Während ich die Schillerschen Texte las, fiel mir auf, dass zwischen den Frauenfiguren in seinen Dramen und dem Bild der Frauen, das er in der Realität bevorzugte oder das er in seinen Gedichten pries eine gewaltige Kluft herrschte. In dem „Lied von der Glocke“ las ich zum Thema Frau folgendes: „Der Mann muss hinaus Ins feindliche Leben, Muss wirken und streben Und pflanzen und schaffen, Erlisten, erraffen, Muss wetten und wagen, Das Glück zu erjagen. Da strömet herbei die unendliche Gabe, Es füllt sich der Speicher mit köstlicher Habe, Die Räume wachsen, es dehnt sich das Haus. Und drinnen waltet Die züchtige Hausfrau, Die Mutter der Kinder, Und herrschet weise Im häuslichen Kreise, Und lehret die Mädchen Und wehret den Knaben, Und reget ohn´ Ende Die fleißigen Hände, Und mehrt den Gewinn Mit ordnendem Sinn. Und füllet mit Schätzen die duftenden Laden, Und dreht um die schnurrende Spindel den Faden, Und sammelt im reinlich geglätteten Schrein Die schimmernde Wolle, den schneeigten Lein, Und füget zum Guten den Glanz und den Schimmer, Und ruhet nimmer.“ 1 In einem Brief an Körner beschrieb er das Ideal seiner zukünftigen Frau, manifestiert in Wielands Ehefrau: „´häßlich wie die Nacht, aber brav wie Gold... ein nachgiebiges gutmüthiges Geschöpf ... äußerst wenig Bedürfnisse und unendlich viel Wirtschaftlichkeit.´“ 2 Und in den Tagebuchaufzeichnungen von Christiane von Wurmb, wurde er folgendermaßen zitiert: „Es ist ein eigen seltsam Ding um die gelehrten Frauens! Wenn sie einmal den ihnen angewiesenen Kreis verlassen, so durchfliegen sie mit schnellen ahndeten Blick unbegreiflich rasch die höhren Räume. Aber dann fehlt ihnen die starke, anhaltende Kraft des Mannes, der eisern Mut, jeden Hindernis ein ernstes Überwinden entgegen zu setzen, um fest und unaufhaltsam in diesen Regionen fortzuschreiten. Das schwächere Weib hat seinen ersten schönen Standpunkt verloren - sie kann nicht mehr zurück und wird entweder zur eitlen Törin - oder unglücklich. Und selbst die himmlische Kunst! Was kann sie den zarten Weibe bieten, das diese nicht sich unbewusst , in stiller Tätigkeit, in stiller Übung ihres hohen heiligen Berufs in liebender Brust fände? - Und selig der Mann der ein solches Kleinod zu schätzen weiß, und die Freundin seines Herzens bei Arbeiten und häuslichen Beschäftigungen sucht, um sich an ihren anspruchslosen Talenten von seinen mühevollen Streben zu erheitern.“ [...]
Inhaltsverzeichnis
- Gliederung
- Friedrich Schiller, sein Frauenbild im Kontrast zu seinen dramatischen Frauengestalten
- Kurzbiographie
- Die zeitgenössische Diskussion zur Frauenrechtsfrage im Kontext der Aufklärung.
- Schillers Idealbild einer Frau: weibliche Attribute in seiner Lyrik
- Analyse des Drama „,Maria Stuart“ anhand dieser Attribute
- Fazit: Schiller als gespaltene Person in Lyrik, Leben und Drama
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Kontrast zwischen Schillers Idealbild der Frau, welches sich in seinen Gedichten und Briefen widerspiegelt, und seinen dramatischen Frauengestalten. Ziel ist es, die Ursachen für diese Diskrepanz aufzudecken und Schillers ambivalenten Blick auf die Rolle der Frau zu analysieren.
- Schillers Idealbild der Frau und seine literarische Darstellung
- Die Rolle der Frau in der zeitgenössischen Debatte um die Aufklärung
- Der Einfluss von Kant und Rousseau auf Schillers Frauenbild
- Die Darstellung von Frauen in Schillers Dramen, insbesondere in „Maria Stuart“
- Schillers ambivalenten Blick auf die Rolle der Frau in Gesellschaft und Literatur
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 2: Dieses Kapitel beleuchtet Schillers Idealbild der Frau anhand von Zitaten aus seinen Gedichten und Briefen. Es zeigt, dass Schiller ein traditionelles Frauenbild vertrat, welches die Frau in erster Linie als Hausfrau und Mutter sah. In seinen Gedichten beschrieb er die Frau als züchtige, häusliche Person, die sich um Kinder und Haushalt kümmert.
- Kapitel 3: Dieses Kapitel analysiert die zeitgenössische Diskussion zur Frauenrechtsfrage im Kontext der Aufklärung. Es beleuchtet die verschiedenen Ansichten zu dieser Frage, die von Rousseau und Kant vertreten wurden. Diese Denker hatten maßgeblichen Einfluss auf Schillers Denken und beeinflussten seine Vorstellung von der Rolle der Frau.
- Kapitel 4: Dieses Kapitel analysiert die Figur der Maria Stuart in Schillers gleichnamigem Drama. Es untersucht die Darstellung der weiblichen Figur im Kontext der zeitgenössischen Debatte um die Rolle der Frau. Das Kapitel beleuchtet, wie Schiller die weibliche Figur in seiner dramatischen Darstellung mit seinem Idealbild der Frau in Einklang zu bringen versucht.
Schlüsselwörter
Schillers Frauenbild, weibliche Attribute, zeitgenössische Frauenrechtsdebatte, Aufklärung, Kant, Rousseau, Maria Stuart, Dramenanalyse, literarische Darstellung, Idealbild, Ambivalenz.
- Arbeit zitieren
- Stefanie Stein (Autor:in), 2006, Friedrich Schiller und sein Frauenbild im Kontrast zu seinen dramatischen Frauengestalten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/70106