Kritische Würdigung der Kaufpreisallokation nach IFRS 3


Seminararbeit, 2007

20 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Problemstellung

2 Theoretische Grundlagen der Kaufpreisallokation
2.1 Allgemeine Ansatzregeln
2.2 Pflicht zur vollständigen Neubewertung

3 Ausgewählte Probleme der Kaufpreisallokation
3.1 Die neue Ansatzkonzeption von immateriellen Vermögenswerten
3.1.1 Identifizierbarkeit kunden-bezogener immaterieller Vermögenswerte
3.1.2 Entscheidungsrelevanz durch Verzicht auf das Probable-Kriterium
3.2 Abbildung von Eventualschulden in der Konzernbilanz
3.2.1 Asymmetrische Behandlung von Chancen und Risiken
3.2.2 Verschiebung des Verhältnisses zwischen Verlässlichkeit und Relevanz
3.3 Objektivierungserfordernisse für Restrukturierungsrückstellungen

4 Fazit

5 Thesenförmige Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Problemstellung

Die Abbildung von Unternehmenszusammenschlüssen hat sich mit IFRS 3, der IAS 22 ersetzt, grundlegend geändert. Mit seiner Verabschiedung am 31.3.2004 endete die erste Projektphase „Business Combinations“ des IASB. Ziel des Projekts war eine Verbesserung der Finanzberichterstattung und eine Konvergenz mit US-GAAP.[1] IFRS 3 lässt zur Abbildung von Unternehmenszusammenschlüssen nur noch die Verwendung der sog. Erwerbsmethode zu.[2] Letzter und bedeutsamster Schritt der Erwerbsmethode – nach der Identifizierung des Erwerbers und Ermittlung der Anschaffungskosten des Unternehmenszusammenschlusses – ist die sog. Kaufpreisallokation („purchase price allocation“). Diese bezeichnet die Verteilung der Anschaffungskosten des Unternehmenserwerbs auf die identifizierbaren Vermögenswerte, Schulden und Eventualschulden des Tochterunternehmens.

Die vorliegende Arbeit analysiert schwerpunktmäßig die bilanzielle Behandlung von erworbenen immateriellen Vermögenswerten und Eventualschulden sowie von Restrukturierungsrückstellungen im Rahmen der Kaufpreisallokation. Es wird aufgezeigt, dass zwischen der Ansatzkonzeption des IFRS 3 auf der einen Seite und anderen Standards und dem Framework auf der anderen Seite Inkonsistenzen bestehen. Weiterhin wird der Konflikt zwischen der verbesserten Aufschlüsselung des Unternehmenskaufpreises im Rahmen der Kaufpreisallokation und der damit geschaffenen Ausdehnung bilanzpolitischer Möglichkeiten dargestellt. Außerdem wird auch auf die unterschiedlichen Grade der Objektivierungserfordernisse eingegangen.

Maßstab der kritischen Würdigung sind die im Framework formulierten qualitativen Anforderungen an die Abschlusserstellung. Sie sind Voraussetzung für die Erfüllung der Informationsvermittlungsfunktion der IAS/IFRS. Die kritische Würdigung beschränkt sich auf die Entscheidungsnützlichkeit als oberstes Qualitätsmerkmal. Entscheidungsnützlich sind Jahresabschlussinformationen, wenn sie entscheidungsrelevant und hinreichend zuverlässig sind.[3]

Im Rahmen dieser Arbeit wird weder auf die Besonderheiten des beizulegenden Zeitwerts als Wertmaßstab der Kaufpreisallokation noch auf die Folgebewertung und auch nicht auf die bevorstehenden Änderungen infolge des ED Amendments zu IFRS 3 im Rahmen der zweiten Phase des Projektes näher eingegangen.

2 Theoretische Grundlagen der Kaufpreisallokation

2.1 Allgemeine Ansatzregeln

Im Rahmen der Erstkonsolidierung sind im Erwerbszeitpunkt[4] alle identifizierbaren Vermögenswerte, Schulden und Eventualschulden des erworbenen Unternehmens in die Konzernbilanz aufzunehmen, die die Ansatzkriterien des IFRS 3.37 erfüllen.[5] Auf den Ansatz beim erworbenen Unternehmen kommt es hierbei nicht an.[6] Demnach sind materielle Vermögenswerte anzusetzen, wenn ein Zufluss künftigen wirtschaftlichen Nutzens wahrscheinlich („probable“) ist und der beizulegende Zeitwert zuverlässig ermittelt werden kann (3.37 (a)). Appendix A des IFRS 3 definiert probable als „more likely than not“[7]. Schulden (außer Eventualschulden) sind zu passivieren, wenn ein Abfluss künftigen wirtschaftlichen Nutzens wahrscheinlich ist und der beizulegende Zeitwert zuverlässig bestimmt werden kann (3.37 (b)). Immaterielle Vermögenswerte und Eventualschulden sind bereits anzusetzen, wenn sie das Kriterium der zuverlässigen Bewertbarkeit erfüllen (3.37 (c)).

