Nationale Identität und europäische Integration - Untersucht am Beispiel der polnischen Presseberichterstattungen zum EU-Beitritt


Tesis, 2006

130 Páginas, Calificación: 1,3


Extracto


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Anhangsverzeichnis

1. Einführung

2. Nationale Identität- Theoretische Grundlagen
2.1. Einführung
2.2. Identität
2.2.1. Identität- die umgangssprachliche Bedeutung
2.2.2. Identität in sozialgeschichtlicher Perspektive
2.2.3. Wissenschaftliche Theorie der Identität
2.2.3.1. Bewusstsein als Identität
2.2.3.3. Interaktionismus
2.2.3.4. Postmoderne Lebensverhältnisse
2.2.4. Systematisierung des Begriffes Identität
2.2.5. Zwischenfazit
2.3. Nation
2.3.1. Nation im umgangssprachlichen Verständnis
2.3.2. Nation in der sozialwissenschaftlichen Debatte. Entdeckte Nation vs. Konstruierte Nation
2.3.3. Nation in der sozialwissenschaftlichen Debatte. Historische Entwicklung
2.3.4. Nation in der sozialwissenschaftlichen Debatte. Staatsnation vs. Kulturnation
2.3.4. Matrix der Nationen
2.4. Nationale Identität- eine Form der kollektiven Identität
2.4.1. Abgrenzung von anderen Termini
2.4.2. Die Idee einer kollektive Identität
2.4.3. Vierfeldermatrix der kollektiven Identität
2.5. Identitätsverständnis der Studie
2.5.1. Analytische Dimensionen
2.6. Stand der Forschung
2.7. Fazit

3. Methodik
3.1. Stichprobe
3.1.1. Auswahl der Zeitungen
3.1.2. Auswahl der Artikel
3.1.3. Beschreibung des Datensatzes
3.2. Analyseverfahren

4. Vorstellung von Ergebnissen
4.1. Allgemeine Informationen
4.2. Beschreibung der einzelnen Analysedimensionen
4.2.1. Kontinuität vs. Differenz
4.2.1.1. Häufigkeiten
4.2.1.2. Kontinuität vor dem EU- Beitritt Polens
4.2.1.3. Kontinuität nach dem EU- Beitritt Polens
4.2.1.4. Differenz vor dem EU- Beitritt Polens
4.2.1.5. Differenz nach dem EU- Beitritt Polens
4.2.2. Konformität vs. Rebellion
4.2.2.1. Häufigkeiten
4.2.2.2. Konformität vor dem EU- Beitritt Polens
4.2.2.3. Konformität nach dem EU- Beitritt Polens
4.2.2.4. Rebellion vor dem EU- Beitritt Polens
4.2.2.5. Rebellion nach dem EU- Beitritt Polens
4.2.3. Staatsnation vs. Kulturnation
4.2.3.1. Häufigkeiten
4.2.3.2. Staatsnation vor dem EU- Beitritt
4.2.3.3. Staatsnation nach dem EU- Beitritt
4.2.3.4. Kulturnation vor dem EU- Beitritt Polens
4.2.3.5. Kulturnation nach dem EU-Beitritt Polens
4.2.4. Sicherheit vs. Bedrohung
4.2.4.1. Häufigkeiten
4.2.4.2. Sicherheit vor dem EU- Beitritt Polens
4.2.4.3. Sicherheit nach dem EU- Beitritt Polens
4.2.4.4. Bedrohung vor dem EU- Beitritt Polens
4.2.4.5. Bedrohung nach dem EU- Beitritt Polens
4.3. Gesamtzusammenfassung der Befunde

5. Schlussfolgerungen
5.1. Zusammenfassung und Diskussion
5.2. Methodenkritische Reflexion
5.3. Ausblick

Literaturverzeichnis

Anhang

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1. Matrix der Nationen

Abbildung 2. Das Achsenkreuz der kollektiven Identität

Abbildung 3. Vierfeldermatrix der kollektiven Identität

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1. Leserzahl der polnischen Tageszeitungen (in Proz.)

Tabelle 2. Leserzahl der polnischen Wochenzeitungen (in Proz.)

Tabelle 3. Anzahl der Memos

Tabelle 4. Anzahl der Ausprägungen

Tabelle 5. Anteil der bestimmten Ausprägungen unter allen kodierten Ausprägungen (in Proz.)

Tabelle 6. Ausprägung pro alle Fundstelle der einer Gruppe (in Proz.)

Tabelle 7. Anteil der bestimmten Ausprägungen unter allen kodierten Ausprägungen (in Proz.)

Tabelle 8. Anteil der bestimmten Ausprägungen unter allen kodierten Ausprägungen (in Proz.)

Tabelle 9. Ausprägung pro alle Fundstelle dieser Dimension (in Proz.)

Tabelle 10. Anstieg der Thematisierung der einzelnen Ausprägungen zwischen den zwei Zeiträumen (in Proz.)

Tabelle 11. Ausprägung pro alle Fundstelle der einer Gruppe (in Proz.)

Tabelle 12. Ausprägung pro alle Fundstelle der einer Gruppe (in Proz.)

Anhangsverzeichnis

Anhang 1. Artikelverzeichnis „Rzeczpospolita“

Anhang 2. Artikelverzeichnis „Gazeta Wyborcza“

Anhang 3. Artikelverzeichnis „Polityka“

Anhang 4. Artikelverzeichnis „Wprost"

Anhang 5. Rüegg, Claus: Konstruktion nationaler Identität in österreichischen Printmedien. Eine medienpsychologische Untersuchung zum nationalen Selbstbild in der Presse zwischen 1946 und 1995. http://w3.ub.uni-konstanz.de/v13/volltexte/1999/305//pdf/305_1.pdf. 10.08.2006, 17:22..Siehe CD

1. Einführung

Im Jahre 2004 hat die bisher größte Erweiterung der Europäischen Union stattgefunden. Unter den zehn neuen Mitgliedern überwogen Länder, die erst in der Wende nach 1989 ihre staatliche Souveränität nach vielen Jahren der sowjetischen Gleichschaltung erlangt haben. Seit dieser Zeit waren die Nationen damit beschäftigt, eine eigene nationale Identität zu reflektieren.

Ein Teil dieser Identität war die Westorientierung und der Rückweg nach „Europa“. Gleichzeitig aber haben die Nationen ihre je eigene Tradition, ihre Kultur – kurz ihr Anderssein - entdeckt und befürchteten dessen Verlust im Sinne einer europäischen Gleichschaltung. Die Angst, die dabei entstanden ist, ist insoweit ernst zu nehmen, als die ostmitteleuropäischen Nationen, einen langen und schmerzhaften Kampf um die eigene Staatlichkeit hinter sich haben. Die Entwicklung der Nationen in diesem Teil Europas ist vor allem im XIX. Jahrhundert anders als im Westen verlaufen. Die Nationen konnten sich hier auf Grund ihrer fehlenden Unabhängigkeit nicht auf Basis einer eigenen Staatsordnung und gemeinsamer Interessen entwickeln, sondern nur auf der Grundlage von gemeinsamer Kultur, Sprache und Religion. Ein weiteres Element, das die Nationen zusammenhielt, war der Kampf gegen die Besatzer. Als Ergebnis der Westorientierung und des gewählten politischen und zivilisatorischen Ziels „Europa“ sind die Nationen vor eine folgenträchtige Entscheidung gestellt worden. Soll ein Teil der so sehr ersehnten staatlichen Souveränität an eine transnationale Organisation wie die der Europäischen Union abgegeben werden?

Infolgedessen wurde in einigen Ländern neben der Diskussion über Quotenzahlen, Zuzahlungen und weitere wirtschaftlich- rechtliche Aspekte der Integration eine neue Debatte über die eigene nationale Identität entfacht.[1]

In dieser Arbeit wird versucht, die Frage zu beantworten, ob im Zuge der Integration in eine transnationale Organisation wie die der EU ein Wandel des Identitätsdiskurses stattfindet. Dieses Thema ist insofern interessant, als Integration als eine Form des sozialen Wandels angesehen werden kann. Bei dem letzten großen sozialen Wandel in Ostmitteleuropa, nach dem Fall des eisernen Vorhangs, hat ein Wandel des Identitätsdiskurses stattgefunden.[2] In der damaligen Zeit ist ein Teil der Gesellschaft, der sich mit dem alten System identifiziert hatte auf Grund der neuen Situation quasi gezwungen worden, sich neu zu definieren. Obwohl der EU- Beitritt sicherlich nicht so einen tiefgreifenden sozialen Wandel hervorruft, stellt sich die Frage: Wird sich der Identitätsdiskurs der betroffenen Länder auch diesmal ändern?

Diese allgemeine Frage wird am Beispiel der polnischen Identitätsdebatte untersucht. Da die Presse ein Medium der öffentlichen Debatte ist, wird die Thematisierung der nationalen Identität Polens in den Presseberichterstattungen erforscht. Von der polnischen Presselandschaft werden vier meinungsbildende Formate ausgewählt. Es werden in dieser Arbeit 378 Artikel bearbeitet, wobei 192 im Weiteren einer qualitativen Inhaltsanalyse unterzogen werden.

Bevor jedoch das geschehen wird, muss eine theoretische Auseinandersetzung mit der Problematik der Identität und der Nation erfolgen. Das wird hilfreich sein die umgangsprachlich oft fehlerhaft benutzten Termini wissenschaftlich zu präzisieren. Weiterhin wird systematisch auf das Konzept der kollektiven Identität eingegangen, wobei die am häufigsten benutzten wissenschaftlichen Perspektiven angezeigt werden. Darauf aufbauend werden das Verständnis der nationalen Identität vorgestellt und in diesem Zusammenhang die Analysedimensionen der Untersuchung herausarbeitet. Diese theoriegeleiteten Überlegungen sind die Basis für die nachfolgende empirische Untersuchung der polnischen Presseberichterstattungen. Da die nationale Identität Polens in dieser Form noch nicht untersucht wurde, wird hier eine Methode angewendet, die speziell für diese Fragestellung entwickelt wurde. Sie besteht aus Elementen der qualitativen Inhaltsanalyse von Mayring[3] sowie der Grounded Theory von Glaser und Strauss[4]. Die Methode kann auch als eine gelockerte qualitative Inhaltsanalyse charakterisiert werden, die sich mit dem Ziel der Entwicklung einer Grounded Theory verbindet. Am Ende dieser Arbeit wird die Grounded Theory vorgestellt, gestrafft und verallgemeinert, damit sie eine höhere Abstraktionsebene erreicht. Es wird dabei jedoch nicht die Ebene einer formalen Theorie erreicht. Im Endkapitel werden die Befunde der Analysen nochmals im Hinblick auf die allgemeine Fragestellung der Studie fokussiert. Des weiteren werden eigene Überlegungen und Mutmaßungen bezüglich der nationalen Identität zum Zeitpunkt der Integration und Prognosen für die weitere diskursive Entwicklung vorgestellt.

