Wenn verheerende Auswirkungen der Digitalisierung prognostiziert werden, dann schaut man genauer hin. Werden dann auch noch starke Worte gewählt und der Begriff "Angst" mit der Existenz der menschlichen Spezies in Verbindung gebracht, scheint
die Richtung, in die sich eine Arbeit bewegt, vorgegeben Die vorliegende Arbeit, die sich mit den individuellen Herausforderungen der Digitalisierung für die Schule beschäftigt, soll sich jedoch dieser Konvention widersetzen. Individuelle Herausforderungen letztendlich immer Risiken und Chancen zugleich. Anstatt sich also auf bestimmte Ansichten zu versteifen, macht sie sich es zum Ziel verschiedenen Denkweisen offen zu begegnen und Raum zu geben.
Die vorliegende Arbeit wird sich entsprechenden Fragestellungen im Hinblick auf den Sekundarunterricht annehmen. Dabei werden zunächst die zentralen verwendeten Begriffe genauer definiert: Was genau hat es mit der Generation Z auf sich? Welchen Zusammenhang gibt es zwischen dem Begriff Zappelphilipp und der ADHSDiagnose? Was ist unter den Medien zu verstehen und wo finden diese ihren Weg in den Schulunterricht? Im zweiten Teil der Arbeit richtet sich der Fokus endgültig auf
den schulischen Kontext. Dazu soll zunächst der Status Quo der Verwendung digitaler Medien in der Schule beschrieben werden. Dabei soll die ICILS-Studie Aufschluss über den Stand der Kompetenz deutscher Schüler im Hinblick auf deren Mediennutzung geben. Im dritten und zentralen Teil der Arbeit sollen die individuellen Herausforderungen der verschiedenen Beteiligten aufgezeigt werden. Dabei soll schließlich darauf eingegangen werden, wie sie sich der Einsatz digitaler Medien auf das Schüler-,Lehrer-, sowie das Unterrichtsbild auswirken kann. Bei der Betrachtung der Schüler soll dabei auch eine ausgiebige kritische Auseinandersetzung mit potenziellen Auswirkungen der Digitalisierung erfolgen. Der Fokus soll wie in den weiteren Kapiteln dieses Bereiches auf Handlungsempfehlungen und möglichen Unterrichtsszenarien liegen.
Ziel der Arbeit soll es somit sein den Leser für den Themenkomplex Digitalisierung in der Schule zu sensibilisieren und ihm die verschiedenen Herausforderungen aufzuzeigen, welche es auf dem Weg hin zu einer höheren Bildungsqualität zu
überwinden gilt und welche Chancen die Digitalisierung für den Themenkomplex bietet.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Begriffe und Erläuterungen des Forschungsstandes
2.1 Begriffserklärung Generation
2.1.2 Begriffserklärung: Generation Z
2.1.3 Generation Z und der Umgang mit Technik
2.2 Der Zappelphilipp als Stigma von ADHS
2.3 Digitalisierung
2.4 Unterrichtsmedien
2.4.1 IT-Ausstattung deutscher Schulen
2.4.2 Nutzung digitaler Medien im Unterricht
3. Digitalisierung in der schulischen Bildung
4. Die ICILS-Studie
4.1 Kompetenzstände von SuS der achten Klassen im internationalen Vergleich
4.2 Schulische Lehr- und Lernbedingungen des Erwerbs computer- und informationsbezogener Kompetenzen
4.3 schulische Nutzung neuer Technologien im Zusammenhang mit dem Erwerb von computer- und informationsbezogenen Kompetenzen
5. Medienbildung als Leitperspektive im Bildungsplan
6. Individuelle Herausforderungen der Digitaliserung der schulischen Bildung
6.1 Bedeutung der Digitalisierung für die Schule
6.1.1 Herausforderungen
6.1.2 Chancen
6.1.3 Folgerungen
6.2 Bedeutung der Digitalisierung für den Unterricht
6.2.1 Herausforderungen
6.2.2 Chancen
6.2.3 Folgerungen
6.2.4 Fallbeispiele
6.3 Bedeutung der Digitalisierung für Lehrerinnen und Lehrer
6.3.1 Herausforderungen
6.3.2 Chancen
6.3.3 Folgerungen
6.3.4 Fallbeispiel
6.4 Bedeutung der Digitalisierung für Schülerinnen und Schüler
6.4.1 Herausforderungen
6.4.1.1 Exkurs: ADHS in der Generation Z
6.4.2 Chancen
6.4.3 Folgerungen
6.4.4 Fallbeispiel
6.4.1.1 Exkurs: Auswirkungen des Schlafmangels durch Medienkonsum bei SuS
7. Der Medienentwicklungsplan des Landesmedienzentrums Baden-Württemberg
8. Fazit
9. Ausblick
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
"I fear the day that technology will surpass our human interaction. The world will have a generation of idiots."
- Albert Einstein
Ein zu Beginn einer schriftlichen Arbeit stehendes Zitat dient nicht nur als Eyecatcher; es thront gewissermaßen wie ein Leuchtturm über dieser Arbeit. Unumstößlich weist es den in der folgenden Arbeit eingeschlagenen Weg. Dabei wird der folgende Inhalt immer wieder an diesem Zitat gemessen. Das gilt umso mehr, wenn der verwendete Ausspruch von Albert Einstein stammt, einem der bedeutendsten Wissenschaftler und Persönlichkeiten der modernen Neuzeit. Wenn dieser verheerenden Auswirkungen der Digitalisierung prognostiziert, dann schaut man genauer hin. Werden dann auch noch starke Worte gewählt und der Begriff "Angst" mit der Existenz der menschlichen Spezies in Verbindung gebracht, scheint die Richtung, in die sich eine Arbeit bewegt, vorgegeben. Die vorliegende Arbeit, die sich mit den individuellen Herausforderungen der Digitalisierung für die Schule beschäftigt, soll sich jedoch dieser Konvention widersetzen. Individuelle Herausforderungen letztendlich immer Risiken und Chancen zugleich. Anstatt sich also auf bestimmte Ansichten zu versteifen, macht sie sich es zum Ziel verschiedenen Denkweisen offen zu begegnen und Raum zu geben.