Die Bilanzierungsfähigkeit von Vermögensgegenständen, Schulden und Eventualschulden unterliegt einem zweistufigen Konzept.[8] Die Ansatzkriterien nach IFRS 3.37 sind nur hinreichende Bedingung für einen Ansatz. Notwendige Bedingung ist die Erfüllung der jeweiligen Definitionskriterien. Um die Definition eines immateriellen Vermögenswerts zu erfüllen, muss es sich um einen identifizierbaren, nicht-monetären Vermögenswert ohne physische Substanz handeln.[9] Identifizierbarkeit bedeutet, dass die immateriellen Vermögenswerte entweder separierbar sind oder aus vertraglichen oder anderen gesetzlichen Rechten entstehen.[10] Notwendige Bedingung für einen Ansatz von materiellen Vermögenswerten, Schulden und Eventualschulden im Rahmen des IFRS 3.37 sind die Erfüllung der jeweiligen Definitionskriterien nach F.49 (a) und (b) bzw. IAS 37.10. Auf die Identifizierungsphase folgt die im Folgenden kurz beschriebene Phase der Erstbewertung.

2.2 Pflicht zur vollständigen Neubewertung

Die im Rahmen der Kaufpreisallokation erworbenen Vermögenswerte, Schulden und Eventualschulden sind nach IFRS 3.36 mit ihren beizulegenden Zeitwerten[11] zu bewerten. Ausnahmen bestehen lediglich bei der Bewertung von zur Veräußerung gehaltene Vermögenswerte, die zum „fair value less costs to sell“[12] anzusetzen sind und für latente Steuern, deren Bewertung nach IAS 12 durchzuführen ist[13]. In IFRS 3.B16 wird die Bewertung zum beizulegenden Zeitwert für Kategorien von Vermögenswerten und Schulden konkretisiert. Dezidierte Hinweise zur Ermittlung des beizulegenden Zeitwerts in Form von Anwendungsverfahren oder –methoden zur Bewertung sucht man im Standard jedoch vergeblich.[14] Zur Ermittlung des beizulegenden Zeitwerts kommen grundsätzlich drei Konzepte in Frage: der marktorientierte Ansatz („Market Approach“), der einkommensorientierte Ansatz („Income Approach“) sowie der kostenorientierte Ansatz („Cost Approach“). Generell sind marktorientierte Verfahren den einkommensorientierten Verfahren und zuletzt den kostenorientierten Verfahren vorzuziehen.[15]

[...]


[1] Vgl. Brücks, Michael/Wiederhold, Philipp: Exposure Draft 3 „Business Combinations“ des IASB, in: KoR, 3. Jg. (2003), S. 21-29, hier S. 23.

[2] Vgl. IFRS 3.14.

[3] Vgl. Framework, Tz. 24-46.

[4] Vgl. IFRS 3.39

[5] Vgl. IFRS 3.36

[6] Vgl. IFRS 3.44

[7] Somit kann ein Zufluss nur für wahrscheinlich gehalten werden, wenn mehr Gründe dafür als dagegen sprechen, also die Eintrittswahrscheinlichkeit über 50% liegt. Vgl. hierzu Coenenberg, Adolf G.: Jahresabschluss und Jahresabschlussanalyse, 20. Aufl., Stuttgart 2005, S. 79

[8] Vgl. Bieg, Hartmut/Hossfeld, Christopher/Kußmaul, Heinz/Waschbusch, Gerd: Handbuch der Rechnungslegung nach IFRS, 1. Aufl., Stuttgart 2006, S. 76f.

[9] Vgl. IAS 38.8.

[10] Vgl. IFRS 3.46.

[11] Vgl. IFRS 3, Appendix A zur Definition des „beizulegenden Zeitwerts“.

[12] Vgl. IFRS 3.36.

[13] Vgl. IFRS 3.B16 (i).

[14] Mackenstedt, Andreas/Fladung, Hans-Dieter/Himmel, Holger: Ausgewählte Aspekte bei der Bestimmung beizulegender Zeitwerte nach IFRS 3, in: WPg, 59. Jg. (2006), S. 1037-1048, hier S. 1048.

[15] Vgl. Jäger, Rainer/Himmel, Holger: Die Fair Value-Bewertung immaterieller Vermögenswerte vor dem Hintergrund der Umsetzung internationaler Rechnungslegungsstandards, in: BFuP, 55. Jg. (2003), S. 417-437, hier S. 426.

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Kritische Würdigung der Kaufpreisallokation nach IFRS 3
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz  (Recht- und Wirtschaft)
Note
1,7
Autor
Jahr
2007
Seiten
20
Katalognummer
V69664
ISBN (eBook)
9783638613927
ISBN (Buch)
9783638779791
Dateigröße
461 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Kaufpreisallokation, IFRS
Arbeit zitieren
Thorsten Weidner (Autor:in), 2007, Kritische Würdigung der Kaufpreisallokation nach IFRS 3, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/69664

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