amerikanische Hochschulsender den Studierenden als Vollprogramm, meist mit 24stündiger Sendedauer. Durch die bestehenden closed-circuit Kabelsysteme decken die meisten College-TV's den kompletten Campus mit ihrem Programm ab. Solche Kabelsysteme existieren jedoch an deutschen Hochschulen nicht. Dies mag einerseits mit deren Finanzierung zusammenhängen, andererseits ist auch die Größe des Campus' ein Faktor. Da die Campi deutscher Hochschulen meist nicht so weitläufig sind wie in den USA, würde sich ein Campusumfassendes Kabelnetz in den meisten Fällen wohl kaum rentieren. Aufgrund dieser Unterschiede zu den USA haben Hochschulfernsehen in Deutschland eine andere Zielsetzung. Hier steht die Vermittlung von Medienkompetenz im Vordergrund. Da viele der deutschen Hochschulsender von Studierenden betrieben werden, bieten sie die Möglichkeit bereits während des Studiums praktische Erfahrungen im Bereich Fernsehproduktion zu sammeln. Durch die Mitarbeit bei einem Hochschulsender lernen die Studierenden nicht nur technische Aspekte kennen. Auch Bereiche wie Management, Werbung oder redaktionelle journalistische Arbeiten werden von Studierenden besetzt. So ergibt sich die Chance, durch praktisches Arbeiten wichtige Kenntnisse zu erlangen, die auch als Qualifikationen für das spätere Berufsleben wertvoll sind. Durch ein Hochschulfernsehen wird also die oft geforderte Praxisnähe eines Studiums gewährleistet.

Neben der Vermittlung von Medienkompetenzen hat Hochschulfernsehen in Deutschland jedoch ein weiteres Ziel, das Berichten aus den Hochschulen selbst. In den 1970er Jahren wurden an deutschen Hochschulen Pressestellen eingerichtet. Diese sollten ganz bestimmte Aufgaben wahrnehmen. "Als Informationsstelle der Hochschule obliegt ihr [der Pressestelle] die Berichterstattung über die Arbeit an der Hochschule in Forschung, Lehre und Verwaltung sowie über die Beschlüsse und Meinungsbildung der Organe und Gremien."[34] Einen Teil dieser Berichterstattung können heutzutage die Hochschulfernsehen übernehmen.

Es ist festzuhalten, dass es im deutschen Fernsehangebot keine regelmäßigen Berichte aus den Hochschulen oder über das studentische Leben gibt. Die einzige Möglichkeit, Neuigkeiten aus den Universitäten und Fachhochschulen in Deutschland über ein Fernsehprogramm zu senden, stellen die Hochschulsender dar. Viele haben zum Ziel "(...) Hochschulen öffentlicher und transparenter zu machen, Forschung und Wissenschaft, Lehre und Lernbetrieb neu zu präsentieren oder auch die Komplexität von sozialen, ökonomischen und ökologischen Themen der Region aufzugreifen und vorzuführen."[35] Hochschulsender können also durchaus eine gewisse PR- und Öffentlichkeitsarbeit leisten, was beispielsweise bei Campus-TV im Rhein-Neckar-Dreieck (s. Kapitel 5.2) zum Hauptziel erklärt wurde.

Ein wichtiger Aspekt des Berichtens aus der Hochschule ist natürlich die Vermittlung der Inhalte. Wissenschaftliche Themen sollten so aufbereitet werden, dass sie von den Zuschauern des Hochschulfernsehens auch verstanden werden. Es gilt also die Erkenntnisse und Neuigkeiten aus den Hochschulen zu präsentieren und gleichzeitig zugänglich zu machen. Es ist ein erklärtes Ziel von Hochschulfernsehen den Informationsfluss zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit zu stärken[36] und Außenstehende am internen Geschehen von Universitäten und Fachhochschulen teilhaben zu lassen. Hierbei ist natürlich von Vorteil, dass diese Informationen durch das Hochschulfernsehen audiovisuell vermittelt werden können. Durch Ausstrahlung in regionalen Kanälen oder über das Internet bedienen Hochschulfernsehen zwei der modernsten Medien, was ihnen erlaubt ihre Themen nach außen zu präsentieren. Allerdings haben nicht alle Hochschulen die Möglichkeit ein Hochschulfernsehen zu betreiben. Dies hat oft finanzielle Gründe, was, neben anderen Problemen, im nächsten Kapitel angesprochen werden soll.