2. Nationale Identität- Theoretische Grundlagen

2.1. Einführung

Der Begriff „nationale Identität“ besteht aus zwei Gliedern, aus dem Substantiv „Identität“ und aus dem attributiven Adjektiv „national“. Da die Funktion des attributiven Adjektivs darin besteht, ein Substantiv mit einer bestimmten Eigenschaft, mit einem bestimmten Merkmal zu kennzeichnen, wird in der Arbeit die Identität, aber nicht irgendwelche, sondern eine nationale, beschrieben. Am Anfang dieses theoretischen Kapitels wird die Semantik des Begriffes „nationale Identität“ analysiert. Da der Forschungsgegenstand dieser Studie Identität ist, wird der Schwerpunkt darauf gelegt. Aus diesem Grund wird die Identität im einen größeren Maße und als erste theoretisch analysiert. Dabei wird die für diese Arbeit wichtigste soziologische Bedeutung von der populären abgegrenzt. Im weiteren Verlauf des Kapitels wird systematisch auf die Theorie der Nation und auf die kollektive Ebene der Identität übergegangen und schließlich der für diese Studie gewählte Verständnisbereich des Begriffes „nationale Identität“ vorgestellt.

2.2. Identität

2.2.1. Identität- die umgangssprachliche Bedeutung

Identität hat umgangssprachlich eine andere Bedeutung als das für diese Arbeit grundlegende soziologische Verständnis des Wortes. Nach dem Deutschen Universalwörterbuch Duden hat der Begriff drei Bedeutungen. Erstens wird Identität als „[1] Echtheit einer Person oder Sache; völlige Übereinstimmung mit dem, was sie ist oder als was sie bezeichnet wird“[5] definiert. Zweitens wird Identität aus der psychologischen Perspektive „[2] als Selbst erlebte innere Einheit der Person“[6] verstanden. Die dritte Bedeutung besagt, dass Identität eine „[3] völlige Übereinstimmung mit jemandem, etwas in Bezug auf etwas; Gleichheit[7] “ ist. Die erste Definition des Wortes ist mit einer biologischen oder auch technischen Echtheit einer Person oder Sache semantisch verbunden. Die Identität in dem Fall wird mit Ausweisen oder Zertifikaten bestätigt. Ein Zeugnis dieses Echtseins einer Person mit dem für was Sie sich hält ist z. B. ein Personalausweis oder ein Pass. Es bestätigt, dass diejenige Person über diese Identität verfügt. Manchmal wird in diesem Sinne von einem Diebstahl der Identität gesprochen, wenn sich einer als eine andere Person ausweist. Die zweite Definition nach dem Duden stellt das psychologische Verständnis des Wortes. In ähnlicher Bedeutung findet sich in dem „Wörterbuch Psychologie“ von Werner D. Fröhlich folgende Definition: „Bezeichnung für eine auf relativer Konstanz von Einstellungen und Verhaltenszielen beruhende, relativ überdauernde Einheitlichkeit in der Betrachtung seiner selbst oder anderer.“[8] Die dritte Definition nach dem Duden stellt eine weitere populäre Verständigung des Wortes dar. Identität wird hier als die Gleichheit etwas mit etwas bezeichnet. Besser verstanden wird es, wenn hier ein von dem Subjekt Identität abgeleitetes Adjektiv „identisch zu sein“ eingeführt wird. So können zwei Gegenstände identisch sein, was bedeutet, dass sie die gleiche Identität besitzen. Etwas oder jemand wird hier nicht mit sich selbst identisch sein, wie es in der ersten Definition der Fall gewesen war, sondern mit jemandem anderen oder mit etwas anderem.

2.2.2. Identität in sozialgeschichtlicher Perspektive

Bevor Identität weiter aus einer wissenschaftlichen Perspektive analysiert wird, ist eine kurze Beschreibung der historischen Perspektive relevant, um die theoretischen Ansätze in der Zeit anordnen zu können, was die Verständigung erleichtern wird.

Der Begriff der Identität ist relativ neu in der soziologischen Debatte. In den Gesellschaften mit sehr einfacher Arbeitsteiligkeit und minimaler Wissensaufsplitterung war Identität laut Peter Berger und Thomas Luckmann nie ein Problem.[9] Spaemann bemerkt, dass in der aristotelischen Philosophie Identität ein Begriff der Logik und Metaphysik gewesen war, der am wenigsten Probleme gemacht hatte.[10]

Die Frage nach dem „Wer bin Ich?“ wurde in den Gesellschaften mit einfacher Arbeitsteilung überhaupt nicht gestellt.[11] Es war allen klar, wer derjenige ist. Die Antwort auf die Frage, falls überhaupt solche gestellt wurde, lag in der Realität der Gesellschaft, die klar und für alle deutlich strukturiert gewesen war[12]. „Ein Ritter ist Ritter, und ein Bauer ist Bauer- für andere und vor sich selbst.“[13] Der Platz in der Gesellschaft und somit die Frage des „Ich“ seins, war täglich in allen wichtigen gesellschaftlichen Interaktionen bestimmt und beantwortet.[14]

Erst mit zunehmender Modernisierung und damit einhergehenden Segmentierung des gesellschaftlichen Lebens kommen erste Gedanken des Subjektes bezüglich dessen: „Was bin Ich?“ auf. Dieser gesellschaftliche Wandel hat die alte Vorstellung des „Ich- Seins“ in Frage gestellt. Der Akteur nimmt in seinem Leben verschiedene, meist auch widersprüchliche Aufgaben wahr, die mit der Realisierung unterschiedlichen gesellschaftlichen Rollen[15] entstehen. Diese Veränderung des Verhältnisses zwischen den Individuen und der Gesellschaftsstruktur stellt Daniel Bell in seinem Werk „The Cultural Contradictions of Capitalism“[16] vor. Die klassische Antwort auf die „Ich“ Frage war nach Bell „Ich bin der Sohn meines Vaters“[17]. In der modernen[18] Welt meint Bell lautet die Antwort: „Ich bin ich. Ich bezeuge über mich durch das was ich mache und das was ich wähle“[19] Diese Veränderung der Selbstdefinition ist für die moderne Gesellschaft spezifisch. Es ist aber zugleich die Ursache der auftretenden Probleme der Identität einzelner Akteure.[20] Diese Tendenz ist schon seit der Entstehung der protestantischen Ethik[21] der darauf folgenden Aufklärung (17. und 18. Jahrhundert) und Industrialisierung (18. und 19. Jahrhundert), die durch die kapitalistische Wirtschaftsordnung ermöglicht wurde zu sehen. Diese Identitätsprobleme sind besonders seit den 1960 er Jahren deutlich ausgeprägt. Seit dieser Zeit sprechen immer mehrere Autoren über eine neue Ära. Es wird über „Postmoderne“, „Zweite Moderne“, „Spätmoderne“ oder über „Reflexive Moderne“ gesprochen. Diese Begriffe bezeichnen die tiefgreifenden Prozesse der gesellschaftlichen Differenzierung, Individualisierung und Pluralisierung.[22] Die Menschen wurden durch die neuen Lebensbedingungen aus den alten sinn- und identitätsstiftenden Strukturen herausgelöst. Familie[23], Klasse, Beruf, Nachbarschaft verlieren dabei ihre wichtige Rolle.[24]

Dieser Wandel in der Betrachtungsweise der Individuen und ihrer Identität ist deutlich dadurch, dass in den vormodernen und frühmodernen Gesellschaften der Platz des Individuums in der Struktur vorbestimmt war. In der Postmoderne dagegen ist jeder dazu verpflichtet, sein eigenes „Ich“ aus verschiedenen, meist auch widersprüchlichen, Rollen zu konstruieren und sich selbst in der Gesellschaft zu verorten. Es entsteht dabei, im Gegensatz zu der Moderne keine kohärente Konstruktion. Der Zwang zur Konstruktion des eigenen „Ichs“ und die widersprüchliche Rollen und Erwartungen verursachen die Identitätsprobleme. Es entsteht eine Kluft zwischen dem, was derjenige über sich denkt also zwischen dem subjektiven oder auch angestrebten „ich“ und dem was die Gesellschaft demjenigen zumutet.[25]

2.2.3. Wissenschaftliche Theorie der Identität

Nachdem die umgangssprachliche Verwendung und Bedeutung des Wortes Identität anhand des Duden Wörterbuches erläutert war und eine kurze historische Einführung stattgefunden hat, braucht diese Arbeit eine wissenschaftliche Perspektive.

2.2.3.1. Bewusstsein als Identität

Aus den drei im Duden vorgestellten Definitionen ist die zweite (Identität wird „[2] als Selbst erlebte innere Einheit der Person“ verstanden)[26] der für diese Arbeit nötigen soziologischen Definition am nächsten. Diese psychologische Betrachtungsweise zielt auf die Selbstwahrnehmung des Individuums. Wenn im psychologischen Bereich weitergeforscht wird, dann wird eine dem Identitätsproblematik nahe „Ich-Instanz“[27] gefunden. Die Ich-Instanz stellt die analytischen Grundlagen für die Psychoanalyse dar. „Ich“ stellt bei Freud eine von den drei Persönlichkeitsinstanzen dar. „Eine Handlung des Ichs ist dann korrekt, wenn sie gleichzeitig den Anforderungen des Es, des Über- Ichs und der Realität genügt, also deren Ansprüche miteinender zu versöhnen weiß.“[28] „Es“ stellt dabei die instinktive und triebhafte Bedürfnisse dar und das „Über Ich“ ist der „Inbegriff aller moralisch-hemmenden Kräfte, die während der Sozialisation durch Erziehung entwickelt wurden. Es handelt sich dabei um Normen des Verhaltens, die sich aus dem Ich und seiner Auseinandersetzung mit den Es-Ansprüchen entwickeln und die auch als Inbegriff der »Verantwortung« bezeichnet werden können.“[29] So ist der Begriff der Norm aufgetaucht, ein soziologischer Begriff „...für allgemein sozial gültige Regeln des Handelns“[30].

