Die Entwicklung der Nationen in Mitteleuropa ist vor allem im XIX. Jahrhundert anders als im Westen Europas verlaufen. Die Nationen konnten sich hier auf Grund ihrer fehlenden Unabhängigkeit nicht auf Basis einer eigenen Staatsordnung und gemeinsamer Interessen entwickeln, sondern nur auf der Grundlage von gemeinsamer Kultur, Sprache und Religion. Ein weiteres Element, das die Nationen zusammenhielt, war der Kampf gegen die Besatzer.
Lässt sich so eine Identität mit der westeuropäischen Identität in Einklang bringen? Im Rahmen dieser Diplomarbeit wird versucht auf die Frage zu antworten, ob im Zuge der Integration in eine transnationale Organisation wie die der EU ein Wandel des Identitätsdiskurses stattfindet. Um die Frage zu beantworten wird zuerst ein Instrumentarium entwickelt indem systematisch auf das Konzept der kollektiven Identität eingegangen wird. Die am häufigsten benutzten wissenschaftlichen Perspektiven werden angezeigt. Darauf aufbauend werden das Verständnis der nationalen Identität vorgestellt und in diesem Zusammenhang die Analysedimensionen der Untersuchung herausarbeitet. Diese theoriegeleiteten Überlegungen sind die Basis für die nachfolgende empirische Untersuchung der polnischen Presseberichterstattungen. Es werden in dieser Arbeit 378 Artikel bearbeitet, wobei 192 im Weiteren einer qualitativen Inhaltsanalyse unterzogen werden. Da die nationale Identität Polens in dieser Form noch nicht untersucht wurde, wird hier eine Methode angewendet, die speziell für diese Fragestellung entwickelt wurde. Sie besteht aus Elementen der qualitativen Inhaltsanalyse von Mayring sowie der Grounded Theory von Glaser und Strauss. Die Ergebnisse der Analyse zeigen eindeutig, dass in dem untersuchten Zeitraum ein Wandel des Identitätsdiskurses stattgefunden hat. Dieser Wandel ist dabei als Versuch der Herstellung einer Balance zwischen der westeuropäischen und der Polnischen Identität zu verstehen. Ob durch die Balancierung eine spezifische ostmitteleuropäische Identität entstehen wird, oder ob eine gemeinsame europäische Identität gelingen wird, die den Westen mit dem Osten vereint, ist schwer abzuschätzen. Die Befunde dieser Arbeit sprechen eher für eine spezifische Identität, die die Eigenartigkeit der ostmitteleuropäischen Nationen gewährleisten und gleichzeitig eine reibungslose Arbeit im Rahmen der EU erlauben wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Nationale Identität- Theoretische Grundlagen
- Einführung
- Identität
- Identität die umgangssprachliche Bedeutung
- Identität in sozialgeschichtlicher Perspektive
- Wissenschaftliche Theorie der Identität
- Bewusstsein als Identität
- Interaktionismus
- Postmoderne Lebensverhältnisse
- Systematisierung des Begriffes Identität
- Zwischenfazit
- Nation
- Nation im umgangssprachlichen Verständnis
- Nation in der sozialwissenschaftlichen Debatte. Entdeckte Nation vs. Konstruierte Nation
- Nation in der sozialwissenschaftlichen Debatte. Historische Entwicklung
- Nation in der sozialwissenschaftlichen Debatte. Staatsnation vs. Kulturnation
- Matrix der Nationen
- Nationale Identität- eine Form der kollektiven Identität
- Abgrenzung von anderen Termini
- Die Idee einer kollektive Identität
- Vierfeldermatrix der kollektiven Identität
- Identitätsverständnis der Studie
- Analytische Dimensionen
- Stand der Forschung
- Fazit
- Methodik
- Stichprobe
- Auswahl der Zeitungen
- Auswahl der Artikel
- Beschreibung des Datensatzes
- Analyseverfahren
- Stichprobe
- Vorstellung von Ergebnissen
- Allgemeine Informationen
- Beschreibung der einzelnen Analysedimensionen
- Kontinuität vs. Differenz
- Häufigkeiten
- Kontinuität vor dem EU- Beitritt Polens
