Regionalentwicklung sowie Planungsstrategien in den verstädterten Regionen der US-Westküste


Dossier / Travail de Séminaire, 2004

34 Pages, Note: 2,0


Extrait


Inhalt

1. Einleitung

2. Zum Begriff der Regionalentwicklung

3. Regionalplanung in den USA

4. Gemeinsame Teilbereiche und Problemfelder der Regionalentwicklung in den verstädterten Regionen der US-Westküste
4.1 Gebietskörperschaftliche Fragmentierung und Urban Sprawl
4.2 Verkehrsinfrastruktur und öffentlicher Personennahverkehr
4.2.1 Die Verkehrsproblematik im Großraum Los Angeles
4.3 Erdbebenvorsorge

5. Spezielle Teilbereiche und Problemfelder der Regionalentwicklung in den verstädterten Regionen der US-Westküste
5.1 Die Region Los Angeles
5.1.1 Überblick
5.1.2 Die Region Los Angeles als Musterbeispiel einer polyzentrischen Agglomeration
5.1.3 Ethnische und sozio-ökonomische Segregation und daraus resultierende Konflikte
5.1.4 Wasserversorgung
5.2 San Francisco und die Bay Area
5.2.1 Überblick
5.2.3 High-Tech-Region Silicon Valley
5.3 Die Region Seattle
5.3.1 Überblick
5.3.2 Cascadia und der urbane Korridor Portland-Seattle-Vancouver

6. Abschließende Bemerkungen

7. Ausgewählte Literatur

Internet-Adressen

1. Einleitung

Die Staaten der US-Westküste gehören zu den dynamischsten Wachstumsregionen der USA. Kalifornien, Oregon und Washington zeichneten sich in den letzten Jahrzehnten jeweils durch eine deutliche Bevölkerungszunahme (Kalifornien ist mit 33,9 Mio. Einwoh­nern (2000) der mit Abstand bevölkerungsreichste aller US-Bundesstaaten) sowie eine rasch expandierende Wirtschaft aus. Besonders die drei größten städtischen Agglomeratio­nen an der US-Pazifikküste – Los Angeles, San Francisco und Seattle – traten in diesem Zusammenhang als ausgeprägte Wachstumspole auf. Dieses Wachstum brachte jedoch nicht nur Vorteile mit sich. Vielmehr stellte es die Regionalentwicklung vor eine Reihe dringlicher Aufgaben. Wie sich die Entwicklung in den drei genannten Stadtregionen abspielte und wie die Regionalentwicklung mit den sich aus dem Wachstum ergebenden Problemen und Herausforderungen umging bzw. umgeht, soll auf den folgenden Seiten ein wenig beleuchtet werden.

Dabei soll zunächst der Begriff „Regionalentwicklung“ erklärt und danach auf einige der Besonderheiten eingegangen werden, welche die Regionalentwicklung in den USA kennzeichnen. Im vierten Kapitel werden dann einige Teilbereiche bzw. Problemfelder der Regionalentwicklung vorgestellt, die in allen drei oder zumindest in zwei der Stadtregio­nen von Belang sind. Dazu gehören die im Kontext der Suburbanisierung auftretende Zersiedelung, der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur und des öffentlichen Personennahver­kehrs sowie der Bereich der Erdbebenvorsorge. Im fünften Abschnitt werden schließlich separat einige Aspekte der Regionalentwicklung angesprochen, die sich speziell auf je­weils eine der verstädterten Regionen beziehen.

