Parteien, Politiker und Ethik des politischen Handelns


Seminararbeit, 2003

13 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

I. Politische Parteien
A. Begriffsbestimmung
B. Unterschiedliche Typen der Parteien

II. Der Politiker – „Politik als Beruf“

III. Ethische Fragen der Politik
A. Die Beziehung zwischen Politik und Ethik
B. „Qualitäten“ und „Todsünden“ eines Politikers
C. Zwischen Gesinnungs- und Verantwortungsethik

Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

Einleitung

„Nicht als Politiker überlebte Max Weber sein Leben, sondern als Denker. Aber das Geheimnis seiner besonderen Art von Denken und Gelehrsamkeit lag allerdings darin, dass[1] er aus den Instinkten und Augen eines Politikers heraus Forscher war.“[2]

Das Politische ist ein maßgeblicher Teil von Max Webers Leben und Werk, er selbst bezeichnet es in einem Brief als seine „heimliche Liebe“. Diese Passion Max Webers wird den Schwerpunkt der folgenden Semesterarbeit darstellen.[3]

Den konkreten Untersuchungsgegenstand bilden dabei jedoch nicht die tagespolitischen Ereignisse, die Max Webers natürlich beschäftigt haben, sondern seine Theorien über die politischen Parteien, den Politiker, der das Wesen und die Handlungen der Parteien bestimmt und die politische Ethik. Folgende Fragen sollen dabei beantwortet werden, was sieht Max Weber als das Charakteristische einer Partei an und welche Arten von Parteien unterscheidet er. Weiterhin wird zu klären sein, was nach Max Weber einen guten Politiker auszeichnet, welche Qualitäten er besitzen muss und natürlich, wie er ethisch zu handeln hat. Auch die Kritik anderer Autoren wird hierbei berücksichtigt werden. Eine umfassende Analyse der Theorien Max Webers in Bezug auf die aktuelle politische Praxis würde jedoch den Rahmen dieser Seminararbeit sprengen. Auch eine Wertung seiner Schriften im politischen Kontext ihrer Entstehung kann nicht in dieser Arbeit erfolgen. Die Darstellung wird sich in erster Linie auf die Erklärung der Weber´schen Theorien und ihrer zentralen Begriffe beschränken und nur am Rande Einschätzungen vornehmen.

Bereits zu seinen Lebzeiten (1864-1920)[4] galt Max Weber als der „führende deutsche Soziologe“[5]. Sein Gesamtwerk umfasst neben umfangreichen sozialgeschichtlichen und sozialpolitischen Studien auch Schriften zur theoretischen Soziologie und zur Religionssoziologie sowie viele Aufsätze, Vorträge und Briefe zur aktuellen Politik seiner Zeit. Auf sein soziologisches Hauptwerk „Wirtschaft und Gesellschaft“, das erstmalig 1921 also erst ein Jahr nach seinem Tod veröffentlicht wurde, stützt sich ein großer Teil dieser Darstellung.[6]

Die Kapitel über Politiker und deren Handlungsethik bauen auf der erweiterten Veröffentlichung des Vortrages „Politik als Beruf“ auf, den Max Weber 1919 vor dem Münchner freistudentischem Bund gehalten hat.[7]

I. Politische Parteien

In diesem ersten Kapitel soll geklärt werden, was Max Weber unter dem Begriff der „politischen Partei“ verstand, wie diese Definition von modernen Wissenschaftlern eingeschätzt wird und welche Arten der Parteien Max Weber unterschied.

A. Begriffsbestimmung

Max Webers Werk „Wirtschaft und Gesellschaft“ ist folgende Definition für Parteien zu entnehmen:

„Parteien solle heißen auf (formal) freier Webung beruhende Vergesellschaftungen mit dem Zweck, ihren Leitern innerhalb eines Verbandes Macht und ihren aktiven Teilnehmern dadurch (ideelle oder materielle) Chancen (die Durchsetzung von sachlichen Zielen oder der Erlangung von persönlichen Vorteilen oder beides) zuzuwenden.“[8]

Nach Max Weber seien Parteien demzufolge Vergesellschaftungen. Diese sieht er wiederum als soziale Beziehungen, die auf rational motiviertem Interessenausgleich beziehungsweise Interessenverbindungen beruhen. Außerdem existieren hiernach Parteien nur innerhalb von Verbänden, die Max Weber ebenfalls soziale Beziehungen definiert, in denen ein „Leiter“ die Aufrechterhaltung der Ordnung garantiert. Besondere Formen der politischen Verbände seien Staaten, die Max Weber zusätzlich dadurch kennzeichnet, dass ihre Verwaltungsstäbe innerhalb eines geographischen Gebietes erfolgreich das Monopol der legitimen Gewaltanwendung für sich in Anspruch nehmen. Dass die Mitgliedschaft in Parteien grundsätzlich freiwillig ist, geht aus der Notwendigkeit der freien Werbung ihrer Mitglieder hervor.[9]

Das Ziel der politischen Parteien sieht Max Weber in erster Linie darin, den Parteiführern[10] Macht zu verschaffen, was für ihn bedeutet, „innerhalb einer sozialen Beziehung [zum Beispiel eines Staates] den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen“[11]. Speziell für Parteien läge Macht darin, Einfluss auf die Besetzung von Regierungs- und Verwaltungsämtern zu besitzen, womit Max Weber die Eigenschaft der Parteien benennt, die sie in erster Linie von den Interessenverbänden abhebt und die heute im bundesdeutschen Parteiengesetz vom 24. Juli 1967 als wichtiges Charakteristikum einer Partei festgeschrieben ist nämlich das Ringen um Wahlämter. Auch den Parteimitgliedern, die nicht zur Führungsschicht gehören, sollen Vorteile wie zum Beispiel Ämter in der Verwaltung erhalten und auch sachliche Ziele sollen verfolgt werden, aber diese sind grundsätzlich an die Macht der Parteiführung gebunden.[12]

Bei Parteien handelt es sich demnach um freiwillig, aus rationalen Gesichtspunkten gebildete Organisationen, die hauptsächlich die Erlangung von Macht für die Parteiführer sowie die Verwirklichung persönlicher und sachlicher Interessen der Mitglieder zum Ziel haben.

