In dieser Schrift soll letztendlich die Frage geklärt werden, wie in der Beratung mit welchen Problemen der Paarsexualität umgegangen wird. Dafür soll auch hinterfragt werden, welchen Einfluss sexuelle Störungen und gesellschaftliche Faktoren auf die Sexualität haben. Welchen Stellenwert nimmt Sexualität bei Paaren ein und verändert sich dieser mit zunehmendem Alter? Mit welchen sexuellen Problemen können Paare konfrontiert sein? Welche Methoden können Beraterinnen und Berater anwenden, die mit Paaren arbeiten?
In einer 2012 durchgeführten Studie zum Thema „Trendcheck Verlieben“ gaben 72,4% der 1613 befragten Personen an, sie lebten in einer Partnerschaft. Befragt wurden Jugendliche und Erwachsene ab 16 Jahren. Während bei jungen Menschen zwischen 16 und 29 Jahren nur jede/r Zweite in einer festen Partnerschaft bzw. Ehe war, waren ca. 80% der über 30-jährigen in einer dauerhaften Beziehung.
Darüber hinaus gaben in einer anderen Studie ungefähr 95% der befragten Personen an, dass Beziehungen für sie der primäre Ort zur Auslebung ihrer Sexualität seien. Lediglich ca. 5% der sexuellen Kontakte findet unter Singles und 1-2% in Außenbeziehungen statt.
Doch wie wichtig ist den Menschen sexueller Kontakt? Wichtig sind Attribute wie „Ehrlichkeit“, „Treue“, oder „gute Mutter/guter Vater“, während sexuelle Attraktivität erst später genannt wird. Frauen platzieren letztere Eigenschaft auf Platz 10 (32%) und Männer auf Platz 6 (51%). Auch der Sexualforscher Kurt Starke bestätigt diese Tendenz. Er berichtet, dass Sex zwar wichtig sei, jedoch nur für 16% der Deutschen eine überragende Bedeutung habe. Wichtiger sei das „Wir-Gefühl“, welches sich nicht alleine auf Sex reduzieren lassen würde: „Dabei sind Nähe und Zärtlichkeit besonders wichtig, tiefes Vertrauen, das in unserer coolen Welt sonst kaum noch erreicht werden kann“. Da erst die jüngste Forschung auch auf Sexualität von homosexuellen Paaren eingeht, wird sich hier vorrangig mit heterosexuellen Paaren beschäftigt. In dieser Arbeit sollen trotzdem auch andere Lebensformen wie Homo-, Bisexualität oder Polygamie wahrgenommen und wertgeschätzt werden, weshalb wenn möglich darauf Bezug genommen wird.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Definitionen von Sexualität und Partnerschaft
- 3. Sexualität in der Gesellschaft
- 3.1 Sexualität damals
- 3.2 Sexualität heute
- 3.3 Asexualität
- 3.4 Einfluss der Sexualität auf die Persönlichkeitsentwicklung
- 4. Sexuelle Störungen
- 4.1 Diagnose im DSM-5 und ICD-10
- 4.2 Sexuelle Funktionsstörungen
- 4.2.1 Appetenzstörungen und Hypersexualität
- 4.2.2 Sexuelle Störungen beim Mann: Erektions- und Ejakulationsstörungen
- 4.2.3 Sexuelle Störungen bei der Frau: Vaginismus und Lubrikationsstörungen
- 4.3 Störungen der Sexualpräferenz
- 4.4 Medikamentöse Behandlung
- 5. Sexualität in der heterosexuellen Partnerschaft
- 5.2 Einflussfaktoren: Kritische Lebensereignisse
- 5.2.1 Schwangerschaft und Geburt
- 5.2.2 Wechseljahre und fortgeschrittenes Alter
- 5.3 Einflussfaktoren: Soziale Faktoren
- 5.4 Einflussfaktoren: Biologische und biografische Faktoren
- 5.2 Einflussfaktoren: Kritische Lebensereignisse
- 6. Beratung und Therapie von Paaren
- 6.1 Abgrenzung von Beratung und Therapie
- 6.2 Paar- und Sexualberatung
- 6.3 Behavioral-integrative Sexualberatung und -therapie
- 6.4 Systemisch-integrative Paar- und Sexualberatung und -therapie
- 6.5 Beratung bei speziellen Problemlagen
- 6.6 Das Hamburger Modell der Paartherapie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit untersucht die Paarsexualität im Kontext der Beratung. Ziel ist es, die Herausforderungen und Probleme in der sexuellen Beziehung heterosexueller Paare zu beleuchten und geeignete Beratungsansätze aufzuzeigen. Die Arbeit analysiert den Einfluss gesellschaftlicher Faktoren, sexueller Störungen und des Lebensalters auf die Sexualität von Paaren.
