Erhöhtes Aggressions- und Gewaltpotential an Schulen. Ursprung, Prävention und Intervention


Dossier / Travail de Séminaire, 2020

14 Pages, Note: 1,7

Anonyme


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Versuch der Begriffsbestimmung
2.1 Definition des Begriffs Aggression
2.2 Definition des Begriffs Gewalt (Abgrenzung zum Begriff der Aggression)
2.3 Aggressionstheorien – Ursprung und ihre Entstehung

3. Aggression und Gewalt spezifisch an Schulen
3.1 Aktuelle Situation an Schulen mit dessen Bedingungsfaktoren
3.2 Präventionsmöglichkeiten
3.3 Interventionsmöglichkeiten

4. Fazit und Ausblick

5. Literaturverzeichnis

Die täglichen Nachrichten sind gefüllt mit aggressiven Gewalttaten, die auf der ganzen Welt geschehen. Sie alle entstehen durch Menschen mit völlig unterschiedlichen Beweggründen. Einige terroristische Anschläge entspringen falsch gedeuteten religiösen Motiven, andere üben Rache oder Selbstjustiz aus. Wieder andere sind dabei leichter nachzuvollziehen als solche, die Unschuldige zu schaden bringen. Nicht selten wird von Aggression und Gewalt an Schulen berichtet. In ihrer wahrscheinlich extremsten Form als Amoklauf beschließt (meist) ein*e Schüler*in die Mitschüler*innen und Lehrer*innen zu bestrafen, tötet viele von ihnen und zum Schluss sich selbst. Doch neben dieser extremen Form von Gewalt an Schulen gibt es unzählige weitere Arten, wie Schüler*innen ihren Lehrer*innen oder eben Mitschüler*innen sowohl physische als auch psychische Schmerzen zufügen oder angreifen können. Neben der körperlichen Gewalt (Schlagen, Treten, Kneifen etc.) ist die seelische Gewalt nicht außer Acht zu lassen. Ihre Folgen sind meist sogar noch gravierender als die der Körperlichen. Zu ihr gehören beispielsweise Erpressungen, (Cyber-) Mobbing, Belästigungen, Vandalismus oder Stalking. In den meisten Fällen lassen sich die Aggressionen der Schüler*innen bereits in der Grundschule bemerken. Dabei gilt, dass Aggression eine sehr stabile und häufige Verhaltensstörung darstellt. Je häufiger, ausgeprägter, vielfältiger und früher diese auftritt, umso stabiler und therapieresistenter ist sie (Hövel/Hennemann, 2018). Bei der Suche nach Ursachen und Gründen für das gezeigte aggressive Verhalten lassen sich einige Theorien und Ideen finden. Computerspielgegner geben die Schuld gewaltverherrlichenden Videospielen, andere sehen den gesamten Medieneinfluss als begünstigenden Faktor an. Die Mehrzahl sucht die Entstehung einer Aggressionsproblematik jedoch im sozialen Nahraum des Kindes und blickt auf dessen Wohn-, Lebens- und Familienbedingungen. Gewalt in der Erziehung oder zwischen den Elternteilen stellen beispielsweise die Möglichkeit eines Auslösers dar. Genetische Anlagen können dabei ebenso eine Rolle spielen.

In dieser Hausarbeit werde ich weitere Faktoren benennen, die als Ursachen für die steigende Gewaltbereitschaft in Schulen in Frage kommen und diese wissenschaftlich begründen. Darauf aufbauend werde ich einige Präventions- und Interventionsmöglichkeiten spezifisch für das Setting Schule vorstellen, welche die Aggressionsproblematik entweder gar nicht erst auftreten lässt oder zu beseitigen versucht. Dafür werde ich zunächst eine grundlegende Begriffsbestimmung vornehmen, um die Begriffe „Gewalt“ und „Aggression“ voneinander abgrenzen zu können. Anhand dessen werde ich mögliche Ursachen der Entstehung ableiten und ihre Bedingungsfaktoren an der Schule klären. Abschließend folgen ein Fazit und Ausblick.