Aufnahme und allgemeine Annerkennung in der Soziologie hat der psychologische Begriff des „Ich“ erst mit der Einführung des Terminus „Ich-Identität“[31] gefunden. Dieser Begriff ist spezifisch für die psychoanalytisch orientierte Theorie der Persönlichkeit und der Persönlichkeitsbildung durch Sozialisation. „Er (Der Begriff der Ich- Identität, Anm. d. Verf.) umschreibt ein spezifisches Resultat der Vermittlung von Individuum und Gesellschaft“[32] Durch den Psychoanalytiker Erikson ist der Begriff in der Soziologie erst anerkannt worden. Der deutsch-amerikanische Psychoanalytiker und Sozialwissenschaftler befasste sich mit dem Werden der individuellen Persönlichkeiten und zeigte, wie stark diese Entwicklung von den kulturellen Gegebenheiten der sozialen Umwelt beeinflusst wird. Für ihn war diese Entwicklung für die Bildung einer „Ich-Identität“ von größter Bedeutung. Er beschäftigte sich vor allem mit der Erforschung der Jugend und ihrer Sozialisation. Identität ist für ihn ein in der Adoleszenz zu erworbene Besitzstand persönlicher Sicherheit, und Gleichheit.[33]. Nach Erikson ist das Identitätsgefühl des Einzelnen als Fähigkeit „...sein Selbst als Etwas zu erleben, das Kontinuität besitzt, dass ‚das Gleiche’ bleibt und dementsprechend handeln zu können“[34] anzusehen.

2.2.3.3. Interaktionismus

Den Psychoanalytikern ist laut Krappmann einzuräumen, dass ihre Konzepte an „stabilen Selbstbildern (...), festen Identifikationen“[35] festhielten. Von diesen Mängeln sind die interaktionistischen Theorien frei[36]. Wissenschaftler wie John Dewey, Charles H. Cooley und vor allem Georg H. Mead konzentrierten sich bei ihrer Forschung auf die Identität der einzelnen Akteure in Verbindung mit den Interaktionen in der Gesellschaft. Die interaktionistischen Theorien stellten jedoch nicht den Mainstream der Soziologie dar und sind laut einiger Kritiker sogar antisoziologisch in der frühen Fassung der Identitätstheorie gewesen.[37] Für Mead ist die Definition der Identität zweidimensional aufgebaut. Er unterscheidet dabei die „ICH-“ (me) und die „Ich- Identität“ (I). Die erste Komponente resultiert aus der Identifikation der Person mit einem sozialen Kollektiv wie z. B. Familie, Verwandtschaft, usw. Es ist die soziale Identität, in einem soziokulturellen Lebenszusammenhang herausgebildete „ICH“. „Das ICH ist die organisierte Gruppe von Haltungen anderer, die man selbst einnimmt.“[38] Sie bringt zum Ausdruck die gelernten sozialen Rollen, Erwartungen und Reaktionen.[39] Sie zeigt die Bedeutung der Kollektiven bei der Formation der individuellen Identität des einzelnen Menschen. Die zweite Komponente ist die „Ich- Identität“. Sie entfaltet sich mit der Sozialisation und beinhaltet das spontane und aktive „Ich“[40]. „Das Ich ist die Reaktion des Organismus auf die Haltungen anderer...“[41] Es ist der Ausdruck der Einmaligkeit jedes Akteurs im Bezug auf ihre Lebensgeschichte. Das spontane „Ich“ und die durch Erwartungen und Reaktionen des sozialen Umfeldes, des Kollektives mit dem sich der Subjekt identifiziert geformte „ICH“ stellen zusammen ein kohärentes Selbst (Self).

2.2.3.4. Postmoderne Lebensverhältnisse

Die gesellschaftlichen Veränderungen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert verursachten den zunehmenden Verlust der Aktualität von den psychoanalytischen und interaktionistischen Theorien der Identität. Die Notwendigkeit einer neuen Debatte über Identität war „...in dem realen Umbau von Subjektbildungsprozessen zu sehen.“[42] Die alten Vorstellungen von einer überschaubaren Welt passten nicht mehr auf die immer komplexer werdenden Lebensmuster. Dieses Problem wurde auf zweierlei Weise zu lösen versucht. Einerseits wurde an dem Altbewährten festgehalten, was in einen Neokonservatismus mündete; anderseits entstanden neue Konzeptionen und Theorien des postmodernen „Ich“ und der Identitätsarbeit.

Zu den Soziologen, die eigene Stellung in der postmodernen Identitätsdebatte genommen haben, zählt Ulrich Beck mit seiner Theorie der Risikogesellschaft[43]. Beck ist der Meinung, dass die Lebensgestaltung in der individualisierten Gesellschaften[44], wo jeder Mitglied durch die Gesellschaft quasi gezwungen wird eigenständiges Leben zu führen, bestimmten Vorgaben unterliegt.[45] Der Unterschied zu traditionalen Gesellschaften bestehe jedoch darin, dass die Vorgaben nicht mehr die ganze Identität bestimmen, sie liefern Bausätze, aus denen die eigene Biografie und Identität zusammengesetzt wird.[46]

Ronald Hitzler und Anne Honner stellen die „Bastelexistenz“ als eine postmoderne Konstruktion des Selbst dar. Der Akteur fungiert hier als ein Sinnbastler. Seine Aufgabe ist es, aus unterschiedlichen Rollen, die er in der Gesellschaft ausübt, und aus Zeitteilen, die er verschiedenen sozialen Aktivitäten widmet, ein ganzes Selbst aufzubauen.[47] Der Einzelne muss dabei eine Bastelmentalität besitzen, die ihm hilft, die meist widersprüchliche Elemente des Lebens zu einem kohärenten Selbst zusammenzufügen. Dieser Prozess nennt sich Identitätsarbeit. Ein Leben in der individualisierten Gesellschaften der „Zweiten Moderne“ ist ein Prozess der kontinuierlichen Selbstbefragung und Selbststilisierung und verlangt ein großes Maß an Kreativität und Selbstreflexivität.[48] Der Bastler, im Gegensatz zu dem modernen zielgerichteten heroischen Subjekt, der nach einem Plan sein Leben zusammenstellt, hat eine größere Freiheit der Lebensgestaltung. Dies verursacht, dass die postmodernen Identitäten meist eine unvorgesehene Gestalt annehmen. Diese gewonnene Freiheit zur Selbstbestimmung ist jedoch durch die Tatsache bedroht, dass die Bastler die verschiedenen Teile des Selbst nicht selbst produzieren. Sie erwerben sie im „Baumarkt der Existenzen“.[49] Der scheinbar freie Bastler wird zum „Spielball von Moden, Verhältnissen, Konjunkturen und Märkten“.[50]

Heiner Keupp hat die Theorie der „Patchwork- Identität“ entwickelt. Sie ist noch mehr als die vorherige Theorie auf den Projekt- und Prozesscharakter der alltäglichen Identitätsbildung konzentriert. Diese Theorie unterscheidet die klassische Vorstellung von der Identitätsbildung in der „Ersten Moderne“, die von Erik H. Erikson[51] übernommen wurde und mit seinem Identitätsbegriff übereinstimmt, von der neuen Form der „Zweiten Moderne“[52]. Im ersten Fall bildet der Akteur sein Leben und seine Identität als ein kohärentes und kontinuierliches Ganzes. So eine Identität kann graphisch mit Hilfe eines „klassischen Patchworkmusters“[53] dargestellt werden. Die Farben und Formen der Teile sind geometrisch geordnet und stellen ein harmonisches Gewebe dar. Der Gegensatz in Form eines „Crazy Quilt“[54] ist ein willkürliches Muster aus verschiedenförmigen und farbigen Teilen. Diese graphische Darstellung ist bei Keupp für die „Zweite Moderne“ charakteristisch. Der Akteur ist im ständigen Prozess der „...Passungsarbeit zwischen inneren und äußeren Welten“.[55] So entstehen überraschende Gewebe.

Es muss noch der vielleicht bedeutendste Theoretiker der Postmoderne vorgestellt werden, der polnische Soziologe Zygmunt Bauman.[56] Für ihn stellt die neue Ära der Postmoderne nicht nur eine evolutionäre Entwicklungsphase der Moderne dar. Für ihn ist die Postmoderne eine Revolution.

Er sieht die zeitgenössische Welt im Gegensatz zu Giddens oder Habermas als eine neue Ära, als eine neue Qualität. Giddens und Habermas sehen die gesellschaftlichen Veränderungen der heutigen Zeiten als eine Evolution und Fortsetzung der Moderne. Giddens ist dabei der Meinung, dass die heutige Situation mit dem Begriff der Spätmoderne bezeichnet werden kann. Dies begründet er damit, dass die heutige Lebensverhältnisse ihre Wurzeln in der Moderne haben und nur die Radikalisierung der Moderne darstellen.[57] Habermas[58] als ein grundsätzlicher Kritiker der Postmoderne führt in seiner Zusammenstellung der Gesellschaftsformationen die Postmoderne als die höchste Gesellschaftsformation[59] ein, ist aber der Meinung, dass die heutige Gesellschaft noch nicht als solche bezeichnet werden kann.

Nach Bauman ist der Sinn des Lebens in der Postmoderne nicht die Identitätsarbeit, sondern die Vermeidung einer Identität.[60] Es ist von größter Bedeutung sich alle Optionen offen zu halten, weil eine Festlegung im weiteren Leben ein Hindernis sein kann. Da aber eine Identitätsarbeit mit dem Festlegen an bestimmte Dinge untrennbar verbunden ist, kann in diesem Sinne nur über das Fehlen der Identität gesprochen werden. Es lohnt sich nicht an bestimmten Dingen festzuhalten, denn selbst ein Beruf, eigene Fähigkeiten können keine langfristige Sicherheit gewähren[61]. Der postmoderne Mensch lebt ständig in der Gegenwart; Zukunftsorientierung und linearer Zeitverlauf haben sich überlebt. Es wird in kurzen geschlossenen Episoden gelebt, die weder Zukunft noch Vergangenheit haben.[62]

Bauman spricht in seinen Werken deswegen über Postmoderne, weil er überzeugt ist, dass die Moderne mit ihren großen und langfristig angelegten Visionen und Hoffnungen gescheitert ist. Fortschrittsglaube und Kult des Wissens werden durch die Angst[63], Unsicherheit und Skepsis gegenüber Wissenschaft und Technik ersetzt. Der moderne Glaube alles durch rationale Ordnung und wissensgeleitete Kontrollmechanismen im Griff zu halten, weicht dem kulturellen Pluralismus, der Mehrdeutigkeit und dem Fehlen der Vorgaben für die persönliche Lebensführung[64].