Es gibt derweil kaum ein Thema, bei dem Standpunkte so unterschiedlich sein können wie beim Thema Digitalisierung. Die einen Erkennen darin die ultimative Verblödung der Menschheit, die anderen sehen es als Allheilmittel für jegliche Art von menschlichen Herausforderungen: je mehr davon desto besser! Die in dieser Arbeit verwendeten Begriffe werden entsprechend unterschiedlich bewertet. Der Zappelphilipp verkörpert für die einen das Scheitern einer ganzen Generation, für andere stellt er eine gewöhnliche Herausforderung der modernen Gesellschaft dar. Fakt ist: Die jetzige Generation ist mit dem Smartphone aufgewachsen - und lebt gewissermaßen in Symbiose damit. Die JIM-Studie 2016 (Studie zu Smartphonenutzung) zeigt, dass die Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren von heute circa drei Stunden am Tag an ihrem Handy, Computer oder anderen Medien verbringen - Tendenz weiter steigend. Die Schule, die als Ort der Bildung und Wegweiser der Zukunft gilt, ist in besonderem Maße mit dieser gesellschaftlichen Veränderung konfrontiert. Die Auswirkungen der Digitalisierung sind bereits für jeden Lehrer sichtbar. Es stellt sich jedoch die Frage nach dem Umgang damit. Sollte man als Lehrer bei entsprechender Auslegung des Einstein-Zitats alles gegen die Digitalisierung tun, um am Ende nicht als "Idiot" darzustehen? Wie ist diesbezüglich der oft beschriebene Zusammenhang zwischen der Digitalisierung und der "Volkskrankheit" ADHS zu bewerten? Gilt es für die Schule mit der Zeit zu gehen und digitale Medien gezielt einzusetzen?
Die vorliegende Arbeit wird sich entsprechenden Fragestellungen im Hinblick auf den Sekundarunterricht annehmen. Dabei werden zunächst die zentralen verwendeten Begriffe genauer definiert: Was genau hat es mit der Generation Z auf sich? Welchen Zusammenhang gibt es zwischen dem Begriff Zappelphilipp und der ADHS-Diagnose? Was ist unter den Medien zu verstehen und wo finden diese ihren Weg in den Schulunterricht? Im zweiten Teil der Arbeit richtet sich der Fokus endgültig auf den schulischen Kontext. Dazu soll zunächst der Status Quo der Verwendung digitaler Medien in der Schule beschrieben werden. Dabei soll die ICILS-Studie Aufschluss über den Kompetenzstand deutscher Schüler im Hinblick auf deren Mediennutzung geben.
Im dritten und zentralen Teil der Arbeit sollen die individuellen Herausforderungen der verschiedenen Beteiligten aufgezeigt werden. Dabei soll schließlich darauf eingegangen werden, wie sie sich der Einsatz digitaler Medien auf das Schüler-, Lehrer-, sowie das Unterrichtsbild auswirken kann. Bei der Betrachtung der Schüler soll dabei auch eine ausgiebige kritische Auseinandersetzung mit potenziellen Auswirkungen der Digitalisierung erfolgen. In diesem Zusammenhang soll auch auf mögliche Verbindungen zur ADHS-Symptomatik eingegangen werden. Da es sich hierbei jedoch um eine Arbeit aus erziehungswissenschaftlicher Perspektive handelt, kann sich dieser Exkurs nur auf einen allgemeinen Überblick beschränken. Der Fokus soll wie in den weiteren Kapiteln dieses Bereiches auf Handlungsempfehlungen und möglichen Unterrichtsszenarien liegen. Jeweilige Fallbeispiele sollen zur Veranschaulichung der entsprechenden Risiken und Chancen dienen. In diesem Zusammenhang soll außerdem diskutiert werden, wie gelungene Medienbildung gelingen und sinnvoller Einsatz von digitalen Medien zur Verbesserung der Bildungsqualität genutzt werden kann. Des Weiteren soll anhand des Medienentwicklungsplan des Landes Baden-Württemberg skizziert werden, welche Schritte bereits von Seitens der Politik getätigt wurden, um das Themenfeld in den Schulalltag zu integrieren und in welcher Form Schulen bei der Umsetzung unterstützt werden.
Ziel der Arbeit soll es somit sein den Leser für den Themenkomplex Digitalisierung in der Schule zu sensibilisieren und ihm die verschiedenen Herausforderungen aufzuzeigen, welche es auf dem Weg hin zu einer höheren Bildungsqualität zu überwinden gilt und welche Chancen die Digitalisierung für den Themenkomplex bietet.
2. Begriffe und Erl ä uterungen des Forschungsstandes 2.1. Begriffserkl ä rung Generation
Während es Generationen (vereinfacht: „die Gesamtheit aller etwa zur gleichen Zeit geborenen Menschen [...]“ (vgl. Bock 2005, S.1) unbestreitbar schon immer gab, hat der Generationenbegriff in den letzten Jahrzehnten große Popularität erlangt. Ein allgemeines Bedürfnis nach Etikettierung lässt heute nahezu jeden Geburtenjahrgang zur "Generation" werden. So findet man alleine für die letzten Dekaden die (sich teilweise überschneidenden) Generationsbegriffe "Millenials", Generation "X", "Y", und "Z", "Alpha", "Generation Youtube" und viele andere.
Um den Begriff der Generation aber genauer zu durchdringen, muss zunächst eine intensivere Betrachtung stattfinden; denn eine Gruppe Menschen, die lediglich zur gleichen Zeit geboren wurde, muss nicht zwingend derselben Generation angehören. Vielmehr schließt der Generationenbegriff neben diesem Merkmal, gemeinsame Nenner wie etwa Kultur und das Lebensgefühl mit ein. Bei der Zuordnung von Generationen spielt demnach die Teilhabe im gleichen sozialhistorischen Raum eine wichtige Rolle. Dementsprechend hat eine Generation die Möglichkeit, in etwa gleichem Alter an den gleichen gesellschaftlichen Ereignissen teilzunehmen.