2. Versuch der Begriffsbestimmung

Um sich mit der Thematik der erhöhten Aggressions- und Gewaltbereitschaft an Schulen samt Folgen anschaulich auseinandersetzen zu können, muss ein Definitionsversuch der beiden Begriffe „Aggression“ und „Gewalt“ erfolgen. Die Unterschiede sind auf den ersten Blick nicht vollständig eindeutig und deshalb werden sie häufig als gegenseitige Synonyme betrachtet. Um Klarheit und die Grundlage für den Bearbeitungsgegenstand zu schaffen, wird eine Abgrenzung vorgenommen. Dies ist ebenfalls von besonderer Bedeutung, da Erwachsene und Kinder/Jugendliche häufig ein anderes Verständnis von Aggression und Gewalt haben.

2.1 Definition des Begriffs Aggression

Der Begriff „Aggression“ hat ein breites Spektrum an Definitionen und ist vieldeutig. Bei möglichen Befragungen würden zehn von zehn Menschen eine andere Antwort geben und dennoch Recht behalten. Dies verdeutlicht, wie viel unter dem Aggressionsbegriff tatsächlich zu verstehen ist, damit der Begriff nicht fälschlicherweise mit anderen Wörtern, wie zum Beispiel „Zerstörung“ etc. gleichgesetzt wird. Zunächst zu der Geschichte des Wortes und dessen Ursprung. Das Wort „Aggression“ stammt aus dem Lateinischen von dem Verb „aggredior“, welches übersetzt „sich an jemanden wenden/auf jemanden zugehen“ bedeutet. Wird lediglich diese Ursprungsübersetzung betrachtet, können sowohl positive als auch negative Wertungen damit verbunden werden und es wirkt vergleichsweise eher unauffällig. Bei genauerem Blick auf die abgeleiteten Substantive erscheint der Begriff „Angriff“ im Zusammenhang mit Aggression und Aggressivität (Lenzen, 2001). Es zeigt sich eine Problematik im Bereich einer einheitlichen, allgemeinen Bestimmung der Begrifflichkeit. Dazu gehört schlussfolgernd ebenfalls die Frage, ab wann ein Verhalten als aggressiv einzustufen ist. Dies wird dementsprechend von der jeweiligen Gesellschaft/des jeweiligen Umfeldes bestimmt. Es benötigt demnach bestimmte Kriterien, welche die Definition des Aggressionsbegriffs aufweisen müssen. Wird lediglich auf das ursprüngliche lateinische Verb Bezug genommen, sind die Grenzen zu weit und beinahe jedes Verhalten enthielte Aggressionen. Folglich müssen Absicht, Folgen und das handelnde Subjekt selbst in die Überlegungen zur Definition mit einbezogen werden. Als problematisch stellt es sich dabei allerdings wiederum heraus, dass diese Kriterien nicht zweifelsfrei beurteilt werden können (z.B. Intention). Jedoch wäre es fehlerhaft, ein Verhalten als nicht-aggressiv einzustufen, wenn die geschädigte Person/Sache leidet, aber der Aggressor nicht wusste, dass sein Verhalten aggressiv ist. Die Begriffsbestimmung stellt ein Dilemma dar und dies macht eine einheitliche Definition kaum möglich (Ullmann, 1974). Dennoch benötigt diese Arbeit als Grundlage einen klaren Bezug zum Begriff. Deshalb wird der Bezug zur Klassifikation von Hövel und Hennemann gewählt. Diese grenzen die Begriffe Aggression und Aggressivität voneinander ab. Unter Aggression versteht sich ein Verhalten, dessen Ziel die Schädigung von Gegenständen oder Personen ist. Aggressivität meint die Verhaltensbereitschaft zu Aggression (Hövel/Hennemann, 2018). Auf diesem Verständnis beruhen die weiteren Ausführungen dieser Hausarbeit.