2.2.4. Systematisierung des Begriffes Identität

Nach dem Wörterbuch der Soziologie von Karl- Heinz Hillmann kommt Identität aus dem Lateinischen [ idem= derselbe] und wird definiert als „Übereinstimmung einer Person, eines soziologischen Gebildes, einer kulturellen Objektivation oder einer bestimmten Naturgegebenheit mit dem, was sie bzw. es tatsächlich ist, also mit sich selbst (Selbigkeit)“[65]

Im Laufe der Zeit sind verschiedene Definitionen der Identität entstanden. Sie sind von der Disziplin, dem Forschungsfeld und dem theoretischen Hintergrund des Autors abhängig. Identität als Begriff ist heute inflationär geworden, fast jeder behauptet von sich eine richtige und klare Definition zu wissen.[66] Es kann von der philosophischen, interaktionistischen, psychoanalytischen, feministischen, gesellschaftspsychologischen, anthropologischen und sozialwissenschaftlichen Seite definiert und empirisch recherchiert werden. Es gibt nicht eine klare und auf alle Forschungsfelder anwendbare Definition. Je nach Bedarf wird eine Definition aus dem breiten Bedeutungsfeld dieses Terminus zugeschnitten, die genau die Aspekte betont oder in den Vordergrund stellt, die gerade untersucht werden.[67] Dies zeugt von der Vielschichtigkeit des Identitätsbegriffes, der dennoch einen für alle Definitionen gemeinsamen Bedeutungskern beinhaltet. Fast alle Definitionen sehen Identität als „Sich selbst bewusst sein, Selbstgewissheit“. In einigen Theorien wird die Selbstgewissheit und Kohärenz mit sich selbst als ein Zeitraumkontinuum in verschiedenen Lebensmomenten und gesellschaftlichen Rollen betont.[68] In anderen dagegen wird die gesellschaftliche Identität verstanden als eine Teilhabe an verschiedenen Gruppen mit der Erwähnung der emotionalen Bedeutung dieser Teilhabe für das Individuum.[69]

Angesichts der Vielschichtigkeit und Vielfältigkeit des Identitätsbegriffes und seiner Definitionen gab es Versuche diese zu ordnen. In der polnischen Soziologie ist die Systematisierung von R. H. Robbins weit verbreitet[70]. Er sieht die Definitionen aus drei breiten Perspektiven, die drei theoretische Modelle der Identität bilden.[71]

1. The identity- health model. (Model der Gesundheit der Identität)

Diese Betrachtungsweise der Identität behandelt sie als einen wichtigen Teil der psychischen Gesundheit. Der Mensch benötigt eine positive Bestätigung seiner Identität, weil sie eine integrative Rolle für seine Erfahrungen spielt.[72] Die Grundlage für dieses Model ist die Theorie von Erikson.[73]

2. The identity interaction model. (Interaktionistisches Model der Identität)

Identität wird geformt und aufrechterhalten durch die gesellschaftlichen Interaktionen.[74] Das Individuum wird hier im Gegensatz zum ersten Model als ein aktiver sich wandelnder Akteur verstanden, der sich ständig im Laufe der Interaktionen selbst definiert.[75] Diese prozessuale Betrachtungsweise der Identität wird oft bei der Forschung der Aufrechterhaltung der in Interaktionen gebildeten Identitäten und der Möglichkeit zur Veränderung der Identität in Anbetracht der neuen Erfahrung oder des Zusammenbruchs der Kanäle, wodurch die Werte und kulturellen Vorbilder verbreitet wurden, benutzt.[76]

3. The identity- world view model (Weltbildmodel der Identität)

Die Gestaltung des Lebens der Menschen hängt von der „ICH“ (me) Komponente und von der Bewertung der Taten des Akteurs in Bezug auf gesellschaftlich anerkannte und sanktionierte Verhaltensmuster und Normen ab.[77] Identität wird verstanden als „Sammlung der beständigen Eigenschaften, die eine charakteristische Art der Selbstwahrnehmung beschreiben, die sich in einem großen Kollektiv gebildet hat, wobei die Art der Selbstwahrnehmung durch die Eigenschaften der Gesellschaftsstruktur, oder durch die anthropologisch gemeinte Kultur des gesamten Kollektives bestimmt ist“[78]. Bei diesem Modell wird die Betonung auf den Hintergrund gelegt, der auf die Verhaltensweise der einzelnen Akteuren einen Einfluss nimmt. Diese Betrachtungsweise der Identität wird bei der Erforschung der allgemeinen kulturellen Rahmenbedingungen, der gesellschaftlichen Verhältnissen, die sich auf die Identität der Subjekte auswirken angewendet.[79]

Robbins ist sich dessen bewusst, dass die einzelnen Modelle gemischt werden können. So z. B. können Psychologen das Gesundheitsmodell mit dem interaktionistischen Modell für ihre Zwecke verbinden[80]. Keines dieser Modelle schließt die andere Modelle aus, je nach gewähltem Modell behalten auch die anderen ihre Gültigkeit[81].

Diese drei Modelle systematisieren den Begriff der Identität, indem sie drei Deutungsebenen bilden.[82]

1. Das identity- health model stellt die Mikroebene der Betrachtungsweise dar. Im Vordergrund steht hier das stabile „Ich“ als Ausdruck der psychischen Kohärenz und Gesundheit.
2. Das identity- interaction model betont die Wichtigkeit der Interaktionen der Individuen in den Gruppen für die Herausbildung der Identität. Diese Schicht der Bildung der Identität kann als Mesoebene bezeichnet werden.
3. Das identity- world view model stellt in Vordergrund die Makroebene- das soziokulturelle Umfeld als der wichtigste Teil, der die Identität bildet. Dieses Model der Identität ist den postmodernen Lebensverhältnissen zuzuordnen.

2.2.5. Zwischenfazit

Aus den vorgestellten Theorien der Identität die in der Umgangssprache vorhanden sind, ist nur die zweite psychologische Definition (Identität wird „[2] als Selbst erlebte innere Einheit der Person“ verstanden) wissenschaftlich vertretbar. Sie leitet über die Psychoanalyse auf den sozialwissenschaftlichen Begriff der Identität über. Die sozialwissenschaftliche Bedeutung dieses Terminus kann auf drei Ebenen gegliedert werden. Die Makroebene stellt die theoretischen Grundlagen dieser Studie dar, weil sie dem soziokulturellen Umfeld eine wichtige Rolle bei der Formation der Identität zuschreibt.

2.3. Nation

Im vorigen Kapitel wurde die Bedeutung des Wortes Identität analysiert und deren für diese Arbeit wichtige Interpretation vorgestellt. Um jedoch eine ganze Bedeutung des Terminus „Nationale Identität“ verstehen zu können, muss auch die Verständigung des bezeichnenden Gliedes „National“ kurz analysiert werden.

2.3.1. Nation im umgangssprachlichen Verständnis

Das Adjektiv „national“ wird von dem Substantiv Nation abgeleitet. Nach dem Duden bedeutet „national“ „[1] eine Nation betreffend; zur Nation gehörend: (...) [2] innerstaatlich, inländisch: (...) [3] überwiegend die Interessen der eigenen Nation vertreten; patriotisch gesinnt...“[83]. Aus den drei Definitionen passt die erste zum Begriff „Nationale Identität“. Laut dieser Definition ist Nationale Identität eine zu der Nation gehörende Identität.

Nach dieser kurzen Ausführung steht jedoch fest, dass für die Verständigung des Terminus nicht die Definition des Adjektivs „national“, sondern der Nation notwendig ist, weil wie schon oben erwähnt, „national“ von dem Substantiv „Nation“ abgeleitet ist. Der Duden definiert Nation als „ [1] große, meist geschlossen siedelnde Gemeinschaft von Menschen mit gleicher Abstammung, Geschichte, Sprache, Kultur, die ein politisches Staatswesen bilden: (...) [2] Staat[swesen]: (...) [3] (ugs.) Menschen die zu einer Nation gehören; Volk...“.[84] Die erste Definition ist quasi eine Liste von Voraussetzungen, die eine Gemeinschaft erfüllen muss, um sich als eine Nation ausweisen zu können. Die zweite stellt die Nation gleich mit dem Staatswesen. In der Umgangssprache wird auch oft die Nation mit dem Volk gleichgesetzt, was aus der wissenschaftlichen Perspektive unzulässig ist, denn Volk ist nach dem Duden eine „durch gemeinsame [Sprache] Kultur und Geschichte verbundene große Gemeinschaft von Menschen...“[85]. Der definitorische Unterschied zwischen einer Nation und einem Volk besteht somit darin, dass eine Nation ein politisches Staatswesen bildet. Ist aber das Bestehen eines Staates eine notwendige konstituierende Komponente einer Nation, wie es der Duden sieht? Ein Volk wandelt sich zur Nation dadurch, „...dass es sich seines geschichtlichen und kulturellen (abgrenzbaren) Eigenwertes bewusst wird und sich als Träger und Subjekt gemeinsamer Wert- und Zielvorstellungen interpretiert“.[86] Die Differenz zwischen Volk und Nation liegt somit nicht im Bestehen eines Staates, sondern im Bewusstsein der abgrenzbaren kulturellen und geschichtlichen Werte und mit der Existenz eigener Zielvorstellungen, was oft mit dem Willen der Bildung des eigenen Staates einhergeht. Max Weber ist der Meinung, dass die Basis für ein gemeinsames „Nationalgefühl“ nicht nur in der Abstammungsverwandtschaft, Sprachgemeinschaft, Religionsgemeinschaft oder Kulturgemeinschaft zu suchen ist. Weber meint, dass „...national- wenn überhaupt etwas Einheitliches- dann eine spezifische Art von Pathos, welches sich in einer durch Sprach-, Konfessions-, Sitten- oder Schicksalsgemeinschaft verbundenen Menschengruppe mit dem Gedanken einer ihr eigenen, schon bestehenden oder von ihr ersehnten politischen Machtorganisation verbindet...“[87] Die von Weber kurz zitierte Verständigung des Ausdrucks „national“ ist soweit treffend, dass es bis zum heutigen Tag in einer nur wenig geänderter Form anerkannt wird. Der Wörterbuch der Soziologie von Hillmann definiert Nation wie folgt: „Gemeinschaft von Menschen mit dem Bewusstsein gleicher politisch- kultureller Vergangenheit und dem Willen zum gemeinsamen Staatswesen.“[88] Es kann angenommen werden dass, das, was ein Volk zu einer Nation wandelt, ist eine nationale Identität.

2.3.2. Nation in der sozialwissenschaftlichen Debatte. Entdeckte Nation vs. Konstruierte Nation

Mit dem Begriff der Nation ist es fast so wie mit dem der Identität. Es gibt fast genau so viele Theorien wie Wissenschaftler und Forschungsansätze. In der sozialwissenschaftlichen Debatte der Nation gab es vor allen Dingen die Diskussion über die Herkunft und die Zeit der Entstehung der Nationen. Einerseits sind sich die Theoretiker einig, dass die Nationen als Kultur-, Sprach- und Geschichtsgemeinschaften objektive seit einer unvordenklichen Vergangenheit existierende Gebilde sind, die auf den vormodernen „ethnic states“[89] aufbauen. Nationen sind von dem menschlichen Willen unabhängig und sind ein Ergebnis der gesellschaftlichen Evolution. Andererseits sind einige Autoren dafür, dass Nationen ein ziemlich neues Konstrukt des Nationalismus[90] sind[91].