Aus diesem gemeinsamen Erleben ergeben sich laut Hermann Gukenbiehl (1986) ähnliche „Werthaltungen, Orientierungen, Einstellungen und Verhaltensformen“ (Gukenbiehl 1986 S. 103). Eine weitere Bedingung wäre zudem, dass die Personen die Ereignisse auch in ähnlicher Art wahrnehmen und erleben. Der geteilte sozialhistorische Hintergrund führt oft auch zu ähnlichen (Lebens-)Stilen oder Ausdrucksweisen in der Kunst.
Zwischen den einzelnen Generationen liegen Intervalle zwischen 15 (nach Dromel, 1862) und 30 Jahren (nach Rümelin 1875) (vgl. Mannheim 1928, S. 111 ff.). Aus den wechselnden Generationen heraus ergibt sich ein soziologisches Phänomen; zu einem bestimmten Zeitpunkt nimmt die jüngere Generation den Platz der älteren Generation ein. So lässt sich sagen, dass die jüngere Generation bestrebt ist, den Platz der älteren Generation einzunehmen und ihre eigenen Ideale und Werte zur neuen Norm zu erheben. Letztendlich wird auch diese und weitere Generationen wieder von einer jüngeren Generation ersetzt (ebd. 1928 S. 11ff.)
2.1.2 Begriffserkl ä rung: Generation Z
Im vorherigen Abschnitt wurde erklärt, dass der Generationenwandel fortlaufend ist. Dabei wurden die Generationen der vergangenen Jahrzehnte mithilfe des Alphabets benannt. Sie bilden die sogenannten Generationen X, Y und Z. Letzteren soll dabei in dieser Arbeit besondere Aufmerksamkeit zukommen. Scholz (2014) grenzt die Generation Z derweil wie folgt ab: „Weitgehend Einigkeit herrscht darüber, dass die Generation Z streng dem Alphabet folgend nach den Generationen X und Y kommt. Als tendenzieller Beginn gilt das Geburtsjahr 1995 [...] Andere Autoren positionieren den Anfang der Generation Z etwas früher und legen ihn auf 1991 fest. An dieser Stelle sei aber noch einmal darauf hingewiesen, dass Generationen nicht nur über die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Alterskohorte zu definieren sind." (vgl. Scholz 2014, S. 31) Ferner stellt der Saarbrücker BWL-Professor einige Merkmale dieser Generation heraus: „Sie will behütet sein und sieht dieses Behütetwerden als Normalzustand an" (ebd. 2014, S. 42). Dieses Bedürfnis ergibt sich auch aus dem Selbstverständnis der Eltern. Diese folgen, sofern sie der Generation Y angehören dem eigenen Leistungsstreben. Die Eltern aus der Generation X möchten ferner die Fürsorge an die Nachkommen weitergeben, die sie selbst nicht erfahren hat. (ebd. 2014, S.42).
Die Mitglieder der Generation Z versuchen ihren Selbstverwirklichungsdrang nicht mehr in Arbeit und Materiellem auszuleben, sondern in der Freizeit und im Zusammensein mit Freunden. Diese Haltung spiegelt sich auch in den Werten der Generation wieder. So haben sie es schwer den Wohlstand(-szuwachs) ihrer Eltern zu erreichen; sie schaffen sich aber die Möglichkeit, sich ungebremst und in alle Richtungen zu entfalten.
Zugleich ist die Generation Z die Erste, die seit frühester Jugend mit Smartphones und dem damit einhergehenden "Social-Media Boom" konfrontiert ist. Daher verschwindet eine klare Abgrenzung zwischen dem Realen und Virtuellen; der Austausch mit den "Social-Media-Kontakten" findet ununterbrochen und oft auch parallel in Verknüpfung mit anderen Dingen statt. Neben den wirtschaftspolitischen Einstellungen und Entwicklungen sticht die Generation Z vor allem durch ein besonderes Mediennutzungsverhalten heraus. Diese Besonderheit des sozialen Lebens dieser Generation soll im kommenden Kapitel genauer betrachtet werden wenn es um den Umgang der Generation Z mit den modernen Informationstechnologien geht.
2.1.3 Generation Z und der Umgang mit Technik
Wenn im folgenden Kapitel von Technik die Rede ist, so handelt es sich dabei nicht etwa um den Bau von Modelleisenbahnen. Vielmehr soll es dabei um Informationstechnologien im Rahmen der Digitalisierung gehen. Wie schon im vorherigen Kapitel erwähnt, haben die meisten Mitglieder der Generation Z eine starke Affinität zur digitalen Welt. Diese Jahrgänge waren die Ersten, die durchgängig die Möglichkeit hatte, mit einer virtuellen, bzw. digitalen Welt in Kontakt zu treten. Im Gegensatz zu ihrer Vorgängergeneration müssen sich, die meist (immer noch) jugendlichen Vertreterinnen und Vertreter der Generation Z entsprechende Fähigkeiten im Umgang mit der Technik nicht im Erwachsenenalter beibringen; Sie haben den Umgang von frühester Jugend an gelernt. Die Kinder der Generation Z gehören zur ersten Generation an, die von Beginn an mit dem Smartphone aufwächst, die „[...]selbstverständlich digital lernt, kommuniziert, lebt." (Spiegel Nr. 41 10/2018). Laut Scholz beherrscht die Generation Z, „[...]diese Technik intuitiv; andere Generationen müssen vielleicht dazulernen "(Scholz 2014, S. 186).
