„Wenn der Staat in Anerkennung dieser Aufgabenteilung den Arbeitgebern die praxisbezogene Berufsausbildung der Jugendlichen überläßt, so muß er erwarten, daß die gesellschaftliche Gruppe der Arbeitgeber diese Aufgabe nach Maßgabe ihrer objektiven Möglichkeiten und damit so erfüllt, daß grundsätzlich alle ausbildungswilligen Jugendlichen die Chance erhalten, einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Das gilt auch dann, wenn das freie Spiel der Kräfte zur Erfüllung der übernommenen Aufgabe nicht mehr ausreichen sollte“ (BVG 1980). Diese Passage stammt aus dem Urteil des BVGs zur Berufsausbildungsabgabe vom 10. Dezember 1980 und ist eines unter vielen Argumenten für die Intervention von Staat oder Politik zur Sicherung des Ausbildungsplatzangebotes seitens der Abgabe-Befürworter, das immer dann an Nachdruck gewinnt, wenn Statistiken belegen, dass sich Betriebe aus ihrer Verantwortung für die Bereitstellung einer ausreichenden Zahl qualifizierter betrieblicher Ausbildungsplätze für die junge Generation zurückziehen. Die Hausarbeit beschäftigt sich mit den zahlreichen Denkansätzen und konkreten Modellen in Form von Gesetzesentwürfen zur Ausbildungsabgabe, die seit den 70er Jahren entwickelt wurden um eine gerechtere und solidarischere Finanzierung der beruflichen Erstausbildung zu erreichen.
Um jedoch auch die vielen Argumente gegen die Abgabe zu hören, werden Positionen aus Wirtschaft, Politik, Forschung und Wissenschaft einander gegenübergestellt.
Die jahrzehntelangen Diskussionen führten jedoch hinsichtlich einer gesetzlichen Neuregelung der Berufsbildungsfinanzierung zu keiner Einigung. Stattdessen kam es zu einer freiwilligen Vereinbarung zwischen Wirtschaft und Staat, in dem sich beide Partner dazu verpflichten, in enger Zusammenarbeit allen ausbildungswilligen Jugendlichen ein Angebot auf Ausbildung zu unterbreiten. Es wird untersucht, inwiefern dieser Pakt seine Versprechungen einhielt und gegenwärtig noch einhält.
Ein abschließendes Fazit soll klären, ob eine Ausbildungsabgabe aktuell ein wünschenswertes Instrument zur Sicherung des Ausbildungsplatzangebotes darstellt und den Nationalen Pakt für Ausbildung ersetzen sollte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ursprung der Debatte in der Bundesrepublik
- Das Modell der Sachverständigenkommission „Kosten und Finanzierung der beruflichen Bildung"
- Kritik am Modell
- Das Ausbildungsplatzförderungsgesetz (APIfG) von 1976
- Position des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) ab 1980
- Positionen der Wissenschaft
- Prof. Dr. Ulrich van Lith
- Prof. Dr. Gerd-E. Famulla
- Position des Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln: Günter Cramer und Karlheinz Müller
- Der Streit um die Ausbildungsabgabe geht weiter
- Das Berufsausbildungssicherungsgesetz (BerASichG)
- Die Positionen der Unternehmer
- Die Positionen der Arbeitgeberverbände am Beispiel der IHK und der Arbeitgeberverbände Gesamtmetall
- Die Positionen der CDU/CSU
- Die Positionen der damaligen Regierungskoalition SPD/Bündnis 90/ Die Grünen und die Reaktion des Bundesrates
- Exkurs: Die Reform des Berufsbildungsgesetzes (BBIG-Reform)
- Der Nationale Pakt für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs in Deutschland (Ausbildungspakt) vom 16. Juni 2004 und die erste Zwischenbilanz 2005
- Ausbildungspakt: Bilanz 2006
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit beleuchtet die Diskussionen um die Ausbildungsabgabe seit den 1970er Jahren in der Bundesrepublik Deutschland. Sie befasst sich mit verschiedenen Denkansätzen und konkreten Modellen in Form von Gesetzesentwürfen, die das Ziel einer gerechteren und solidarischeren Finanzierung der beruflichen Erstausbildung verfolgten. Die Arbeit stellt Positionen aus Wirtschaft, Politik, Forschung und Wissenschaft einander gegenüber, um die Argumente für und gegen die Ausbildungsabgabe aufzuzeigen. Der Schwerpunkt liegt auf der Analyse der Entwicklung und Wirksamkeit des Nationalen Pakts für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs in Deutschland.
- Die Entwicklung des Ausbildungsplatzangebots und die Rolle des Staates
- Die verschiedenen Modelle zur Finanzierung der beruflichen Ausbildung
- Die Positionen von Gewerkschaften, Arbeitgeberverbänden und Politik
- Die Auswirkungen des Nationalen Pakts für Ausbildung
- Die aktuelle Debatte um die Ausbildungsabgabe
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema Ausbildungsabgabe ein und skizziert die Problematik der Finanzierung der beruflichen Erstausbildung. Sie stellt die Relevanz der Thematik dar und benennt die Forschungsfrage, die in der Arbeit behandelt wird. Anschließend werden die einzelnen Kapitel der Arbeit vorgestellt.
Das zweite Kapitel beleuchtet den Ursprung der Debatte um die Ausbildungsabgabe in der Bundesrepublik. Es wird die Entstehung der Sachverständigenkommission „Kosten und Finanzierung der beruflichen Bildung“ (Edding-Kommission) beschrieben und deren Modell zur Finanzierung der betrieblichen Berufsausbildung dargestellt. Im Anschluss werden die Kritikpunkte am Modell und das Ausbildungsplatzförderungsgesetz (APIfG) von 1976 näher beleuchtet.
Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit der Position des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) zur Ausbildungsabgabe ab 1980.
Kapitel 4 befasst sich mit den Positionen der Wissenschaft zur Ausbildungsabgabe. Es werden die Standpunkte von Prof. Dr. Ulrich van Lith und Prof. Dr. Gerd-E. Famulla dargestellt.
Das fünfte Kapitel beleuchtet die Position des Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln, vertreten durch Günter Cramer und Karlheinz Müller, zur Ausbildungsabgabe.
Kapitel 6 behandelt den anhaltenden Streit um die Ausbildungsabgabe. Es werden das Berufsausbildungssicherungsgesetz (BerASichG), die Positionen der Unternehmer, die Arbeitgeberverbände, die CDU/CSU, die damalige Regierungskoalition SPD/Bündnis 90/ Die Grünen und die Reaktion des Bundesrates näher betrachtet.
Das siebte Kapitel widmet sich der Reform des Berufsbildungsgesetzes (BBIG-Reform).
Kapitel 8 behandelt den Nationalen Pakt für Ausbildung und Fachkräftenachwuchs in Deutschland (Ausbildungspakt) vom 16. Juni 2004 und die erste Zwischenbilanz 2005. Es wird die Bilanz des Ausbildungsparks im Jahr 2006 betrachtet.
Schlüsselwörter
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit den zentralen Themen der Ausbildungsabgabe, der Finanzierung der beruflichen Erstausbildung, der Positionen von Gewerkschaften, Arbeitgeberverbänden und Politik sowie der Auswirkungen des Nationalen Pakts für Ausbildung.
- Arbeit zitieren
- Johanna Jansen (Autor:in), 2005, Diskussion um die Ausbildungsabgabe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/69831