Nation ist nichts reales, sie lebt nur im Bewusstsein ihrer Angehörigen.[92] Nach dieser Auffassung, das was die Nation konstituiert „...ist nicht die Gemeinsamkeit eines Territoriums, einer Ethnie oder einer Sprache, sondern ein Diskurs[93].“[94] Die Aufgabe dieser diskursiven Konstruktion einer Nation besteht darin, eine gemeinsame Vergangenheit zu bilden. Da aber Nationen etwas sehr junges und künstliches sind, basiert das aufwendige Aufbauen einer kollektiven Vergangenheit auf einem massiven Vergessen.[95] Es geht hier nicht nur über das wahre Alter der Nationen, sondern auch um die Art und Weise, wie Nationen konstruiert wurden. „Die Idee der Nation ist eng mit den Leitideen der Moderne, wie sie im Verlauf der großen Revolutionen (...) formuliert wurden, verknüpft“[96] Die Nationalisten wollten vor allem, dass die Tatsache, dass Nationsbildung oft durch Gewaltakte vollzogen wurde, in Vergessenheit geriet. Zu den wichtigsten Instrumenten, die dabei hilfreich sind gehören die Erfindung der Tradition und der Gründungsmythos.

2.3.3. Nation in der sozialwissenschaftlichen Debatte. Historische Entwicklung

Beide Theorien sowohl die, die besagt, dass Nationen etwas Natürliches sind und die, die eher für die Idee einer diskursiv konstruierten Nation ist, sind im Grunde genommen richtig. Das hängt damit zusammen, dass die europäischen Nationen meist etwas künstliches sind, das aber auf natürlichen Grundlagen aufbaut. Schon in der Antike und im Mittelalter gab es den Begriff Nation, der von dem lateinischen Wort natio abgeleitet wurde. Dieses Wort war in der damaligen Zeit semantisch mit dem Begriff des Volkes gleichgesetzt und wurde in der Alltagssprache überhaupt nicht bekannt.[97] Erst in dem 18. Jahrhundert tritt zuerst die politische Bedeutung des Wortes Nation hervor: „une quantite, qui habite une certaine etundue de pays, renfermee dans de certains limites, et qui obeit au meme gouvernement“[98]. Nation wird hier verstanden als die Bevölkerung eines Staates. Zur Nation gehörten aber damals nicht alle Bewohner des Staates, sondern nur der König und diejenigen, die im Besitz der politischen Rechten gewesen waren. In den Ständegesellschaften sind es die Adeligen und in den Republiken die aktiven Bürger gewesen.[99] Sie stellten im Gegensatz zu dem unmündigen Volk die Nation. Erst mit Rousseau, der als erster ein Konzept von einer Gesellschaft entwarf, „...in der eine Nation von gleichberechtigten Bürgern oberster Souverän war“[100], kann von einer demokratischen Nation gesprochen werden.

Zusammenfassend lässt sich hier festhalten, dass Nation ein alter Begriff ist, der erst seit dem 18. Jahrhundert eine politische Bedeutung gewann.[101] In dieser Zeit wurden die natürlichen Subjekte, die auf einer gemeinsamen Kultur, Sprache und Geschichte basieren (Völker), bewusst zu den politischen Gebilden namens Nationen gewandelt. Diese bewusste Bildung der Nation geschah oft auf eine diskursive Art und Weise durch die Schaffung einer nationalen Identität. Hilfreich dabei sind die Erfindung der Tradition und der Gründungsmythos, was eine kollektive Geschichtswahrnehmung formierte.

2.3.4. Nation in der sozialwissenschaftlichen Debatte. Staatsnation vs. Kulturnation

Diese Bildung eines Nationalstaates und nationaler Identität, wie im Falle Frankreichs, der Niederlande oder Schwedens, basierte auf dem bereits bestehendem Staat oder auch Königreich. Durch die demokratische Bewegung formierte sich in dem Fall aus einem autoritären Staat durch die Prozesse, die eine Ständegesellschaft abschafften, ein Nationalstaat. In dieser Ära aber gab es vor allem in der östlichen Hälfte Europas viele Völker unter der Besatzung von großen multikulturellen Staatesgebilden der Preußen, Russlands und der Habsburger. Da sich diese vereinnahmten Völkern nicht durch das Bestehen eines eigenen Territoriums und einer eigenen Verfassung in der europäischen Arena als Nationen behaupten konnten, hatten sie eine andere Gemeinschaftsform aufgebaut. Sie äußerte sich nicht durch ein Zusammenleben der interessengebundenen Personen, die mit einer Verfassung und gesellschaftlichen Ordnung (mit einem Staat) sympathisierten, sondern durch die Pflege der eigenen Kultur, Religion und Sprache, oft als Protest gegen die Zwangsgermanisierung und Russifizierung. Nur in dem Habsburgern Staat haben die Völkern eine leichte Toleranz der partikulären Kulturen und Sprachen erlebt. Grundsätzlich bildete sich das Nationalbewusstsein dieser Völkern im Kampf um die Bewahrung der eigenen Kultur und Religion, wie im Fall Polen es gewesen war.[102]

Diese zwei Modellen der historischen Nationenbildung: einerseits Nation auf Basis der Verfassung und staatlicher Ordnung und anderseits Nation auf Basis der Kultur, Religion und Sprache, bilden den theoretischen Grundsatz der Nationentheorie von Meinecke. Die aus dem Anfang des 20. Jahrhundert stammende Dichotomie unterschied zwischen einer Staatsnation und einer Kulturnation.[103] Eine Staatsnation konstituiert sich durch die Bildung eines Staates. „...Staatsnationen (...) beruhen (...) vorzugsweise auf der vereinigenden Kraft einer gemeinsamen politischen Geschichte und Verfassung...“[104] Die Staatsnation wird oft auch die moderne Nation genannt, weil die bindende Kraft der demokratischen Mechanismen der Legitimation die traditionsgesteuerten Konsolidierungskräfte übersteigt.[105] „Gemeinsprache, gemeinsame Literatur und gemeinsame Religion sind die wichtigsten und wirksamsten Kulturgüter, die eine Kulturnation schaffen und zusammenhalten.“[106] Die Legitimation von Politik und Staat ist in den „...Traditionen, Sitten und sprachlichen Banden sowie der Glaube an die missionarische Kraft und einzigartige innere Natur der eigenen Nation“[107] zu suchen. Solche Nationen werden als „verspätete Nationen“ bezeichnet.[108] In der Operationalisierung kann diese Dichotomie mit der Unterscheidung von Tönnies[109] in Gesellschaft und Gemeinschaft beschrieben werden. Gesellschaften (Staatsnationen) orientieren sich an modernen Merkmalen der Bindung wie: „...liberale politische und ökonomische Rechte, soziale Wohlfahrt...“,[110] Gemeinschaften, typologisch sehr nah den Kulturnationen, an „...nationale Besonderheiten, wie kulturelle Tradition, Volkscharakter und Heroisierung der (militärischen) Vergangenheit.“[111] Meinecke sieht es als problematisch einige Staaten zu der einen oder anderen Kategorie zuzuordnen. „Auch dieser Fall weist darauf hin, dass die Kulturnation zugleich Staatsnation sein kann, so dass man oft nicht weiß, was sie stärker zusammenhält, ob das politische, ob das religiös-kirchliche Band.“[112] Meinecke behauptet weiterhin, dass es selten ist, „dass eine Kulturnation rein und ausschließlich aus gemeinsamer Kultur, ohne Mitwirkung eines irgendwelchen politischen Faktors entsteht, (...). Ebenso wird umgekehrt aber kaum eine Staatsnation je entstanden sein ohne Mitwirkung irgendwelcher kulturellerer Faktoren.“[113]

2.3.4. Matrix der Nationen

Die populäre Bedeutung des Begriffes Nation setzt diesen oft mit dem des Volkes gleich. Dies hat seine Gründe in der Geschichte, denn erst seit dem 18. Jahrhundert existiert eine klare semantische Abgrenzung der zwei Begriffe. Die Nation wird heutzutage als „Gemeinschaft von Menschen mit dem Bewusstsein gleicher politisch- kultureller Vergangenheit und dem Willen zum gemeinsamen Staatswesen“[114] definiert. In der Debatte herrscht eine Dichotomie zwischen dem naturhaften und künstlichen Ursprung der Nationen. Die eine Betrachtungsweise kann als die Theorie der „entdeckten Nationen“ und die zweite als die der „konstruierten Nationen“ genannt werden. Eine zweite systematische Dichotomie in der Nationstheorie stellt Meinecke mit seiner Unterscheidung zwischen Staatsnation und Kulturnation dar. Der Unterschied besteht hier in der verschiedenen Betonung der konstituierenden Komponenten einer Nation.

Diese in dem Kapitel vorgestellten zwei Ansätze könnten eine analytische Vierfeldermatrix (siehe Abb. 1.) bilden, die eine Zuordnung von bestimmten Nationen zu einem konkreten Typus ermöglicht.

Abbildung 1. Matrix der Nationen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: Eigene Darstellung

Da es jedoch schwierig ist festzustellen ob eine Nation konstruiert oder entdeckt wurde, und zwar alleine durch die Tatsache, dass wie früher erwähnt, Nationen auf einem massiven Vergessen aufbauen, ist diese Matrix in der Praxis nicht anwendbar. Die zweite Tatsache die gegen eine solche Matrix spricht, ist die, dass oft die konstruierten Nationen die Staatsnationen sind und die entdeckten Nationen die Kulturnationen darstellen.

Dies kann vielleicht damit begründet werden, dass die Entstehung einer Kulturnation anders verläuft als die der Staatsnation. Am Anfang einer Staatsnation existiert ein Staat (oft nur im Sinne eines Territorial- und Verwaltungsstaates[115] ); dann im Zuge der Nationalbewegung erfolgt die Nationenbildung, die Suche nach der gemeinsamen Kultur und Geschichte, die zum Zwecke der Kreation der „Wir“ Gefühle benutzt wird. Eine Kulturnation dagegen hat zuerst das Bewusstsein der gemeinsamen Geschichte, Kultur und Abstammung und erst dadurch strebt sie die Bildung eines Staates an. So denkend kommen nur die erste und die vierte Konstellation aus den vier möglichen in der Wirklichkeit vor (siehe Abb. 1.). Aus diesen Gründen kann die vorgestellte Matrix nicht als eine analytische Kategorie benutzt werden. Die schon mehrmals bewährte Opposition „Staatsnation vs. Kulturnation“ kann dagegen als ein Teil des theoretischen Basis dieser Studie angewendet werden. Es wird auch angenommen, dass das Bild der Nation heutzutage auf eine diskursive Art und Weise kreiert wird. Im folgenden Kapitel wird nun über das Konzept der kollektiven Identität auf die nationale Identität übergegangen.

