Die drei Heißgetränke am Hofe Ludwigs XIV


Hausarbeit, 2002

24 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Der Kakao (Verfasserin: Nina Walter)
1.1 Einleitung
1.2 Der Ursprung des Kakaos
1.3 Die Ankunft der Schokolade in Frankreich
1.4 Was man der Schokolade nachsagte
1.5 Der Tagesablauf Ludwigs XIV
1.6 Schokoladenrezepte aus dem 17. und 18 Jahrhundert
1.7 Fazit

2. Kaffee und Tee (Verfasserin: Magdalena Florczak)
2.1 Einleitung
2.2 Der Ursprung des Kaffees
2.3 Die Bezeichnung
2.4 Der Kaffee in Europa
2.5 Der Kaffee als Modeerscheinung
2.6 Die ersten Kaffeehäuser in Frankreich
2.7 Die Geschichte des Tees
2.8 Tischkultur

Fazit

Literaturverzeichnis

1. Der Kakao

1.1 Einleitung

Der Kakao, die „Speise der Götter“ aus der Neuen Welt, die flüssig und warm getrunken wurde und den Magen auf angenehme, wenngleich merkwürdige Weise füllte, die aufgrund ihrer Zusammensetzung eine seltsame Wirkung auf die Gefühle der Menschen hatte, erreichte Anfang des 17. Jahrhunderts Frankreich und veränderte nach und nach die Trinkgewohnheiten der dort lebenden Menschen. Da Ludwig XIV selbst die Schokolade ablehnte und vor allem auf Drängen der Madame de Maintenon aus seinem, dem Lauf der Sonne gleichenden Tagesablauf ausschloss, hatte sie es besonders unter seiner Regentschaft schwer, sich zu bei Hofe weiter zu etablieren. Wie sie dennoch die Mägen und Herzen der Franzosen erobern konnte, wird im Folgenden geschildert.

1.2 Der Ursprung des Kakaos

Der Kakao hat seinen Ursprung in den tropischen Regenwäldern Zentralamerikas, wo die Olmeken, eine der frühesten mesoamerikanischen Hochkulturen, vor ca. 3000 Jahren erstmals den Nährwert der Kakaobohnen für sich nutzten, und ein Getränk, genannt „cacao“ daraus herstellten, das eine stärkende, nährende und aphrodisierende Wirkung hatte.

Die Maya nannten das Getränk „Xocolatl“, die Kakaobohnen „Cacahatl“ und den Baum „Cacahaquahuitl“, was soviel wie „Baum“ bedeutete. Die Maya betrachteten das Gewächs als Geschenk der Götter an die Menschen und somit als einzigen Baum, der einen Namen verdiente. Sie erfanden einen Trank aus Kakaobohnen, der ein Luxusgetränk für Könige und Adlige war. Dieser wurde auch bei der Ausübung heiliger Rituale verwendet und, je nach Rezept, als eingedickter Brei oder flüssige Mischung zum Trinken gereicht. Zum Würzen des Getränks benutzten die Maya den scharfen Chili. Nach dem rätselhaften Untergang der Maya besiedelten die hochzivilisierten Tolteken und die Azteken aus Mexiko das vormals von den Maya bewohnte Gebiet. Diese nutzten den Kakao nicht nur als Getränk, sondern auch als Zahlungsmittel (ein Sklave kostete 100 Kakaobohnen) und betrachteten es als gleichwertig mit purem Gold. Genau wie bei anderen Währungen gab es auch beim Zahlungsmittel Kakao Fälschungen. Die Azteken ließen die Bohnen in Wasser aufquellen, damit sie durch die gewonnene Größe auch wertvoller wurden. Die Schokolade wurde bei ihnen als Quelle der Weisheit und gesteigerter sexueller Potenz angesehen. Für Eheleute war sie das Mittel zur Steigerung des geschlechtlichen Verlangens. Von dem Kaiser der Azteken sagt man, dass er pro Tag mehrere Kannen Kakao verbrauchte und sich vor jedem Haremsbesuch mithilfe der Schokolade stärkte. Trotz des täglichen Gebrauchs war die Schokolade auch im Aztekenreich ein Luxusgetränk. Zu Tafeln gepresst wurde die Schokolade aber auch den aztekischen Kriegern verabreicht um sie für den Kampf zu stärken.