Das entsprechende Nutzungsverhalten moderner Technik soll zunächst genauer betrachtet werden. Smartphone und Internet gelten als ständiger und unentbehrlicher Begleiter der Generation Z - sowohl im Privatleben, als auch auf der Arbeit. Diese extensive Nutzung und der spielerische Umgang des Smartphone wurde dabei von den Vorgängergenerationen übernommen (vgl. Mangelsdorf 2015, S.21). Viele Eltern besaßen schon Handys, als ihre Kinder, Zugehörige der Generation Z, geboren wurden. Der Anteil der Smartphone-Besitzer der neuesten Generation ist dabei fast flächendeckend: „[...] 92 Prozent der Kinder im Alter von 12 oder 13 Jahren besitzen ein Smartphone, unter den Jugendlichen sind es 97 Prozent - also praktisch alle." (Backes et al. 2018). Das Smartphone als ständiger Begleiter erfüllt dabei die Funktionen verschiedenster technischer Geräte: Es dient nicht nur als Telefon, sondern auch als Wecker, Stoppuhr, Taschenrechner, Foto - und Videokamera, Fernseher, Laptop, Navigationsgerät, Stereoanlage, Radio, Taschenlampe und vieles mehr. Diese umfassenden Nutzungsmöglichkeiten machen das Smartphone unvermeidlich zum Dreh- und Angelpunkt des Alltags.
Kennzeichnend für diese Generation ist zugleich eine "Multitasking-Nutzung" der Medien. Diese kann innerhalb des Gerätes (Smartphone) selbst stattfinden oder dabei auf weitere Geräte zurückgegriffen werden; Die Nutzung findet dabei mehr oder weniger gleichzeitig statt. Das Nutzungsverhalten könnte hier in etwa so aussehen: Der 13-jährige Tim schreibt mit seinen Freunden auf WhatsApp. Dabei lässt er die "Gute-Laune-Playlist" in der Spotify-App auf seinem Laptop laufen. Gleichzeitig schaut er sich Videos auf seinem Tablet an. Diese typische Situation bietet die Möglichkeit in mehreren Fenstern auch mehrere Medieninhalte gleichzeitig zu konsumieren oder zu kommentieren.
Im Hinblick auf diese Umstände stellt sich die Frage, ob alle Vertreter der Generation Z dazu bereit sind, rund um die Uhr immer mehr Daten und Inhalte im Netz bereitzustellen? (vgl. Scholz 2014, S.188). Wenn man sich die Zahlen der Downloadraten und Upload-Raten der vergangenen Jahre anschaut lässt sich ein entsprechender Trend erahnen, welcher auch andere Generationen beeinflusst. Die zukünftige Entwicklung ist dabei noch nicht abzusehen. Was aber feststeht: Die sozialen Medien und die permanente Online-Kommunikation bestimmen den Alltag dieser Generation. Werden diese verweigert, können sie zu gewissen Entzugserscheinungen führen (vgl. Mangelsdorf 2015, S. 21). Nach Dr. Kurosch Yazdi, dem Psychologen und Leiter der Klinik für Psychiatrie mit Schwerpunkt Suchtmedizin (Kepler Universitätsklinikum in Linz), treten diese Entzugserscheinungen bei Jugendlichen auf, wenn sie für Kontakte via Computer oder Smartphone nicht verfügbar sind. Bei männlichen Vertretern äußern sich diese Entzugserscheinungen oftmals in Form von Gereiztheit bis hin zu einem erhöhten Aggressionspotenzial. Bei Mädchen und Frauen treten dann eher depressive und ängstliche Symptome auf. Während des medialen Konsums, der nach der KIM-Studie (2016) im Schnitt bei ca. sechs Stunden am Tag liegt, kann es auch zur Vernachlässigung von basalen Bedürfnissen, wie Hunger, Durst, Schlaf und den Toilettengang, kommen (vgl. Yazdi, 2016). Diese ungekannten Entwicklungen führen dabei auch zu Unverständnis und Besorgnis in den Vorgängergenerationen. So ernten die "digital natives" nicht nur Kopfschütteln für ihr Mediennutzungsverhalten, sondern viele Eltern zeigen sich besorgt, wenn ihre Kinder einen Großteil des Tages vor dem Bildschirm verbringen (vgl. Hubert 2010).
Mit dem entsprechenden umfangreichen technikgesteuerten Multitasking-Verhalten wird dabei immer wieder ein Stereotyp in Verbindung gebracht: der Zappelphilipp. Das lässt sich unter anderem durch folgende Studie erklären: In einer Studie von Ophir, Nass und Wagner (2009) wurden Studentinnen und Studenten untersucht, die mehrere digitale Medien gleichzeitig nutzten. Dabei wurde festgestellt, dass junge Menschen (auch auf Kinder und Jugendliche übertragbar), durch häufiges Medien-Multitasking eher unruhig und von äußeren Reizen schneller abgelenkt werden (vgl. Ophir et al., 2009, S. 15585). Die Resultate der Studie sprechen dafür, dass ein entsprechendes Medienkonsumverhalten mit einer breiten Aufmerksamkeit auf Kosten der vertieften Aufmerksamkeit einhergeht (vgl. Lin, 2009, S. 15521). Das Phänomen des Zappelphilipps soll dabei im folgenden Kapitel noch näher beschrieben werden. Dieser Begriff erfreut sich nicht zuletzt, dank seiner Assoziation mit dem Mediennutzungsverhalten und der Generation Z, einer neuen Beliebtheit. Ob für dieses Verhalten im 21. Jahrhundert vor allem der Medienkonsum verantwortlich gemacht werden kann, wird im Folgenden Teil der Arbeit noch näher erörtert.
2.2 Der Zappelphilipp als Stigma von ADHS
In Bezug auf den Zappelphilipp soll zunächst die Herkunft des Begriffs betrachtet werden, bevor auf die heutige Verwendung eingegangen wird. Dabei soll auch auf die zunehmende Konnotation mit dem ADHS-Begriff eingegangen werden.
