Die Pest im Mittelalter


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2004

17 Pages, Note: 1,7


Extrait


INHALT

1. EINLEITUNG

2. DAS ALLGEMEINE KRANKHEITSBILD
2.1 ÜBERTRAGUNGSWEGE
2.2 ARTEN DER PEST
2.2.1 BEULENPEST
2.2.2 PESTSEPSIS
2.2.3 LUNGENPEST
2.2.4 ABORTIVE PEST

3. DIE PEST IM MITTELALTER - DER SCHWARZE TOD
3.1 EUROPA UND DIE PESTEPIDEMIEN
3.2 POLITISCHE UND DEMOGRAPHISCHE FOLGEN
3.3 REAKTIONEN DER WISSENSCHAFT

4. DIE PEST IN SIEGEN UM 1600

5. SCHUSSBEMERKUNG

6. LITERATURVERZEICHNIS

1. Einleitung

Die Pest - auch in unserer heutigen Gesellschaft zeigen sich die Menschen in Bezug auf die berühmt-berüchtigte Infektionskrankheit äußerst sensibilisiert. Als „Geisel der Menschheit“ fielen den unzähligen großen und kleinen Pestepidemien in der Geschichte mehrere Millionen Menschen auf dem gesamten Globus zum Opfer. Und auch wenn sich die medizinischen Kenntnisse seit dem massiven Auftreten der Krankheit in Spätantike und Mittelalter fundamental verbessert haben und heutzutage bei frühzeitiger Erkennung dank Penicillin und Antibiotika gute Heilungschancen bestehen, hat sich das tödliche Image tief in den Köpfen der Menschen eingebrannt. Zu viel Leid und Elend hatte die Seuche bei ihrer rasend schnellen Verbreitung entlang der beliebten Handelsrouten über die Menschen gebracht. Waren früher insbesondere unkontrollierte Ausbrüche der „Gottesgeißel“, wie sie im Mittelalter charakterisiert wurde, die Ursache für Angst und Panik unter der Bevölkerung, so zeigt das Pestbakterium seine Bedrohung in unserer globalisierten Welt als neue Form der biologischen Kriegsführung bzw. des internationalen Terrorismus.

Gegenstand der vorliegenden Ausarbeitung ist es, das allgemeine Krankheitsbild der Pest näher zu beleuchten. Dabei steht neben einer umfassenden Beschreibung der Übertragungswege und der vier verschiedenen Pestvariationen auch ein Überblick über die verheerenden europäischen Pestepidemien des Mittelalters sowie deren politische und demographische Folgen im Fokus der Aufmerksamkeit. Nicht zuletzt aufgrund der zeitlichen sowie quantitativen Rahmenbedingungen kann diese Auseinandersetzung mit dem riesigen Themenkomplex nur exemplarisch und beispielhaft vonstatten gehen. Als Beispiel für die entsetzlichen Folgen des Schwarzen Todes folgt anschließend eine kurze Abhandlung zu dem aus heutiger Sicht nicht selten lächerlich wirkenden Umgang mit der Pest im mittelalterlichen Siegen um das Jahr ;1600 sowie eine resümierende Schlussbemerkung.

2. Das allgemeine Krankheitsbild

Die Pest (lat. pestis ;- „ansteckende Krankheit“ oder „Seuche“) ist eine hochgradig ansteckende, in Epidemien auftretende bakterielle Infektionskrankheit, die bereits seit der Antike bekannt ist und seitdem unzählige Todesopfer gefordert hat. Erreger der Erkrankung ist das Bakterium „Yersinia Pestis“.

2.1 Übertragungswege

Flöhe, insbesondere aber der Rattenfloh (Xenopsylla cheopsis), spielen bei der Übertragung des Pesterregers eine große Rolle. Flöhe sind Parasiten, die sich von außen an ihrem Wirt schmarotzen, selber aber gelegentlich auch Parasiten in ihrem Inneren beherbergen und ihren Wirt mit diesem Parasiten infizieren können. Das Pestbakterium ist ein solcher Parasit. Wechselt der Rattenfloh von einem Pestinfizierten Nager - beispielsweise der Wanderratte oder der Hausratte - nach dessen Tod auf einen anderen Wirt über, ist er in der Lage, diesen ebenfalls mit dem Pestbakterium zu infizieren. Der Rattenfloh bevorzugt dabei als neuen Wirt wiederum Ratten, für die die Pesterkrankung ebenso tödlich ist wie für den Menschen. Fehlt es aber an Ratten, nimmt der Rattenfloh auch Menschen als neuen Wirt an und infiziert dann diese mit dem Pestbakterium. Die Frage, welche weiteren Floharten neben dem Rattenfloh an der Übertragung der Pest beteiligt sind, wurde seit den 50er-Jahren des 20. Jahrhunderts unter Naturwissenschaftlern und Medizinhistorikern kontrovers diskutiert. Mittlerweile besteht Konsens, dass etwa 30 Floharten sich als Überträger der Pestbakterien eignen, darunter auch der Menschenfloh („Pulex irritans“). Das Pestbakterium kann darüber hinaus längere Zeit auch ohne tierischen bzw. menschlichen Wirt überleben - beispielsweise in Erde, Staub, Kot oder Tierkadavern - und von dort aus Krankheitsopfer infizieren.