Die Konzentration der Macht in der Hand von wenigen wie sie Max Weber beschreibt, entspricht dem, was der Soziologe Robert Michels bereits 1911 unter dem „ehernen Gesetz der Oligarchie“ formuliert hat: „Wer Organisation sagt, sagt Tendenz zur Oligarchie.“[13] Er erachtet diesen „Zentralismus“ als notwendig, um die „Schnelligkeit der Entschlüsse“ und die politische „Schlagfertigkeit“[14] der Partei zu garantieren.

Im Gegensatz zu diesem Machtverteilungsmodell der Klassiker Max Weber und Robert Michels nehmen die Vertreter der Moderne an, dass durch die innerparteilichen Kontroll- und Einflussmöglichkeiten die Machtkonzentration über die gesamte Partei durch eine kleine Gruppe unmöglich sei, was natürlich auch darauf zurückzuführen ist, dass sich die Parteien als Organisationen in den letzten 80 Jahren stark verändert habe. Peter Lösche beschreibt die modernen Parteien sogar als innerlich zerstritten und in „der Öffentlichkeit mit vielen Zungen“[15] redende Organisationen. Die Oligarchiebildung auf lokaler und regionaler Ebene, die zur Ausbildung mehrerer Machtzentren innerhalb einer Partei führt, wird dabei jedoch nicht ausgeschlossen.[16]

Allgemein hält Peter Lösche die Parteiendefinition Max Webers für „relativ abstrakt“ und stellt in Frage, ob sie die „Vielfalt und Widersprüchlichkeit“[17] der Parteien überhaupt erfasst. Seines Erachtens nach sollten neben rationalen Gesichtpunkten, wie dem Machterwerb auch die soziale Ebene der Parteien berücksichtigt werden, denn nach seiner Meinung seien Parteien „auch gesellige Veranstaltungen“[18], in die Menschen eintreten, um Freundschaften zu schließen und sich selbst zu verwirklichen.[19]

Ulrich von Alemann definierte die „politischen Parteien“ 1995 folgendermaßen:

„Parteien sind auf Dauer angelegte gesellschaftliche Organisationen, die Interessen ihrer Anhänger mobilisieren, artikulieren und bündeln und diese in politische Macht umzusetzen suchen – durch die Übernahme von Ämtern in Parlamenten und Regierungen.“[20]

[...]


[1] Auf die Korrektur der alten Rechtschreibung in direkten Zitaten wurde zugunsten einer besseren Lesbarkeit

verzichtet.

[2] Baumgarten, Eduard (1973). Zitiert nach Paprotny, Thorsten (1996), S. 44.

[3] Vgl. Paprotny, Thorsten (1996), S. 42ff.

[4] Encarta Enzyklopädie (2002)

[5] Baumgarten, Eduard (1973). Zitiert nach Paprotny, Thorsten (1996). S. 21.

[6] Vgl. Encarta Enzyklopädie (2002)

[7] Weber, Marianne (1926). In: Weber, Max (1993), S. 5.

[8] Weber, Max (1972), S. 167.

[9] Vgl. Weber, Max (1972), S. 21f., 26, 29, 837.

[10] Obwohl Max Weber den Begriff des politischen Führers, der seit dem Nationalsozialismus sehr negativ behaftet ist, sehr häufig verwendete, hat er sich dennoch immer als einen entschlossen Gegner totaler Herrschaft verstanden.

Vgl. hierzu Paprotny, Thorsten, S. 156f.

[11] Weber, Max (1972), S.28.

[12] Vgl. Alemann, Ulrich von (1995), S. 9f.; Oberreuter, Heinrich u. a. (2000), S. 22f., 273;

Weber, Max (1972), S. 843, 852.

[13] Michels, Robert (1970), S. 25.

[14] Michels, Robert (1970), S. 39.

[15] Lösche, Peter (1986), S.38

[16] Vgl. Lösche, Peter (1986), S.38, 42ff.; Tempel, Karl (1990), S. 45f.; Wiesendahl, Elmar (1998), S. 60, 80.

[17] Lösche, Peter (1994), S. 11.

[18] Ebenda.

[19] Vgl. ebenda.

[20] Alemann, Ulrich von (1995), S. 9.

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Parteien, Politiker und Ethik des politischen Handelns
Hochschule
Universität Potsdam  (Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät)
Note
1,7
Autor
Jahr
2003
Seiten
13
Katalognummer
V70365
ISBN (eBook)
9783638627856
Dateigröße
414 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Parteien, Politiker, Ethik, Handelns
Arbeit zitieren
Magister Artium Benjamin Kleemann (Autor:in), 2003, Parteien, Politiker und Ethik des politischen Handelns , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/70365

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