Der im Titel dieser Arbeit verwendete Begriff "Zappelphilipp" ist schon seit über 200 Jahren im Gebrauch. Heinrich Hoffmanns, neben seiner literarischen Tätigkeit selbst auch Psychiater, verwendet diesen erstmals in seinem Buch "der Struwwelpeter". Dieses ist in mehrere Kurzgeschichten unterteilt, in denen es um Kinder geht, die sich nicht an Regeln halten können und ignorant gegenüber ihren Eltern sind. Die Folge ihres ungehorsamen Verhaltens stellt immer eine Reihe von Missgeschicken dar. In diese Schematik reiht sich auch die Geschichte vom "Zappelphilipp" ein, der am Essenstisch sich chaotisch, unruhig und ungehorsam verhielt, und daraufhin eine Bestrafung erfuhr. Der Grund für sein Verhalten wird im Buch nicht näher erläutert, jedoch geht Gerspach davon aus, dass diese Situation für den Jungen so unerträglich wurde und es "[...] zu einem Durchbruch seines Reizschutzes und damit zum Erliegen seiner innerpsychischen Abwehr kam und er seine Contenance verlor" (Gerspach 2014, S. 122). Nach Gerspach (2014) gäbe es hierbei jedoch keine eindeutigen Argumente, die für eine Beschreibung eines ADHS-Syndroms oder einer psychischen Erkrankung sprechen.
Da das Buch keine medizinische Publikation, sondern ein Kinderbuch ist, können die beschriebenen Verhaltensweisen der im Buch beschriebenen Kinder nicht als fachliche Schilderung bezüglich einer psychischen Störung betrachtet werden. Nach Hoffmann habe das Buch eine erzieherische Funktion, um seinem Sohn Philipp die Konsequenzen eines schlechten Verhaltens vor Augen zu führen, und um ihn zu besserem Benehmen zu animieren (vgl. Gerspach 2014, S.119 ff.). Auch in anderen Kinderbüchern werden Charaktere beschrieben, wie die des "bösen Friederichs" oder des "Hans Guck-in-die-Luft", deren Charaktere teilweise Eigenschaften aufweisen, die heute als Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bezeichnet werden könnten (ebd. 2014, S.119ff.). Die Charaktere von verhaltensauffälligen Kindern fanden sich auch in den Büchern von Autoren wie Maudsley (1867), Bourneville (1897), Clouston (1899) und anderen Philosophen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts wieder (vgl. Rothenberger, Neumärker 2005, S. 10). Hoffmann und die weiteren genannten Autoren deklarierten die Symptome jedoch noch nicht als Krankheit.
Entsprechende Verhaltensmuster wurden jedoch vor allem im 20. Jahrhundert Gegenstand der Medizin. So kam es bei Still und Tredgold, um das Jahr 1900, zu ersten fachlichen Beschreibungen die entsprechende Verhaltensmuster eindeutig als Störung bezeichneten (ebd. 2005, S.10 ) Etwa zur gleichen Zeit schrieb der britische Arzt George Still in einem medizinischen Bericht aus dem Jahr 1902, dass er Kinder behandele, die boshaft und trotzig sind. Ihr Verhalten führte er nicht auf falsche Erziehungsmethoden zurück, sondern machte dafür eine Dysfunktion des Gehirns verantwortlich. (vgl. Ackermann-Stoletzky/Stoletzky 2004 S.13).
Der Hoffmann'sche Zappelphilipp wurde demnach im 20. Jahrhundert zunehmend durch Krankheitsbilder beschrieben. So veröffentlichte der Neurologe Franz Kramer im Jahr 1932 gemeinsam mit seinem Assistenzarzt Hans Pollnow den mit einer vielbeachteten Untersuchung verbundenen Artikel " Ü ber eine hyperkinetische Erkrankung im Kindesalter" in der Monatsschrift f ü r Psychiatrie und Neurologie (Neumärker 2005). Dieser Artikel machte die beiden Autoren zum Begründer der Hyperkinese. Nach ihnen wurden die entsprechenden Symptome zum "Kramer- Pollnow-Syndrom" zusammengefasst, dass auch heutzutage noch an Gültigkeit behält und den heutigen Vorstellungen von einer Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung sehr nahekommt (vgl. ebd. 2005, S. 21ff.). Unter verschiedenen Bezeichnungen haben Wissenschaftler seit dem zweiten Weltkrieg immer wieder die ADHS-Symptomatik erforscht. Während man bei der pathologischen Einordnung einen gemeinsamen Nenner finden konnte, wurden die Ursachen sehr unterschiedlich benannt. Nach der psychoanalytischen Theorie des Psychologen Hans-Christoph Steinhausen aus dem Jahr 2005, können die Auffälligkeiten der Kinder von einer mangelnden Erziehung herrühren. Für diese Aussage gibt es aber keine empirischen Belege (Rothenberger, A., Neumärker K.-J. 2 2005, S.11 ff.). Die ADHS-Symptome werden heutzutage zumeist auf neurologische Schäden zurückgeführt. Deren Ursache bleibt jedoch weiterhin ungeklärt (Neumayer, Stark 2011, S.102).
Im Hinblick auf den Zappelphilipp lässt sich festhalten, dass die ADHS-Forschung vergleichsweise modern ist. Vor dem 20. Jahrhundert gab es keinerlei medizinischen Klassifikationen für entsprechende Symptomatiken. Aufgrund dieser Modernität konnte die Verbindung zwischen Zappelphilipp und ADHS-Begriff erst in den letzten Jahrzehnten geschaffen werden. Auch wenn die entsprechenden Symptomatiken nicht gänzlich konform sind, hat ADHS der von Hoffmann geschaffenen Figur zu neuer Bekanntheit verholfen. Der Begriff wurde dabei vom nicht pathologischen Wutausbruch, auf die pathologische Hyperkinese übertragen. Die linguistische Entwicklung der Stigmatisierung des Zappelphilipps als Repräsentant von Kindern mit ADHS-Symptomatik ist dabei unklar. Eine entsprechende Analyse würde jedoch den Rahmen dieser Arbeit sprengen. Was sich dagegen offensichtlich feststellen lässt: Die Herausforderung der Erziehung unausgeglichener, schwieriger Kinder ist keine neue und wenn heutzutage in der einschlägigen Literatur von einer Generation Z wie Zappelphillipp die Rede ist, so sollte nicht vergessen werden, dass die entsprechenden Herausforderungen seit jeher bestehen. Während die ADHS-Symptomatik in Bezug auf die Schülerschaft der Generation Z in Kapitel 6.4.1.1 behandelt werden soll, beschäftigt sich das folgende Kapitel mit dem zweiten wichtigen und zugleich zentralen Aspekt dieser Arbeit: der Digitalisierung.