2. Zum Begriff der Regionalentwicklung

Unter dem Begriff der Regionalentwicklung versteht man im Allgemeinen Maßnahmen, mit deren Hilfe die wirtschaftliche Entwicklung einer Region unterstützt werden soll. Insbesondere in Regionen mit zurückgebliebener wirtschaftlicher Entwicklung sollen Wachstumsprozesse in Gang gesetzt werden, um regionale Disparitäten auszugleichen und die Lebensgrundlagen für die Bevölkerung in diesen Regionen zu sichern und zu verbes­sern. (In Deutschland ist die Schaffung gleichwertiger Lebensbedingungen in allen Regio­nen im Grundgesetz festgeschrieben.) Dabei versteht man unter wirtschaftlicher Entwicklung einer Region nicht nur eine quantitative Zunahme des Sozialprodukts, sondern auch eine strukturelle Veränderung. Folglich müssen bei der Regionalentwicklung auch soziale, kulturelle und politische Besonderheiten einer Region berücksichtigt werden. Die endogene Regionalentwicklung versucht dabei im Rahmen eines klassischen „Bottom-Up-Ansatzes“ insbesondere Kräfte aus der Region „von unten“ heraus zu nutzen, um die Regionalwirtschaft mit diesen endogenen Potentialen zu stützen oder zu entwickeln. Ziel der nachhaltigen Regionalentwicklung ist es in erster Linie, eine dauerhafte Entwicklung der Region zu erreichen. In diesem Kontext wird versucht, mit Hilfe ganzheitlicher Kon­zepte, welche die Bereiche des Sozialen bzw. Politischen, der Ökonomie und Ökologie umfassen sollen, Entwicklungsziele zu definieren, die anschließend unter Beteiligung der Betroffenen der Region umgesetzt werden sollen (vgl. Spektrum Lexikon der Geographie).

3. Regionalplanung in den USA

Regionalpolitik spielt sich auf einer Ebene zwischen der Staats- oder Landesebene und den Kommunalverwaltungen ab. In der Verfassung der USA wie auch in den Verfassungen der einzelnen Bundesstaaten ist eine solche Ebene zwischen Bundesstaaten und Counties jedoch nicht vorgesehen. Zwar werden auch in den USA die verschiedenen staatlichen Ebenen regionalpolitisch tätig; so wird z.B. der Bund vor allem beim Schutz vor Naturka­tastrophen und bei der Förderung wirtschaftlich benachteiligter Gebiete regionalpolitisch aktiv. Einen konstitutionellen Rahmen mit klar definierten Planungskompetenzen, wie er letztlich die Voraussetzung für eine explizite Regionalpolitik darstellt, gibt es jedoch nicht (vgl. Osterhoff 1999, S. 8-10).

Problematisch ist außerdem, daß die Kommunen in den USA eine relativ weitrei­chende Autonomie gegenüber den Staaten bzw. dem Bund genießen. Auch auf der lokalen Ebene nehmen die Kommunen die stärkere Position gegenüber den Counties ein, die nicht zuletzt davon abhängig sind, welche Kompetenzen die Kommunen an sie abzugeben bereit sind. Eine Folge dieser weitreichenden Autonomie der Gemeinden ist eine ausgeprägte gebietskörperschaftliche Zersplitterung vor allem der Großstadträume. Da die Umlandge­meinden in den Metropolitan Areas gegenüber den Kernstädten planungsrechtlich selb­ständig sind, wird ein gemeinsames Vorgehen der Städte und Counties auf regionaler Ebene erheblich erschwert. Zudem sind die Interessen der Kernstädte und die der umlie­genden Gemeinden, in denen in der Regel das Wachstum stattfindet, oft entgegengesetzt, so daß eine umfassende Regionalplanung eher selten zustande kommt (vgl. Osterhoff 1999, S. 8).