3.3 Problemfelder des deutschen Hochschulfernsehens

Obwohl das Medium Fernsehen in Deutschland eine sehr große Akzeptanz besitzt und einige Hochschulen bereits seit den 1990er Jahren eigene Sender betreiben, hat sich das Hochschulfernsehen in Deutschland noch nicht durchgesetzt. Betrachtet man deutsche Hochschulsender genauer, so zeigen sich durchaus einige Schwierigkeiten, mit denen die Hochschulfernsehen zu kämpfen haben.

Zunächst fällt auf, dass man nicht mit Sicherheit sagen kann, welcher der Hochschulsender der erste in Deutschland war. Dies liegt in erster Linie daran, dass viele Hochschulsender, in Unkenntnis anderer Initiativen, von sich behaupten das erste deutsche Hochschulfernsehen zu sein.[37] Dies deutet auch schon auf das nächste Problem hin, das fehlende Netzwerk der Sender. Während in den USA das Netzwerk STN und in Großbritannien die NaSTA[38] existieren, sucht man in Deutschland vergeblich nach solch einem nationalen Zusammenschluss. Vereinzelt erfährt man durch persönliche Gespräche von anderen Sendern, doch in der Regel finden sich wenige oder keine Kontakte zwischen den einzelnen Studentenfernsehen. Hochschulfernsehen hat in Deutschland also keine Plattform, auf der es seine Interessen vertreten und von der Stärke eines Zusammenschlusses profitieren kann. Es fehlen Möglichkeiten, sich untereinander auszutauschen und so eventuell den eigenen Sender mit neuen Ideen und Anregungen verbessern zu können.

Ein weiteres Problem stellt bei vielen Sendern die Finanzierung dar. Um ein Hochschulfernsehen betreiben zu können ist gewisses technisches Equipment, wie Mikrofone, Kameras, Licht etc. nötig. Wenn diese Ausrüstung an der jeweiligen Hochschule nicht schon vorhanden ist, so bedeutet allein die Beschaffung derselben einen großen finanziellen Aufwand. Zur Finanzierung ist die erste Anlaufstelle für viele Studentensender natürlich die eigene Hochschule. Leider sind deren finanzielle Mittel oft schon ausgeschöpft, sodass nur ein kleiner Zuschuss für das Hochschulfernsehen bleibt.

Eine weitere Möglichkeit der Finanzierung sind Sponsoren, welche die Sender mit Geldern oder Sachmitteln unterstützen können. Bei der Anwerbung der Sponsoren zeigt sich jedoch das nächste Hindernis. Um ein Unternehmen von der eigenen Arbeit zu überzeugen ist es meist notwendig schon vorhandene Arbeitsproben präsentieren zu können. Ohne vorhandenes Equipment stellt sich dieses Vorhaben allerdings als recht schwierig dar und die Sponsoren müssen mit anderen Argumenten überzeugt werden. Diese Argumente ließen sich einfacher finden, hätten Hochschulfernsehen einen höheren Stellenwert in Deutschland. "Zumal die Wirtschaft - die für ein solches Projekt immer interessant ist - klingende Eckpfeiler mag, die Seriosität und Sicherheit versprechen. Immerhin möchte kein Unternehmen falsche Investitionen tätigen oder mit einer Gruppe von unorganisierten Müßiggängern in Verbindung gebracht werden. Eben dieser Ruf ist Studierenden in gewissen Unternehmenskreisen nach wie vor eigen, obwohl er kaum der Realität entspricht."[39] Es ist also von enormer Bedeutung, dass sich das Studentenfernsehen der Unterstützung der Hochschule sicher sein kann, auch, indem sie mit ihrem Namen für die Seriosität des Senders bürgt. Dies wirkt sich oft positiv auf die Sponsorenwerbung aus, wie das Beispiel des Senders Campus-TV im Rhein-Neckar-Dreieck noch zeigen wird. Ein weiteres Argument um einen Sponsor zu gewinnen ist die Möglichkeit für das Unternehmen eine wichtige und werbewirksame Zielgruppe, nämlich die studierenden Zuschauer, zu erreichen. Durch die Unterstützung eines Hochschulfernsehens zeigt das Unternehmen zudem Interesse und Einsatz bei der Förderung von jungen innovativen Projekten.

Neben dem Sponsoring können Hochschulsender sich mit der Bitte um finanzielle Unterstützung an die zuständige Landesmedienanstalt wenden. Diese Einrichtungen fördern oft studentische Rundfunkprojekte und helfen zumindest mit einer Anschubfinanzierung aus. Sie sind auch zuständig für die rechtliche Zulassung von Hochschulfernsehen, wie im nächsten Kapitel erläutert wird.