Als erster Europäer machte Christoph Columbus 1502 die Bekanntschaft mit dem Kakao. Er verwechselte diesen zunächst mit Mandeln « ...des amandes qui leur servent de monnaie et avec lesquelles ils préparent une boisson… »1, mochte seinen Geschmack nicht, erfasste nicht die wirtschaftliche Bedeutung des Produkts und nahm nur wenige Kakaobohnen mit zurück nach Spanien, die dort zunächst als unattraktiv betrachtet wurden.

Als der spanische Konquistador Cortés 1519 in der Neuen Welt ankam, hielt ihn der dortige Herrscher Montezuma II für die Reinkarnation Quetzacoatls, eines sechs Jahrhunderte vorher geflohenen Tolteken-Gottes, von dem gesagt wurde, er würde 1519 in Gestalt eines weißen Mannes zurückkehren und sein Königreich wieder in Besitz nehmen. Cortés wurde mit Geschenken überhäuft, unter anderem mit einer Kakaoplantage. Kakao wurde am Hofe Montezumas als Getränk serviert, mit Honig, Rosenwasser und Vanille verfeinert und dickflüssig und heiß serviert. Das Getränk mundete auch den Spaniern und Cortés schrieb sogar an Kaiser Karl V :“...Ein Becher dieses kostbaren Getränks erlaubt es einem Mann, einen ganzen Tag lang zu marschieren, ohne Nahrung zu sich zu nehmen.“2 Cortés nahm Montezuma bald gefangen, trieb das Azteken-Volk in den Untergang und brachte 1528 die Kakaobohne mit sich nach Europa.

Die Alte Welt war jedoch zunächst nicht allzu sehr für den eigentümlichen Geschmack des Kakaos zu begeistern, der noch sehr bitter und ursprünglich war. Nur in den Klöstern Spaniens kümmerte man sich um die Zubereitung des Kakaos, und er wurde in Apotheken als Heilmittel gegen Magenschmerzen verkauft. Als einige Nonnen auf die Idee kamen, dem Kakao Zucker beizumischen, gewann er an Beliebtheit.

Vor allem die katholische Bevölkerung Spaniens und Italiens profitierten von der Schokolade, da sie nach einem Beschluss des Papstes Pius V. im Jahre 1569 als ein Getränk betrachtet werden musste und somit auch in der Fastenzeit erlaubt war. Die feinen Herrschaften genossen sie immer und überall, bis sie schließlich in Kirchen verboten wurde, wo das Klappern der Tassen und Gläser, die mit Schokolade gefüllt zu den Messen mitgenommen wurden, doch erheblichen Lärm verursachte.

1.3 Die Ankunft der Schokolade in Frankreich

Es wird vermutet, das es Prinzessin Anna von Österreich (1601-1666) war, die den Kakao nach Frankreich brachte. Die in Madrid aufgewachsene vierzehnjährige Tochter von Margarethe von Österreich-Steiermark und Philipp III von Spanien wurde 1615 zur politischen Hochzeit mit dem ebenfalls erst vierzehnjährigen französischen Thronfolger Ludwig XIII. gezwungen. Der Überlieferung nach brachte die neue Herrscherin die Ausrüstung für die Zubereitung der Schokolade, genannt chocolatière (eine Schokoladenkanne) und moulinet (ein Holzquirl um das dickflüssige Getränk schaumig zu schlagen), in ihrem Gepäck mit und ließ sie nur von ihrer Lieblingshofdame, ihrer molina, benutzen, die sich sehr gut in der Kakaozubereitung verstand.

Alexandre Dumas schreibt in seinem Grand Dictionnaire de la Cuisine über die Ankunft der Schokolade in Versailles zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Er schreibt, die Schokolade « ...y devint promptement populaire; les femmes et surtout les moines se jetèrent sur cette boisson nouvelle et aromatique avec un grand empressement, et le chocolat fut bientôt à la mode. »3

Einer der Ersten in Frankreich, der die Schokolade zu sich nahm war Alphonse de Richelieu, der Kardinal von Lyon. Es wird gesagt, das der übermäßige Verzehr von Schokolade sein einziges Laster war.