- Kontinuität nach dem EU- Beitritt Polens
- Differenz vor dem EU- Beitritt Polens
- Differenz nach dem EU- Beitritt Polens
- Konformität vs. Rebellion
- Häufigkeiten
- Konformität vor dem EU- Beitritt Polens
- Konformität nach dem EU- Beitritt Polens
- Rebellion vor dem EU- Beitritt Polens
- Rebellion nach dem EU- Beitritt Polens
- Staatsnation vs. Kulturnation
- Häufigkeiten
- Staatsnation vor dem EU-Beitritt
- Staatsnation nach dem EU- Beitritt
- Kulturnation vor dem EU- Beitritt Polens
- Kulturnation nach dem EU-Beitritt Polens
- Sicherheit vs. Bedrohung
- Häufigkeiten
- Sicherheit vor dem EU- Beitritt Polens
- Sicherheit nach dem EU- Beitritt Polens
- Bedrohung vor dem EU- Beitritt Polens
- Bedrohung nach dem EU- Beitritt Polens
- Kontinuität vs. Differenz
- Gesamtzusammenfassung der Befunde
- Schlussfolgerungen
- Zusammenfassung und Diskussion
- Methodenkritische Reflexion
- Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit untersucht die Auswirkungen des EU-Beitritts auf die nationale Identität Polens, indem sie die polnische Presseberichterstattung zum Thema analysiert. Das Ziel ist es, die Dynamik zwischen nationaler Identität und europäischer Integration zu beleuchten und die Rolle der Medien in diesem Prozess zu untersuchen.
- Die Beziehung zwischen nationaler Identität und europäischer Integration
- Die Darstellung des EU-Beitritts in der polnischen Presse
- Die Bedeutung von Medien in der Konstruktion nationaler Identität
- Die Herausforderungen und Chancen der europäischen Integration für Polen
- Die Rolle von Medien in der öffentlichen Meinungsbildung
Zusammenfassung der Kapitel
- Einführung: Diese Einleitung stellt die Thematik der Diplomarbeit vor und erläutert die Relevanz der Untersuchung der nationalen Identität im Kontext der europäischen Integration. Sie skizziert den Forschungsrahmen und die Methodik der Arbeit.
- Nationale Identität- Theoretische Grundlagen: Dieses Kapitel befasst sich mit der theoretischen Fundierung der zentralen Begriffe, die im Zusammenhang mit nationaler Identität und europäischer Integration relevant sind. Es analysiert den Begriff der Identität, seine Bedeutung in verschiedenen Disziplinen und die Entwicklung des Begriffs der Nation. Darüber hinaus wird das Konzept der kollektiven Identität erläutert und die Verbindung zur nationalen Identität hergestellt.
- Methodik: Dieses Kapitel beschreibt die angewandte Methodik der Diplomarbeit. Es erläutert die Auswahl der Stichprobe, die Art der analysierten Presseberichte und die verwendeten Analyseverfahren. Die Methodik wird in detaillierter Weise dargestellt, um die Transparenz und Nachvollziehbarkeit der Untersuchung zu gewährleisten.
- Vorstellung von Ergebnissen: Dieses Kapitel präsentiert die Ergebnisse der Analyse der polnischen Presseberichte. Es beleuchtet verschiedene Dimensionen des Themas und untersucht die Beziehung zwischen nationaler Identität und europäischer Integration in der polnischen Presseberichterstattung. Das Kapitel analysiert sowohl die Kontinuität als auch die Veränderungen in der Wahrnehmung der europäischen Integration im Zusammenhang mit der nationalen Identität.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselbegriffe der Diplomarbeit sind nationale Identität, europäische Integration, polnische Presse, Medienanalyse, kollektive Identität, Staatsnation, Kulturnation, EU-Beitritt, Medien und öffentliche Meinung.
- Quote paper
- Michal Kwarcinski (Author), 2006, Nationale Identität und europäische Integration - Untersucht am Beispiel der polnischen Presseberichterstattungen zum EU-Beitritt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/70154