Die Spannung stellt ein Grundbedürfnis des Menschen dar. Sie ist gekennzeichnet durch die Frage „Wie geht es weiter?“ und strebt nach Lösung bzw. nach Entspannung. Nach FILL (2003:10) ist der Spannungsbedarf stündlich, täglich und sogar lebenslang beim Menschen vorhanden. Er entwickelte sich in den frühesten Evolutionsstufen des Homo Sapiens aus der Notwendigkeit der Beschaffung von Nahrung und wird heute gesichert durch das Berufsleben, durch soziale Kontakte, durch sportliche Aktivitäten und andere Freizeitbeschäftigungen. Jedoch wird der Spannungsbedarf weitestgehend immer mehr auch durch Kunst, Literatur und andere kulturelle Gestaltungsmöglichkeiten gedeckt, sowie auf unterschiedlichster Art und Weise durch die Sprache. Wie eben schon erwähnt spielt die Spannung bei der Textproduktion eine ebenso große Rolle. Sie entscheidet darüber ob ein Text weiter gelesen wird oder nicht. Der Spannungsbegriff wird durch zwei Begriffe unterschieden - ‚tension’ und ‚suspense’. Tension stellt dabei eine Art Spannung dar, die aus Gegensätzen wie ‚abstrakt und konkret’ oder ‚ernst und ironisch’ resultiert und eher statisch ist. Diese Art von Spannung ist vorrangig, aber nicht ausschließlich in Gedichten anzutreffen (WENZEL 2001:22).
Dieser Begriff der Spannung ist „nicht dramenspezifisch […], sondern ein allgemeines Merkmal ästhetisch strukturierter Texte“ (PFISTER 2000:142) und wird deswegen bei der Analyse dramatischer Texte außen vorgelassen und findet keine weitere Beachtung. Aus diesem Grund ist die Spannung für das Drama im Sinne von ‚suspense’ zu sehen. Dabei setzt diese Art von Spannung „eine narrative Textstruktur voraus…[und]…ist damit der engere, spezifischere sowie interessantere Spannungsbegriff“ (WENZEL 2001:22). ‚Suspense’ ist auf den Handlungsverlauf orientiert und weist somit eine ständige dynamische Änderung des Spannungspotentials auf. Gemäß Fill (2003:70f.) ist ‚suspense’ zu definieren „als das angenehme Gefühl der Erwartung im Leser […], das durch angedeutete, aber noch nicht gegebene Informationen entsteht.“ In den folgenden Ausführungen werde ich das Problem der Spannung, d.h. wie man Spannung und mit welchen Mitteln man sie erzeugt, näher am Beispiel des Dramas ‚Dorogaja Elena Sergeevna’ von der zu den wichtigsten zeitgenössischen Autorinnen Russlands zählenden Ljudmila Razumovskaja beschreiben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Aufbau der Spannung
- Partielle Informiertheit
- Parameter zur Steigerung der Spannungsintensität
- Was-Spannung und Wie-Spannung
- Finalspannung und Detailspannung
- Messbarkeit von Spannung
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert die Entwicklung der Spannung im Drama anhand des Beispiels von Ljudmila Razumovskajas "Dorogaja Elena Sergeevna". Der Fokus liegt dabei auf den Mechanismen und Elementen, die zur Spannungssteigerung im Drama beitragen, und wie sie sich auf die Handlung auswirken.
- Partielle Informiertheit und ihre Bedeutung für die Spannungsentwicklung
- Parameter zur Steigerung der Spannungsintensität, wie Identifikation mit Figuren und Risikoebene
- Die Unterscheidung zwischen Was-Spannung und Wie-Spannung
- Die Rolle von Finalspannung und Detailspannung im Aufbau der Gesamtspannung
- Die Messbarkeit von Spannung im Drama
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Spannung im Drama ein und definiert die relevanten Begriffe, „tension“ und „suspense“. Die Bedeutung der Spannung für die Textproduktion und ihre spezifische Bedeutung im Drama werden hervorgehoben. Der Fokus der Arbeit auf Ljudmila Razumovskajas „Dorogaja Elena Sergeevna“ wird definiert.
- Aufbau der Spannung: Dieses Kapitel beleuchtet die spezifischen Merkmale des Spannungsaufbaus in "Dorogaja Elena Sergeevna". Es werden verschiedene Mittel zur Spannungssteigerung im Drama behandelt, wie „Partielle Informiertheit“, „Parameter zur Steigerung der Spannungsintensität“, „Was-Spannung und Wie-Spannung“ sowie „Finalspannung und Detailspannung“.
- Partielle Informiertheit: Dieses Kapitel untersucht die Bedeutung der partiellen Informiertheit für die Spannung. Es wird erläutert, wie durch das gezielte Verbergen und Offenlegen von Informationen beim Leser Neugier und Spannung erzeugt werden.
- Parameter zur Steigerung der Spannungsintensität: Dieses Kapitel analysiert verschiedene Parameter, die die Intensität der Spannung im Drama beeinflussen, wie Identifikation mit Figuren, Risikoebene und das „Alles-oder-Nichts“-Prinzip.
Schlüsselwörter
Spannung im Drama, „suspense“, Partielle Informiertheit, Parameter zur Spannungsintensität, Identifikation, Risiko, Was-Spannung, Wie-Spannung, Finalspannung, Detailspannung, „Dorogaja Elena Sergeevna“, Ljudmila Razumovskaja.
- Citar trabajo
- Andy Schober (Autor), Natalja Flaming (Autor), 2007, Die Entwicklung der 'Spannung' im Drama am Beispiel von Ljudmila Razumovskajas "Dorogaja Elena Sergeevna", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/70058