Da Ludwig XIV nach dem Tod Ludwigs XIII im Jahre 1643 erst 5 Jahre alt war, übernahm der aus Italien stammende Kardinal Mazarin als Minister im Namen der regierenden Anna von Österreich die Macht am französischen Hof. Es wird gesagt, das dieser auch ihr Liebhaber war. Mazarin soll im Jahre 1654 zwei italienische Köche mitgebracht haben, die auf die Herstellung von Kaffee, Schokolade und Tee spezialisiert waren.

1660 heiratete Ludwig XIV seine Cousine, die spanische Infantin María Theresia und regierte nach dem Tod Mazarins im Jahre 1661 selbst sein Königreich. Zu den großen Leidenschaften der jungen Königin gehörte das Schokoladetrinken. Eine oft zitierte Aussage von ihr ist: „ Schokolade und der König sind meine einzigen Leidenschaften.“4, wobei auffällig ist, dass sie die Schokolade vor dem König nannte. Es wurde gesagt, María Theresia gebar dem König eine auffällig dunkelhäutige Tochter, was viele auf ihren übermäßigen Genuss von Schokolade zurückführten. Heute führt man dies jedoch eher auf eine Affäre zurück, die die Königin während ihrer Ehe gehabt haben könnte.

Zu dieser Zeit war die Schokolade in Frankreich noch nicht besonders angesehen, und auch Ludwig XIV mochte sie nicht besonders. Er nannte sie ein „aliment qui trompe la faim mais ne remplit pas l’estomac“5. Das Schokoladetrinken gewann jedoch in den vornehmeren Kreisen innerhalb des folgenden Jahrzehnts stark an Beliebtheit, da Anna von Österreich bereits die Gewohnheit eingeführt hatte, Schokolade in Tassen morgens nach dem Aufwachen und während der Audienzen zu trinken. Bald wurde Schokolade in Versailles montags, mittwochs und freitags in den Hofsalons serviert.

Im Jahre 1659 überließ der Sonnenkönig dem Geschäftsmann David Chaliou für 29 Jahre ein landesweites Monopol auf die Produktion und den Verkauf von einer „certaine composition que l’on nomme le chocolat (...) soit en liqueur ou pastilles ou en boîtes, ou telle autre manière qu’il lui plaira“6. 1661 eröffnete dieser in Paris in der rue de L’Arbre Sec die erste Boutique, in der man die sogenannte „chocolat“ erwerben konnte, die Chaliou aus den Kakaobohnen, die unbehandelt aus der neuen Welt geliefert wurden, herstellte.

Ludwig XIV hatte viele Mätressen, aber seine Lieblingsmätresse war mit Sicherheit die Madame de Maintenon, eine stark puritanische Person, die gegen den Genuss von Schokolade war. Nachdem der König mit dieser nach dem Tode María Theresias im Jahre 1683 eine heimliche Ehe schloss, drängte sie ihn vehement, das wenig moralische und prunkvolle Leben am Hof und mit ihm auch den Genuss von Schokolade zu untersagen. So wurde der Kakao im Jahre 1693 von den offiziellen Festtafeln Versailles verbannt, die Madame de Maintenon konnte jedoch trotzdem nicht verhindern, dass der Kakaogenuss sich in Frankreich schnell und sich in breiteren Schichten der Bevölkerung durchsetzte. Als im selben Jahr das Monopol Chaillous endete, durften auch Apotheker und Gewürzhändler das kostbare Produkt verkaufen, was ihm, wenngleich es sehr teuer war, weitere Popularität im Volk verschaffte, das es als Luxusgut ansah. 1680 wurde das Wort chocolat in das französische Wörterbuch aufgenommen.

Nach María Theresias Tod hatte sich die Schokolade in Frankreich längst als Mode durchgesetzt. Sie repräsentierte nun nicht mehr die Düsternis von Jesuitentum und Inquisition, sondern vielmehr die Eleganz des Rokoko und wurde am Hofe von Versailles nun In Kännchen aus Silber oder feinstem Porzellan serviert.

1.4 Was man der Schokolade nachsagte

Als die Schokolade über Spanien und Italien nach Frankreich an den Hof von Versailles gelangte, hatten die Menschen verschiedene Meinungen über sie. Die sogenannten chocolatphiles mochten sie sehr, die chocolatphobes (z.B. Lieselotte von der Pfalz) lehnten sie ab und zogen dem fremden Getränk gewohnte Speisen, wie z.B. eine ordentliche Biersuppe vor.