3.4 Rechtliche Zulassung von Hochschulfernsehen

Der Rundfunk in Deutschland wird gesetzlich durch den Rundfunkstaatsvertrag und die Landesmediengesetze der Bundesländer geregelt. Er ist gekennzeichnet durch das duale Rundfunksystem zwischen öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern. Private Sender bedürfen laut Rundfunkstaatsvertrag einer Zulassung nach Landesrecht,[40] demnach greifen für den privaten Rundfunk die Landesmediengesetze. Doch wo sind Hochschulfernsehen einzuordnen? Bedürfen auch sie einer Zulassung? Zunächst muss festgehalten werden, dass man diese Fragen nicht pauschal für alle deutschen Hochschulfernsehen gleich beantworten kann. Es müssen zuerst verschiedene Punkte geklärt werden.

[...]


[1] Vgl. Homepage Student Television Network http://studenttelevision.com.

[2] Vgl. Barnett 1988, S.125.

[3] Zulassungsbehörde für Kommunikationsgeräte in den USA.

[4] Vgl. U.S. Diplomatic Mission to Germany o.J, http://usa.usembassy.de/medien-television.htm.

[5] Vgl. Davidson 2005, http://www.usatoday.com/money/media/2005-07-12-digital-tv-usat_x.htm.

[6] Vgl. Nielsen Media Research NTI 2006 (Mail im Anhang).

[7] Barnett 1988, S. 105.

[8] Vgl. Garay o.J., http://www.museum.tv/archives/etv/D/htmlD/directbroadc/directbroadc.htm.

[9] Vgl. Deiss 2002, http://www.eds-destatis.de/de/downloads/sif/np_02_24.pdf.s

[10] Vgl. Schwanebeck 1982, S. 17.

[11] Vgl. Barnett 1988, S. 125 ff.

[12] dt. Geschlossener Kreislauf.

[13] Vgl. Barnett 1988, S.103.

[14] Sammlung aller Bundesgesetze der USA.

[15] Titel 47 § 396 (a) Abs. 1 U.S.C..

[16] Vgl. Barnett 1988, S.105.

[17] Vgl. Barnett 1988, S.104.

[18] Titel 47 § 307 (a) U.S.C..

[19] Vgl. Barnett 1988, S.107.

[20] Titel 47 § 308 (b) U.S.C..

[21] Vgl. Titel 47 § 307 (c),(d) U.S.C..

[22] Vgl. Harms-Ermig 1988, S.1.

[23] Brofazy 2001, S.16.

[24] Vgl. Krüger 1997, S.9f.

[25] Vgl. Behrens 1986, S.237.

[26] Vgl. Flechsig 2006, S.14-18.

[27] Vgl. Krüger 1997, S.17.

[28] Vgl. Behrens 1986, S. 298.

[29] Vgl. Krüger 1997, S.33-42.

[30] Vgl. Ronneberger 1991, S. 35.

[31] Vgl. Krüger 1997, S.62-65.

[32] Vgl. Matzel 2004, http://www.zdf-jahrbuch.de/2004/produktion/matzel.htm.

[33] Vgl. o.V. 2005, http://www.gfu.de/pages/news/news_050321.html.

[34] Harms-Ermig 1988, S.75.

[35] Brofazy 2001, S.14.

[36] Vgl. Hein; Rosenwerth; Wittenhövener o.J., http://www.uni-muenster.de/EuropeanPopularScience/

cmc/wittenhoevener.html.

[37] Vgl. Brofazy 2001, S.11.

[38] National Student Television Association, für weitere Informationen siehe http://www.nasta.org.uk/.

[39] Ahrendt 2001, S.25.

[40] Vgl. § 20 Abs.1 Satz 1 RStV.

Final del extracto de 107 páginas

Detalles

Título
Hochschulfernsehen - Ein praktischer Vergleich zwischen Deutschland, der Schweiz und den USA
Universidad
Stuttgart Media University
Calificación
1,3
Autor
Año
2006
Páginas
107
No. de catálogo
V69306
ISBN (Ebook)
9783638601252
Tamaño de fichero
778 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Hochschulfernsehen, Vergleich, Deutschland, Schweiz
Citar trabajo
Julia Bäumler (Autor), 2006, Hochschulfernsehen - Ein praktischer Vergleich zwischen Deutschland, der Schweiz und den USA, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/69306

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