Hans Blumenbergs Überlegungen über den Mythos entwickeln sich aus einer spekulativen Hypothese über die Ausgangssituation der Humanisierung, die im Kontext der philosophischen Anthropologie entwickelt wird. Trost scheint hingegen in Blumenbergs philosophischen Untersuchungen oberflächlich betrachtet ein Randthema gewesen zu sein, doch kommt dem Trost trotz der zeitweisen Verachtung in der Philosophie eine legitimierende Relevanz im Leben der Menschen zu. Die größte Auseinandersetzung findet das Thema Trost nämlich in seiner zwar postum veröffentlichten und unabgeschlossenen, dennoch aber systematisch angelegten Anthropologie Beschreibung des Menschen von 2006. In dem Kapitel „Trostbedürfnis und Untröstlichkeit des Menschen“ erhebt Blumenberg Trost zu einer „Kategorie, deren Eigentümlichkeiten aufs engste mit den Merkmalen der Spezies Mensch zusammenhängen.“ Wenn in diesem Sinne von Trost gesprochen wird, geht es um eine anthropologische Perspektive, indessen der Mensch in einer metaphorisch verstandenen Mängellage gesehen wird. Trost beweist sich funktionell gegenüber menschlicher Mängel wie an absoluter Evidenz, an Wahrheit, an Lebenszeit, an Heil oder an Perfektion. Diese Hausarbeit untersucht das Wirkpotenzial des Trostes mit Zielführung auf das Trostpotenzial des Mythos, worin die Brücke zwischen beiden Themen besteht. Dafür bedarf es der Klärung folgender Fragen in dieser Reihenfolge: Warum wird Trost in dieser Zeit relevant? Wie wird Trost zum anthropologischen Kriterium? Wie ist Trost definiert und letztlich inwiefern der Mythos ein Mittel des Trostes darstellt. Als Folge auf jene Trostüberlegungen stellt sich einem dann die ethische Frage, welchen Weg man in der Ambivalenz von Illusionsbereitschaft und desillusionierter Objektzuwendung zu gehen hat oder sollte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zunehmendes Kontingenzbewusstsein
- Trostbedürftigkeit als anthropologische Kategorie
- Trost als actio per distans
- Trost im Mythos
- Zusammenfassende Betrachtungen und Conclusio
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert das Wirkpotenzial des Trostes und fokussiert dabei auf das Trostpotenzial des Mythos. Sie untersucht, warum Trost in der heutigen Zeit besonders relevant ist und wie er sich zu einer anthropologischen Kategorie entwickelt hat. Dabei werden die Definition von Trost sowie seine Rolle als Mittel des Mythos ergründet. Die Arbeit befasst sich auch mit der ethischen Frage, wie man in der Ambivalenz von Illusionsbereitschaft und desillusionierter Objektzuwendung navigieren sollte.
- Die zunehmende Relevanz von Trost in der modernen Welt
- Trost als anthropologische Kategorie und dessen Definition
- Das Trostpotenzial des Mythos
- Die Ambivalenz von Illusionsbereitschaft und desillusionierter Objektzuwendung
- Die Rolle des Mythos als Mittel des Trostes
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die Bedeutung des Mythos in der Philosophie Hans Blumenbergs und stellt die zwei Hauptintentionen seiner Beschäftigung mit dem Mythos vor. Die Arbeit verweist auf Blumenbergs Interesse an der anthropologischen Kategorie des Trostes, die in seiner „Beschreibung des Menschen“ weiter ausgeführt wird.
Das zweite Kapitel befasst sich mit dem zunehmenden Kontingenzbewusstsein als Grundlage für die Relevanz von Trost. Es untersucht den Paradigmenwechsel im Weltverständnis, der sich in der Beziehung von Mensch zu Kosmos bzw. Gott zeigt. Der Fokus liegt auf der Deutung der Welt als Mittel des Trostes und der zunehmenden Verunsicherung des Menschen im Laufe der Geschichte.
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- Amon Raun (Author), 2020, Trost und die Ambivalenz von Wahrheit und Illusion. Auseinandersetzung mit tröstlicher Distanzierung zur Realität im Mythos nach Blumenberg, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/704281