2.4. Nationale Identität- eine Form der kollektiven Identität

Der Grund dafür, wieso sich diese Arbeit in der ersten Phase vorwiegend mit individueller Identität des Subjektes beschäftigt hat, ist mit Bokszański damit zu erläutern, dass „...kollektive Identität, und insbesondere ihre Varianten, sind in einem nicht kleinem Masse in der Art und Weise der Definition der individuellen Subjekten, als eine analytische Kategorie in den Sozialwissenschaften, verwurzelt.“[116] Der Begriff der kollektiven Identität stellt die Entfaltung der älteren Methoden der Definition von Kollektiven unter dem Einfluss von der Konzeption der individuellen Identität dar.[117] Diese älteren Methoden der Definition von Kollektiven haben ihre Prototypen in den Begriffen des Nationalcharakters und des Autostereotyps.[118] Aus diesem Grund wird zuerst die Abgrenzung dieser Termini stattfinden. Im weiteren Verlauf werden die theoretischen Ansätze der kollektiven Identität geordnet. Nationale Identität wird danach systematisch beschrieben und im Kapitel 2.5. werden die analytischen Kategorien vorgestellt, die aus der Untersuchung der Begriffe Identität, Nation und nationale Identität für diese Arbeit ausgewählt wurden.

2.4.1. Abgrenzung von anderen Termini

Wie schon oben kurz angedeutet, ist es problematisch, oft auch unmöglich den Begriff der nationalen Identität von den anderen verwandten Termini abzugrenzen. In der Alltagssprache werden Nationalbewusstsein Nationalcharakter, Nationalgeist, Nationalmentalität, Nationalstolz, nationale Identität oft als Synonyme benutzt, wobei für diese Arbeit trotz dieser semantischen Nähe eine definitorische Abgrenzung von großer Bedeutung ist.

Nationalbewusstsein wird von dem Duden als „Gefühl der Zugehörigkeit zu einer Nation“[119] erläutert.

Nationalcharakter ist ein „...den Angehörigen einer Nation zugeschriebener besonderer Charakter“[120].

Nationalstolz ist laut Duden „Gefühl des Stolzes, einer bestimmten Nation anzugehören“[121]. Nationalstolz scheint hier eine Ausprägung des Nationalbewusstseins zu sein. Erst eine Person, die über das Bewusstsein der Zugehörigkeit zu einer Nation verfügt (Nationalbewusstsein), kann auch einen gewissen Stolz auf Grund dieser Tatsache empfinden.

Die Begriffe Nationalgeist, Nationalmentalität und nationale Identität sind in dem Duden explizit nicht zu finden.

Nationalgeist ist auf den Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel zurückzuführen. Er beschäftigte sich mit der Phänomenologie des Geistes wobei Geist als „das denkende Bewusstsein des Menschen...“[122] nur die erste Stufe seiner Typologie darstellt. Darüber stellt Hegel weitere Bewusstseinsformationen: Gemeinschaftsgeist[123], Nationalgeist (Volksgeist)[124] und schließlich den Weltgeist[125].

Nationalmentalität ist eine für eine bestimmte Nation typische Mentalität. Sie ist nach dem Duden „Geistes und Gemütsart; besondere Art des Denkens und Fühlens...“[126]. Es ist hier zu erwähnen, dass trotz der semantischen Nähe der Worte Geist und Mentalität, das von dem lateinischen Wort Mentis (Geist) kommt, die zwei Termini Nationalgeist und Nationalmentalität in der Tat was völlig anderes bedeuten. Nationalgeist ist ein Phänomen, bei dem die Einheit von rechtlichem Verhalten und moralischer Gesinnung die höchste, weil allgemeinste Form erreicht.[127]

Nationalmentalität ist eine für eine bestimmte Nation charakteristische „...Prägung der psychischen Disposition eines Individuums, die bewirkt, dass kognitive Wahrnehmungen und Vorstellungen über die Wirklichkeit unmittelbar mit Wertungen, emotionalen oder affektuellen Steuerungen und vorweggefassten Meinungen und Leitbilder verbunden werden.“[128] So gesehen bezieht sich der Nationalgeist mehr auf die ethische, legale und metaphysische Grundlage der Existenz von Nationen, wohingegen Nationalmentalität bloß die typischen mentalen Eigenschaften eines durchschnittlichen Bewohner eines Staates darstellt. Somit ist der Begriff der Nationalmentalität dem des Nationalcharakters semantisch sehr nah.

In Anbetracht der vielen Begriffe, die Eigenschaften des Kollektivs „Nation“ beschreiben, ist es notwendig eine Frage zu stellen, ob noch ein zusätzlicher Terminus von Nutzen ist. Die Begriffe des Nationalbewusstseins und Nationalcharakters sind für die Analysen der wichtigen Aspekte der nationalen Unterschiede und der Einstellungen der Bürger gegenüber der eigenen Nation nicht geeignet.[129] Deswegen ist es unentbehrlich einen neuen Terminus einzuführen. Im Detail ist es somit zu begründen, dass der Ausdruck Nationalbewusstsein sich im Grunde genommen auf Individuen, deren Bindung an die Nation sich in der Phase der Geburt befindet, bezieht.[130] Diese Bindung kristallisierte sich durch die Kenntnis der Sprache, Geschichte, Symbole heraus und mündete in der emotionalen Beziehung des Individuums zur Nation. Besonders der Nationalcharakter stellte in den wissenschaftlichen Studien ein psychologisches Bild der Individuen dar, das von der Perspektive des außenstehenden Betrachters gezeichnet wurde. Die Konzeption des Nationalcharakters basierte somit auf Erlebnissen der Touristen, auf den in der Literatur existierenden allgemeinen Thesen, auf den Verallgemeinerungen und Stereotypen.

Auf Grund des Umstands, dass dieser Termini auf den Eigenschaften der Individuen, auf wissenschaftlich schwer vertretbaren Verallgemeinerungen und Eindrücken der Touristen basierten und einen unveränderbaren (nicht prozessualen) Charakter hatten, ist in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert eine konzeptionelle Lücke entstanden.[131] Sie wurde durch einen neuen Terminus, der aus der Psychoanalyse durch Erikson in die Sozialwissenschaften vorgedrungen war, ausgefüllt. Identität ursprünglich auf der Ebene der Individuen verwurzelt, hatte sich als geeignet erwiesen, die Probleme der Kollektive zu beschreiben. „Identität ist eine Kategorie, die Individuen mit dem breitesten Kollektiv, zu dem die Individuen gehören, verbindet. (...). Damit ein Individuum seine eigene Identität, die sich in der Familie, (...), in kleinen Gemeinschaften geformt hat, entfalten und ergänzen kann, muss es ziemlich genau das breiteste Kollektiv, das sich Nation nennt, wahrnehmen“[132] „Wir sind Wesen, die in eine bestimmte Nation hineingeboren werden, an einem bestimmten Ort zu hause sind, (...). All das repräsentiert eine bestimmte Situation, die das ‚ICH’ ausmacht.“[133]

Nationale Identität kann an dieser Stelle zum Zweck der definitorischen Abgrenzung von anderen Termini mit Giesen als eine „Konstruktion des Kollektiven im Spannungsfeld zwischen Kultur und Politik“[134] verstanden werden.

2.4.2. Die Idee einer kollektive Identität

Nationale Identität ist neben anderen kollektiven Identitäten wie denen der Familie, Klasse, Religion eine der wichtigsten Identitäten. „Es ist schwierig, über eine Vollständige und stabile Identität zu sprechen, ohne sie auf die eine Nation konstituierenden Werte zu beziehen.“[135] Ungeachtet der Problematik, ob nationale Identität und selbst die Nationen erfundene und konstruierte soziale Gebilde oder ganz im Gegensatz natürliche, objektive Tatsachen sind, hat die nationale Identität besonders seit der Zeit des Nationalismus eine wichtige unterscheidende und gleichzeitig „Wir-Gefühle“ stiftende Rolle. Zwar spielt in der Postmoderne die nationale Identität eine weit weniger wichtige Rolle als zuvor, doch als ein Relikt der Moderne wird sie oft diskutiert. Trotz fortschreitender Globalisierung denken die Menschen doch immer noch in den Kategorien der Nation.[136] Damit jedoch wird sich die Arbeit erst im späteren Verlauf beschäftigen. An dieser Stelle wird kurz die allgemeine, auf alle Kollektive anwendbare Theorie der Identität vorgestellt.

Die Idee einer kollektiven Identität war in der Soziologie nicht unumstritten. Einige Theoretiker behaupteten, dass Identität nur Individuen zuzuschreiben ist. Berger und Luckmann als Kritiker der Idee der Projektion der Identität auf Kollektive meinten sogar, dass diese Idee gefährlich sein kann.[137] Als ein negatives Beispiel dient hier die deutsche Soziologie der 20 und 30 Jahren des XX. Jahrhundert, „...die romantische politische Philosophie Rousseaus und Hegels mit einer wissenschaftlichen Geschichte und indo- europäischen Philologie kombinierte und so den ethnischen Nationalismus erzeugte.“[138] Andere Autoren sehen dagegen keine Gefahr und keine methodische Schwäche bei der Zuweisung der Identität der Kollektive. Jenkins ist der Meinung, dass die Prozesse der Bildung einer individuellen und kollektiven Identität im Grunde genommen gleich sind und dass beide Formen der Identität einen gesellschaftlichen Charakter haben.[139] Er fragt sich weiterhin, aus welchen Gründen die Existenz der kollektiven Identitäten hinterfragt werden soll, wenn es überall anerkannt ist, dass ein Kollektiv aus Individuen besteht, die sich selbst als ähnlich genug ansehen, um über sich mit der Kategorie „Wir“ zu sprechen.[140] „...Gesellschaften, Kultur, Staat, Nation und Menschheit existieren nur in und durch die Vorstellungen, Empfindungen und Handlungen der Individuen...“[141]

Wie schon früher in der Arbeit erwähnt, ist vor zirka 40 Jahren eine konzeptionelle Lücke entstanden. Die alten Methoden wissenschaftlicher Vergleiche zwischen Nationen haben sich als nicht genug objektiv und angemessen erwiesen. Diese Tendenz ist besonders durch die immer komplexer werdenden Gesellschaften beschleunigt worden. Die Menge an Interessengruppen, die innerhalb der zuvor einheitlichen Gesellschaften entstanden sind, die Intensivierung der separatistischen Bewegungen der ethnischen Minderheiten und die Prozesse der Entstehung von neuen Nationen in vielen Teilen der Welt, haben dazu geführt, dass die Idee der kollektiven Identität sich als vielversprechend, als eine empirische Kategorie erwiesen hat.[142] Da aber im Gegensatz zur hegelschen Theorie die Nation und andere Kollektive nicht als Subjekte des Bewusstseins zu betrachten sind, stützen sie sich immer auf die Wahrnehmung von Individuen. Es gibt kein von Subjekten unabhängiges metaphysisches Bewusstsein oder einen Geist der Nation.