Gelangt der Erreger im Menschen in den Blutkreislauf, dann entsteht die sekundäre Lungenpest mit hochinfektiösem blutigem Auswurf. Ist die Seuche erst einmal beim Menschen angelangt, sind keine Flöhe mehr nötig, um für eine starke Verbreitung der Erreger zu sorgen, denn die Menschen stecken sich gegenseitig durch vielerlei Möglichkeiten an. Sehr häufig ist die Ansteckung über natürliche Eintrittspforten, beispielsweise durch Wunden im Mund- und Rachenraum, durch Verletzungen in der äußeren Haut, durch fäkal-orale Übertragung, wenn ein Kranker die Erreger in großen Mengen ausscheidet und sie in die Nahrung oder ins Trinkwasser eines anderen gelangen. Bei der Lungenpest kann die Krankheit auch durch die so genannte „aerogene Übertragung“, auf dem Luftweg, weitergegeben werden, wenn der Kranke durch Sprechtröpfchen die Erreger verbreitet. Bei so vielen Übertragungsmöglichkeiten kann man sich leicht vorstellen, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis ein Großteil aller Bewohner einer mittelalterlichen Stadt in der räumlichen Enge an der Pest erkrankten.

2.2 Arten

2.2.1 Beulenpest

Bei der Beulenpest, auch Bubonenpest genannt (lat. bubo „Beule“), erfolgt die Ansteckung gewöhnlich durch den Biss des Rattenflohs. Wenn ein Floh seinen Wirt wechselt und diesen beißt, überträgt er Bakterien und Krankheitskeime auf ihn. Der Name Beulenpest stammt von den stark geschwollenen Lymphknoten (Beulen) am Hals, in den Achselhöhlen und in den Leisten. Die Sterblichkeitsrate beträgt bei unbehandelten Patienten 75 Prozent. Die Beulenpest verbreitet sich im Winter langsamer als im Sommer, da der Überträgerfloh bei Temperaturen unter 12 Grad Celsius in eine Kältestarre fällt.

2.2.2 Pestsepsis

Die Pestsepsis entsteht durch eine Infektion des Blutes. Dies kann sowohl durch Infektion von außen, zum Beispiel offene Wunden, geschehen, wie auch als Komplikation aus den beiden anderen Formen, zum Beispiel durch Platzen der Pestbeulen nach innen. Pestsepsis ist praktisch immer tödlich, in der Regel binnen von 36 Stunden. Heute kann durch die Behandlung mit Antibiotika die Sterblichkeit deutlich gesenkt werden.

2.2.3 Lungenpest

Die Lungenpest kann sich im Verlauf der Beulenpest entwickeln, wenn die Erreger in die Blutbahn geraten (man spricht dann von einer sekundären Lungenpest), sie kann aber auch durch eine Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragen werden (primäre Lungenpest). Die Krankheit verläuft heftiger, weil die Abwehrbarrieren der Lymphknoten durch direkte Infektion der Lunge umgangen werden. Die Inkubationszeit beträgt nur ein bis zwei Tage, die Sterblichkeitsrate liegt bei 95 Prozent.

2.2.4 Abortive Pest

Die abortive Pest ist die harmloseste Variante der Pest. Sie äußert sich meist nur als leichtes Fieber und leichte Schwellung der Lymphdrüsen.

3. Der „Schwarze Tod“

Mit der Bezeichnung "Schwarzer Tod" wird heutzutage die große Pestpandemie, also eine großflächige Ausbreitung einer Seuche auf ganze Länder und Kontinente, bezeichnet, an der im 14. Jahrhundert große Teile der europäischen Bevölkerung starben. Im Mittelalter selber wurde diese Bezeichnung nicht verwendet - man sprach vom „großen Sterben“ oder der „großen Pestilenz“. Dänische und schwedische Chronisten des 16. Jahrhunderts verwendeten die Bezeichnung „schwarz“ erstmals als Bezeichnung für den Pestausbruch ab ;1347, um das furchtbare und schreckliche dieser Seuche zu betonen.