2.3 Digitalisierung
Die Digitalisierung - man spricht auch von der digitalen Revolution - ist in unserer Gesellschaft heutzutage fest verwurzelt und schreitet in mittlerweile allen Lebensbereichen schnell voran. Doch was bedeutet Digitalisierung? Weil der Begriff so umfangreich ist, lässt er mehrere Interpretationsweisen zu. So steht die Digitalisierung sowohl für die digitale Umwandlung und Darstellung, die Realisierung und Durchführung von technologiebasierter Information und Kommunikation, als auch für die digitale Modifikation von Instrumenten, Geräten und Fahrzeugen (vgl. Bendel 2018). Andere Forscher bezeichnen den Digitalisierungsbegriff als die "digitale Wende" oder "digitale Revolution" (vgl. ebd.). Die Nutzung der binären Rechentechnik kam schon seit Anfang der 50er Jahre zum Einsatz - damals noch vordergründig beim Militär. Es folgten weitere Meilensteine der Digitalisierung: In den 1970er Jahren kamen die ersten Heimcomputer auf den Markt. Ab den 1990er Jahren wurde erstmals Kommunikation und Informationsbeschaffung über das Internet möglich. 2007 brachte Apple das erste iPhone auf den Markt und trug damit erfolgreich zum Konsumbedürfnis nach Smartphones (dabei handelt es sich um Handys, die vermehrt Funktionen von kleinen Computern übernehmen können) bei. So nutzten im Jahre 2017 etwa 78% der ab 14 Jahre alten Deutschen ein Smartphone (vgl. Ametsreiter 2017). Solche Phänomene sind Zeichen dafür, dass die digitalen Medien heutzutage nahezu die gesamte Bevölkerung erreichen, und von der überwiegenden Mehrheit regelmäßig genutzt werden.
Wie bei jeder rasanten Entwicklung, gibt es Kritiker, die die Digitalisierung als Risiko für die Gesellschaft sehen. So gibt es etwa die verbreitete Angst, dass die Bevölkerung in Fiktionen und Banalitäten der digitalen Kommunikation versinken könne. Zudem könnten Überwachungen und Manipulationen durch diese Veränderungen erleichtert werden. Schließlich könne das Ausmaß an Informationen zusätzlich zu einem Überblicksverlust führen. (vgl. Hradil 2014, S.5). Als Chancen führen Befürworter der Digitalisierung vor allem die schnelleren Kommunikationsmöglichkeiten, die vereinfachte Informationsbeschaffung und erleichterte Interaktion jeglicher Art durch die digitalen Medien an. Über letztere können (in der Literatur auch häufig "neue Medien" genannt) binär kodierte Information in Echtzeit (Chat, Videotelefonie etc.) oder zeitversetzt (Video-, Audio und Bilddateien, Foreneinträge, E-Mail etc.) übertragen werden. Entsprechend umfasst der Begriff der Digitalisierung auch digitale Kommunikationsmittel (vgl. Klimsa 2017, S. 123). Zu den sogenannten digitalen Werkzeugen zählt unter anderem Software, die zur Bearbeitung von Aufgaben und Problemen (schulischer, beruflicher und privater Natur) genutzt werden kann; Textverarbeitungs- und Tabellenkalkulationsprogramme dienen hier als Beispiele. Aber auch Apps, die für bestimmte Zwecke genutzt werden, lassen sich als digitale Werkzeuge klassifizieren. Digitale Medien und digitale Werkzeuge überschneiden sich in dem Punkt, dass sie zusammen als digitale Hilfsmittel gelten. Diese Hilfsmittel finden heute auch im schulischen Kontext weitreichende Anwendung (vgl. ebd., S.123). Im folgenden Kapitel soll dabei ein Einblick in die Nutzungsmöglichkeit digitaler Hilfsmittel im schulischen Kontext gegeben werden und gezeigt werden, bevor dann im weiteren Verlauf dieser Arbeit aufgezeigt werden soll, wie gelungener, mediengestützter Unterricht unter Einsatz von digitalen Medien und Werkzeugen aussehen kann.
2.4 Unterrichtsmedien
Im vorherigen Kapitel wurde die Vielseitigkeit des Digitalisierungsbegriffs hinreichend aufgezeigt. Diese lässt sich quasi uneingeschränkt auf den Begriff des Mediums übertragen.