4. Gemeinsame Teilbereiche und Problemfelder der Regionalentwick­lung in den verstädterten Regionen der US-Westküste

4.1 Gebietskörperschaftliche Fragmentierung und Urban Sprawl

Das in Abschnitt 3 angesprochene Problem der gebietskörperschaftlichen Fragmentierung und der zum Teil daraus resultierende urban sprawl in den amerikanischen Großstadträu­men betrifft natürlich auch die Großräume San Francisco, Seattle und Los Angeles. Um sich diesen und anderen Problemen zu stellen haben sich in allen drei Großräumen regio­nale Vereinigungen bzw. Körperschaften gebildet, die trotz der genannten Schwierigkeiten versuchen, Counties und Städte einer Metropolitan Area gemeinsam betreffende Aufgaben im Rahmen einer umfassenden Regionalplanung anzugehen, da man offensichtlich erkannt hat, daß ein erfolgreiches Vorgehen nur so möglich ist. Hier ist beispielsweise für den Großraum Los Angeles die Southern California Association of Governments (SCAG) zu nennen. Sie fungiert als Metropolitan Planning Organization, in der sich die Verwaltungen von sechs Counties (sowie von Städten in diesen Counties) mit einer Fläche von insgesamt mehr als 38.000 Quadratmeilen und einer Gesamtbevölkerung von über 17 Mio. Einwoh­nern zusammengeschlossen haben (vgl. Abb. 1). Sie ist damit die größte derartige Vereini­gung in den USA. In dem von der SCAG konzipierten und 1996 endgültig verabschiedeten Regional Comprehensive Plan and Guide sind die grundlegenden Planungsziele für den Großraum Los Angeles niedergelegt worden (vgl. Abb. 2). Vor dem Hintergrund des an­haltenden Bevölkerungswachstums in der Region kommt der Schaffung neuen Wohn­raums, der Schaffung neuer Arbeitsplätze und der Bewältigung des Verkehrsaufkommens besondere Bedeutung zu.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Die Planungsregion der Southern California Association of Governments (aus: Klohn u. Windhorst 1997, S. 61)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Leitziele der Entwicklungsplanung für den Großraum Los Angeles nach dem Regional Comprehensive Plan and Guide der SCAG (aus: Klohn u. Windhorst 1997, S. 62)

Im Großraum San Francisco existiert mit der Association of Bay Area Governments (ABAG) ein mit der SCAG vergleichbares Planungsinstrument. Ihr gehören die neun an die San Francisco Bay angrenzenden Counties, zahlreiche Städte, zwei Seehäfen sowie eine Reihe von Behörden und Körperschaften aus der Region an. Im Großraum Seattle ist es vor allem der Puget Sound Regional Council (PSRC), der als regionalplanerischer Ak­teur auftritt. Beim PSRC handelt es sich ursprünglich um einen regionalen Zweckverband, der 1954 als Seattle Metropolitan Council gegründet und seitdem immer wieder umstruk­turiert und in seinen Zuständigkeiten verändert wurde. Zweckverbände sind Sonderkörper­schaften, an die von den einzelnen Gemeinden bestimmte Zuständigkeiten – meist die Bereitstellung von technischen Dienstleistungen wie z.B. Wasserversorgung, Feuerwehr, öffentlicher Personennahverkehr oder Müllentsorgung – delegiert werden. Sie stellen damit eine Möglichkeit dar, zur Lösung von die gesamte Region betreffenden Problemen auch auf regionaler Ebene tätig zu werden. Der heutige PSRC schließt die Counties King, Pierce, Snohomish und Kitsap sowie 64 Städte, drei Häfen und zwei Behörden des Staates Washington ein und ist heute hauptsächlich für die regionale Verkehrsplanung und die Re­gionalplanung im Rahmen des Growth Management Act verantwortlich (vgl. Osterhoff 1999, S. 8-9). Der Growth Management Act ist ein vom Staat Washington im Jahre 1990 erlassenes Gesetz, mit dem ein intelligentes Wachstumsmanagement ermöglicht werden soll. Die vier darin festgeschriebenen Hauptziele sind (vgl. Calthorpe u. Fulton 2001, S. 163):

- Fokussierung des Wachstums auf Urban Growth Areas, d.h. auf bereits bestehende urbane Zentren
- Koppelung neuer Entwicklungsprojekte an die gleichzeitige Bereitstellung der nöti­gen Infrastruktur (Verkehrsanbindung etc.)
- Bereitstellung bezahlbaren Wohnraumes durch die lokalen Verwaltungen
- Erhaltung und Schutz natürlicher Landreserven

Die Umsetzung dieser Ziele wurde den einzelnen Gemeinden und Counties überlas­sen, die zu diesem Zweck einen eigenen comprehensive plan für ihren jeweiligen Gel­tungsbereich aufstellen sollten. Um die einer derartigen Planung seit jeher eher abgeneigten Kommunen zu „motivieren“, kann der Gouverneur die Zuweisung finanzieller Mittel von Seiten des Staates an planungsunwillige Kommunen so lange unterbinden, bis diese einen gültigen Plan vorlegen (vgl. Osterhoff 1999, S. 13). Für die vier Counties am Puget Sound stellte der Growth Management Act das ideale Mittel dar, um die in Vision 2020 – einem seit 1987 von lokalen Politikern und für eine Kontrolle des Wachstums ein­tretenden Aktivisten aus der gesamten Region ausgearbeiteten Regionalplan – enthaltenen Konzepte in die Tat umzusetzen. Alles in allem ist der Growth Management Act „das wohl umfassendste Planungsgesetz der Vereinigten Staaten“ (Osterhoff 1999, S. 14).