- Definition und gesellschaftliche Einbettung von Sexualität und Partnerschaft
- Sexuelle Störungen und deren Relevanz in der Paarberatung
- Einflussfaktoren auf die Paarsexualität (biologisch, sozial, biografisch)
- Methoden und Ansätze in der Paar- und Sexualberatung
- Spezifische Problemlagen in der Paarberatung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung stellt die Relevanz des Themas Paarsexualität heraus und führt in die Fragestellung ein. Sie verweist auf Studien, die die Bedeutung von Partnerschaft für die sexuelle Lebensführung verdeutlichen, und hebt gleichzeitig hervor, dass sexuelle Attraktivität nicht den höchsten Stellenwert bei der Partnerwahl einnimmt. Die Arbeit konzentriert sich auf heterosexuelle Paare, erwähnt aber auch die Wertschätzung anderer Lebensformen. Die zentralen Forschungsfragen werden formuliert, die sich auf die Probleme der Paarsexualität in der Beratung, den Einfluss sexueller Störungen und gesellschaftlicher Faktoren, den Stellenwert von Sexualität in Paarbeziehungen im Laufe des Lebens und geeignete Beratungsmethoden konzentrieren.
2. Definitionen von Sexualität und Partnerschaft: Dieses Kapitel legt die grundlegenden Definitionen von Sexualität und Partnerschaft fest, die als Basis für die weiteren Analysen dienen. Es dient der Klärung der Begrifflichkeiten und stellt ein gemeinsames Verständnis sicher.
3. Sexualität in der Gesellschaft: Dieses Kapitel bietet einen umfassenden Überblick über die gesellschaftliche Entwicklung und den Wandel von Sexualität und Partnerschaft. Es beleuchtet historische Perspektiven („Sexualität damals“) und vergleicht sie mit der Gegenwart („Sexualität heute“). Der Begriff der Asexualität wird eingeführt und der Einfluss von Sexualität auf die Persönlichkeitsentwicklung erörtert. Es wird ein breites Spektrum an Aspekten abgedeckt, um ein umfassendes Bild der gesellschaftlichen Kontexte zu zeichnen.
4. Sexuelle Störungen: Dieses Kapitel befasst sich mit sexuellen Störungen, ihren Diagnosekriterien (DSM-5 und ICD-10) und ihrem Auftreten bei Männern und Frauen. Es unterscheidet zwischen sexuellen Funktionsstörungen (Appetenzstörungen, Erektionsstörungen, Ejakulationsstörungen, Lubrikationsstörungen, Vaginismus) und Störungen der Sexualpräferenz. Die medikamentöse Behandlungsmöglichkeit wird als ergänzende Maßnahme erwähnt. Der Fokus liegt auf der Relevanz dieser Störungen im Kontext der Paarberatung.
5. Sexualität in der heterosexuellen Partnerschaft: Das zentrale Kapitel widmet sich der Sexualität in heterosexuellen Partnerschaften. Nach einer Einführung werden verschiedene Einflussfaktoren auf die Paarsexualität beleuchtet, darunter kritische Lebensereignisse (Schwangerschaft, Geburt, Wechseljahre), soziale Faktoren (Alter, Beruf) und biologische/biografische Faktoren. Dieses Kapitel bildet den Kern der Arbeit und verknüpft die vorherigen Kapitel mit dem Thema der Paarberatung.
6. Beratung und Therapie von Paaren: Dieses Kapitel präsentiert verschiedene Beratungs- und Therapieansätze für Paare mit sexuellen Problemen. Es beschreibt die Abgrenzung von Beratung und Therapie und stellt unterschiedliche Methoden wie die behavioral-integrative und systemisch-integrative Paar- und Sexualberatung vor. Das Hamburger Modell der Paartherapie wird ebenfalls erläutert. Der Schwerpunkt liegt auf der praktischen Anwendung von Beratungsmethoden in verschiedenen Problemlagen.
Schlüsselwörter
Paarsexualität, Sexualberatung, Paartherapie, sexuelle Störungen, Funktionsstörungen, heterosexuelle Partnerschaft, Einflussfaktoren, Lebensalter, gesellschaftliche Faktoren, biologische Faktoren, Beratungskonzepte, DSM-5, ICD-10.