Bokszański ordnet die verschiedenen Ansätze der kollektiven Identität mit Hilfe von zwei Achsen (siehe Abb. 2.). Diese Typologie ist gedacht für soziologische Betrachtungsweise der kollektiven Identität, und orientiert sich auf empirisch anwendbare Typen der Theorien.[143]

Die erste Achse ist mit der Klasse des Subjektes der kollektiven Identität verbunden (siehe Abb. 2.). Auf dieser Achse gibt es zwei Pole. Auf dem einen Pol gibt es kollektive Identitäten der real existierenden Gemeinschaften.

Wichtig ist hier die Möglichkeit der genauen Abgrenzung der Gruppe von den Subjekten, die nicht zu der Gruppe gehören. Nationen, Völker, religiöse Minderheiten gehören zu solchen klar abgrenzbaren Kollektiven. Auf dem anderen Pol gibt es idealtypische[144] Gesellschaften, die normativ durch Wissenschaftler abgegrenzt wurden. Es kann hier nicht von einem Kollektiv gesprochen werden, zumindest nicht im Sinne einer klar und ersichtlich abgrenzbaren Gruppe mit dem Bewusstsein einer klar abgrenzbaren Identität. In diesem Sinne wird von der postmodernen Identität oder über die Identität der Globalisierungsära gesprochen. In diesem Fall wird nicht von einem zusammenlebenden und fühlenden Kollektiv gesprochen, sondern von einem Idealtypus eines z. B. in der Postmoderne lebenden Individuums. Es geht hier nicht um ein Kollektiv, sondern um eine individuelle Identität eines typischen in der Postmoderne lebenden Menschen. Einige Wissenschaftler behaupten sogar, dass es sich hier um keine kollektive, sondern definitiv um eine individuelle Identität des Subjektes handelt. Kwaśniewski schrieb: „Kollektive Identitäten existieren nur in Verbindung mit einer konkreten Gemeinschaft von Menschen, die interne Beziehungen und Interessen und eine eigene gesellschaftliche Subjektivität besitzen“[145] Die erste Achse kann die Opposition: Kollektive Identitäten der real existierenden Gemeinschaften vs. Kollektive Identitäten der idealtypischen Gesellschaften beschreiben (siehe Abb. 2.) .

[...]


[1] Vgl. Bachmann, Klaus. (2001); S. 200.

[2] Vgl. Lenik, Stanisław. (2002); S. 157.

[3] Vgl. Mayring, Philipp. (1993);

[4] Vgl. Glaser, Barney G. u. Strauss, Anselm L. (1998);

[5] Drosdowski, Günther [Hrsg.]. (1989); Stichwort: Identität. S. 751.

[6] Drosdowski, Günther [Hrsg.]. (1989); Stichwort: Identität. S. 751.

[7] Drosdowski, Günther [Hrsg.]. (1989); Stichwort: Identität. S. 751.

[8] Fröhlich, Werner, D. (2003); Stichwort: Identität. S. 233.

[9] Vgl. Berger, Peter l. u. Luckmann, Thomas. (2003); S. 175.

[10] Vgl. Spaemann, Robert. (1995); S. 56.

[11] Vgl. Berger, Peter l. u. Luckmann, Thomas. (2003); S. 175.

[12] Vgl. Keupp, Heiner. (1997); S. 27.

[13] Berger, Peter l. u. Luckmann, Thomas. (2003); S. 175.

[14] Vgl. Bokszański, Zbigniew. (2005); S. 18.

[15] Vgl. zu den gesellschaftlichen Rollen das interaktionistische Modell von Goffman in Goffman, Erving. (2003);

[16] Vgl. Bell, Daniel. (1994);

[17] Eigene Übersetzung von: „Jestem synem mego ojca“ Bell, Daniel. (1994); S. 126.

[18] Moderne wird in den Sozialwissenschaften semantisch dem Begriff der Neuzeit gleichgesetzt (17 Jh. – bis Heute) Vgl. Hillmann, Karl- Heinz. (1994); Stichwort: Moderne. S. 569.

[19] Eigene Übersetzung von: „Ja jestem sobą, sam o sobie świadczę tym, co robię i co wybieram“. Bell, Daniel. (1994); S. 126.

[20] Vgl. Bokszański, Zbigniew. (2005); S. 19.

[21] „Der Gedanke der Verpflichtung des Menschen gegenüber seinem anvertrauten Besitz, dem er sich als dienender Verwalter oder geradezu als ‚Erwerbsmaschine’ unterordnet , legt sich mit seiner erkältenden Schwere auf das Leben: Je größer der Besitz wird, desto schwerer wird, (...) ihn zu Gottes Ruhm ungeschmälert zu erhalten und durch rastlose Arbeit zu vermehren. (...) Die innerweltliche protestantische Askese (...) schnürt die Konsumption, (...) ein. Dagegen entlastet sie im Effekt den Gütererwerb von den Hemmungen der traditionalistischen Ethik, sie sprengt die Fesselns des Erwerbsstreben, indem sie es (...) direkt als gottgewollt ansieht.“ Weber, Max. (2000); S. 144-145.

[22] Vgl. Eickelpasch, Rolf u. Rademacher, Claudia. (2004); S. 6.

[23] Der Übergang von Gemeinschaftsmodel zu Gesellschaftsmodel in der modernen Gesellschaft hat die Bedeutung der Familie als Institution zu Gunsten des Staates abgeschwächt Vgl. Sztompka, Piotr. (2005); S. 108- 109.

[24] Vgl. Eickelpasch, Rolf u. Rademacher, Claudia. (2004); S. 6.

[25] Vgl. Taylor, Charles: (1995); S. 14.

[26] Drosdowski, Günther [Hrsg.]. (1989); Stichwort: Identität. S. 751.

[27] Krappmann, Lothar. (2000); S. 17.

[28] Freud, Sigmund. (2004); S. 43.

[29] Fröhlich, Werner, D. (2003); Stichwort: Über- Ich. S. 451.

[30] Hillmann, Karl- Heinz. (1994); Stichwort: Norm. S.615.

[31] Vgl. Krappmann, Lothar. (2000); S. 16-20.

[32] Hillmann, Karl- Heinz. (1994); Stichwort: Ich- Identität. S. 347.

[33] Vgl. Keupp, Heiner. (1997); S. 14-15.

[34] Erikson, Erik H. (1992); S. 36.

[35] Vgl. Krappmann, Lothar. (2000); S. 19.

[36] Krappmann kritisierte die Psychoanalytiker. In seinem Buch „Soziologische Dimensionen der Identität“ schlägt er ein eigenes Konzept der „Balancierenden Identität“ vor, dass im Gegensatz zu dem Konzept der „Stabilen Identität“ steht. Krappmann zählt im deutschsprachigem Raum zu den Klassiker der Identitätsproblematik. Vgl. Krappmann, Lothar. (2000);

[37] Diese frühe Fassung der Theorie der Identität war nicht für die Interaktionen mit Gruppen geeignet. Zu den Kritiker der Identitätstheorie gehört Alain Touraine. Er behauptete, dass die Soziologie erst dadurch ein eigenes Forschungsfeld gewinnt, dass sie die Konzeption der gesellschaftlichen Rolle aus ihren grundlegenden Begriffen löscht. Die Skepsis gegenüber dem Konzept der Individuen ist damit begründbar, dass das Individuum als eine Sammlung verinnerlichter Werte zu definieren ist. Die Werte sind aber nur schwer von der dominierenden Ideologie abzugrenzen. Vgl. Bokszański, Zbigniew. (2005); S. 22-24.

[38] Mead, George, H. (1998); S. 218.

[39] Vgl. Hillmann, Karl- Heinz. (1994); Stichwort: Identität. S. 350.

[40] Vgl. Hillmann, Karl- Heinz. (1994); Stichwort: Identität. S. 350.

[41] Mead, George, H. (1998); S. 218.

[42] Keupp, Heiner. (1989); S. 48.

[43] Vgl. Beck, Ulrich. (1986);

[44] Die Postmoderne wird unter anderen durch die tiefgreifenden Prozesse der gesellschaftlichen Differenzierung, Individualisierung und Pluralisierung bestimmt.

[45] Vgl. Eickelpasch, Rolf u. Rademacher, Claudia. (2004); S. 20.

[46] Vgl. Beck, Ulrich. (1986); S. 217.

[47] Vgl. Eickelpasch, Rolf u. Rademacher, Claudia. (2004); S. 22.

[48] Vgl. Eickelpasch, Rolf u. Rademacher, Claudia. (2004); S. 22.

[49] Eickelpasch, Rolf u. Rademacher, Claudia. (2004); S. 22.

[50] Beck, Ulrich. (1986); S. 211.

[51] Vgl. Kapitel 2.2.3.1.

[52] Die von Keupp auch mit dem Begriff der Risikogesellschaft bezeichnet wird. Vgl. Keupp, Heiner. (1997); S. 12.

[53] Keupp, Heiner. (1989); S. 64.

[54] Keupp, Heiner. (1989); S. 64.

[55] Keupp, Heiner. (2002); S. 30.

[56] Vgl. Eickelpasch, Rolf u. Rademacher, Claudia. (2004); S. 38.

[57] Vgl. Giddens, Anthony. (1996); S. 11.

[58] Vgl. Habermas, Jürgen. (1998); S. 65, 195- 231. u. Habermas, Jürgen. (1989);

[59] Vgl. Habermas, Jürgen. (1973); S.31.

[60] Vgl. Bauman, Zygmunt. (1997); S. 133-134.

[61] Vgl. Keupp, Heiner. (1997); S. 25.

[62] Vgl. Eickelpasch, Rolf u. Rademacher, Claudia. (2004); S. 38 u. 40.

[63] Vgl. dazu auch die Risikogesellschaft von Beck in Beck, Ulrich. (1986);

[64] Vgl. dazu die postmodernen Lebensformen in Bauman, Zygmunt. (1997); S. 150-162.

[65] Hillmann, Karl- Heinz. (1994); Stichwort: Identität. S. 350.

[66] Vgl. Keupp, Heiner u. Höfer, Renate [Hrsg.]. (1997); S. 7-8.

[67] Vgl. Lenik, Stanisław. (2002); S. 16-17.

[68] Vgl. dazu die Zweidimensionale Definition von Mead. Hier die „Ich (me)“ Komponente. In Kapitel 2.2.3.3.

[69] Vgl. dazu die Zweidimensionale Definition von Mead. Hier die „ICH (I)“ Komponente. In Kapitel 2.2.3.3.

[70] Vgl. Lenik, Stanisław. (2002); S. 20.

[71] Vgl. Robbins, R. (1973); S. 1201.

[72] Vgl. Lenik, Stanisław. (2002); S. 20-21.

[73] Vgl. Erikson, Erik, H. (1997); S. 18.