Eine wichtige Komponente des Growth Management Act ist die sog. Urban Growth Area (UGA). Die Counties und Städte im Großraum Seattle wurden dazu verpflichtet, gemeinsam eine offizielle Urban Growth Area auszuweisen, d.h. ein zusammenhängendes Gebiet, innerhalb dessen sich alles zukünftige Wachstum abspielen soll. Damit sollte die bestehende physische Form der Stadtregion – ein langgestreckter schmaler Streifen mit Nord-Süd-Ausrichtung zwischen Puget Sound und Lake Washington – erhalten werden (vgl. Abb. 3). Hintergrund war das starke sub- bzw. exurbane Wachstum, das sich immer weiter in bis dahin ländliche Gebiete ausbreitete und zu enormem Flächenverbrauch, Zer­siedelung im Hinterland und einem „Ausfransen“ an den Rändern der Agglomeration führte (urban sprawl). In diesem Zusammenhang spricht man auch von leapfrogging und meint damit einen in den meisten amerikanischen Großstadträumen zu beobachtenden Prozeß, bei dem private Investmentgesellschaften unabhängig von einer zentralen Stadt- bzw. Regionalplanung Wohnsiedlungen, Gewerbeparks und Einkaufszentren gleichsam auf der grünen Wiese und meist mit den Freeways als Leitlinien errichten. Die von den Counties und Städten der Region Seattle mit Unterstützung des Puget Sound Regional Council ausgearbeitete UGA (siehe Abb. 3) umfaßte schließlich 1.000 Quadratmeilen, was etwa 15 % der Gesamtfläche der Region von 6.000 Quadratmeilen entspricht; auf dieser Fläche konzentrieren sich jedoch ca. 85 % der Gesamtbevölkerung der Region. Die Effek­tivität der Strategie zeigt sich u.a. darin, daß die überwältigende Mehrheit der jedes Jahr errichteten Wohneinheiten innerhalb der UGA errichtet wird: 1997 wurden nur 19 % aller Wohneinheiten außerhalb der UGA gebaut, und dieser Anteil verringert sich jedes Jahr mehr (vgl. Calthorpe u. Fulton 2001, S. 164-165). Im Großraum San Francisco gibt es mit der Smart Growth Strategy bzw. dem Regional Livability Footprint Project eine ähnliche, von zahlreichen Beteiligten aus der Politik und aus dem privaten Bereich gemeinsam entwickelte Strategie, mit der Zersiedelung und übermäßiger Flächenverbrauch verhindert und die Landnutzung in der Bay Area so gestaltet werden soll, daß eine Steuerung des Wachstums und damit letztlich eine nachhaltige Entwicklung ermöglicht wird (vgl. Association of Bay Area Governments).

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Fin de l'extrait de 34 pages

Résumé des informations

Titre
Regionalentwicklung sowie Planungsstrategien in den verstädterten Regionen der US-Westküste
Université
Catholic University Eichstätt-Ingolstadt
Note
2,0
Auteur
Année
2004
Pages
34
N° de catalogue
V70454
ISBN (ebook)
9783638616102
ISBN (Livre)
9783638844604
Taille d'un fichier
10704 KB
Langue
allemand
Mots clés
Regionalentwicklung, Planungsstrategien, US-Westküste, Kulturgeographie, Humangeographie, Anthropogeographie, Stadtgeographie, Regionalplanung, Bay Area, San Francisco, Cascadia, Seattle, Los Angeles, Verkehrsplanung, Erdbeben
Citation du texte
Bernd Steiner (Auteur), 2004, Regionalentwicklung sowie Planungsstrategien in den verstädterten Regionen der US-Westküste, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/70454

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