2.2 Definition des Begriffs Gewalt (Abgrenzung zum Begriff der Aggression)

Die Problematik einer einheitlichen Begriffsbestimmung sind im vorherigen Abschnitt sehr anschaulich verdeutlicht worden. Eine ähnliche Problematik steht ebenfalls bei der Definition von Gewalt bevor. Die dazu gewählte Begriffsbestimmung bezeichnet Gewalt als eine extremere Form von Aggression. Dabei stellt die Aggression den Ursprung von Gewalthandlungen dar. Ein aggressives Verhalten hat gegebenenfalls eine gewalttätige Handlung zur Folge. Dies muss allerdings nicht zwangsläufig der Fall sein. Ein weiterer wichtiger Punkt der Abgrenzung der beiden Begriffe ist die Absicht. Wie im Abschnitt zur Aggressionsdefinition bereits erwähnt, schützt die Unwissenheit über die Folgen, bzw. die Intention nicht davor, es als eine aggressive Tat/Aggression zu betiteln. Gewalt hingegen ist geplant ausgeführt mit einer Intention und einem Plan, der verfolgt wird. Es entsteht ein ganz bewusst zugefügter Schaden am Objekt/Person/System etc. Diese Unterscheidung erscheint von enormer Bedeutung, da Aggressionen häufig aus einer spontanen, überraschenden Emotion heraus entstehen (Pilz, 2000).

Eine andere Definition von Gewalt unterscheidet zwischen der Gewalt als Handlung (Handlungsebene) und der Gewalt als Verhältnis (Strukturebene). Auf der Handlungsebene wird Bezug auf die körperliche Gewalt genommen. Dies meint die physische Einwirkung von Personen auf andere Menschen oder Gegenstände. Auf der Strukturebene entfernt sich die Gewalt vom aktiven Handeln und zeigt sich in Macht, Unverhältnismäßigkeiten und Zwängen. Diese findet sich in Beziehungen oder Organisationen und zeigt sich in Beschränkungen, Benachteiligungen und/oder Beeinträchtigungen (Valtin/Portmann, 1995). Ein geeignetes Beispiel zeigt die aktuelle Situation von Frauen, die für dieselbe Arbeit schlechter bezahlt werden als Männer.

Die Ausführungen zu den beiden Begriffen weisen trotz ihrer Unterschiede einen engen Zusammenhang auf. Aggression lässt sich nicht abgesondert von Gewalt betrachten, sowie es im Umkehrschluss ebenfalls der Fall ist.

2.3 Aggressionstheorien – Ursprung und ihre Entstehung

Zu der Frage nach der Entstehung von Gewalt und Aggressionen haben Menschen viele verschiedene Meinungen. Aus diesem Grund haben sich unterschiedliche Theorien gebildet. Das Wissen um diese Theorien kann die Intervention, sowie Prävention vereinfachen, bzw. überhaupt ermöglichen. Wenn sich ein Kind beispielsweise einer Aggressionstheorie klar zuschreiben lässt, kann in dem Bereich die Intervention ansetzen. Die Theorien beziehen sich auf das gesamte Umfeld und die Lebensbedingungen eines Menschen. Die Erziehung, Sozialisation, Anlage und Umwelt spielen dabei eine Rolle. In diesen Bereichen können während der Entwicklung aggressive Verhaltensweisen begünstigt werden (Klosterkötter, 1976). Die folgenden theoretischen Modelle beziehen sich auf die Bereiche Triebe und Instinkte, Frustration und Lerntheorien.

In den Bereichen Triebe und Instinkte sind die Aggressionen eines Menschen auf einen inneren biologisch verankerten Mechanismus zurückzuführen. Dieser Trieb/Instinkt ist angeboren und genetisch veranlagt. Nach der Triebbefriedigung klingt dieser wieder ab. Die Ausprägung ist bei jedem Menschen unterschiedlich stark. Im Triebmodell der Aggression von Siegmund Freud entspringt der Aggressionstrieb aus dem Todestrieb. Damit sich der Mensch durch den Todestrieb nicht selbst vernichtet, richtet dieser die Aggression besser nach außen. Dabei wird der Todestrieb nicht vollständig befriedigt. Dieser übergebliebene Rest gelangt dann in das Gewissen und äußert sich in Schuldgefühlen. Den Aggressionstrieb in dieser Theorie ganz zu unterdrücken ist falsch und könnte zu schwerwiegenden Störungen im Erwachsenenalter führen (Sadismus o.Ä.). Ratsam ist etwas, auf das die Aggression gelenkt werden kann, ohne, dass ein Mensch Schaden davonträgt (Ullmann, 1974).

