Was ist das Gewissen? Hier werden in einem kurzen Aufsatz einige Gedanken aus theologischer Perspektive dazu vorgetragen.
Das Gewissen hat die Ethik und die Philosophie seit Alters her beschäftigt. Und stets wurde es mit dem Wirken (eines) Gottes in Verbindung gebracht. Seneca, ein bedeutender stoischer Philosoph bezeichnet das Gewissen als "... ein heiliger Geist, in uns als Beobachter und Wächter unserer guten und schlechten Taten". Immanuel Kant sah das "Gewissen als Stimme Gottes im Menschen" (Honecker 1990, 127). Bei Philo "...wird das Gewissen zum Interpreten Gottes" (ebd., 129) Das Wort "Gewissen" hängt etymologisch mit dem "Bewußtsein" zusammen. Ursprünglich
bezeichneten beide Begriffe dieselbe Sache.
Inhaltsverzeichnis
- Vorüberlegung
- Biblische Deutung
- Thomas von Aquin
- Luther
- Bonhoeffer
- Aktuelle Aspekte innerhalb der EKD
- Exkurs: Psychologische Ansätze
- Schlussbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Text bietet einen kurzen Überblick über den Begriff des Gewissens aus theologischer Perspektive. Er beleuchtet die historische Entwicklung des Gewissensbegriffs von der Bibel bis zu Bonhoeffer und diskutiert aktuelle Aspekte innerhalb der EKD.
- Die biblische Deutung des Gewissens
- Die philosophische Auseinandersetzung mit dem Gewissen bei Thomas von Aquin
- Luthers Gewissensbegriff und seine Relevanz für seine Reformation
- Bonhoeffers Gewissensverständnis und seine Verbindung zur Verantwortungsethik
- Aktuelle Debatten um das Gewissen innerhalb der EKD
Zusammenfassung der Kapitel
Vorüberlegung
Die Vorüberlegung beleuchtet die lange Beschäftigung der Ethik und Philosophie mit dem Gewissen und dessen Verbindung zum Wirken Gottes. Es werden verschiedene Definitionen des Gewissens von Seneca, Immanuel Kant und Philo vorgestellt.
Biblische Deutung
Dieses Kapitel zeigt, dass das Gewissen im Alten Testament zwar nicht explizit erwähnt, aber durch die Handlungen von David und Saul deutlich wird. Es wird argumentiert, dass das Gewissen im Menschen wirkt und praktische Konsequenzen hat, ohne als die Stimme Gottes wahrgenommen zu werden.
Thomas von Aquin
Thomas von Aquin teilt das Gewissen in zwei Bereiche auf: die synderesis als angeborene Fähigkeit zur Erkenntnis ethischer Grundsätze und die conscienta als Anwendung dieser Grundsätze auf konkrete Situationen. Er argumentiert, dass ein Gewissensirrtum nur bei der conscienta möglich ist, da diese durch menschliche Einflüsse beeinflusst werden kann.
Luther
Luther sieht das Gewissen als Ort der Gotteserfahrung und verknüpft es mit seiner Rechtfertigungslehre. Für ihn ist das Gewissen ein Ort der Schuldgefühle und der Erlösungsbedürftigkeit, die durch Christus befriedigt werden können.
Bonhoeffer
Bonhoeffer verbindet das Gewissen mit dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen. Er sieht das Gewissen als Ausgangspunkt für menschliche Autonomie und Verantwortung, die durch Christus zur Freiheit befreit werden. Bonhoeffer argumentiert, dass ein verantwortungsbewußtes Gewissen manchmal Schuld auf sich nehmen muss, um der Not des Nächsten zu lindern.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter des Textes sind: Gewissen, Theologie, Ethik, Philosophie, Bibel, Thomas von Aquin, Luther, Bonhoeffer, EKD, Verantwortungsethik, Gotteserfahrung, Schuld, Erlösung, Autonomie.
- Quote paper
- Peter Kühn (Author), 2003, Gewissen in theologischer Perspektive, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/70245