3.1 Europa und die Pestepidemien

Die Lepra kam schleichend nach Europa, die Pest schlagartig. So schien es den Menschen im 14. Jahrhundert zumindest. Dabei gibt es genügend Anhaltspunkte, dass bereits früher Völker und Kulturen unter den Folgen von Pestepidemien zu leiden hatten. Bis in unsere Tage ist jedoch unklar geblieben, ob die in zahlreichen Berichten als Pest geschilderten Krankheiten mit dem identisch sind, was wir heute im modernen Krankheitsverständnis als Beulenpest und Lungenpest kennen. Schließlich wurden über viele Jahrhunderte alle Krankheiten, die mit einer hohen Sterblichkeit die Menschen reduzierten, als „pestis“ - Seuche - bezeichnet. In dieser Bedeutung wird der Begriff mitunter auch heute noch verwendet. So sprechen Tierärzte von Rinderpest, Schweinepest oder Hühnerpest.

Sicher ist: Jene Epidemie, die 541 nach Christus in Ägypten ausbrach und sich in den Folgejahren über Konstantinopel in alle Länder des Mittelmeerraumes verbreitete, war wirklich die Pest mit ihren schwarzen Flecken, dem Blutauswurf und dem zwar rasch eintretenden aber dennoch äußerst qualvollen Tod. Nach dem Namen des seinerzeit herrschenden römischen Kaisers Justinian hat sie als „Justinianische Pest" traurige Berühmtheit in der Geschichte erfahren.

Auch wenn sie in den folgenden Jahrhunderten immer wieder aufflackerte, zu einem massenhaften Ausbruch der Pest kam es erst wieder im 14. Jahrhundert. Dies geschah jedoch in einem Ausmaß und mit einer Geschwindigkeit, die wir uns heute nur mit viel Phantasie vorstellen können. Aus völliger Gesundheit schienen Menschen tot umzufallen. Sie waren gezeichnet. Und wie wir heute wissen, nicht nur mit den typischen Merkmalen der Beulenpest. Viele erlagen heftigen Blutstürzen, so wie sie typisch für die noch rasanter verlaufende Lungenpest sind.

Den Ursprung scheint die Epidemie im Fernen Osten zu haben - und ihr Weg lässt sich dank umfangreicher Aufzeichnungen recht genau zurückverfolgen. Auf einer Reise zu Handelsniederlassungen am Schwarzen Meer waren Kaufleute aus Genua von kriegerischen Völkern der Krim eingeschlossen worden. Länger als ein Jahr dauerte die Belagerung. Als sie im Frühjahr 1347 endlich wieder den Heimweg antreten konnten, transportierten die Unwissenden in ihren Frachträumen und

Trinkwasserfässern den ;„Schwarzen Tod“, in Form von kontaminiertem Wasser sowie infizierten Ratten, in das Abendland. Sein Wüten markiert den Weg der kleinen Flotte. Noch Ende 1347 fordert er in den Hafenstädten Konstantinopel, Messina, Neapel seine ersten Opfer. Nur fünf Jahre später hat die Pest entlang den Handelswegen bereits ganz Europa überzogen. In den Jahren 1347 bis 1352 sollen ihr 25 Millionen Menschen1zum Opfer gefallen sein. Das war etwa ein Viertel der Gesamtbevölkerung Europas.

[...]


1Neuste Forschungsergebnisse des norwegischen Historikers Ole Benedictow sprechen für den Zeitraum von 1347 bis 1351 von bis zu 50 Millionen Todesopfern in Europa Opferzahlen entnommen von der Internetseite „Ärzte-Zeitung - online“, Ausgabe 30. August 2004 Artikel: „50 Millionen Europäer starben im Mittelalter an Pest“

Fin de l'extrait de 17 pages

Résumé des informations

Titre
Die Pest im Mittelalter
Université
University of Siegen
Cours
Siegen im Mittelalter und früher Neuzeit
Note
1,7
Auteur
Année
2004
Pages
17
N° de catalogue
V69916
ISBN (ebook)
9783638622066
ISBN (Livre)
9783638754521
Taille d'un fichier
397 KB
Langue
allemand
Mots clés
Pest, Siegen, Neuzeit, Seuchen, Pandemien
Citation du texte
Bachelor of Arts Marco Hadem (Auteur), 2004, Die Pest im Mittelalter, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/69916

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