Die Frustrations-Aggressions-Hypothese entstand 1939 durch den amerikanischen Psychologen John Dollard. Zunächst meint hier der Begriff „Frustration“ in diesem Zusammenhang die Folge einer zielgerichteten Handlung, die nicht erfolgreich durchgeführt werden konnte. Dabei gilt, dass Aggression eine Folge von Frustration ist und Frustration zu Aggression führt. Je stärker dabei die Frustration ausfällt, desto intensiver ist ebenso die aggressive Reaktion. Allerdings kann subjektiv auch kein aggressives Verhalten auf frustrierende Erlebnisse folgen, aus Angst vor Bestrafung oder ähnlichen Hemmungsgründen. Dabei kann eine Verschiebung auf andere Objekte oder Personen geschehen, bei denen zum Beispiel durch Machtmissbrauch, Demütigungen oder anderen Formen Aggression ausgeübt werden und von denen keine aggressive Reaktion zu erwarten ist (Ullmann, 1974).

Das lerntheoretische Modell besagt, dass aggressives Verhalten erlernt und somit überhaupt erst aufgebaut wird. Es ist demnach eine soziale Verhaltensweise und die lernt der Mensch im Laufe seines Lebens, wie zum Beispiel das Laufen. Diese Theorie bezieht sich auf Vertreter wie Bandura mit seinem Modelllernen und Skinner durch operante Konditionierung. Die operante Konditionierung beschreibt das Lernen eines Verhaltens, welches zur Erreichung eines Zieles führt. Demnach wird das gezeigte Verhalten positiv verstärkt. Die Wahrscheinlichkeit erhöht sich, dass sich eben dieses Verhalten in zukünftigen Situationen erneut zeigt. Um ein anschauliches Beispiel vorzubringen: Ein Kind erlangt durch Schlagen, Treten und Anschreien der Mutter Süßigkeiten. Diese gibt dem Kind die Süßigkeiten, damit es diese Verhaltensweise unterlässt. Sie verursacht damit allerdings das Gegenteil, da das Kind von nun an weiß, wie es an Süßigkeiten gelangt. Das Kind fühlt sich in seinem Verhalten bestätigt. Je länger und öfter Aggressives positiv verstärkt wird, desto gefestigter werden diese Verhaltensweisen. Das Lernen am Modell (Modelllernen) oder Imitationslernen von Albert Bandura bezieht auf die Nachahmung von beobachtetem Verhalten und wie dieses zum Erfolg führt. Dazu gehören ebenfalls mediale Modelle (Filme, Computerspiele usw.). Zum einen wird das Beobachtete nachgeahmte, aber zum anderen führt es ebenso zu einer Schwächung der subjektiven Hemmungen, selbst ein dargestelltes Verhalten zu zeigen. Die Wirkung verstärkt sich, je größer der Erfolg des beobachteten Verhaltens ist (Ullmann, 1974).

[...]

Fin de l'extrait de 14 pages

Résumé des informations

Titre
Erhöhtes Aggressions- und Gewaltpotential an Schulen. Ursprung, Prävention und Intervention
Université
University of Cologne
Note
1,7
Année
2020
Pages
14
N° de catalogue
V703183
ISBN (ebook)
9783346185488
ISBN (Livre)
9783346185495
Langue
allemand
Mots clés
Aggression Gewalt Schule Präventio Intervention
Citation du texte
Anonyme, 2020, Erhöhtes Aggressions- und Gewaltpotential an Schulen. Ursprung, Prävention und Intervention, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/703183

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