[74] Vgl. Robbins, R. (1973); S. 1201.

[75] Vgl. Lenik, Stanisław. (2002); S. 21.

[76] Vgl. Lenik, Stanisław. (2002); S. 22.

[77] Vgl. Lenik, Stanisław. (2002); S. 22.

[78] Eigene Übersetzung von: „zbiór trwałych właściwości charakteryzujących sposoby autopercepcji ukształtowane wśród członków dostatecznie dużej zbiorowości, przy czym sposoby postrzegania siebie wywodzone są z cech struktury społecznej lub całościowo, antropologicznie pojmowanej kultury właściwej rozpatrywanej zbiorowości.“ Bokszański, Zbigniew: Tożsamość- Interakcja- Grupa. Tożsamość jednostki w perspektywie teorii socjologicznej. Łódź 1989. S. 34. zit. nach Lenik, Stanisław. (2002); S. 22.

[79] Vgl. Lenik, Stanisław. (2002); S. 22.

[80] Vgl. Robbins, R. (1973); S. 1202.

[81] Vgl. Robbins, R. (1973); S. 1202.

[82] Des weiteren entsprechen die drei Modellen von Robbins den drei wissenschaftlichen Theorien, die im Kapitel 2.2.3. vorgestellt wurden.

[83] Drosdowski, Günther [Hrsg.]. (1989); Stichwort: National. S. 1063.

[84] Drosdowski, Günther [Hrsg.]. (1989); Stichwort: Nation. S. 1063.

[85] Drosdowski, Günther [Hrsg.]. (1989); Stichwort: Volk. S. 1683.

[86] Hillmann, Karl- Heinz. (1994); Stichwort: Nation S. 591.

[87] Weber, Max. (1980); S. 244.

[88] Hillmann, Karl- Heinz. (1994); Stichwort: Nation. S. 591.

[89] ethnic states sind nach Anthony D. Smiths die vormodernen Äquivalente der modernen Nation. Sie besitzen fast alle von Smiths vorgestellten Voraussetzungen einer modernen Nation. Nation is “…a named human population sharing an historic territory, common myths and historical memories, a mass, public culture, a economy and common legal rights and duties for all members, ...“.Smith, Anthony D. (1991); S. 43. Diese ethnic states beruhen auf den gemeinsamen Mythen, Geschichte und Territorium. Kulturell, rechtlich und ökonomisch gesehen sind die Bürger der ethnic states nicht gleich. Vgl. Smith, Anthony D. (1991); S. 45-51.

[90] „Nationalismus ist eine politische Bewegung oder Einstellung, die zentral auf die Nation als die bewegende, politische Kraft und Orientierung bietende soziale Gemeinschaft ausgerichtet ist. (...) Nationalismus ist zunächst der ideologische Ausdruck einer Epoche (18.- 19. Jh. )” Hillmann, Karl- Heinz. (1994); Stichwort: Nationalismus. S. 593.

[91] Vgl. Bokszański, Zbigniew. (2005); S. 112.

[92] Vgl. Eickelpasch, Rolf u. Rademacher, Claudia. (2004); S. 69.

[93] Diskurs ist „...eine Weise, Bedeutungen zu konstruieren, dass sowohl unsere Handlungen als auch unsere Auffassungen und uns selbst beeinflusst und organisiert.“ Hall, Stuart: Rassismus und kulturelle Identität. Ausgewählte Schriften 2. Hamburg 1994. S. 201. zit. nach Eickelpasch, Rolf u. Rademacher, Claudia. (2004); S. 69

[94] Eickelpasch, Rolf u. Rademacher, Claudia. (2004); S. 69.

[95] Vgl. Eickelpasch, Rolf u. Rademacher, Claudia. (2004); S. 69- 70.

[96] Eisenstadt, Shmuel, Noah. (1991); S. 37.

[97] Vgl. Dann, Otto. (1991);S. 58.

[98] Encyclopedie, XI, 1765, S. 36. zit. nach Dann, Otto. (1991); S. 58.

[99] Vgl. Dann, Otto. (1991); S. 58- 59.

[100] Dann, Otto. (1991); S. 63.

[101] Details zu dieser Entwicklung in Dann, Otto. (1991); S 58-65.

[102] Vgl. „Im Osten dagegen sah man die vielen Nationen ohne Staat, die aber in der Sprache und in der Kultur eine in gleichsam objektiven Daten begründete Zusammengehörigkeit besaßen, der man nicht entrinnen konnte. (...) die Polen und die Tschechien, (...) Substanz ihres Nationalismus als eine Befreiungsideologie ...“ ansahen. Zernack, Klaus. (1994); S. 178 u. 186.

[103] Vgl. Meinecke, Friedrich. (1922); S. 3.

[104] Meinecke, Friedrich. (1922); S. 3.

[105] Vgl. Weiss, Hilde u. Reinprecht, Christoph. (1998); S. 18.

[106] Meinecke, Friedrich. (1922); S. 3.

[107] Weiss, Hilde u. Reinprecht, Christoph. (1998); S. 18.

[108] Vgl. Weiss, Hilde u. Reinprecht, Christoph. (1998); S. 18.

[109] Vgl. Tönnies, Ferdinand. (1991); S. 7-9 und 34-36.

[110] Weiss, Hilde u. Reinprecht, Christoph. (1998); S. 96.

[111] Weiss, Hilde u. Reinprecht, Christoph. (1998); S. 96.

[112] Meinecke, Friedrich. (1922); S. 4.

[113] Meinecke, Friedrich. (1922); S. 4.

[114] Hillmann, Karl- Heinz. (1994); Stichwort: Nation. S. 591.

[115] Vgl. Dann, Otto. (1991); S. 60.

[116] Eigene Übersetzung von: „Dodatkowym a ważnym dla nas uzasadnieniem jest i to jeszcze, iż tożsamość kolektywna, a ściślej warianty tej koncepcji są w niemałym stopniu zakorzenione w sposobach definiowania tożsamości podmiotu indywidualnego jako kategorie analitycznej w naukach społecznych.” Bokszański, Zbigniew. (2005); S. 31.

[117] Vgl. Bokszański, Zbigniew. (2005); S. 50.

[118] Vgl. Bokszański, Zbigniew. (2005); S. 50.

[119] Drosdowski, Günther [Hrsg.]. (1989); Stichwort: Nationalbewusstsein. S. 1063.

[120] Drosdowski, Günther [Hrsg.]. (1989); Stichwort: Nationalcharakter. S. 1063.

[121] Drosdowski, Günther [Hrsg.]. (1989); Stichwort: Nationalstolz. S. 1064.

[122] Drosdowski, Günther [Hrsg.]. (1989); Stichwort: Geist. S. 579.

[123] Vgl. Hegel, Georg, Wilhelm Friedrich. (1996); S. 328-329.

[124] Vgl. Hegel, Georg, Wilhelm Friedrich. (1996); S. 329-330.

[125] Vgl. Hegel, Georg, Wilhelm Friedrich. (1996); S. 363-364 u. 529-530.

[126] Drosdowski, Günther [Hrsg.]. (1989); Stichwort: Mentalität. S. 1008.

[127] Vgl. Hillmann, Karl- Heinz. (1994);Stichwort: Hegel. S. 325 .

[128] Hillmann, Karl- Heinz. (1994); Stichwort: Mentalität. S. 546.

[129] Vgl. Bokszański, Zbigniew. (2005); S. 105.

[130] Vgl. Bokszański, Zbigniew. (2005); S. 105.

[131] Vgl. Bokszański, Zbigniew. (2005); S. 106- 107.

[132] Eigene Übersetzung von: „Tożsamość jest kategorią łączącą jednostkę z najszerszą zbiorowością do której należy. (...) Aby jednostka mogła rozwinąć i dopełnić tożsamość kształtowaną najpierw w rodzinie, grupach pierwotnych, małych lokalnych wspólnotach, musi postrzegać w miarę wyraźnie szerszą wspólnotę jaką jest naród.” Lenik, Stanisław. (2002); S. 56- 57.

[133] Mead, George, H. (1998); S. 225.

[134] Giesen, Bernhardt. (1991); S. 13.

[135] Eigene Übersetzung von: „Trudno więc mówić o pełnej i stabilnej tożsamości jednostki bez odniesienia jej do wartości naród konstytuujących.” Lenik, Stanisław. (2002); S. 57.

[136] Vgl. Lenik, Stanisław. (2002); S. 58.

[137] Vgl. Berger, Peter l. u. Luckmann, Thomas. (2003); S. 185.

[138] Geary, Patrick, J. (2002); S. 22.

[139] Vgl. Bokszański, Zbigniew. (2005); S. 59.

[140] Vgl. Bokszański, Zbigniew. (2005); S. 59.

[141] Meinecke, Friedrich. (1922); S. 17.

[142] Vgl. Bokszański, Zbigniew. (2005); S. 62.

[143] Vgl. Bokszański, Zbigniew. (2005); S. 72.

[144] Zum Idealtypus Vgl. Weber, Max u. Winckelmann, Johannes [Hrsg.]. (1988); S. 190-192.

[145] Eigene Übersetzung von: „Tożsamości zbiorowe występują tylko w związku z jakąś konkretną zbiorowością ludzką, mającą wewnętrzne powiązania i własne interesy, własną podmiotowość społeczną” Kwaśniewski, K. Tożsamość społeczna i kulturowa, Studia Socjologiczne nr. 3. S. 14. zit. nach Bokszański, Zbigniew. (2005); S. 64.

Final del extracto de 130 páginas

Detalles

Título
Nationale Identität und europäische Integration - Untersucht am Beispiel der polnischen Presseberichterstattungen zum EU-Beitritt
Universidad
International Graduate School Zittau
Calificación
1,3
Autor
Año
2006
Páginas
130
No. de catálogo
V70154
ISBN (Ebook)
9783638614757
ISBN (Libro)
9783638681018
Tamaño de fichero
956 KB
Idioma
Alemán
Notas
Bei der Arbeit wird die Frage beantwortet, ob bei der Integration eines Staates in die EU der Identitätsdiskurs verändert wird. Es werden weiterhin Vermutungen gestellt ob und in wie Weit dieser Wandel die Integrationsprozesse begünstigt. Als Beispiel wird hier die polnische Identitätsdebatte in der Tages- und Wochenpresse inhaltsanalytisch erforscht. Die Arbeit beinhaltet umfagreiche Beschreibungen der polnischen nationalen Identität und deren geschichtlichen Aspekte.
Palabras clave
Nationale, Identität, Integration, Untersucht, Beispiel, Presseberichterstattungen, EU-Beitritt
Citar trabajo
Michal Kwarcinski (Autor), 2006, Nationale Identität und europäische Integration - Untersucht am Beispiel der polnischen Presseberichterstattungen zum EU-Beitritt, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/70154

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