Mit dem Begriff Medium (übersetzt aus dem Lateinischen: Mittel, Mittler, Mittelglied) wird einerseits das Massenmedium assoziiert, ein Mittel zur Informationsweitergabe oder Unterhaltung (vgl. Lexikon-Institut-Bertelsmann 2002a, S. 14; vgl. Lexikon-Institut-Bertelsmann 2002b, S. 374). Das Medium kann aber auch als ein technisches Instrument zum Speichern und Anbieten von Informationen (z.B. DVD, Buchseite und Buch usw. genutzt werden (vgl. PZ-INFORMATION 6/2000, S. 52). Der Begriff des Mediums in der Einzahl findet dabei nur selten Verwendung, weil normalerweise immer von der Pluralform der "Medien" gesprochen wird (auch in englischen Begriffen wie etwa "social media"). Im schulischen Bereich hat der Begriff Medien weitere Konnotationen wie: Unterrichtsmittel, Lehr- und Lernmittel, (Unterrichts-) Medien. Nach der Definition von Gerald Hüther können Unterrichtsmedien, als „die Gesamtheit der technischen Hilfsmittel [...], die didaktisch geplant zur Verbesserung von Lehr- und Lernsituationen dienen”, verstanden werden (vgl. Hüther 2010, S. 234). Damit sind einerseits die vortechnischen Medien wie Lehrbücher, Tafeln, Globen und andererseits technische Medien wie Notebooks und Sprachlabore gemeint. Als "Neue Medien" bezeichnet man die neuesten technischen Medien. Diese treten heutzutage häufig als digitale Medien in Erscheinung (vgl. Knaus 2011, S. 24). In der Schule werden entsprechende technische Geräte zur Berechnung, Aufzeichnung, Speicherung, Verarbeitung, Verteilung und Darstellung von digitalen Inhalten genutzt. Eine zentrale Rolle stellen dabei die verschiedenen Formen der Computer, welche zu den audio-visuellen Unterrichtsmedien gezählt werden können. (vgl. Kossek 2012, S. 10). Mithilfe der Medien können im Kontext des Unterrichts viele Aufgaben in Lehr- und Lernprozessen erfüllt werden. Potentielle Aufgaben und Auswirkungen der Medien in Lehr- und Lernprozessen sollen dabei in den folgenden Kapiteln aufgezeigt werden.
2.4.1 IT-Ausstattung deutscher Schulen
Im Rahmen des Länderindikators 2017 wurden die Lehrerinnen und Lehrer zu befragt, wie sie die IT-Ausstattung im Hinblick auf Qualität und Quantität einschätzen (siehe Abbildung 1) ( vgl. Lorenz, Bos, 2017). Die Ergebnisse helfen dabei einen Überblick über die die IT-Infrastruktur, sowie deren Verwendung zu erlangen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Einsch ä tzung der schulischen IT-Ausstattung aus Sicht der Lehrkr ä fte (Anteile f ü r Deutschland, Angaben in Prozent), Quelle: Bos 2017, S.56
Der Befragung nach, ergeben sich mehr als zwei Drittel der Lehrerinnen und Lehrer (67,3%), die der Meinung sind, dass in der Schule ein ausreichender Internetzugang vorhanden ist. Drei Fünftel der befragten Lehrpersonen (62,9%) geben an, dass ihre Schule auf dem aktuellsten technischen Stand sei. Im Hinblick auf Software- und Computerausstattung sehen 55,6 Prozent der Lehrpersonen die IT-Ausstattung als ausreichend. Den Zugriff auf WLAN in den Klassenräumen der entsprechenden Schulen bestätigen zwei Fünftel (40,5%) der Lehrpersonen. Die Verfügbarkeit von WLAN in allen Klassenräumen der Sekundarstufe I wird jedoch nur von 35% der Befragten bestätigt. Auf die Frage, ob Lernplattformen von Schülerinnen und Schülern, sowie Lehrpersonen genutzt werden, gibt es hier nur eine Zustimmung von 40,1 Prozent. Nach der Kultusministerkonferenz von 2012 (KMK 2012), gilt als notwendige Voraussetzung, um die Medienkompetenzförderung in der Schule zu gewährleisten, eine gewisse Qualität und Quantität der IT-Ausstattung. (vgl. KMK, 2012) Demnach haben sich im Laufe der Zeit verschiedene Ausstattungskonzepte der Verfügbarkeit von digitalen Medien in den Schulen entwickelt. (vgl. Kerres et al. 2012)
2.4.2 Nutzung digitaler Medien im Unterricht
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Nutzung digitaler Medien im Unterricht, Quelle: JIM Studie 2017
Nach Abbildung 2, die die Nutzung der digitalen Medien im Unterricht (2017) zeigt, ist der Einsatz von Computern im Schulunterricht am geläufigsten. Auch Whiteboards finden immer mehr Anwendung, sofern die Schule mit diesen ausgestattet sind. Knapp über die Hälfte der Lehrerinnen und Lehrer nutzen Smartphones der SuS nicht im Unterricht. 63 Prozent der Befragten verwenden Laptop/Notebooks/Netbooks nicht im Unterricht. Noch weniger sind Tablet-PC's, mit gerade mal 19 Prozent in Gebrauch. Die Ergebnisse zeigen, dass LuL allgemein die neuen Technologien sehr wenig in ihrem Unterricht verwenden und, wenn auf die klassischen altbekannten Mittel, wie Computer zurückgreifen. (Jim-Studie 2017)
3. Digitalisierung in der schulischen Bildung
Medien greifen in der Menschheitsgeschichte auf eine lange Tradition zurück und werden im Bildungskontext schon lange verwendet. Sie dienen stets der Informations- und Wissensvermittlung. In der Antike beispielsweise galten Lehrer, Priester oder Seher als Medium zur Weitergabe von Wissen. Mit vereinzelten Schreibmedien, wie Briefen oder handgeschriebenen Büchern, war der Mensch selbst, bis zur Erfindung des Buchdrucks im Jahre 1448 durch Johannes Guttenberg, das bedeutendste Medium im Verbreiten und Lehren von Wissen und Information. Durch die Erfindung des Buchdrucks war es möglich Bücher in großer Stückzahl zu verbreiten und somit auch erstmalig den Einkommens- und Bildungsschwachen Zugang zu Wissen zu ermöglichen. Mit der Erfindung der Zeitung um das Jahr 1650 erlangte das geschriebene Wissen, einen höheren Aktualitätsbezug, da von nun an, jeder der Lesen konnte sich tagesaktuelles Wissen aneignen konnte. Wissen wurde durch den Einzug der Printmedien vermehrt durch Lesen weitergegeben und nicht wie früher durch Erzählungen. Dies erhöhte zum einen den Personenkreis, der sich Wissen aneignen konnte, sowie die Qualität der vermittelten Information. Dem Aufstreben der Printmedien folgten große technische Innovationen im Bereich der auditiven, visuellen und audiovisuellen Medien (vgl. Böhn, Seidler 2014, S.66). Die Erfindung des Telegrafen, des Telefons, des Radios und des Fernsehens zählen zu den bedeutendsten Erfindungen des 19. beziehungsweise 20. Jahrhunderts. Nach Ende des zweiten Weltkriegs fanden diese Medien, ergänzt durch die spätere Erfindung des Computers immer mehr Einzug in den Alltag aller Menschen und sind seitdem ein zentrales Element des Alltags.