Aber war die Schokolade nun eher eine Leckerei oder ein Medikament? Diente sie als Genuss- oder als Nahrungsmittel? Da das Getränk in Frankreich zunächst völlig neu und unbekannt war, gab es viele unterschiedliche Ansichten darüber, die manchmal sogar mit der Mode wechselten. Man sagte der Schokolade also oft genau die Eigenschaften nach, die der Mode nach gerade gefragt wurden.

Viele waren der Meinung, das Getränk sei förderlich für die Gesundheit. So soll z.B. Alphonse de Richelieu, der Kardinal von Lyon bereits 1642 Schokolade in großen Mengen zu sich genommen haben um seine Anfälle von Melancholie zu lindern. Und die Madame de Sévigné diskutierte mit ihrer Tochter in Briefen darüber, ob die Schokolade gesundheitsfördernd oder –schädigend sei. So schrieb sie am 11. Februar 1671 « Mais vous ne vous portez point bien, vous n’avez point dormi : le chocolat vous remettra. » und erhielt am 15. April des selben Jahres die Antwort « Le chocolat (...) vous flatte pour un temps et puis vous allume tout d’un coup une fièvre continue qui vous conduit à la mort. »7.

Viele der Damen in Versailles nahmen den Kakao zu sich um neue Kräfte zu schöpfen, da die Tage am Hof des Sonnenkönigs oft lang und erschöpfend waren und das warme Getränk belebend und gleichzeitig entspannen wirkte.

Auch die damaligen Ärzte und Wissenschaftler forschten viel über das neuartige Getränk und diskutierten, ob es als „heißes“ oder „kaltes“ Element zu klassifizieren sei. Sie entdeckten dabei die unter anderem Verdauungsfördernde und belebende Wirkung des Kakaos. Es wird von einem Doktor Bligny berichtet, der im Jahr 1717 seinen Patienten Schokolade als Heilmittel gegen Erkältungen, Durchfall, die Ruhr und sogar Cholera verschrieben haben soll.

Hinter vorgehaltener Hand wurde der Schokolade auch eine aphrodisierende Wirkung nachgesagt. Eine Legende ging um, dass die Aztekenherrscher immer vor ihren Haremsbesuchen eine große Menge an Kakao zu sich nahmen und dann mehrere Haremsdamen nacheinander beglücken konnten. Um die Potenz und Lust zu steigern fügte man dem Kakao scharfe Gewürze wie z.B. Cayennepfeffer hinzu. Die aphrodisierende Wirkung der Schokolade störte vor allen die Madame de Maintenon, die diese als sittenwidrig betrachtete.

[...]


1 vgl. http://www.saveurs.sympatico.ca/ency_8/cacao/histoire.htm: S. 3

2 vgl. http://www.trimalchios-fest.de/kostbareralsgold.html

3 vgl. http://www.saveurs.sympatico.ca/ency_8/cacao/histoire.htm: S. 5

4 vgl. http://www.hausarbeiten.de/archiv/ernaehrungswiss/ernaehrwiss-o-schoko/ernaehrwiss-o-schoko.shtml:

S. 7

5, 6 vgl. http://www.saveurs..sympatico.ca/ency_8/cacao/histoire.htm : S. 6

7 vgl: http://www.choco-club.com/chocohistoire4.html: S. 1

Ende der Leseprobe aus 24 Seiten

Details

Titel
Die drei Heißgetränke am Hofe Ludwigs XIV
Hochschule
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover  (Romanisches Seminar)
Veranstaltung
Les Contes de Fées
Note
1,5
Autoren
Jahr
2002
Seiten
24
Katalognummer
V6953
ISBN (eBook)
9783638143929
Dateigröße
515 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Heißgetränke, Hofe, Ludwigs, Contes, Fées
Arbeit zitieren
Nina Walter (Autor:in)Magdalena Florczak (Autor:in), 2002, Die drei Heißgetränke am Hofe Ludwigs XIV, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6953

Kommentare

  • Gast am 6.5.2005

    Dipl.Kfm..

    Eine besonders gut gelungene Hausarbeit. Ein "Muss" für alle Interessierten auf dem Gebiet der Romanistik.

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