Häufig gestellte Fragen zur Masterarbeit: Paarsexualität im Kontext der Beratung
Was ist der Gegenstand dieser Masterarbeit?
Die Masterarbeit untersucht die Paarsexualität im Kontext der Beratung. Sie beleuchtet Herausforderungen und Probleme in der sexuellen Beziehung heterosexueller Paare und zeigt geeignete Beratungsansätze auf. Die Arbeit analysiert den Einfluss gesellschaftlicher Faktoren, sexueller Störungen und des Lebensalters auf die Sexualität von Paaren.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: Definition und gesellschaftliche Einbettung von Sexualität und Partnerschaft; sexuelle Störungen und deren Relevanz in der Paarberatung; Einflussfaktoren auf die Paarsexualität (biologisch, sozial, biografisch); Methoden und Ansätze in der Paar- und Sexualberatung; spezifische Problemlagen in der Paarberatung.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in sechs Kapitel: Einleitung; Definitionen von Sexualität und Partnerschaft; Sexualität in der Gesellschaft; Sexuelle Störungen; Sexualität in der heterosexuellen Partnerschaft; Beratung und Therapie von Paaren.
Was wird in der Einleitung behandelt?
Die Einleitung stellt die Relevanz des Themas Paarsexualität heraus, führt in die Fragestellung ein und formuliert die zentralen Forschungsfragen. Sie verweist auf Studien zur Bedeutung von Partnerschaft für die sexuelle Lebensführung und konzentriert sich auf heterosexuelle Paare, erwähnt aber auch die Wertschätzung anderer Lebensformen.
Wie werden Sexualität und Partnerschaft definiert?
Kapitel 2 legt die grundlegenden Definitionen von Sexualität und Partnerschaft fest, die als Basis für die weiteren Analysen dienen und ein gemeinsames Verständnis sicherstellen.
Wie wird die Sexualität in der Gesellschaft dargestellt?
Kapitel 3 bietet einen umfassenden Überblick über die gesellschaftliche Entwicklung und den Wandel von Sexualität und Partnerschaft. Es beleuchtet historische Perspektiven und vergleicht sie mit der Gegenwart. Der Begriff der Asexualität wird eingeführt und der Einfluss von Sexualität auf die Persönlichkeitsentwicklung erörtert.
Welche sexuellen Störungen werden behandelt?
Kapitel 4 befasst sich mit sexuellen Störungen, ihren Diagnosekriterien (DSM-5 und ICD-10) und ihrem Auftreten bei Männern und Frauen. Es unterscheidet zwischen sexuellen Funktionsstörungen (Appetenzstörungen, Erektionsstörungen, Ejakulationsstörungen, Lubrikationsstörungen, Vaginismus) und Störungen der Sexualpräferenz. Die medikamentöse Behandlungsmöglichkeit wird erwähnt.
Wie wird die Sexualität in heterosexuellen Partnerschaften behandelt?
Kapitel 5 widmet sich der Sexualität in heterosexuellen Partnerschaften und beleuchtet verschiedene Einflussfaktoren: kritische Lebensereignisse (Schwangerschaft, Geburt, Wechseljahre), soziale Faktoren (Alter, Beruf) und biologische/biografische Faktoren. Dieses Kapitel bildet den Kern der Arbeit und verknüpft die vorherigen Kapitel mit dem Thema der Paarberatung.
Welche Beratungs- und Therapieansätze werden vorgestellt?
Kapitel 6 präsentiert verschiedene Beratungs- und Therapieansätze für Paare mit sexuellen Problemen. Es beschreibt die Abgrenzung von Beratung und Therapie und stellt unterschiedliche Methoden wie die behavioral-integrative und systemisch-integrative Paar- und Sexualberatung vor. Das Hamburger Modell der Paartherapie wird ebenfalls erläutert.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Paarsexualität, Sexualberatung, Paartherapie, sexuelle Störungen, Funktionsstörungen, heterosexuelle Partnerschaft, Einflussfaktoren, Lebensalter, gesellschaftliche Faktoren, biologische Faktoren, Beratungskonzepte, DSM-5, ICD-10.
- Quote paper
- Christine Kupprion (Author), 2019, Paarsexualität in der Beratung. Was beeinflusst die Sexualität von heterosexuellen Paaren und wie wird damit in der Beratung umgegangen?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/704262