Aufgrund dieser bedeutenden Rolle können sich Schulen dem Umgang mit Medien nicht entziehen und tragen aus ihrer allgemeinen Rolle, als Ort des Lernens abgeleitet, eine wesentliche Rolle in der Medienbildung. Diese Aufgabe wurde in Form des „Berliner Modells“ nach Paul Heinemann während einer Kultusministerkonferenz Anfang der 1960er Jahren in den Bildungsplan aufgenommen und fand in Form einer Schulreform Einzug in den Schulalltag (vgl. Hagemann 2001, S. 19 ff.). Dieser Beschluss kann als Legitimation des Medieneinsatzes im Unterricht angesehen werden und brachte in den folgenden Jahren einen Wandel in der Unterrichtsgestaltung mit sich. Die "neuen digitalen Medien“ unter denen man auch die vielfältigen Möglichkeiten des Computers versteht, fanden in den 1980er Jahren den Einzug in die Schulen. Seitdem besteht die Option Bildungs- und Lernprozesse mit Hilfe von Internet, Multimedia, Bildungsprogrammen, sowie Lernsoftware zu unterstützen (vgl. Toman 2016, S.18ff.). Ein sinnvoller Einsatz, der sich durch digitale Medien bietenden Möglichkeiten, erfordert einen verantwortungsbewussten Umgang. Dies veranlasste die europäische Kommission im Jahre 2006 die Medienkompetenz als Schlüsselkompetenz des lebenslangen Lernens zu erheben (Europäische Kommission 2016). Zudem gilt die Medienkompetenz zu den „21st Century Skills“(P21, 2015) und ist demzufolge notwendig, um eine erfolgreiche Teilhabe an der Informations- und Wissensgesellschaft zu haben. Die deutsche Bildungspolitik sieht als Ziel der in der Schule gelehrten Medienkompetenz, die SuS auf die Teilnahme an einer Gesellschaft vorzubereiten, die zunehmend vernetzter und auf digitale Medien ausgerichtet ist und sie medienkompetent in das Berufsleben zu entlassen (KMK 2016, S.21).
Trotz dieses Ziels zeigten verschiedene Studien in der Vergangenheit, dass Deutschland in Bezug auf Medienanwendung im Unterricht noch Potential hat und sich im internationalen Vergleich nicht zur Spitze gehört (vgl. OECD 2012). Dabei lagen die deutschen Schulen beispielsweise im medialen Ausstattungsniveau an verfügbaren Schulcomputern pro Schüler im internationalen Mittelfeld. Dass auch die Entwicklung von Medienkompetenzen nicht den Ansprüchen der vorgegebenen Ziele der Medienbildung genügen konnte, zeigten Ergebnisse der ICILS Studie. Demnach verfügten in der Gesamtheit der untersuchten SuS der achten Klasse nur ein sehr geringer Anteil über Medienkompetenzen, die ihnen einen sicheren und selbstständigen Umgang mit Computertechnologien erlaubt (vgl. Bos et al., 2014).
Die Ergebnisse veranlassten die deutsche Politik, in Vertretung durch die Kultusministerkonferenz, eine Digitalisierungsstrategie auszuarbeiten, um im internationalen Vergleich Schritt zu halten und den Anforderungen des digitalen Wandels auch im Themenfeld Schule gerecht zu werden. Die erarbeiteten Inhalte wurden im Jahre 2016 unter dem Titel „Bildung in der digitalen Welt“ veröffentlicht. Ein vorgestelltes Ziel ist, dass bis zum Jahre 2021 alle SuS einen digitalen Lernort in ihren Schulen antreffen und digitale Medien einen sinnvollen Einsatz in der Unterrichtsgestaltung finden (ebd.2014, S.51). Die Lehraufgabe der Entwicklung von Medienkompetenzen der SuS sieht die KMK bei allen Schulfächern. Das Anforderungsprofil, welches an die Schulen, in Bezug auf die Medienbildung gestellt wird, ist in Form eines Kompetenzrahmens festgehalten und konkretisiert. Demnach sollen alle Schüler, die im zum Schuljahr 2018/2019 eingeschult werden, beziehungsweise in die Sekundarstufe eintreten, bis zum Ende ihrer Pflichtschulzeit die im Medienkompetenzrahmen festgelegten Fähig- und Fertigkeiten erwerben können (ebd. 2014, S.51). Begleitet werden soll die gezielte Umsetzung durch ein finanzielles Budget, welches den Bundesländern zur Verfügung gestellt wird. Die Investitionen sollen dabei helfen den die Ziele des Kompetenzrahmens zu verwirklichen, die Bildungspläne in Bezug auf das Anforderungsprofil des digitalen Wandels anzupassen, Lehrer fortzubilden, sowie eine ausreichende IT-Infrastruktur aufzubauen (vgl. Wetterich et al. 2014)
Die Anwendung digitaler Medien werden die Gestaltung von Lern- und Lehrprozessen, sowie die Lernkultur in den Schulen nachhaltig verändern. Bei sinnvoller Gestaltung und einem verantwortungsbewussten Umgang ergeben sich dabei Chancen, der schulischen Bildung ein höheres Maß an Qualität zu verleihen. Dabei bieten die digitalen Medien „besondere Potentiale zur Unterstützung des Erwerbs von fachspezifischen, sowie fachübergreifender Kompetenzen“ (Eickelmann 2018, S.11).
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- Arbeit zitieren
- Annika Meessen (Autor:in), 2018, Generation Z wie Zappelphilipp? Zu den individuellen Herausforderungen der Digitalisierung für den Sekundarunterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/704487
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