Die Chancenungleichheit in der (Schul-) Bildung stellt eines der dominierenden sozialen und zugleich hoch aktuellen Probleme und Herausforderungen unserer Zeit dar. In der heutigen Gesellschaft, in der die Bildung mehr denn je unsere Lebenschancen, vor allem im beruflichen Bereich determiniert, bildet die Gleichheit der Bildungschancen die grundlegende Voraussetzung für die Gleichheit der Lebenschancen. Der Anspruch unseres demokratischen Rechtsstaates, jedem Menschen unabhängig von seiner sozialen Herkunft die gleichen Bildungs- und damit Lebenschancen zu gewährleisten, steht jedoch auch heute noch in starkem Kontrast zur Realität: Erst vor kurzem hat die OECD durch die PISA-Studie-2003 zum wiederholen Mal eine hohe Korrelation zwischen Bildungschancen und sozialer Herkunft im deutschen Schulsystem konstatiert, welche in fast keinem anderen Land eine solche Ausprägung wie in unserem zeigt. Mit anderen Worten: Unser Land gehört zur Weltspitze bei der Benachteiligung von Kindern aus sozial schwachen Schichten im Bildungssystem.
Das aktuelle PISA-Ergebnis, wonach ein fünfzehnjähriger Schüler aus einem reichen Elternhaus bei gleichem Leistungsvermögen und Wissensstand wie ein Gleichaltriger aus einer ärmeren Familie eine viermal so große Chance zum Besuch eines Gymnasiums hat, weckt neben dem anfänglichen Unverständnis vor allem die Frage nach den Gründen, verbunden mit der Frage, ob und wie diese Problematik zu lösen sein könnte. Die Wahl des Themas dieser Arbeit begründet sich daher aus der aktuellen politischen und pädagogischen Diskussion sowie dem persönlichen Interesse an der Problematik der schichtspezifischen Chancenungleichheit.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
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- Definitionsversuche
- Der Begriff der Chancengleichheit in der Bildung
- Erläuterung der sozialen Herkunft anhand des Schichtbegriffs
- Der Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungschancen
- Ursachen der schichtspezifischen Chancenungleichheit
- Genetisch-biologische Ursachen
- Die Rolle des Elternhauses
- Der schichtspezifische familiale Sozialisationsprozess (primärer Herkunftseffekt)
- Schichtspezifische Leistungsmotivation und -bereitschaft
- Schichtspezifischer Sprachgebrauch
- Schichtspezifische Bildungsinhalte und Bildungserwerbsprozesse
- Zusammenfassende Betrachtung: primärer Herkunftseffekt
- Ökonomische Gründe
- (Un-)Informiertheit und affektive Distanz
- Soziokulturelle Entscheidungsgründe
- Zusammenfassende Betrachtung: sekundärer Herkunftseffekt
- Aufgaben und Funktionen der Schule
- Die Dreigliedrigkeit des Schulsystems
- Die Schule als „Mittelklasseninstitution“
- Schichtspezifisches Beurteilungs- und Ausleseverhalten der Lehrer
- Schichtspezifische Leistungsbeurteilung
- Schichtspezifische Schullaufbahnempfehlungen
- Erklärungsversuche für das schichtspezifische Beurteilungs- und Ausleseverhalten der Lehrer
- Zusammenfassung: Rolle der Schule
- Lösungsansätze zum Abbau der schichtspezifischen Chancenungleichheit
- Vorschulische Förderung – eine Möglichkeit zur Kompensation des primären Herkunftseffektes?
- Aufklärung und Unterstützung sozial schwacher Schichten
- Die Ganztagsschule
- Die Gesamtschule- eine Alternative zur Selektion des dreigliedrigen Schulsystems?
- Reform in der Lehrerausbildung
- Standards und Evaluation hinsichtlich Leistungsbewertung und Schullaufbahnempfehlung
- Zusammenfassung: Lösungsmöglichkeiten
- Begründung und Intention der empirischen Untersuchungen
- Der Fragebogen
- Die schriftliche Befragung mittels Fragebogen als wissenschaftliche Methode
- Konzeption des Fragebogens
- Durchführung der schriftlichen Befragung
- Auswertung der Ergebnisse
- Vorbemerkungen zur Vorgehensweise
- Präsentation und Interpretation der Fragebogen-Ergebnisse
- Zusammenfassung: Fragebogenergebnisse
- Das Interview
- Die mündliche Befragung mittels Interview als wissenschaftliche Methode
- Begründung des Interviews und der Interviewfragen
- Durchführung der mündlichen Befragung
- Auswertung der Interview-Ergebnisse (als Essay)
- Citation du texte
- Claudia Brunsch (Auteur), 2006, Schichtspezifische Chancenungleichheit in der Schule. Ausprägung, Ursachen und Lösungsansätze, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/69353